9 Natursekt-Storys
Das große Buch vom
Gelben Saft
von
Eva van Mayen
Impressum:
Titel: 9 Natursekt-Storys - Das große Buch vom
Gelben Saft
Autor: Eva van Mayen
ISBN: 9783959247542
Alle Rechte vorbehalten.
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Eva van Mayen
Fabian freute sich wie ein kleiner Junge. In einer knappen Stunde würde er ein weiteres Date mit seiner neuen Eroberung haben. Er hatte Antonia am vergangenen Wochenende auf der Vernissage seines besten Freundes kennengelernt. Alessandro war Architekt und malte nebenbei Bilder, dem Andrang in der Galerie nach zu urteilen offenbar sogar recht erfolgreich.
Fabian hatte selbst nicht viel für Kunst übrig, seine Welt war die Elektrotechnik, aber die Arbeiten seines Freundes gefielen ihm, auch wenn sie seiner Meinung nach alle recht bedrohlich wirkten. Sie stellten oft Szenen aus der Bibel dar, allerdings mit reichlich brutalem Anstrich. Aber – über Kunst konnte man ja bekanntlich nicht streiten.
Antonia war ihm sofort aufgefallen, als sie die Galerie betrat. Das war aber auch nicht wirklich verwunderlich, denn eine Frau mit knallroten Haaren, gekleidet in einem schrillen, giftgrünen Lackmantel und schwarzen Lack-Overkneestiefeln, die laut „Fuck!“ ausrufend in einen Raum hineinstolpert, kann sich sicher sein, von ausnahmslos allen Anwesenden bemerkt zu werden.
Was für ein Auftritt!
Fabian musste unwillkürlich laut lachen, jedoch leider als Einziger im Raum. Ihre spontane Antwort bestand aus einem bitterbösen Blick, gefolgt von ihrem ausgestreckten Mittelfinger.
Grund genug, sich persönlich bei ihr zu entschuldigen, was er natürlich auch sofort getan hatte.
So kamen sie ins Gespräch. Antonia war Kunststudentin im fünften Semester und sie besuchte wohl öfters Vernissagen, um sich diverse Kunststile anzuschauen. Einer solchen Frau war er noch nie begegnet. Sie war ein wahrer Wirbelwind und nahm kein Blatt vor den Mund. Fabian war von ihr fasziniert. Und als sie einige Zeit später, nachdem sie alle Kunstwerke inspiziert hatte, aufbrechen wollte, nahm er all seinen Mut zusammen und fragte sie, ob er sie wiedersehen dürfe.
Sie schien erheitert, zog ihre Nase kraus und antwortete: „Du willst mich wiedersehen? Ein Rendezvous? Mit mir? Bist Du Dir da ganz sicher?“
„Äh, ja…“, stammelte Fabian schüchtern.
„Du weißt aber schon, dass wir in zwei verschiedenen Welten leben?“
Fabian wusste, dass sie Recht hatte, aber er versuchte dennoch, sie zu überreden.
„Ich weiß, aber ich finde Dich faszinierend und möchte Dich wirklich sehr gerne näher kennenlernen.“
Sie neigte ihren Kopf und schaute ihn lange prüfend von oben bis unten an, überlegte kurz und antwortete dann: „Okay. Du findest mich also faszinierend. Nun, Du bist ein hübscher Kerl, gepflegt, gebildet und hast Manieren. Soweit, so gut. Aber es erfordert weit mehr, wenn Du in meine Welt eintreten willst. Ich bin sehr anspruchsvoll. Ich gebe Dir genau eine Chance! Triff mich am kommenden Freitag um 19.00 Uhr in meinem Lieblingsbistro in der Südstadt.“
Sprach´s, nannte den Namen des Bistros, küsste ihn kurz auf die Wange und verschwand.
Was für eine seltsame Frau, dachte Fabian kopfschüttelnd.
*
Es war soweit.
Endlich!
Er hatte sich nach allen Regeln der Kunst zurechtgemacht, gebadet, rasiert, frisiert und richtig in Schale geworfen. Für diesen Anlass hatte er sich sogar eine neue Lederhose gekauft, die, wie er hoffte, seine Figur gut zur Geltung bringen würde.
Die Adresse des Bistros ließ sich leicht per Internet herausfinden. Es handelte sich wohl um eine alternative Szenekneipe.
Es dauerte knapp eine halbe Stunde mit dem Auto, dann stand er vor der Tür. Er warf einen kurzen Blick hinein, um festzustellen, ob sie da war und entdeckte sie zu seiner Freude auch direkt an einem Tisch in einer Ecke, wo sie in einem Buch las.
Also nahm er seinen Mut zusammen, trat ein und ging, so lässig wie möglich, zu ihr herüber. Als er vor ihr stand, schaute sie auf und grinste ihn an.
„Hi!“, begrüßte sie ihn knapp, „setz Dich!“
Er nickte und griff nach der Lehne des Stuhls ihr gegenüber.
„Nein, nein“, unterbrach sie ihn, schaute ihn tadelnd an und klopfte auffordernd mit der Handfläche auf die Sitzbank neben sich.
„Du willst mich doch kennenlernen und mir nahe kommen, oder? Komm´ her zu mir.“
„Äh, ja. Gerne“, antwortete Fabian.
Diese Frau hatte eine reichlich verunsichernde Art.
Er nahm neben ihr Platz und lächelte sie freundlich an.
„Du bist etwas befangen, oder? Schüchtere ich Dich etwa ein?“, fragte sie ihn fröhlich.
„Ja, in der Tat ein wenig“, antwortete er wahrheitsgemäß.
Sie kicherte.
„Ja, diese Wirkung habe ich meistens auf Männer. Hoffentlich stört es Dich nicht.“
Dann reichte sie ihm geziert die Hand für einen Handkuss, dem er auch sofort nachkam.
„Entzückend. Ein wahrer Gentleman. Freut mich, dass Du gekommen bist. Und nun mach´ bitte Deine Hose auf.“
„Äh. Wie bitte?“
Fabian glaubte sich verhört zu haben. Seine Banknachbarin rollte gespielt genervt die Augen und seufzte.
„Du sollst bitte Deine Hose aufmachen und Deinen Schwanz herausholen“, wiederholte sie geduldig, „oder soll ich es für Dich machen?“, ergänzte sie grinsend.
Dem Techniker wurde es heiß und kalt. Was sollte das werden?
„Ähm. Hier vor allen Leuten?“, fragte er verschüchtert nach.
„Ja. Vor all den Leuten. Hast Du ein Problem damit? Ich will wissen, was Du zu bieten hast.“
„Aber wir können doch nicht einfach…“, warf er verzweifelt ein.
Ihr Blick wurde bei seinen Worten härter und ihre Augenbrauen senkten sich bedrohlich.
„Klar können wir! Und nun zum allerletzten Mal: Hol Deinen Schwanz raus oder ich bin schneller weg als ein Kugelblitz!“
„Okay, okay!“, lenkte er ein, nahm die Hände unter die Tischplatte und begann an seinem Reißverschluss zu fummeln.
„Wie Du willst. Aber auf Deine Verantwortung!“
Ihre Hand legte sich blitzschnell auf seine. Sie funkelte ihn böse an.
„Halt, halt, halt! Wie war das gerade? Auf meine Verantwortung?“
Fabian hielt inne. Was hatte er denn nun wieder falsch gemacht?
„Was bist Du denn für ein Waschlappen? Willst Du die Verantwortung für Deine Taten auf mich schieben?“
Ihre Augen schienen kleine Blitze zu versprühen.
„Ich habe Dir nur gesagt, was ich möchte. Ob Du es tust, ist allein Deine Entscheidung und dann wirst Du gefälligst auch dafür geradestehen! Tu es oder lass es, ganz simpel.“
Sie verzog die Mundwinkel nach unten, seufzte und sagte, mit resignierendem Tonfall: „Ich weiß wirklich nicht, ob das mit uns beiden Sinn macht! Du bist Lichtjahre von mir entfernt.“
Der Techniker verstand zwar nicht genau, was sie damit meinte, versuchte aber die Wogen etwas zu glätten.
„Es tut mir leid! Bitte gib mir noch eine Chance. Du bist so … so direkt.“
Antonia schaute ihn nachdenklich an.
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