Bild 4.66: RR-Fangmuster (Noppen) mit Hoch- und Tieffußnadeln, H = Hochfußnadel, T = Tieffußnadel
Bild 4.67: Übereinander angeordnete Schlösser mit Lang-und Kurzfußnadeln
Bild 4.68: Schlosskonstruktion zur Herstellung von Achtschlossmustern
Bild 4.69: Fadenlaufdarstellung eines Achtschlossmusters
Bild 4.70: Achtschlossmuster
Bild 4.71: Schlossanordnung und Nadeleinsatz einer Achtschloss-Flachstrickmaschine
3-Wege-Jacquard mit Transfer
In elektronisch gesteuerten Flachstrickmaschinen können einzelne Nadeln beider Nadelbetten in jedem Strickvorgang beliebig und individuell in die angegebenen Positionen gesteuert werden (Jacquard). Die Einzelnadelauswahl ermöglicht sowohl farbliche Musterungen (Bild 4.33) als auch Strukturmusterungen (Bilder 4.72 4.73). Die Programmierung erfolgt über CAD (computer aided design)-Programme (Bild 4.74).
Bild 4.72: Gestricke mit Strukturen
Bild 4.73: Strukturmuster
Bild 4.74: CAD-Arbeitsplatz
Die Bindungstechnik für Farbjacquard, Fangjacquard usw. ist im Kapitel über Rundstrickmaschinen näher erklärt und kann auf Flachstrickmaschinen übertragen werden. Die Jacquardtechnik (Einzelnadelauswahl) ermöglicht somit eine völlig freie Platzierung der Bindungselemente, wie Masche, Henkel, Flottung, bzw. eine Maschenverhängung zur Formgebung bzw. Musterung in jeder Maschenreihe. Ältere Maschinen besitzen eine mechanische und neuere Maschinen eine elektronische/ elektromagnetische Einzelnadelauswahl.
Es muss ebenso wie in der mechanisch gesteuerten Auswahl nur hier durch elektronische Impulse für jede Nadel im Bereich der unteren Austriebsteile entschieden werden, ob ein Nadelaustrieb oder kein Austrieb erfolgen soll. Kein Austrieb bedeutet, dass Flottungen entstehen oder nicht gestrickt wird, während ein Austrieb eine weitere Entscheidung im Bereich der oberen Austriebsteile erfordert, um entweder Henkel oder Maschen zu bilden.
Hinzu kommen zwei weitere Steuerungen: die Maschenschleifenübergabe und die Maschenschleifenübernahme. Bild 4.75 zeigt die 5 möglichen Positionen der Nadel in der Stricktechnologie. Die bisherige Drei-Weg-Technik (stricken = Masche, fangen = Henkel, nicht stricken = Flottung oder RL- Bindung) ist in der elektronisch gesteuerten Flachstrickmaschine zur Fünf-Weg-Technik (stricken, fangen, nicht stricken, übergeben, übernehmen) erweitert worden (Bilder 4.75, 4.76, 4.77, 4.78). Durch diese Jacquardauswahl können Henkel und Flottungen und Transfer in beliebiger mustermäßiger Folge oder farbige Maschen bei entsprechendem Fadenführerwechsel gebildet werden.
Bild 4.75: Mögliche Nadelpositionen, 1 = nicht stricken, 2 = fangen, 3 = stricken, 4 = Masche übernehmen, 5 = Masche übergeben (s. Bilder 4.76, 4.77)
Bild 4.76: Maschenschleifenübertragung von Nadelbett zu Nadelbett, 1 = Spreizfeder
Bild 4.77: Maschenübertragung von Nadelbett zu Nadelbett (a – d)
Bild 4.78: Maschenübertragung von vorn nach hinten, 1 = Nadelkopf sticht in die aufgespannte Maschenschleife, 2 = die im Nadelkopf der hinteren Nadel befindliche Maschenschleife wird von der vorderen Nadel abgeworfen
Besonders interessant ist die Jacquardtechnik in der Flachstrickerei für Strukturmusterungen, deren Oberfläche durch mustergemäße Anhäufungen von Maschen, Henkeln, Flottungen sowie verhängten Maschen sehr plastisch wirkt (Bilder 4.72, 4.73, 4.79).
Außer der Einzelnadelsteuerung (Jacquard) werden in diesen Maschinen auch alle weiteren Funktionen – Fadenführer- und Schlossschaltungen, Nadelbettenversatz – elektronisch/elektromagnetisch ausgelöst, und die erforderlichen Impulse für Einzelnadelauswahl und Funktionen werden über USB oder online eingegeben.
Bild 4.79: Mustermäßig übertragene Maschen in einem RR-Gestrick
Ein Schema einer elektronisch gesteuerten Schlossanordnung zeigen die Bilder 4.80–4.84. Das dargestellte Schloss ermöglicht für jede Nadel in jedem Strickvorgang auf beiden Nadelbetten unabhängige mustergemäße fünf Wege, sodass Färb- und Strukturmuster (mit Maschen, Henkeln, Flottungen) sowie Maschenübertragungen (Übergeben oder Übernehmen) für Musterzwecke (rechte/linke Maschenseiten, Zopfmuster u. dgl.) und Formgebung (fully fashion) in jeder Strickreihe realisiert werden können.
Bild 4.80: Schlossanordnung einer elektronischen Flachstrickmaschine, 1 = oberes Austriebsteil, 2 = Schlossteil zum Übernehmen,
= feste Schlossteile,
= bewegliche Schlossteile
Bild 4.81: Schlossschaltung für Masche
Читать дальше