1 ...7 8 9 11 12 13 ...16 Fazit:
Rechnen Sie damit, dass Sie nur wenig über das Leben Ihres Partners wissen.
Vorteilsbeschaffung
Sehen Sie den Tatsachen ins Auge und misstrauen Sie grundsätzlich allen Versprechungen eines Psychopathen, denn er wird sie nie einhalten. Sollte das doch einmal der Fall sein, dann nur um seines eigenen Vorteils willen, aber ganz sicher nicht aus Liebe oder moralischer Verpflichtung. Wann immer Sie dazu tendieren, ihm erneut zu vertrauen oder abermals auf Versprochenes zu hoffen, möchte ich Ihnen sehr ans Herz legen, sich zu erinnern, dass Ihre ganze Misere dadurch entstanden ist, dass Sie schon einmal seinen vielversprechenden und haltlosen Worten vertraut haben. Bestimmt auch dann noch, als diese sich als unwahr herausgestellt und sich gegen Sie gerichtet haben. Sie haben es getan, weil Sie bereit waren zu lieben, zu vergeben und immer wieder einen Neuanfang zu wagen. Dies alles zeigt nur, dass Sie selbst eine großartige Persönlichkeit mit einem weiten Herzen sind. Nur ist es leider so, Sie wissen es, dass psychopathische Charaktere gerade wegen der liebenden Herzen ihrer Partner mit ihren verlockenden Versprechungen andocken können. Aber was sind schon schöne Worte? Sie kosten nichts, sind aber sehr nützlich. Was also zählen muss, sind Taten. Blicken Sie zurück auf Ihre Erfahrungen – sie sind immer höher einzuschätzen als jede Theorie. Sie sind ein ernst zu nehmender Ausdruck der Wirklichkeit und sollen Sie daran erinnern, dass Ihr Psychopath sich selbstgefällig in einer moralfreien Zone sonnt, während Sie die Konsequenzen seiner Verführungskünste und seines Handelns durchleiden müssen.
Ich möchte Ihnen zu diesem Thema von einem typischen Beispiel mit ernüchternden Folgen berichten. Dieses Mal von einer Frau mit psychopathischen Mustern, die ich Anne nennen werde. Wie Sie gleich erfahren werden, war sie Meisterin darin, sich ohne Mühe die größten Vorteile zu verschaffen. Sie hatte für ihre Verhältnisse perfekte Arbeit geleistet, das muss man ihr lassen.
Anne ist sehr erfolgreich in der Immobilienbranche tätig. Etwa ein Jahr vor ihrer Hochzeit erwarb sie ein Immobilien-Paket mit mehreren Häusern und Wohnungen in jeweils verschiedenen Städten. Das Angebot war so verlockend, dass sie die einzelnen Objekte nicht einmal in Augenschein nahm. Ein kleiner Wermutstropfen war allerdings, dass sich ein Teil des Immobilien-Pakets, eine Vier-Zimmer-Wohnung in einem sehr großen Objekt, in einer sozial schwachen Gegend befand und verhältnismäßig geringe Mieteinnahmen einbrachte.
Aber Anne war zu sehr Geschäftsfrau und schlau genug, um zu wissen, dass der Deal dennoch grandios war. Nach dem Erwerb stellte sich allerdings heraus, dass das Verwalten dieser besagten Wohnung auch noch lästig und zeitaufwendig war. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten, Schäden, Mietausfall usw., womit sie ihre kostbare Zeit nicht verschwenden wollte. Anne besann sich also auf ihre eigentlichen Stärken und fasste eine für sie geniale Entscheidung.
Gleich nach ihrer Hochzeit bat sie ihren Mann, ihr diese Wohnung abzukaufen. Sie seien doch jetzt eine Familie, deshalb sei es ohnehin gleichgültig, wessen Name auf der notariellen Urkunde stehe. Auf diese Weise würden sie beide, wie ihr Steuerberater errechnet hätte, eine Menge Geld sparen. Er, verliebt wie er war, vertraute ihr und übernahm die Wohnung.
Eines Tages, als man die Ehe schon ohne Übertreibung einen einzigen Albtraum nennen konnte, stöberte er in ihren Verträgen und musste mit Schrecken feststellen, dass sie ihm die Wohnung zum doppelten Preis veräußert hatte.
Er rief daraufhin die Hausverwaltung des Objekts an, um sich nach dem aktuellen Verkaufswert zu erkundigen. Dann kam das nächste Erwachen. Viele Wohnungen standen leer und waren seit längerer Zeit erfolglos zum Verkauf ausgeschrieben, was die Preise folglich in den Keller stürzen ließ. Seine Verschuldung war durch den überzogenen Ankaufspreis trotz der jahrelangen Tilgungen somit immer noch mehr als doppelt so hoch wie der zu erwartende Erlös. Er konnte also nicht verkaufen und muss noch für lange Zeiten weiterzahlen.
Und ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass der gemeinsame Ehevertrag von ihrem Notar entworfen wurde und selbstverständlich eine Gütertrennung vorsah. Auch hier hatte er ihren Worten von Familie und ewiger Liebe mehr vertraut als einem notariellen Vertrag, der klare Fakten schuf.
Nun ja, wer kennt das nicht: Wer liebt, stellt keine Fragen und zweifelt nicht. Liebe macht bekanntlich blind. Die Ehe wurde zur Katastrophe, der Mann war verschuldet, und der Ehevertrag sah keine noch so kleine Absicherung oder Entschädigung im Fall einer Trennung vor. Was für eine traurige Bilanz am Ende einer großen Liebe!
Fazit:
Unterzeichnen Sie nie etwas, ohne sich über den Sachverhalt zu informieren und Ihre Rechte vollumfänglich abzusichern.
Schuldzuweisungen
Ihre eigene Erfahrung wird es bestätigen: Ganz gleich, was geschieht, ein Psychopath ist nie schuld an irgendetwas. Deshalb werden Wahrheiten verdreht und sofort Gegenbeschuldigungen erhoben. Ist das nicht machbar, wird das Gesagte als Scherz, Missverständnis oder Ähnliches heruntergespielt. Jedenfalls wird er dafür sorgen, dass an ihm nichts hängen bleibt. Unterläuft dem Partner jedoch ein kleiner Fehler, ist das sofort Anlass für einen Vorwurf und wird geahndet – Fehler bei anderen dürfen nicht geduldet werden. Psychopathen fühlen sich in solchen Momenten überlegen und erhaben und nutzen die Gelegenheit, ihre „Unfehlbarkeit“ unter Beweis zu stellen und sich selbst zum Vorbild zu erheben.
Jasmin berichtet von ihrem Ex-Partner, der gern und oft auf mehr als peinliche Weise Schuldzuweisungen traf:
„Als mein Ex-Freund am Wochenende unseren vierjährigen Sohn abholte, weigerte er sich, ihn im Kindersitz anzuschnallen. Der eigentliche Grund dafür war, dass er sich von mir bevormundet fühlte, wenn er sich an eine Regel oder Absprache halten sollte. Als ich ihn darauf hingewiesen habe, dass ich ihm das Umgangsrecht verweigere, wenn ich noch einmal erlebe, dass das Kind nicht angeschnallt ist, schrie er mich an, es sei meine Schuld, dass er Paul nicht anschnallen könne: ‚Wenn man so blöd ist, einen Kindersitz zu kaufen, der einer Zwangsjacke gleichkommt, muss man sich nicht wundern, wenn das Kind Panikattacken bekommt.‘ Das ist natürlich vollkommener Blödsinn. Paul liebt seinen Kindersitz und möchte auch angeschnallt werden.
Ich habe mich verstellt, echte Sorge vorgetäuscht und ihn aufgefordert, einen neuen Sitz zu kaufen, in welchem Paul sich angstfrei fühlen kann. Ich teilte ihm mit, dass ich keinen besorgen könne, weil er ja keinen Unterhalt zahle und ich dadurch an meiner finanziellen Grenze sei. Aber da die Sache so gravierend sei, wäre ich sicher, dass er unverzüglich Abhilfe schaffen und alles tun würde, um Paul von seiner Angst zu befreien. Schließlich sei er doch ein sehr verantwortungsvoller Vater. Doch wen wundert es, seitdem habe ich von diesem Thema nichts mehr gehört, und Paul wird stillschweigend angeschnallt.
Ach, und was ich auch auf keinen Fall vergessen möchte zu erwähnen, ist, dass ich außerdem schuld daran bin, dass er wieder mit dem Rauchen begonnen hat. Es war nämlich rücksichtslos von mir, Zigaretten auf dem Tisch liegen zu lassen, als er Paul abholte. So hätte ihn die Lust gepackt, und er habe deshalb wieder mit dem Rauchen angefangen. Wenn Dummheit wehtun würde …“
Jasmin hatte sehr klug auf die Aggressionen reagiert, denn jede Diskussion hätte sie noch mehr zur Zielscheibe gemacht. Sie hatte verstanden, dass mit Argumenten kein Krieg zu gewinnen ist, und hatte ihn auf bessere Weise herausgefordert, indem sie ihm einen inneren Konflikt eröffnet hatte. Nämlich den der Entscheidung, seinen Forderungen Taten folgen zu lassen oder den Mund zu halten. Er hatte sich erwartungsgemäß für die kostenfreie Variante entschieden.
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