Vollständige eBook-Ausgabe der im Copress Verlag erschienenen
Printausgabe (4. Auflage 2012; ISBN: 978-3-7679-1080-5).
Lektorat und Bildredaktion: Pierre Sick
Alle Abbildungen: SVEN SIMON
Redaktionsschluss: 1. August 2012
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
© 2012 Copress Verlag
in der Stiebner Verlag GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten.
Wiedergabe, auch auszugsweise,
nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.
Gesamtherstellung: Stiebner, München
ISBN 978-3-7679-1085-0
www.copress.de
Zu diesem Buch
Tor! Tor! Tor!
Spiele
Wettbewerbe
Teams
Bosse
Fairplay
Fans
Geld
Stars und Sternchen
Schneller, weiter, höher – das Streben nach Bestleistungen ist seit der Antike die Antriebsfeder des Sports. Im Fußball geht es jedoch nicht unbedingt darum, Bestmarken zu übertreffen. Es genügt, einen Treffer mehr als das gegnerische Team zu erzielen. Rekorde und Superlative ergeben sich dabei von selbst. Angefangen bei den Toren: Wer hat die meisten erzielt? Wer die wenigsten zugelassen? Nach wie vielen Sekunden fiel der schnellste Treffer? Welcher Verteidiger verursachte die meisten Eigentore? Wer ist der treffsicherste Elfmeterschütze? Auf diese und viele weitere Fragen versucht das vorliegende Buch eine Antwort zu geben.
Aufgelistet werden jedoch nicht nur dürre Zahlen und Statistiken. Denn der Begriff »Rekord« beinhaltet viel mehr. Er stammt vom lateinischen Verb »recordari«, was so viel bedeutet wie »sich merken« oder »sich erinnern«. So werden in diesem Buch unter anderem auch Spiele aufgelistet, die erinnerungswürdig sind – im positiven wie im negativen. Das spannendste, langweiligste oder hässlichste Spiel zu küren, ist jedoch kein leichtes Unterfangen. Wer eine Auswahl trifft, löst automatisch Kritik aus – davon kann jeder Trainer ein Liedchen singen. Denn wer sich für etwas entscheidet, spricht sich gleichzeitig gegen etwas anderes aus. Wir haben trotzdem versucht, die schönsten Tore, die verrücktesten Präsidenten oder die größten Transferflops zu küren, mit einem Augenzwinkern und im Wissen darum, dass es sich um eine Spielerei handelt, die alles andere als objektiv ist.
Auch in anderen Bereichen ist es schwierig, hieb- und stichfeste Beweise für die Einzigartigkeit eines Vorfalls oder einer Leistung aufzutreiben. Trotz intensiven Recherchen fand sich beispielsweise kein europäischer Trainer, der häufiger entlassen wurde als Peter Neururer. Auch dürfte es schwierig sein, eine dreistere Ausrede vorzubringen als Mohamed Sissoko, der sein Schwänzen des Trainings mit einem Länderspieleinsatz für Mali gegen Kenia begründete – einem Spiel notabene, das gar nicht stattgefunden hatte.
Sissoko wurde denn auch aufgenommen in dieses Buch, in dem über zweitausend Höchstleistungen, Superlative und Einzigartigkeiten aus der Welt des Fußballs zusammengetragen sind. Im Vergleich zur zweiten Ausgabe, die vor drei Jahren erschien, gab es zahlreiche Neuerungen. Der Ägypter Ahmed Hassan beispielsweise stellte einen neuen Länderspiel-Rekord auf. Der Italiener Antonio Martorella erzielte im Mai 2012 einen Treffer für den Provinzklub Torre Alex Cepagatti, womit er zum einzigen Fussballer avancierte, der in jeder Spielklasse seines Landes mindestens einmal als Torschütze in Erscheinung trat. Damit sicherte er sich ebenso einen Eintrag in diesem Buch wie Alania Wladikawkas. Der russische Verein schaffte das Kunststück, sich für den Europapokal zu qualifizieren, ohne ein einziges Tor erzielt zu haben. Während es an dieser Tatsache nichts zu rütteln gibt, sind andere Beurteilungen und Wertungen des Autors durchaus diskussionswürdig. Damit sind wir wieder beim Wesen des Fußballs. Denn dieser lebt nicht in erster Linie vom Streben nach Rekorden, sondern von den Diskussionen um das Geschehen auf und neben dem Platz.
Omar Gisler
Castel San Pietro, im Juni 2012
Die elf schönsten Tore
1. Diego Armando Maradona,Argentinien – England, 1986
Das »Tor der Tore« erzielte der Argentinier Diego Armando Maradona am 22. Juni 1986 im WM-Viertelfinale gegen England. Jeder Fußball-Fan hat die zehn Sekunden in Erinnerung, in denen Maradona in der eigenen Platzhälfte mit einer Drehung zwei Gegenspieler aussteigen ließ und daraufhin zu einem Solo mit elf Ballberührungen ansetzte. Die Engländer Beardsley, Reid, Butcher, Fenwick und Torwart Shilton versuchten vergeblich, ihn zu stoppen.
Bei einer Internet-Umfrage der FIFA wurde Maradonas Treffer mit großem Abstand zum schönsten Tor in der Geschichte der WM gewählt. Auch eine 13-köpfige Jury der italienischen Tageszeitung »La Repubblica« kürte den Sololauf zum Tor des Jahrhunderts (dem Gremium gehörten Experten wie Giovanni Trapattoni, Paolo Maldini, Christian Vieri und Pierluigi Collina an).
Das erstaunlichste an diesem Tor enthüllte Maradonas Mitspieler Jorge Valdano Jahre später in einer Kolumne in der spanischen Zeitung »El País«: »Diego erzählte mir unmittelbar nach dem Spiel, als er noch keine TV-Bilder gesehen hatte, dass er mir den Ball habe zuspielen wollen. Aber er habe keine Lücke gefunden.« Auf Valdanos ungläubige Blicke antwortete Maradona: »Du bist parallel zu mir auf der Höhe des zweiten Pfostens gelaufen. Aber ich konnte dir nicht passen.« Valdano schreibt, dass er die Szene tausend Mal analysiert habe. Womit ihn Maradona gesehen hat, ist ihm bis heute schleierhaft. »Die Augen können es nicht gewesen sein.«
Der krönende Abschluss: Diego Maradona schießt den Ball im Fallen ins Tor, nachdem er zuvor fünf Engländer hatte stehen lassen.
Ein anderer Aspekt gibt Valdano ebenfalls Rätsel auf. So habe Maradona in der Kabine erzählt, dass er ursprünglich den zweiten Pfosten anvisiert habe. Doch dann sei ihm während des Dribblings in den Sinn gekommen, dass er sieben Jahre zuvor bei einem Freundschaftsspiel gegen England im Wembley-Stadion in einer ähnlichen Situation das weite Ecke knapp verfehlt habe. Deshalb habe er sich entschlossen, Torhüter Shilton zu umspielen. Wie Maradona bei seinem Sololauf Zeit zum Nachdenken fand, kann sich Valdano nicht erklären. Sein Fazit: »In diesen zehn Sekunden war die fußballerische Intelligenz absolut frei.«
2. Pelé, Fluminense – Santos, 1961
Das vermutlich schönste seiner insgesamt 1281 Tore erzielte Pelé am 5. März 1961 beim 3:1-Sieg von Santos gegen Fluminense. Nachdem er im eigenen Strafraum den Ball erobert hatte, setzte er zu einem Sololauf über 70 Meter an. Sechs Fluminense-Spieler – Valdo, Edmilson, Clóvia, Altair, Pinheiro und Jair Marinho – versuchten vergeblich, ihm das Leder abzujagen. Zu guter Letzt umspielte er elegant Nationaltorwart Castilho. Am Tag danach wurde im Maracaná-Stadion eine bronzene Tafel montiert: »Am 5. März 1961 schoss Pelé das schönste Tor, das je in diesem Stadion erzielt wurde.«
Читать дальше