„He, Plunder, noch da?“, holte Bruno den Antiquitätenhändler in die Wirklichkeit des Telefonates zurück. „Was springt raus für mich, will ich wissen?“
„Die Sache ist einfach und macht keine großen Schwierigkeiten. Normalerweise zahl’ ich dir für so einen Auftrag einen Tausender, aber die Sache muss heute Nacht noch erledigt werden, deshalb ist diesmal das Doppelte drin!“
„Was isses denn?“
Plunder sah die ganze Zeit auf das Bildschirm-Signal und konnte sich nur mühsam auf das Gespräch konzentrieren.
„Ach, nur so ein Kelch aus der Domsakristei. Irgend so ein religiöser Spinner will den haben. Müsste eigentlich ganz einfach zu beschaffen sein. Die Türen haben nur alte Schlösser, mit jedem Dietrich zu öffnen, und soweit ich weiß, gibt es keine Alarmanlagen wie im Museum.“
„Okay, hört sich nicht schlecht an. Aber die Sache mit dem „eilt“ macht mir Probleme. Ich kann mich so schnell nicht erkundigen, ob das stimmt mit der Alarmanlage. Erhöhtes Risiko, also das Doppelte, viertausend, dann geht von mir aus die Sache klar.“
„In Ordnung“, sagte Plunder, „das müsste dem Kunden die Sache wert sein.“
„Wo steht das gute Stück denn?“
„Keine Ahnung, da musst du dich in der Sakristei umsehen. In einem Schrank vielleicht, was weiß ich, ich war ja noch nie dort!“, entgegnete Plunder sichtlich ungeduldig. Er wollte Bruno jetzt loswerden und das Gespräch beenden, um die E-Mail zu lesen, die sicher von dem unbekannten Kunden kam.
„Okay, ich erledige die Sache“, grunzte Bruno und legte auf. Plunder öffnete sogleich sein E-Mail-Postfach und fand tatsächlich die ersehnte Antwort vor: „Bin interessiert an der Sache. Bitte um nähere Angaben und Preisvorstellung.“
Der erste Schritt ist getan, dachte Plunder, jetzt kommt es darauf an, den Kunden zu ködern und neugierig zu machen.
„Habe die Möglichkeit, den berühmten Kelch des Abendlandes zu besorgen. Absolut zuverlässige Quelle und einzigartiges Stück!“, schrieb Plunder und drückte auf die Taste „Senden“.
Keine zwei Minuten und der Fisch war am Haken: „Wenn es tatsächlich der Kelch ist, kaufe ich. Welche Preisvorstellung?“
Plunder dachte angestrengt nach: Jetzt keinen Fehler machen! Aber was soll’s, wenn der Kunde wirklich jeden Preis zahlt? Und schließlich wollte er sich danach zur Ruhe setzen. Also galt es, so viel zu verlangen, dass er für alle Zeit ausgesorgt hatte. Er entschied sich für eine Summe, an die er noch nie zu denken gewagt hatte:
„Zwei Millionen Euro, jeweils zur Hälfte eingezahlt auf zwei Nummernkonten in der Schweiz. Sie teilen mir die eine Nummer mit bei Auftragserteilung und die andere, wenn Sie das gute Stück haben und sicher sind, dass es das richtige ist.“
Nachdem Plunder die Nachricht verschickt hatte, starrte er noch zwei Stunden auf den Bildschirm, ohne dass eine E-Mail ankam. Dann legte er sich ins Bett. Für ihn ging ein spannender Sonntag zu Ende und im Dom feierten die Dommäuse im Schein der Kerzen bis tief in die Nacht den Gewinn des Jackpots.
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