Der schlechteste Elfmeterschütze
Der Argentinier Martin Palermo ist der einzige Spieler, der bisher in einem wichtigen internationalen Spiel drei Elfmeter vergeigte. Das Malheur passierte dem Mittelstürmer am 4. Juli 1999 bei der Copa América im Spiel gegen Kolumbien. In der 5. und 76. knallte er das Leder über die Latte, in der 90. Minute scheiterte er an Torhüter Miguel Calero. »Ich hoffe, dass so etwas nie mehr passiert, weder mir noch jemandem anders«, sagte Palermo am Tag nach seinen drei Fehlschüssen.
Die größten Elfmeter-Versager
1. England
Englands Elfmeter-Trauma begann bei der WM 1990. Nach 120 Mintuen stand es im Halbfinale gegen Deutschland 1:1. Lineker, Beardsley und Platt trafen zunächst für England; Brehme, Matthäus und Riedle verwandelten ihre Elfer für Deutschland. Dann war die Reihe an Stuart Pearce, der wegen seiner Nervenstärke »Psycho« genannt wurde. »Ich spürte, dass Pearce nervös war. Irgendetwas hat mit ihm nicht gestimmt«, sagte Torwart Illgner, nachdem er den Schuss von Pearce mit dem Knie pariert hatte. Danach traf Thon für Deutschland. Waddle dagegen setzte den letzten Elfer für England über das Tor. Englands Trainer Bobby Robson forderte danach: »Wir sollten das Elfmeterschießen abschaffen.«
Bei der EM 1996 standen sich Deutschland und England wiederum im Halbfinale gegenüber. Diesmal traf Pearce. Doch nach zehn verwandelten Elfern verlor Gareth Southgate die Nerven – Köpke parierte, Möller schoss die Deutschen ins Finale.
So sehen Verlierer aus: Glen Johnson, Theo Walcott, Wayne Rooney, John Terry, Ashley Young und Andy Carroll (v. li.) nach der Niederlage im Elfmeterschießen gegen Italien bei der Euro 2012.
1998 kam es bei der WM nach dem 2:2 im Achtelfinale gegen Argentinien zum Elfmeterschießen. Trainer Glenn Hoddle tat sich zunächst schwer, Freiwillige zu finden. Mit David Batty von Newcastle fasste einer Mut, der noch nie zuvor einen Elfer geschossen hatte. Das rächte sich prompt. Nachdem schon Ince gescheitert war, vergab auch Batty – England war wieder mal draußen. Sportminister Tony Banks schlug daraufhin die Gründung einer »National Penalty Academy« vor, einer Eliteschule für Elfmeterschützen.
Bei der Euro 2004 mussten die Engländer mit den Portugiesen ins Elfer-Duell gehen. David Beckham rutschte aus und verzog – sein zweiter verschossener Elfmeter im Turnier. Der zweite Versager im Elfmeterschießen war Darius Vassell, der an Portugals Torwart Ricardo scheiterte. Dieser trieb die Provokation auf die Spitze. Er trug keine Handschuhe und verwandelte den letzten Schuss zum 8:7 selbst. Trainer Sven-Göran Eriksson wusste nach dem Spiel, weshalb seine Elf im Elfmeterschießen scheiterte: »Ich habe mich bei der UEFA mehrfach über den schlechten Zustand der Elfmeterpunkte beschwert.«
Zwei Jahre später, bei der WM in Deutschland, bekamen die Engländer die Möglichkeit zur Revanche an Portugal. Im Viertelfinale stand es nach 120 Minuten 0:0. Danach folgte »The same procedure as usual«. Diesmal hießen die Versager Lampard, Gerrard und Carragher. Portugal gewann trotz zweier verschossener Elfmeter mit 3:1.
Bei der U-21-Europameisterschaft im Jahr 2007 zementierten die Engländer ihren Ruf als Elfmeter-Versager. Gegen Holland zogen die Youngsters von der Insel nach 32 Versuchen mit 13:14 den Kürzeren. Auf der Trainerbank saß… Pearce!
Das nächste Elfmeter-Debakel folgte fünf Jahre später an der Euro 2012. Nach 120 torlosen Minuten im Viertelfinale gegen Italien ahnten die Fans auf der Insel, was nun auf sie zukommen würde: eine Wiederholung der Geschichte! In der Tat: England unterlag mit 2:4!
2. Holland
Die Holländer schieden viermal in nur acht Jahren bei großen Turnieren im Elfmeterschießen aus:
1992: EM-Halbfinale gegen Dänemark, 2:2 nach Verlängerung, 4:5 im Elfmeterschießen. Van Basten scheitert als einziger der zehn Schützen.
1996: EM-Viertelfinale gegen Frankreich 0:0 nach Verlängerung, 5:4 nach Elfmeterschießen. Diesmal ist Seedorf der einzige, der versagt.
1998 WM-Halbfinale gegen Brasilien 1:1 nach Verlängerung, 2:4 nach Elfmeterschießen. Taffarel pariert die Schüsse von Cocu und Ronald De Boer.
2000 EM-Halbfinale gegen Italien, 0:0 nach Verlängerung, 1:3 nach Elfmeterschießen. Frank De Boer, Stam und Bosvelt versagen.
3. 1. FC Köln
Wenn es zum Elfmeterschießen kommt, dann gibt es beim 1. FC Köln immer wieder tragische Helden. Sechsmal zogen die Geißböcke im DFB-Pokal nach 120 unentschiedenen Minuten den Kürzeren:
1971/72 Halbfinale gegen Schalke 4:1/2:5 n.V., im Elfmeterschießen 5:6 verloren.
1990/91 Endspiel gegen Bremen 1:1, im Elfmeterschießen 3:4 verloren.
1993/94 3. Runde bei Bayern München (Amateure) 0:0, im Elfmeterschießen 4:5 verloren.
1995/96 1. Runde bei der SpVgg Beckum 0:0, im Elfmeterschießen 3:4 verloren.
2003/04 Achtelfinale bei SpVgg Greuther Fürth 1:1, im Elfmeterschießen 1:3 verloren.
2004/05 2. Runde gegen Hansa Rostock 3:3, im Elfmeterschießen 2:4 verloren.
4. Arsenal
Arsenal gelang in der Saison 1999/2000 das Kunststück, gleich drei Finals im Elfmeterschießen zu verlieren. Im UEFA-Cup-Endspiel scheiterten die Gunners an Galatasaray Istanbul, im FA-Cup an Leicester City und im Ligapokal am FC Middlesbrough.
Das peinlichste Elfmeterschießen
Mit 2:0 gewann Sporting Lissabon am 3. November 1971 das Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers. Die Schotten schafften das Kunststück, fünf Elfmeter zu verschießen (einer war wegen eines Regelverstoßes wiederholt worden): Jardine, Newton, McDonald und Stein versagten. Noch unfähiger war an diesem Abend nur noch einer: der holländische Schiedsrichter van Ravens. Denn das Elfmeterschießen, das er angeordnet hatte, war überflüssig gewesen. Das Hinspiel hatten die Rangers 3:2 gewonnen. Obwohl sie in Lissabon mit 3:4 nach Verlängerung unterlagen, waren sie dank der Auswärtstorregel eine Runde weiter. Die UEFA hob am Tag nach dem Spiel die Entscheidung des Schiedsrichters auf und tilgte damit den peinlichen Auftritt der Schotten beim Elfmeterschießen – zumindest in den Statistiken …
Die längste Wartezeit vor einem Elfmeter
Am 22. Oktober 2003 traf Valencias Ruben Baraja per Foulelfmeter zum 2:1 gegen Castellón – exakt 15 Tage, nachdem Schiedsrichter Jesús Telez Sánchez den Strafstoß gepiffen hatte. Weil der Schiri kurz nach dem Elfmeterpfiff von einem Handy am Kopf getroffen wurde, brach er das Pokalspiel in der 81. Minute beim Stand von 1:1 ab. Die restlichen neun Spielminuten wurden am 22. Oktober unter Ausschluss der Öffentlichkeit nachgeholt. Endstand: 3:1 für Valencia.
Der am häufigsten wiederholte Elfmeter
Aller guten Dinge sind sechs! Bei den Olympischen Spielen 2004 kam es zu einem ganz besonderen Elfmeterschießen. 1:1 stand es zwischen Tunesien und Serbien, als Schiedsrichter Charles Ariiotima aus Tahiti Elfmeter für Tunesien pfiff. Mohamed Jedidi legte sich den Ball zurecht, lief an und traf.
Doch die Freude währte nur kurz. Da die Mitspieler zu früh in den Strafraum gelaufen waren, ordnete Ariiotima eine Wiederholung des Elfmeters an. Jedidi traf erneut, doch wieder war nicht alles korrekt. Auch bei den folgenden Versuchen passte dem Herrn aus Tahiti stets irgendetwas nicht. Mal traf Jedidi, mal nicht. Doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Beim sechsten Mal klappte es endlich: Der Schiedsrichter akzeptierte den Treffer – 2:1. Am Ende gewann Tunesien 3:2. Doch beide Teams schieden nach der Vorrunde aus. Mohamed Jedidi und Charles Ariiotima gingen dennoch in die Geschichte ein.
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