Selbstverständlich sollte in diesen Fällen auch der Hinweis erfolgen, dass der Mandant bei falschen Angaben nicht nur seinen Versicherungsschutz verlieren, sondern sich auch wegen (versuchten) Versicherungsbetruges strafbar machen kann.
Des Weiteren ist der Mandant darauf hinzuweisen, dass seine Unfallmeldung, sei sie gegenüber dem Haftpflicht- oder dem Kaskoversicherer abgegeben, stets im Strafverfahrengegen ihn verwendet werden kann, auch kann der Sachbearbeiter des Versicherers als Zeuge vernommen werden, selbst wenn der Angeklagte dem widersprechen sollte.
6. Beauftragung eines Sachverständigen
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Mit dem Mandanten ist auch abzusprechen, ob er willens bzw. in der Lage ist, ein aufwändiges und kostspieliges Sachverständigengutachtenin Auftrag zu geben. Wer als Anwalt das Glück hat, einen „Haussachverständigen“ zu haben, mit dem er regelmäßig zusammenarbeitet, kann mit diesem vereinbaren, dass zunächst gegen ein pauschales (geringes) Honorar geprüft werden soll, ob die Aktenlage die Erstattung eines (Partei-)Gutachtens rechtfertigt. Befindet sich in den Akten bereits ein Gutachten, kann entsprechend auch bezüglich eines möglicherweise erforderlichen Gegengutachtens verfahren werden.
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Erst nach der Akteneinsichtkann eingeschätzt werden, welchen Arbeits- und Zeitaufwanddas Verfahren voraussichtlich verursachen wird. Hier spielt selbstverständlich auch die Erfahrung und das Geschick des Anwalts eine große Rolle, denn mit einiger Mühe kann jedes Verfahren unnötig verlängert, mit Wissen und Können aber auch gebührend gestrafft werden.
[1]
Vgl. Klemke/Elbs Einführung in die Praxis der Strafverteidigung, Rn. 369.
[2]
LG Aurich Beschl. v. 8.8.2003, StraFo 2004, 147.
[3]
LG Bremen Beschl. v. 31.5.1985, StV 1986, 210.
[4]
LG Frankfurt/M. Beschl. v. 12.6.1987, StV 1987, 450; so auch AG Mettmann Beschl. v. 10.12.2010, StRR 2011, 124.
[5]
OLG Celle Beschl. v. 28.11.2011, NJW 2012, 1671; Klemke/Elbs Einführung in die Praxis der Strafverteidigung, Rn. 369.
[6]
KG Beschl. v. 28.8.2015, NStZ-RR 2016, 63; Bay.LSG Beschl. v. 9.8.2018, RVGReport 2018, 460; zum Streit eingehend Schmidt/Volpert in Burhoff/Volpert, RVG, Nr. 7000 VV Rn. 34 ff.; 104 ff.
[7]
KG Beschl. v. 28.8.2015, NStZ-RR 2016, 63; OLG Frankfurt/M. Beschl. v. 3.4.2018, NStZ-RR 2018, 231; Schmidt/Volpert in Burhoff/Volpert, RVG, Nr. 7000 VV Rn. 90 ff.
[8]
OLG Frankfurt/M. Beschl. v. 3.4.2018, NStZ-RR 2018, 231.
[9]
So auch Schlothauer Vorbereitung der Hauptverhandlung durch den Verteidiger, Rn. 34.
[10]
Dazu LG Nürnberg-Fürth Beschl. v. 12.1.2011, StraFo 2011, 225.
[11]
BVerfG Beschl. v. 7.12.1982, StV 1983, 137 = NJW 1983, 1043 = NStZ 1983, 131; Meyer - Goßner/Schmitt StPO, § 147 Rn. 15.
[12]
Karlsruher Kommentar- Willnow StPO, § 147 Rn. 10; vgl. dazu nunmehr auch § 32f StPO.
[13]
So auch Burhoff Handbuch für das strafrechtliche Ermittlungsverfahren, Rn. 226 f.; 480.
[14]
OLG Frankfurt Beschl. v. 13.1.2001, StV 2001, 611; BayObLG Beschl. v. 27.11.1990, NJW 1991, 1070; LG Bonn Beschl. v. 9.10.1995, StV 1995, 632; Meyer-Goßner/Schmitt StPO, § 147 Rn. 19.
[15]
Kleinknecht Die Handakten der Staatsanwaltschaft, in: Festschrift für Dreher 1977, S. 721, 726.
[16]
BGH Urt. v. 26.5.1981, BGHSt 30, 131; vgl. dazu auch Beulke Das Einsichtsrecht des Strafverteidigers in polizeiliche Spurenakten, in: Festschrift für Dünnebier, 1982, S. 285 ff.; Burhoff Verteidigung im Ermittlungsverfahren, Rn. 400 ff.
[17]
BVerfG Beschl. v. 12.1.1983, NStZ 1983, 273 = StV 1983, 177; OLG Hamm Beschl. v. 9.1.1984, StV 1984, 194.
[18]
Vgl. zum Umfang der Akteneinsicht auch Burhoff Handbuch für das strafrechtliche Ermittlungsverfahren, Rn. 472 ff.
[19]
So auch Bosbach Verteidigung im Ermittlungsverfahren, Rn. 215 ff.
[20]
So auch Klemke/Elbs Einführung in die Praxis der Strafverteidigung, Rn. 438.
[21]
Jahn in Beck‘sches Formularbuch für den Strafverteidiger, I B 1 b; Beulke/Ruhmannseder Die Strafbarkeit des Verteidigers, Rn. 17 f.
[22]
HansOLG Hamburg Urt. v 10.12.1979, Ehrengerichtliche Entscheidungen 14, 293.
[23]
Einzelheiten bei Beulke/Ruhmannseder Die Strafbarkeit des Verteidigers, Rn. 29 ff.; Bottke Wahrheitspflicht des Verteidigers, ZStW 96 (1984), 726 ff.; Pfeiffer Zulässiges und unzulässiges Verteidigerhandeln, DRiZ 1984, 341 ff.; für ein Beratungsrecht bei der Lüge hingegen u.a. Krekeler Strafrechtliche Grenzen der Verteidigung, NStZ 1989, 146 ff. m.w.N.
[24]
Dazu eingehend Bosbach Verteidigung im Ermittlungsverfahren, Rn. 291 ff.
[25]
BGH Urt. v. 24.8.1993, StV 1993, 623; OLG Celle Urt. v. 31.5.1988, NStZ 1988, 426.
[26]
Karlsruher Kommentar- Griesbaum StPO, § 163a Rn. 14.
[27]
BGH Beschl. v. 27.2.1992, BGHSt 38, 214; BayObLG Beschl. v. 2.11.2004, NZV 2005, 494.
[28]
Vgl. Meyer-Goßner/Schmitt StPO, Einl. Rn. 77.
[29]
BGH Urt. v. 3.7.2007, NStZ 2007, 653; BayObLG Beschl. v. 2.11.2004, NZV 2005, 494.
[30]
AG Bayreuth Beschl. v. 17.10.2002, NZV 2003, 202 mit zust. Anm. Heinrich ; Meyer-Goßner/Schmitt StPO, Einl. Rn. 78.
[31]
AG Bayreuth Beschl. v. 17.10.2002, NZV 2003, 202 mit zust. Anm. Heinrich ; Meyer-Goßner/Schmitt StPO, Einl. Rn. 78.
[32]
OLG Saarbrücken Beschl. v. 6.2.2008, NJW 2008, 1396.
[33]
LG Stuttgart Beschl. v. 20.10.2014, BeckRS 2014, 19703.
[34]
BayObLG Beschl. v. 21.5.2003, NZV 2003, 435.
[35]
BayObLG v. 21.5.2003, NZV 2003, 435; vgl. zur informatorischen Befragung bei Rauschmittelfahrt auch KG Beschl. v. 5.6.2009, NZV 2010, 422.
Teil 1 Das Mandat in Verkehrsstrafsachen› V. Honorarfragen
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Anwälte reden nicht gern vom Geld, vielleicht deshalb, weil sich deren materielle Lage in den letzten Jahren im Durchschnitt immer weiter verschlechterte. Dabei gehört die Strafverteidigung– auch und gerade im Verkehrsrecht– vergleichsweise nicht zu den wirklich lukrativen Feldern anwaltlicher Tätigkeit.[1] Anders als in umfangreichen Beratungsmandaten ist es in Verkehrsfällen zumeist nicht möglich, in nennenswertem Umfang auf Stundenbasis abzurechnen. Darüber hinaus besteht eine starke Fluktuation der Mandanten; ein monate- oder gar jahrelanger, gut honorierter Arbeitsanfall, der Beratungsmandate häufig wirtschaftlich interessant macht, ist hier regelmäßig nicht zu erwarten. Nicht verkannt werden sollte aber, dass Fälle aus dem Verkehrsstrafrecht bei guter Bearbeitung ein Vertrauensverhältnis zwischen Verteidiger und Mandant schaffen, das zu Folgemandaten führen kann. Kein Mandant wird den Anwalt vergessen, der erfolgreich um seinen Führerschein gekämpft hat. Gleichwohl sollten junge Kollegen und Kolleginnen ernsthaft darüber nachdenken, ob sie sich der Strafverteidigung zuwenden wollen. Allein aus wirtschaftlichen Gründen sollte dies jedenfalls nicht geschehen.
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