Seine andere große Antriebsfeder, neben seinem Bedürfnis zu herrschen, ist seine Sucht, vor anderen als der Überlegene dazustehen. Das bringt ihn regelmäßig in die Bredouille.
Ich besitze beispielsweise ein kleines nettes Häuschen mit großem Garten, in dem wir leben. Aber für ihn ist es kein angemessenes Prestigeobjekt. Deshalb beschwert er sich fortwährend: ‚Ich will und kann nicht so eingesperrt leben.‘ Kommt aber Besuch, dann verkündet er ganz abgeklärt und aufgeräumt: ‚Ach, ich bin ja froh, dass das Haus nicht so groß ist, denn dann muss ich nicht so viel Rasen mähen und Staub saugen.‘ Auf diese Art erreicht er wieder, wessen er bedarf: Alle bewundern ihn für seine Bescheidenheit und Vernunft.
Dennoch nutzte er das Thema Haus ununterbrochen, um mich zu quälen und herabzusetzen. Irgendwann habe ich dann begriffen, dass wir nie eine richtige Familie sein werden und mein Haus nie wieder zu dem Heim wird, wie es vor seiner Zeit war. Ich sagte deshalb: ‚Alles klar, ich habe verstanden; ich lege auch keinen Wert mehr darauf, mit einem unzufriedenen Mann zu leben. Wir lassen uns scheiden, und du ziehst aus.‘ Da sah ich den Schock in seinen Augen, als er begriff, dass sein schönes Druckmittel nicht mehr wirkte und sich sogar gegen ihn gerichtet hatte. Seither war der Terror um das Haus verpufft, aber gegen die Scheidung wehrte er sich vehement. Seine einzige Äußerung war: ‚Wenn ich nicht glücklich bin, dann sollst du das auch nicht sein!‘ Und dafür sorgte er geflissentlich.
Ende letzten Jahres eskalierte die emotionale Gewalt. Beispielhaft für einen ganz gewöhnlichen Abend ist folgendes Ereignis: Ich stehe vor dem Spiegel und mache mich zum Ausgehen zurecht. Er geht vorbei: ‚Wie siehst du nur bekloppt aus und wie bist du alt geworden.‘ Ich reagiere nicht, also wird die Provokation gesteigert. ‚Du bist genauso widerlich wie die Leute, mit denen du zusammen bist. Aber wen wundert das. Du bist ja krank im Kopf. Mit dir stimmt doch etwas nicht.‘
Anfangs habe ich geweint und gebettelt, er möge aufhören, dann hat er verbal noch mal nachgetreten. Daraufhin war ich wie ein in die Ecke gedrängtes, verwundetes Tier und habe um mich geschlagen. Er sagte dann: ‚Guck dich doch einmal an, du bist ja nur noch ein aggressives Nervenbündel.‘ Und ich sei deshalb auch am Scheitern der Beziehung schuld. Gut, dass auch er aus Versehen zugegeben hatte, dass die Beziehung gescheitert war.
Nun habe ich einen neuen Weg beschritten und meine ersten Erfolge erzielt. Ich habe ihm kürzlich ganz ruhig auf seine Gemeinheiten erwidert: ‚Weißt du, das Gute an jahrelangem Psychoterror ist, dass man irgendwann abstumpft. Ich kenne das alles rauf und runter. Du kannst es auch lassen.‘ Und siehe da, seither ist es ruhiger. Dennoch muss ich immer auf der Hut sein und mir meine Rüstung in seinem Beisein anlegen. Aber die Angst, die ich früher hatte, wenn ich ihn nur hörte, ist fast weg. Ich habe nun die Scheidung eingereicht. Sein Kommentar war ganz selbstbewusst: ‚Das kannst du nicht allein entscheiden!‘ Aber ich sah wieder die totale Verunsicherung in seinem Blick.
Jetzt ist er ausgezogen, nach dem Trennungsjahr kann die Scheidung vollzogen werden. Nun kommt allerdings die nächste Herausforderung auf mich zu. Auch die Trennung lässt mich in einer Art Endlosschleife mit ihm schweben. Meine Tochter hängt an ihm und ich werde, bis sie erwachsen ist, nicht umhinkommen, mit ihm in Kontakt zu bleiben und um Umgangsrechte, Unterhalt usw. zu kämpfen. Und er wird jede Gelegenheit nutzen, in ihrer Gegenwart schlecht über mich zu sprechen und wo immer er kann seine Lügen über mich verbreiten. Denn für andere ist er ja der sympathische, bescheidene und fürsorgliche Familienvater.“
Fazit:
Psychopathen verbrauchen ihre Opfer. Nur der Ausstieg aus der Beziehung ist die Rettung. Handeln Sie deshalb, selbst wenn mit neuen Herausforderungen zu rechnen ist.
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