Erwachen und Bestimmung :
eine Station : Gedichte
von Carl Maria Weber
Literarische Gedanken Edition präsentiert
Erwachen und Bestimmung : eine Station : Gedichte,
von Carl Maria Weber
Impressum
Texte: Carl Maria Weber
Veröffentlichung: 1918
Herausgeber: Jacson Keating
c/o Papyrus Autoren-Club,
R.O.M. Logicware GmbH
Pettenkoferstr. 16-18
10247 Berlin
jacson@jacsonkeating.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzichtet derzeit auf eine Ablieferung von Kindle-E-Books. (Stand: Mai 2016)
Weitere Titel aus der Literarische Gedanken Edition finden Sie auf unserer Homepage unter www.literar ischegedanken . de
Auferstehung, Himmelfahrt
Aus lohenden Ekstasen
Sprang ich zurück zu mir,
Nun bin ich ausgeblasen —
Verklimpertes Klavier.
Im Echo meiner Töne
Vagiere schattenhaft —
Nie hat noch Stadt-Gedröhne
Mich so dahingerafft.
Nüchternen Speichels Ekel
Peitscht meine stumpfe Wut;
In sinnloses Geräkel
Wälzt sich das dicke Blut.
Vorbeigedrehte Wände
Und Häscherarme ruhn.
So müd sind meine Hände —
Weiß kaum, von welchem Tun.
Hast, Herr, sie nicht erkoren
Zum Dienst der Göttlichkeit?
Und bin, ach! ganz verloren
An meine Irdischkeit!
Fanfare sollt’ ich werden
Und Sieges-Läufer dein;
Der Paradieses-Erden
Mund sein und Fackelschein!
Was gabest du das Wissen
Um diese Landschaft mir!
So bin ich ganz zerrissen,
Ein Sphärenwind und Tier.
Doch wenn die Uhren schlagen
Verschüttetem Gebein,
Ziehn, auf bekränzten Wagen,
Die wilden Träume ein.
Und morgen, Acucena,
Schluchzt deines Sohns Gebet —
Wer nennt mir die Arena,
In die mein Tanzschritt weht?
Nicht sind mehr die Hände zum Reigen verschlungen,
Keine Weite mehr öffnet sich träumendem Fall.
Die Schreie des Lebens sind ausgeklungen:
Uns weckte ein neuer, ein dunklerer Schall.
Der Freund entschwand. Wir standen allein
Vor erloschenem Himmel und klaffendem Grab.
Aufscheuchend warf ein geröteter Schein
Uns schwer in das flutende Chaos hinab.
Geliebte Alleen der Städte erstarben.
Wir schwiegen, verhüllt in Scharlach und Schmerz ..
Bis hoch in das Graue an blutroten Garben
Emporschoß der Menschheit brennendes Herz!
Aus Sumpf und Gewässern standen wir auf
Und hatten im Nacken ein morgenlich Wehn;
Hart sprang in die Faust metallener Knauf —
Erde hub an, sich aus Angeln zu drehn.
Wir fühlten der Brüder Opfer und Tod
Und wußten erst jetzt unser Dasein verbürgt.
Ausspien wir der eigenen Schuld gärenden Kot,
Der uns zum Ersticken die Kehle gewürgt.
Da flammte, befreit, ein andrer Gesang
Und fuhr in der Jahre klirrenden Schritt;
In unserem weitausholenden Gang
Zog immer jetzt fernes Donnern mit.
Nun reichen wir Hände zu heiligerm Bund
Als zum Tanz über schimmerndes Erdenrund!
Wir glühen nicht minder — doch ist es die Glut,
Die Gottes Liebe im Menschen tut.
Wir stehen vorgebeugt an steiler Küste.
Wir müssen uns durch Nachtorkane drehn —
Doch noch ins Flackerfeuer roter Lüste
Fühlen wir kühl den Sternenwirbel wehn.
Zerrissenes Herbstgewölk Blutregen speit
Und wirft uns hin in schwefligen Gewittern,
Daß wir erfrieren an der Einsamkeit
Und klein an Gottes Saume wir erzittern.
Durch das betäubende und stumpfe Hämmern
Des aufgeputzten Wahnsinns tobender Zeit
Zuweilen schon Fanfarenschreie dämmern ..
Wir wissen uns zum Sturz der Macht bereit!
Nicht kämpfen wir mit Stahl und Haß und Giften
Für unsere erdentblühte Menschlichkeit —
Es flamme über unsern jungen Triften
Gestirn der Liebe auf und strahle weit!
Gewürm der Nacht, gedörrt und ausgesogen,
Versinkt in klaffendem Schlund .. Tiefe rollt hohl —
Und größren Willens hochgespannter Bogen
Wölbt sich unendlich hin von Pol zu Pol.
Wann tagt der Morgen, der die Feindschaft löst?
Die Stadt versank, in Dämmerung verwoben,
Darüber zag verklungnes Läuten schwebt;
Sie zittert leicht aus Angst vor schwarzen Roben,
Wie sie die Türme in den Abend hebt.
Und lernte nicht im jähen Sturz von Jahren,
Daß solche Schreckensnacht nicht ewig währt ..?
Daß hinter Berges sturmzerwühlten Haaren
Stets wieder neu das junge Leuchten kehrt?
Nun stoßen Menschen dort durch welke Gassen,
Mit denen sie am Mittag aufgeschrien,
Und müssen schmählich mit dem Tag verblassen,
In dumpfe Räume ihrer Häuser fliehn.
Wie traurig stehn in Stein erstarrte Wände,
Verschmiert, vom Gift der Flüche angeraucht!
Erstickend schwelen eingesunkne Brände,
Darin sich Gier und Wahnsinn ausgefaucht.
Wenn jetzt die Hand der Liebe auferstünde
Und legte mild sich auf die dunkle Stadt —:
Dann gäben in die Nacht geborstne Schlünde
Gebilde, lichter als der Tag sie hat.
Es würden tanzen Sterne und Kometen,
Von Friedensklängen läutete die Luft ..
Aus Gärten, die der niedre Geist zertreten,
Erhöbe sich ein Paradiesesduft.
O Hand, die Kinder in den Schlummer leitet,
In kleinem Lampenlicht ein Glück entfacht,
Die kühlend über müde Stirnen gleitet
Und Tränen der Verlassnen süße macht!
In Gold auf weißen Fahnen wehn Gesetze —
Das Flammenschwert geht schneidend durch die Luft.
Es küßt ein Knabe die geschminkte Metze,
Und alle Krämer fahren in die Gruft.
— — — — —
Ganz kränklich ist der Spätstern aufgeglommen ..
Wann tagt der Morgen, der die Feindschaft löst? —
Es muß ein steppenheißer Wirbel kommen,
Der zischend in die trägen Straßen stößt!
Daß Männer sich besinnen, stirnendrohend,
Und Häuser stürzen über Trug und Schmach —
Und eine große, rote Flamme lohend
Sich losbricht von dem allerhöchsten Dach!
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