Christian Schuldt - Ausweitung der Kontingenzzone

Здесь есть возможность читать онлайн «Christian Schuldt - Ausweitung der Kontingenzzone» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Ausweitung der Kontingenzzone: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Ausweitung der Kontingenzzone»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Was hält eine Gesellschaft, die heterogen vernetzt und damit auch zunehmend «exkludierend» ist, noch zusammen?
Was überhaupt stiftet noch gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn die Ideen und Dinge, an die wir uns bislang halten konnten, verschwinden?
Die 'nächste Gesellschaft' folgt dem Differenzierungsprinzip der Vernetzung und erzeugt eine neue Dimension der Kontingenz. Dieser Prozess sorgt für Verunsicherung und Verwerfungen. Doch er eröffnet auch eine Fülle neuer Möglichkeitsräume.
Je weiter die Ausweitung der Kontingenzzone voranschreitet, umso elementarer wird die Suche nach neuen Weichenstellungen für die Gestaltung gesellschaftlicher Verbundenheit.
Christian Schuldt nutzt das Instrumentarium der Systemtheorie, um die gesellschaftlichen Veränderungsdynamiken und Gestaltungspotenziale der vernetzten Gesellschaft auszuleuchten.
Das Themenspektrum reicht von Künstlicher Intelligenz und Innovation bis zu Liebe, Kunst und Religion; von Geld und Gemeinwohl bis zu Jugend, Politik und Klimawandel.

Ausweitung der Kontingenzzone — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Ausweitung der Kontingenzzone», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Klassische soziale, politische oder ökonomische Modelle sind immer weniger in der Lage, die volatilen, paradoxalen und hochkontingenten Phänomene dieser Netzwerkgesellschaft zu erklären. Um die Komplexität der nächsten Gesellschaft umfänglich erfassen und deuten zu können, braucht es eine holistische, system(theoret)ische Perspektive.

Wie praxistauglich ist die Theorie?

Niklas Luhmann war hinsichtlich der konkreten Anwendbarkeit von Theorien äußerst skeptisch. „Ich habe nicht die Vorstellung, dass es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die auf die Praxis angewendet werden könnten“, sagte er in einem Interview: „Die Praxis, zum Beispiel ein Ministerium, ist für mich ein nach eigener Logik funktionierendes System“ (Baecker/ Stanitzek 1987, 135). Dieser Praxispessimismus gründet vor allem darin, dass die Systemtheorie im Wissenschaftssystem operiert: Die Theorie beobachtet, wie sich die Gesellschaft selbst beobachtet. Sie liefert also keine Lösungsvorschläge, sondern „nur“ ein distanziertes Beobachtungsinstrumentarium.

Gerade aufgrund ihrer abstrakten Flughöhe hat sich die Systemtheorie aber zugleich als besonders anschlussfähig erwiesen für benachbarte wissenschaftliche Disziplinen – und sogar dezidiert „kritische“ Auslegungen erfahren (vgl. etwa Amstutz/Fischer-Lescano 2013). Ein zentraler Ansatzpunkt liegt dabei im „äquivalenzfunktionalistischen“ Ansatz der Theorie: dem Vergleich verschiedener möglicher systemischer Lösungen für ein und dasselbe Problem – und dem Aufdecken der blinden Flecken anderer Beobachtungen. Die Grundfrage der Systemtheorie (Wie entstehen und evoluieren soziale Systeme?) lässt sich deshalb immer auch ergänzen um die Frage: Welche alternativen Optionen tun sich dabei auf?

Diese komparatistische Komponente macht es auch plausibel, den Beobachtungsapparat der Systemtheorie dezidiert „konstruktiv“ zu nutzen: als analytisches Fundament für eine komplexere Beobachtung – und Gestaltung – möglicher Zukünfte. Dies gilt umso mehr, als dass wir heute in einer „unglaublich gegenwartsorientierten Kultur“ leben, wie der Soziologe und Systemtheoretiker Armin Nassehi sagt: einer Zeit, in der wir uns „enorm schwer“ damit tun, „kollektiv zu handeln und vor allem die Zukunft einzubeziehen“ (vgl. Illinger 2021). Der Soziologe Heinz Bude sieht darin sogar den neuen Auftrag der soziologischen Disziplin: „Die Aufgabe der Soziologie heute ist es, die Zukunft zu öffnen“ (Becker 2020).

Gestaltungsraum Gesellschaft

Leitend ist dabei die Erkenntnis, dass die „nächste Gesellschaft“ nicht einfach passiert – sie ist nicht etwas, auf das man bloß reagieren kann. Nichts anderes impliziert auch Luhmanns Kontingenzverständnis: Kontingenz „setzt die gegebene Welt voraus, bezeichnet also nicht das Mögliche überhaupt, sondern das, was von der Realität aus gesehen anders möglich ist“ (Luhmann 1984, 152). Auch wenn die gegebenen Gesellschaftsstrukturen und -dynamiken also einen evolutionären Rahmen vorgeben: Die Gesellschaft ist und bleibt stets ein Möglichkeits- und Gestaltungsraum.

Das heißt nicht, dass eine Gesellschaft, die in verschiedene selbstferenziell-geschlossene Subsysteme ausdifferenziert ist, nach bestimmten Vorgaben „gestaltbar“ wäre, erst recht nicht im Übergang zum neuen Paradigma einer hyperkomplexen Netzwerkgesellschaft. Dennoch ist und bleibt Gesellschaft immer das, was wir aus ihr machen, indem wir unsere Wünsche und Vorstellungen umsetzen. Und je mehr Menschen, Organisationen und Institutionen eine gemeinsame Idee der zukünftigen Gesellschaft aktiv mitgestalten, umso wahrscheinlicher wird sie.

Gerade in einer Zeit fundamentaler globaler Umbrüche und zunehmender gesellschaftlicher Fragmentierung ist die Kultivierung eines solchen möglichkeits- und gestaltungsorientierten Gesellschafts- und Zukunftsverständnisses wichtig und wertvoll. Die Voraussetzung dafür ist nicht nur eine mentale Offenheit für Veränderungen, sondern vor allem auch ein umfassendes Verständnis der Strukturen und Kulturen der nächsten Gesellschaft – und ihrer möglichen Zukünfte.

Die systemtheoretische Perspektive ermöglicht eine solche Sicht auf die vernetzte Welt im 21. Jahrhundert: komplexitätsaffin, holistisch, possibilistisch. Gerade die nüchterne Analyse der „unordentlichen“ systemischen Dynamiken schärft den Blick für die neuen, komplexen Ordnungsmuster – und damit auch für alternative Möglichkeiten des Zusammenhalts in Zeiten des Kontrollverlusts. Von diesen Kontingenz- und Kohärenzpotenzialen handelt dieses Buch.

I. KONTROLLVERLUST

An die Stelle sachlicher Rationalität treten heterogene Spannungen, an die Stelle der Vernunft das Kalkül, an die Stelle der Wiederholung die Varianz. (Dirk Baecker)

Evolution I: Entropie

Die „nächste Gesellschaft“ ist eine vernetzte Gesellschaft. Aber was genau meinen wir eigentlich, wenn wir von „Vernetzung“ und „Digitalisierung“ sprechen? Allzu oft ist der Diskurs über den „digitalen Wandel“ vor allem eines: tendenziell hysterisch. Debatten über die „digitale Transformation“ sind häufig geprägt von Übertreibungen und Simplifizierungen, von überzogenen Erwartungen und diffusen Ängsten, gespickt mit Buzzwords wie „Disruption“, „Plattformökonomie“, „Industrie 4.0“ oder „Künstliche Intelligenz“ – ohne dass dabei die strukturellen Prinzipien, die diesen Phänomenen zugrunde liegen, in den Blick kommen.

Was ein aufgeklärter und emanzipierter Umgang mit den komplexen Phänomenen des medialen Wandels daher umso mehr braucht, ist eine theoretische Fundierung: ein reflektiertes Verständnis, wie sich der Prozess der Digitalisierung auf die Gesellschaft, auf ihre Organisationen und Individuen auswirkt. Die Systemtheorie kann dazu vieles beitragen. Niklas Luhmann selbst erlebte den globalen Siegeszug des Internets zwar nicht mehr, doch in seinem letzten Buch „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ (vgl. Luhmann 1997) thematisierte er an verschiedenen Stellen die künftige Entwicklung der damals erst breitenwirksam einsetzenden Digitalisierung – und legte damit den Grundstein für weitere systemtheoretische Beobachtungen der vernetzten Gesellschaft.

Einer der wenigen, die produktiv daran anschließen konnten, ist der Soziologe Dirk Baecker. Bereits 2007 nahm er in seinen „Studien zur nächsten Gesellschaft“ die neuen Muster der Netzwerkgesellschaft erstmals umfassend unter die Lupe (vgl. Baecker 2007), mit „4.0 oder Die Lücke die der Rechner lässt“ legte er 2018 eine Art Kartografie dieser nächsten Gesellschaft vor (vgl. Baecker 2018a). Luhmanns und Baeckers Beobachtungen schärfen das Bewusstsein für die Funktionsweise der vernetzten Gesellschaft – auch und gerade in der Unterscheidung zu den vorigen, nichtvernetzten Gesellschaftsformen, in denen wir mental immer noch zu Hause sind. Denn: „Verstehen kann man nur, wenn man das bislang Unverständliche mit bereits Verstandenem vergleicht“ (Baecker 2016, 5).

Diese Perspektive erklärt bereits, warum die Digitalisierung kontroverse bis panische Reaktionen hervorruft. Und sie öffnet den Blick für jene neuen Kompetenzen und Kulturformen, die Individuen und Organisationen heute und künftig brauchen, um sich in einer vernetzten Gesellschaft zurechtzufinden (siehe III. Reflexion, S. 79).

Grundlegend für eine systemtheoretische Perspektive auf gesellschaftlichen Wandel ist ein „ökologisches“, systemisches Verständnis von Evolution. Luhmann zufolge vollzieht sich Evolution stets, indem „die Differenz zwischen System und Umwelt durch strukturelle Kopplung überbrückt wird“ (Luhmann 1997, 74). Anders als Charles Darwin, der die biologische Evolution mit der Idee des „survival of the fittest“ als Fortschrittsgeschichte deutete, schreibt Luhmann der voranschreitenden gesellschaftlichen Differenzierung aber keine wertenden oder hierarchisierenden Momente zu.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Ausweitung der Kontingenzzone»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Ausweitung der Kontingenzzone» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Christian Frössler - Der Pfau im Honigbaum
Christian Frössler
Dr. Christian Rumpf - Immobilienrecht der Türkei
Dr. Christian Rumpf
Christian Schürer - Der Traum von Heilung
Christian Schürer
Christian Janecke - Maschen der Kunst
Christian Janecke
Christian Heilburg - Lieder der Nacht
Christian Heilburg
j. Christian Rainer - Meister der Vertikale
j. Christian Rainer
Michel Houellebecq - Ausweitung der Kampfzone
Michel Houellebecq
Christian Schuldt - Systemtheorie
Christian Schuldt
Отзывы о книге «Ausweitung der Kontingenzzone»

Обсуждение, отзывы о книге «Ausweitung der Kontingenzzone» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x