Es kann bei kurzen Affären der Fall sein, dass sich der psychopathische Partner gar nicht eifersüchtig zeigt. Das ist dann der Fall, wenn seine Eroberung von Anfang an als „durchlaufender Posten“ angedacht ist. Das Gleiche gilt möglicherweise bei jenen Beziehungen, die ihm schon lange überdrüssig geworden sind.
Doch auch dann, wenn Ihr Partner berechtigten Grund zur Eifersucht hat, weil Sie sich zu einem anderen Menschen hingezogen fühlen, kommen seine Reaktionen aus kranken emotionalen Bereichen, für die Sie nicht verantwortlich sind. Es ist Ihr Recht zu lieben, wen immer Sie möchten. Und am wenigsten schulden Sie einem Psychopathen Ihre Liebe und Gefolgschaft. Das sollten Sie nie vergessen.
Fazit:
Steigen Sie nie in irgendeiner Form innerlich und äußerlich in seine Eifersuchtsszenarien ein und halten Sie sich aus seinen kranken Fantasien heraus.
Zum Schluss möchte ich Ihren Blick noch auf einige weitere Merkmale/Instrumentarien psychopathischer Abartigkeiten richten, die Sie ebenfalls interessieren sollten. Doch im Wesentlichen werden Sie diese Merkmale im Buch wiederfinden:
→ Sie buckeln nach oben und treten nach unten.
→ Sie kennen weder Reue noch Schuldgefühle.
→ Sie arbeiten mit Dressurmethoden wie Zuckerbrot und Peitsche.
→ Sie erzeugen Machtgefälle.
→ Alles wird den eigenen Interessen untergeordnet.
→ Sie glauben an das, was sie sehen, ohne zu wissen, was sie sehen.
→ Sie können sich auf keine Diskussion einlassen, sondern benutzen Totschlagargumente.
→ Sie kennen keine Dankbarkeit.
→ Sie sind missgünstig gegenüber dem Glück anderer.
→ Sie sind neidisch auf vorteilhafte Eigenschaften anderer, die sie nicht besitzen.
Psychopathische Schwachstellen
Sie wissen: So überheblich diese Menschen auch wirken und so faszinierend ihre Aura der Unerschrockenheit auch scheinen mag, ihre vermeintliche Stärke ist nichts anderes als das Resultat frühkindlicher massiver Überlebensängste. Nicht ohne Grund sieht sich ein Individuum gezwungen, die Entwicklung empathischer Gefühle auf so drastische Weise zu beschränken und schmerzhafte Erfahrungen so massiv zu verbarrikadieren.
Wir wissen weiter, dass eine große verwundbare Stelle ihr unstillbares Streben nach Anerkennung und Wertschätzung ist. Offensichtlich empfinden Psychopathen durch die Achtung anderer Menschen die Sicherheit, die in der Kindheit zu entwickeln ihnen verwehrt geblieben ist. Doch dieses Surrogat kann nur so lange wirken, wie sie nicht angegriffen oder in Frage gestellt werden. Sie als betroffener Partner wissen aus eigener Erfahrung, dass die kleinste Kritik große Reaktionen zutage gefördert hat. Das war nichts anderes als der Versuch, Unsicherheit mit Aggression und Drohgebärden zu überspielen. Es war nie ein Zeichen von Stärke oder Wehrhaftigkeit. Es war eher im Gegenteil eine Reaktion auf das unheilvolle Gefühl, den Boden unter den Füßen verlieren. Sie brechen schnell ein, wenn sie eine Schmach erleiden und nicht durchgehend in ihrer Lebenslüge bestätigt werden.
Es bedarf nicht vieler Erklärungen, um nachvollziehen zu können, dass diese Menschen, die nach außen etwas repräsentieren wollen, das nicht vorhanden ist, unter Dauerspannung stehen. Denn jederzeit ist von allen Seiten mit Erschütterungen zu rechnen. Psychopathische Personen reagieren deshalb extrem verletzlich, wenn sie
→ für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden,
→ befürchten, verurteilt zu werden,
→ ausgelacht oder lächerlich gemacht werden,
→ der Lüge überführt werden,
→ an zweiter Stelle stehen müssen,
→ durchschaut werden,
→ gedemütigt werden,
→ abgelehnt werden,
→ ignoriert werden,
→ nicht ernst genommen werden,
→ sich durch den Wissensvorsprung anderer übertrumpft sehen usw.
Je mehr Courage Sie zeigen lernen und je weniger Sie einem psychopathischen Charakter huldigen, desto mehr wird sich folglich das Kräfteverhältnis ändern. Um jeden Deut, den Sie stärker werden, wird er an Boden verlieren. Übrigens macht ihm nicht nur der Angriff auf seine Maske zu schaffen. Auch die Angst vor dem Altwerden ist für ihn allgegenwärtig. Mit dem Alter nimmt bekanntlich die Attraktivität eines Menschen ab. Besonders beängstigend gestaltet sich dies für jene, die mit ihrer Anziehungskraft ihre Mitmenschen beeinflussen und abhängig machen.
Ab und an ein kleiner besorgter Satz wie: „Du siehst plötzlich so alt aus“, oder „du bist in den letzten Wochen um Jahre gealtert“, kann Ihnen einen kleinen Triumph in Ihrem schweren Dasein schenken. Wir werden noch konkret auf solche Schwachstellen eingehen.
Würde sein Partner und alle anderen Menschen in seinem jeweiligen Beziehungsfeld sein Spiel durchschauen und alle Angst verlieren, würde dies dem Psychopathen ein armseliges Leben am Rande der Gesellschaft bescheren. Wie sollte er aus sich heraus auch Kräfte generieren, wenn er seine Lebenskraft beinahe ausschließlich aus der Gutmütigkeit, der Hilflosigkeit und der Ohnmacht seiner Opfer bezieht. Keiner, der nicht ausgeprägte masochistische Tendenzen besäße, wäre noch bereit, sein Leben für einen liebesunfähigen, beziehungsresistenten und kaltblütigen Blender wegzuwerfen. Aus diesem Mangel heraus generieren psychopathische Charaktere die eben genannten Eigenschaften und Werkzeuge, um ihre Umwelt zu täuschen und zu beherrschen.
Was Betroffene berücksichtigen sollten
Zu Beginn dieses Kapitels möchte ich eine Klientin sprechen lassen, deren Erlebnisse beispielhaft für die Beziehung mit einem psychopathischen Menschen sind und die für sich daraus die richtigen Schlüsse ziehen konnte. Irgendwann, nach einem langen Leidensweg, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, dass sie jahrelang falsch reagiert und versucht hatte, Zufriedenheit und Harmonie wiederherzustellen. Denn Frieden und Gemeinsamkeit gibt es mit einem Psychopathen nie. Die Befreiung liegt allein im Wissen um die Aussichtslosigkeit der Beziehung und in angemessenen Handlungen. Deshalb ist ihre Erfahrung repräsentativ für die Erlebnisse aller Leidensgenossen und dessen, was sie anerkennen müssen.
„Lange Zeit suchte ich nach Antworten auf das Verhalten meines Mannes. Mich beschäftigten Fragen wie: Warum ist er so‚ warum tut er mir das an, warum habe ich so etwas verdient, was stimmt bei mir nicht, dass er mich so behandelt usw. Mittlerweile hat sich in meiner Bedürfnislage vieles verändert und ich möchte nicht mehr wirklich wissen, was ihn bewegt, sondern welche Rolle ich in dieser Dynamik gespielt habe und immer noch spiele: Warum lasse ich mich so behandeln, wie bin ich da hineingeraten, was sind meine Muster usw.?
Mir wurde erst unlängst klar, dass ich kopflos reagiere, wenn mich jemand anschreit. Wenn er brüllte, wollte ich nur das Brüllen abstellen und habe alles getan, damit er damit aufhört. Er hatte meine Schwachstelle viel früher erkannt als ich, denn er lachte mich aus und sagte: ‚Du bist ja so schön berechenbar. Bei dir muss ich nur auf den Knopf drücken und ich weiß, wie du reagierst.‘ Dieser Satz hatte mich wachgerüttelt.
Mein Mann hat mich in den letzten Jahren durch Brüllen, Drohen und seinen unaufhörlichen subtilen Terror kleingemacht. Lange fehlten mir die Worte. Ich war wie gelähmt vor Angst, konnte aber gar nicht sagen wovor, denn er schlug mich ja nicht körperlich. Außerdem änderte er von einer Sekunde zur anderen seine Taktik, und ich stand immer da wie diejenige, die alles falsch bewertet hatte. Das führte zu einer großen inneren Verunsicherung.
Einmal kam ich beispielsweise eine halbe Stunde später als gewöhnlich von der Arbeit. Er empfing mich mit Gebrüll, das er zwei Stunden ohne Unterbrechung durchhielt. Er warf mir übelste Beschuldigungen an den Kopf. Das Schlimmste war, dass mein dreijähriger Sohn diese Szene mitansehen musste. Dann plötzlich, als sei nichts gewesen, legte er den Schalter um, war gut gelaunt und entspannt, während ich immer noch tränenüberströmt dasaß. ‚Jetzt machen wir uns einen schönen Abend und schauen etwas im Fernsehen.‘ Ich war erleichtert, dass der Terror vorüber war, konnte es aber nicht fassen und war verwirrt und traurig. In der Folge bin ich immer von der Arbeit nach Hause gerast, um ihm keinen neuen Anlass für ähnliche Szenarien zu geben. Entschuldigungen für sein aggressives Verhalten mir gegenüber gab es nie. ‚Das ist doch Schnee von gestern, in jeder Ehe gibt es einmal Streit‘ oder ‚du bist doch selbst schuld an allem gewesen‘ waren seine üblichen Sprüche.
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