Christian Schuldt - Ausweitung der Kontingenzzone

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Was hält eine Gesellschaft, die heterogen vernetzt und damit auch zunehmend «exkludierend» ist, noch zusammen?
Was überhaupt stiftet noch gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn die Ideen und Dinge, an die wir uns bislang halten konnten, verschwinden?
Die 'nächste Gesellschaft' folgt dem Differenzierungsprinzip der Vernetzung und erzeugt eine neue Dimension der Kontingenz. Dieser Prozess sorgt für Verunsicherung und Verwerfungen. Doch er eröffnet auch eine Fülle neuer Möglichkeitsräume.
Je weiter die Ausweitung der Kontingenzzone voranschreitet, umso elementarer wird die Suche nach neuen Weichenstellungen für die Gestaltung gesellschaftlicher Verbundenheit.
Christian Schuldt nutzt das Instrumentarium der Systemtheorie, um die gesellschaftlichen Veränderungsdynamiken und Gestaltungspotenziale der vernetzten Gesellschaft auszuleuchten.
Das Themenspektrum reicht von Künstlicher Intelligenz und Innovation bis zu Liebe, Kunst und Religion; von Geld und Gemeinwohl bis zu Jugend, Politik und Klimawandel.

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Jedes Verbreitungsmedium produziert dabei einen kommunikativen „Sinnüberschuss“: Es bewirkt, dass in jeder einzelnen Kommunikation der Gedanke daran mitläuft, was auch woanders und früher oder später gesprochen, geschrieben, gedruckt und errechnet werden kann. Dieser neue Sinnüberschuss überfordert bisherige Gesellschaftsstrukturen. Er bedeutet eine „Katastrophe im mathematischen Sinne“ und löst einen „Attraktorzustandswechsel“ aus (Baecker 2007, 153): Alles organisiert sich neu.

Keine dieser medialen Neoorganisationen geht ohne Wachstumsschmerzen vonstatten. Das gilt auch für die „Katastrophe“, die der Siegeszug der vernetzten Medien mit seiner neuen Dimension des Sinnüberschusses erzeugt. Die bisherigen Sinnüberschüsse – der Referenzüberschuss der Sprache (Verweise auf Abwesendes), der Symbolüberschuss der Schrift (Verweise auf Vergangenheit und Zukunft) und der Kritiküberschuss des Buchdrucks (Verweise auf jederzeit mögliche andere Perspektiven) – werden nun überlagert und ergänzt durch den neuen Kontrollüberschuss des Computers. Die „undurchschaubaren“ Maschinen, die zunehmend an Kommunikation beteiligt sind, beschleunigen die Organisation von Komplexität und erhöhen die Unbeständigkeit.

Konkret heißt das: Immer häufiger müssen wir uns auf maschinell prozessierte Kommunikation verlassen, ohne den Informationsgehalt hinterfragen zu können, zunehmend müssen wir Informationen annehmen und Entscheidungen treffen, ohne die Quelle und Qualität der Daten überprüfen zu können. Das betrifft alle Akteure der Gesellschaft, von Unternehmen, die über Big-Data-Auswertungen rätseln, bis zu Singles, die sich über Dating-Algorithmen kennen lernen. Die Möglichkeiten, vernetzt zu kommunizieren, explodieren förmlich – und verbreiten ein Gefühl des kollektiven Kontrollverlusts.

Die Netzwerkgesellschaft ist undurchschaubarer und unberechenbarer als vorige Gesellschaftsformen. Ihr Weltmodell ist organisch und ökologisch gestaltet: komplex vernetzt und verwoben – und damit radikal unterschieden von den modernen Vorstellungen der Eindeutigkeit, Balancierbarkeit und Steuerbarkeit, die noch die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts prägten. Insgesamt bewirkt die Digitalisierung damit einen Wandel von Berechenbarkeit und Steuerbarkeit zu Unberechenbarkeit und Unvorhersehbarkeit. Der Krisenmodus wird gleichsam zum Normalzustand: „Solange man nicht weiß, wie es weitergeht, vergewissert man sich eines Stands der Dinge, auf den kein Verlass ist“ (Baecker 2018a, 86).

Eben dies macht Kontingenz zu einer elementaren Erfahrung der nächsten Gesellschaft: Im Zuge der Vernetzung gewinnt das Prinzip der Kontingenz eine neuartige, strukturell prägende Dominanz. Denn in Netzwerken geht es nicht mehr, wie in Funktionssystemen, um die Inklusion aller Personen, sondern eher im Gegenteil: Die beteiligten Elemente werden austauschbar. Alle Akteure der Gesellschaft müssen sich deshalb auf das Prinzip der strukturellen Äquivalenz einstellen, um anschlussfähig und kalkulierbar zu bleiben.

Intransparenz: Lost in Transformation

In seinem letzten Buch „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ beschrieb Niklas Luhmann bereits 1997, wie die Computerisierung die Teilnahme an Kommunikation leichter denn je macht – und zugleich kontingenter denn je, weil kaum noch kontrollierbar ist, wer unter welchen Bedingungen mit welchen Botschaften erreicht werden kann. Die Information wird gleichsam von der Quelle gelöst und erhält einen Eigensinn, der weniger von Sendungs- als von Nutzungsabsichten bestimmt ist. Deshalb geht es in der Netzwerkgesellschaft zunehmend um die immer schwieriger zu beantwortende Frage, welche Akteure eigentlich wie und wo kommunizieren und rezipieren.

Aus systemtheoretischer Sicht bedeutet „Digitalisierung“ daher vor allem: Die Gesellschaft wird intransparent und kontingent – undurchschaubar und unberechenbar. Menschen können die algorithmischen Prozesse und Effekte der Computer von außen nicht einsehen oder verstehen, und diese Intransparenz prägt mit fortschreitender Vernetzung auch zunehmend die soziale Kommunikation.

Luhmann verdeutlichte diese Intransparenz am Beispiel des Computer-Bildschirms: Das Display bildet eine Oberfläche, die mit der undurchschaubaren Tiefe der „unsichtbaren Maschine“ (Luhmann 1997, 304) konfrontiert. Denn an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine werden Operationen ausgeführt, die keine eindeutigen oder kausalen Beziehungen zwischen Ein- und Ausgabe zulassen. Diese Unterbrechung von Eindeutigkeit oder Kausalität kennen wir bislang nur aus sozialen Situationen, etwa im Bereich der Kunst. Und, in vorhumanistischen Zeiten: aus Magie und Religion. In beiden Fällen geht es um zeichenhafte Oberflächen, die auf verschlossene Tiefen verweisen.

Die Analogie zu Kunst und Religion macht zugleich verständlich, weshalb wir – positiv wie negativ – fasziniert sind von Prozessen der Automatisierung, warum die Nutzung von Social Media zu Suchteffekten führen kann und weshalb wir nichttrivial reagierenden Maschinen eine „Intelligenz“ zuschreiben. Zwar weist die intransparente Maschinenkommunikation noch lange nicht jene Merkmale auf, die menschliche Intelligenz kennzeichnen, aber sie wirkt „intelligent“. Aus diesem Grund beschreiben wir „smarte“ Maschinen mit Attributen wie „undurchschaubar“ oder „idiosynkratisch“, die zuvor nur Individuen zugeschrieben wurden. Im Gegenzug zelebriert der Mensch seine individuelle Autonomie umso intensiver, mit Hinweisen auf die menschliche Körperlichkeit, Verletzlichkeit und Irrationalität, mit einer Wertschätzung des Spontanen, Emotionalen und Unprogrammierbaren.

In der Netzwerkgesellschaft werden Unvereinbarkeiten und Unreduzierbarkeiten daher nicht nur akzeptiert, sondern sogar gepflegt – mit folgenreichen sozialen und psychischen Verwerfungen. Es herrscht ein „gesellschaftliches Durcheinander“, in dem „kaum jemand weiß, woran er ist“ (vgl. Baecker 2015c, 6). Diese Beobachtungen machen auch deutlich, dass die „Digitalisierung“ kein primär technologisches Phänomen ist, sondern vor allem ein sozialer und kultureller Wandlungsprozess, der neben den technischen auch die soziokulturellen Implikationen digitaler Konnektivität umfasst (vgl. Zukunftsinstitut 2016b, 2018a).

Die schwer – und mitunter auch: gar nicht – kontrollierbare maschinelle Kommunikation beeinflusst die Anschlussfähigkeit der sozialen Kommunikation, mit weitreichenden lebensweltlichen Konsequenzen. Denn auf diese Umstellung ist unsere Gesellschaft nur unzureichend vorbereitet. Die bisherigen strukturellen und kulturellen Gesellschaftsformen sind schlicht nicht geeignet, um diese „entfesselte“ Kommunikation zu verarbeiten. Die entscheidende Frage lautet deshalb: Wie gelingt es der Gesellschaft, diesen medial produzierten Kommunikations-Overflow strukturell und kulturell zu kontrollieren? Welche neuen kulturellen Muster sind dem Umgang mit Intransparenz angemessen?

Niklas Luhmann hielt es für wahrscheinlich, „dass die Beschleunigung der Kontrolloperationen dasjenige Moment sein wird, auf das die Kultur reagieren muss – und dies dann wohl mit einem Verzicht auf eine Positivwertung zeitlicher Beständigkeit“ (Luhmann 1997, 412). Genau das beschreibt der neue Fokus auf Komplexität und Kontingenz in der vernetzten Gesellschaft: Jede digitale oder digitalisierbare Kommunikation umfasst Ungleichartiges und Widersprüchliches – und erhält genau darin einen Sinn, der sich gewissermaßen selbst absichert. Die Kulturform, die es der vernetzten Gesellschaft ermöglicht, den digital produzierten Überschusssinn zu kompensieren, ist deshalb der Modus der Komplexität (siehe III. Reflexion, S. 79).

Eine – wenn nicht die – zentrale Herausforderung für Individuen und Organisationen, aber auch für die gesamte Gesellschaft, lautet deshalb: Lerne, mit diesem Komplexitätsaufkommen umzugehen. Lerne, die vernetzte Komplexität adäquat und zukunftsweisend zu verstehen und zu kontrollieren. Das ist umso schwieriger, als dass dies nicht mehr, wie noch in Vor-Internet-Zeiten, bedeutet, Komplexität möglichst stark zu reduzieren. Im Gegenteil: Heute und künftig gilt es, Komplexität zuzulassen und aufzubauen – weil sie erst dann intelligent kontrolliert werden kann.

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