Hans-Christian Huf - Unterwegs in der Weltgeschichte

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Unterwegs in der Weltgeschichte: краткое содержание, описание и аннотация

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Eine ungewöhnliche und unterhaltsame Darstellung von 5000 Jahren Weltgeschichte.
»Unterwegs in der Weltgeschichte« lädt zu einer spannenden Reise durch das Labyrinth der Weltgeschichte ein. Zu den Halte- und Wendepunkten, den Zwischenstationen, aber auch den Meilensteinen der Geschichte. Nicht immer sind es die ausgetretenen Pfade, häufig sind es eher versteckte Routen, auf denen die Geschichte voranschreitet. Immer aber sind es Orte und Zeiten, die Bewegung signalisieren und anzeigen, dass etwas Neues beginnt. Der große Alexanderzug gehört ebenso dazu wie der Geheimweg, auf dem die Perser den Engpass der Thermopylen überwanden. Natürlich das Mittelalter, als Herrschen für Kaiser oder Könige vor allem Herumreisen, Unterwegs-Sein hieß, aber auch die Seepassagen der Hanse oder der Karawanenverkehr auf der Seidenstraße; von all den Wegen, die nach Rom, zur Wartburg oder zu den Gewürzinseln im Fernen Osten führen, ganz zu schweigen.
Eine großartige Entdeckungsfahrt durch fünftausend Jahre Geschichte!

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Warum man aus der Geschichte lernen kann

»Wunderbar war die Entdeckung von Amerika.

Noch wunderbarer wäre es gewesen,

wenn man es nicht entdeckt hätte.«

Mark Twain

Die schönsten Pläne, das zeigt die Weltgeschichte immer wieder, können sich unversehens in Staub auflösen. Apropos, sehen Sie dort die Staubwolke? Scheinbar zieht ein gewaltiger Heerzug Richtung Westen. Es ist das Jahr 1241, Niederschlesien, wir sitzen auf einer Anhöhe. Man erkennt Pferde. Eine riesige Horde von Reitern. Eigentlich sogar die Horde, denn von ihr stammt das deutsche Wort »Horde« her. Nämlich vom Wort ordon, zu Deutsch »Palast«, mit dem das Palastzelt des Anführers dieser reitenden Krieger bezeichnet worden sein soll. Ahnen Sie was? Es sind die Mongolen auf ihrem Weg nach Westen. Sie haben soeben mit ihrem Erscheinen alle Kalkulationen auf ein ruhiges, normales Leben vom Tisch gefegt.

Die einen machen weiter wie immer, die anderen ändern alles im Handstreich. Das sind die zwei wesentlichen Kräfte in der menschlichen Geschichte. Sie kennen das aus Ihrem Büro. Aus dem Aufeinandertreffen dieser Kräfte entsteht Überraschung, das Unvorhersehbare, das Neue, Aufregende, oft auch Tödliche. Es ist ein immer gleiches Geschehen, aber in immer neuen Varianten. Was es so interessant macht, das ist der Nutzwert für die Gegenwart. Wir können von unseren Vorfahren lernen, weil sie uns so ähnlich sind. Gut, vielleicht würden wir ein paar Tische weiterrücken, wenn in unserem Lieblingslokal einer unserer Urahnen aus dem 16. Jahrhundert zum Abendessen erschiene. Schließlich waren die damaligen Deutschen in den zivilisierteren Ländern Europas berüchtigt für ihre ungepflegten Tischmanieren. Grundsätzlich aber wäre unser Vorfahr gar nicht so ungeheuer fern von unserer Welt, nur eben geprägt von seinen sehr viel härteren Lebensumständen und einer anderen Erziehung.

Die Welt insgesamt ändert sich gar nicht so schnell, wie wir das immer denken. Wenn man sich einmal umsieht in unseren Dörfern und Städten, dann erkennt man überall mittelalterliche Stadtplanung. Da ist die Burg, dort das Rathaus, der Markt wurde so breit angelegt, damit die sperrigen Ochsenkarren drauf wenden konnten. Oft stehen sogar die originalen Mauern noch, die von Touristen so gerne besucht und von uns so gerne bewohnt werden. Viele unserer Kirchen stehen seit dem Frühmittelalter auf demselben Platz. Gut, wir haben in den Großstädten die Pferdebahnen des 19. Jahrhunderts elektrifiziert und nennen sie Straßenbahnen, wir haben in unsere Kutschen Explosionsmotoren eingebaut und nennen sie Autos, aber mit den Straßen selber folgen wir immer noch den Wegen unserer Vorfahren aus dem Mittelalter. Die Auswirkungen der Geschichte zeigen sich überall. Bis heute sind wir Deutschen im Ausland dafür berüchtigt, dass wir viel Fleisch und Wurst essen, wenn wir können. Das las man so schon zu Zeiten unseres Urahns vor 500 Jahren. Offenbar hat sich gar nicht so viel geändert.

Es ist kein Zufall, dass die Drehbuchautoren der großen Hollywood-Filme ihre weltweit erfolgreichen Stories noch immer nach den Mustern antiker griechischer Dramen ausrichten. Da gibt es Geschichten von Verrat und Hass, politischen Intrigen und Familienfehden, von Freundschaften und verschmähter Liebe, von Helden, die etwas Verlorengegangenes mit allen Mitteln zurückerobern wollen. Zwar stammen diese Erzählungen aus einer Zeit, als noch leibhaftige Götter in der sonnendurchglühten Wildnis Griechenlands herumspazierten, immer auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer mit einer gutwilligen Hirtin, aber in seinen Grundzügen funktioniert das antike Theater noch heute, 2500 Jahre später. Egal, wie verschieden die Ideen vom Leben und Sterben auch gewesen sein mögen, die Grundidee des menschlichen Handelns war und ist doch dieselbe. Wenn man die Aufzeichnungen aus historischer Zeit aufschlägt, sieht man bei allen Unterschieden von Sitten und Gebräuchen immer wieder dasselbe Bild.

Caesar, ohne den es das schöne deutsche Wort »Kaiser« nie gegeben hätte, strebt zur Macht, will sie erringen, nimmt tausend Schwierigkeiten in Kauf, führt Krieg in weit entfernten Weltgegenden, arbeitet sich mit tödlicher Konsequenz nach oben, um endlich den Lorbeerkranz zu tragen. Dann wird er vom Meuchelmörder aus dem Freundeskreis eben deswegen umgebracht. Sie sagen, Sie kennen die Geschichte schon? Jedenfalls so in etwa, nur ohne Mord? Von Ihrem Vorgesetzten, Amtsdirektor, Bekannten? Von einem bekannten Politiker unserer Zeit? Nehmen Sie statt Caesar John F. Kennedy oder einen anderen großen Namen der jüngeren Vergangenheit. Schon passt die Sache. Das Rad der Geschichte dreht sich, aber es kommt dabei nur sehr langsam voran. Paradoxerweise lohnt sich gerade deswegen die Betrachtung. Man kann aus der Betrachtung der Geschichte durchaus Nützliches für die Gegenwart lernen. Zum Beispiel die Grundmuster politischen Handelns.

Wenn man wieder einmal eine nervtötende Politikerrede gehört hat, kann man sich immer noch an den altrömischen Politiker Cato erinnern, der jede, und wirklich jede, seiner zahllosen öffentlichen Reden mit dem Satz abschloss: »Ceterum censeo Carthaginem esse delendam«, also: »Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.« Das tat er so lange, bis Rom, vollkommen entnervt von diesem unerträglichen Dauerfeuer, wirklich Karthago bis auf die Grundmauern niederbrannte und alle Karthager versklavte. Es hatte in dem Zusammenhang noch andere, weiter reichende Gründe für diesen verheerenden Kriegszug gegeben, aber Sie können sicher sein, dass Cato selbst sein rednerisches Talent als alleinige Ursache ausmachte. Catos endlose, immer wiederkehrende Formel ist sozusagen ein Urahn allen unerträglichen Politiker-sprechs und ein Beweis dafür, wie viel man erreichen kann, wenn man sich einfach immer nur wiederholt.

Ach diese Anführer! Alexander, Caesar, Napoleon, wie sie alle heißen. Alle wollen irgendwie nach oben. Und wenn sie dort erst mal sind, herrscht im besten Fall Ratlosigkeit. Das stärkste Gift der Welt, schrieb der englische Dichter William Blake einmal, wurde aus Caesars Lorbeerkranz destilliert. Alle, die nach ihm kamen, wollten davon kosten, meistens auf Rechnung ihrer näheren und weiteren Umwelt. Man muss es einfach akzeptieren: Die Mächtigen unterscheiden sich nicht so wesentlich von uns Normalmenschen, wie man das gerne glauben mag. Gut, manche sind gerissener, skrupelloser, böser, einige wenige vielleicht auch klüger. Sie haben tendenziell bessere Informationsquellen, was aber noch nicht heißt, dass sie aus diesen Brunnen der Weisheit auch schöpfen. Wir sind, wenn man mal ganz ehrlich ist, auch nicht besser, haben aber oft weniger Gelegenheit, Schaden anzurichten. Das ist ein Vorteil, zugegeben, aber an sich noch kein Verdienst. Wer oben auf dem Deck des Flaggschiffs steht, mitten in einer Seeschlacht, und den Admiralshut trägt, der muss auch als Admiral handeln. Der trägt damit auch das Risiko des Irrtums und des Scheiterns. Dummerweise hat das oft verheerende Konsequenzen.

Trotzdem sollte man aus der Geschichte nicht nur das Misstrauen gegenüber allen Mächtigen, sondern durchaus auch Verständnis für ihre Probleme lernen. Wenn man sich einmal in die Position des Admirals Horatio Nelson versetzt, der im Herbst 1805 vor dem Kap Trafalgar inmitten unerträglichen Lärms vom Dauerfeuer mehrerer hundert Kanonen auf Deck seines passend benannten Schiffs »Vict-ory« steht, ungeschützt im Kugelhagel, inmitten von Pulverdampfschwaden, tödlich umherfliegenden Holzsplittern, umgeben von Toten und schreienden Verwundeten, mit seinem gut sichtbaren Hut eine lebende Zielscheibe, dann gewinnt man schon einen gewissen Respekt für die Leistung dieses Menschen. Mitten im Chaos gibt er noch ganz klare, kontrollierte Anweisungen, die eine Armada von tödlich bewaffneten Segelkriegsschiffen zu einem epochalen Sieg für das British Empire lenken.

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