Hans Christian Andersen
Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe)
Books
- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
musaicumbooks@okpublishing.info
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-0814-2
Die kleine Seejungfrau
Ole Lukøje (Der Sandmann)
Die Nachbar-Familien
Die Kröte
Der Vogel des Volksliedes
Die Geschichte von einer Mutter
Zwei Brüder
Wie's der Alte macht, ist's immer recht
Das hässliche Entlein
Der Schneemann
Das Metallschwein
Der standhafte Zinnsoldat
Suppe auf einem Wurstspeiler
Zwölf mit der Post
Die Prinzessin auf der Erbse
Der Marionettenspieler
Ein Blatt vom Himmel
Der fliegende Koffer
Der alte Grabstein
Der Garten des Paradieses
Die Schneekönigin
Fliedermütterchen
Das Schwanennest
Des Kaisers neue Kleider
Holger Danske
Der Flaschenhals
Der Schweinehirt
Die Blumen der kleinen Ida
Der Reisekamerad
Die wilden Schwäne
Die glückliche Familie
Der Mistkäfer
Der Tannenbaum
Der silberne Schilling
Der Kleine Tuk
Däumelinchen
Ein Bild vom Festungswalle
Am äußersten Meere
Der große Klaus und der Kleine Klaus
Tölpel-Hans
Der letzte Traum der alten Eiche
Die Nachtigall
Der Halskragen
In Jahrtausenden
Das Kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen
Das stumme Buch
Das Geldschwein
Die roten Schuhe
Die Schnellläufer
Das Judenmädchen
Der Kobold und der Höker
Das Feuerzeug
Der böse Fürst
Vogel Phönix
Der Engel
Der Sturm bewegt das Schild
Das Mädchen, welches auf das Brod trat
Der Schatten
Eine Rose vom Grabe Homers
Die Psyche
Des Schlammkönigs Tochter
»Ein Unterschied ist da.«
Die lieblichste Rose der Welt
Ib und Christinchen
Der Dornenpfad der Ehre
Der Schmetterling
Der Rosen-Elf
Die Störche
Das Liebespaar
Die Geschichte des Jahres
Erlenhügel
Der Buchweizen
Am letzten Tage
Eine gute Laune
Der unartige Knabe
»Es ist ganz gewiß!«
Das Gänseblümchen
Die Gallochen des Glücks
Fünfe aus einer Hülse
Unter dem Weidenbaume
Die Hirtin und der Schornsteinfeger
Ein Herzeleid
Alles am rechten Platze
Der Springer
Eine Geschichte
Die alte Straßenlaterne
Der Freundschaftsbund
»Der Freundschaftsbund«
Das alte Haus
Zwei Jungfern
Der Flachs
Der Wassertropfen
Die Schweine
Das Schneeglöckchen
Die Glockentiefe
Am Spittelfenster
Der Goldschatz
Die Windmühle
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Die alte Thurmglocke
Die Schnecke und der Rosenstock
Die letzte Perle
Sie taugte nichts
Die Eisjungfer
Im Entenhofe
Kinderschnack
Hofhahn und Wetterhahn
Feder und Dintenfaß
Die Stopfnadel
Die Großmutter
Das Kind im Grabe
Die Glocke
Etwas
Inhaltsverzeichnis
Weit draußen im Meere ist das Wasser so blau, wie die Blätter der schönsten Kornblume, und so klar, wie das reinste Glas. Aber es ist sehr tief, tiefer, als irgend ein Ankertau reicht; viele Kirchthürme müßten aufeinander gestellt werden, um vom Boden bis über das Wasser zu reichen. Dort unten wohnt das Meervolk.
Nun muß man aber nicht glauben, daß da nur der nackte, weiße Sandboden sei; nein, da wachsen die sonderbarsten Baume und Pflanzen, die so geschmeidig im Stiele und in den Blättern sind, daß sie sich bei der geringsten Bewegung des Wassers rühren, als ob sie lebten. Alle kleinen und großen Fische schlüpfen zwischen den Zweigen hindurch, wie hier oben die Vögel durch die Bäume. An der tiefsten Stelle liegt des Meerkönigs Schloß; die Mauern sind von Korallen und die langen Spitzbogenfenster vom klarsten Bernstein; aber das Dach bilden Muschelschalen, die sich öffnen und schließen, jenachdem das Wasser strömt. Es sieht herrlich aus, denn in jeder liegen strahlende Perlen; eine einzige davon würde großen Werth in der Krone einer Königin haben.
Der Meerkönig dort unten war seit vielen Jahren Witwer, während seine alte Mutter bei ihm wirthschaftete. Sie war eine kluge Frau, aber stolz auf ihren Adel; deshalb trug sie zwölf Austern auf dem Schwanze, die andern Vornehmen aber durften nur sechs tragen. – Sonst verdiente sie großes Lob, besonders weil sie viel auf die kleinen Meerprinzessinnen, ihre Enkelinnen, hielt. Es waren sechs schöne Kinder, aber die jüngste war die Schönste von allen, ihre Haut so klar und so fein wie ein Rosenblatt, ihre Augen so blau wie die tiefste See; aber ebenso, wie die Andern, hatte sie keine Füße; der Körper endete in einen Fischschwanz.
Den ganzen Tag konnten sie unten im Schlosse, in den großen Sälen, wo lebendige Blumen aus den Wanden hervorwuchsen, spielen. Die großen Bernsteinfenster wurden aufgemacht, und dann schwammen die Fische zu ihnen herein, wie bei uns die Schwalben hereinfliegen, wenn wir die Fenster aufmachen; doch die Fische schwammen zu den Prinzessinnen hin, fraßen aus ihren Händen und ließen sich streicheln.
Draußen vor dem Schlosse war ein großer Garten mit feuerrothen und dunkelblauen Blumen; die Früchte strahlten wie Gold und die Blumen wie brennendes Feuer, indem sie fortwährend Stengel und Blätter bewegten. Die Erde selbst war der feinste Sand, aber blau, wie die Schwefelflamme. Ueber dem Ganzen lag ein eigenthümlich blauer Schein; man hätte eher glauben mögen, daß man hoch in der Luft stehe und nur Himmel über und unter sich habe, als daß man auf dem Grunde des Meeres sei. Während der Windstille konnte man die Sonne erblicken; sie erschien wie eine Purpurblume, aus deren Kelche alles Licht strömte.
Читать дальше