»Das Justizministerium gewährt uns alle verfügbaren Mittel die wir benötigen.«
»Ich meinte eigentlich mehr Leute die an dem Fall mit uns arbeiten und nicht Ressourcen«, präzisierte Knight seine Frage.
Lawrence wollte dieser Frage eigentlich ausweichen. Das Justizministerium stellte ihm zwar alles Mögliche zur Verfügung, aber mehr Leute konnte er leider nicht auftreiben. Trotzdem konnte er seine Agents nicht im Stich lassen, weil er wusste, dass die zwei eigentlich viel zu wenig waren. »Ich hatte gehofft, dass dieses Thema nicht zur Sprache kommt«, gab er zu. »Mehr Mitarbeiter stellt man uns leider nicht zur Verfügung. Man verwies mich dann auf Interpol in Lyon, die ich aber bisher nicht angefragt habe. Wir werden diesen Fall alleine aufklären, ohne uns irgendwelche Schreibtischtäter ans Bein zu binden. Nur, wenn es wirklich gar nicht mehr anders geht, werde ich dort nachfragen uns wenigstens ein oder zwei Leute zu schicken die dann unter ihrer Führung arbeiten werden.«
»Bleistiftjongleure sollen uns helfen?«, fragte Spears etwas enttäuscht.
»Leider ja«, bestätigte Lawrence und schlug die Augen nieder. »Ich hätte mir auch mehr Hilfe gewünscht, aber vorerst geht es erst einmal darum die ganzen Ausmaße des Sumpfs festzustellen, bevor wir ihn trocken legen können. Im Justizministerium nimmt man den Fall nicht ganz so wichtig, dass man mehrere Leute dafür abstellt.«
Ashleigh Spears schüttelte sauer den Kopf, »Man fordert eine Aufklärung mit allen verfügbaren Mitteln und schickt dann zwei Agenten, weil man sich bei einem Jahresetat von fast zehn Milliarden Dollar im Jahr nicht mehr leisten kann. Stattdessen verweist man uns an Interpol die mit ihren paar Millionen im Jahr das alles machen können. Wir sparen am falschen Ende!«
James Lawrence konnte ihr nur zustimmen aber ihm waren leider die Hände gebunden. Seine anderen Agenten waren im ganzen Land verstreut und hatten zu viele Baustellen die sie beackern mussten. Knight störte das wie seine Kollegin auch nur sah er darin eine Chance länger mit Spears zusammenarbeiten zu können. In seinen Augen war sie etwas ganz Besonderes. Mit ihren 28 Jahren, den schulterlangen kastanienbraunen Haaren und den blauen Augen war sie genau seine Kragenweite. Die angenehm dunkle Stimme besorgte das Übrige. Zudem vereinigte sie auch noch eine gute Auffassungsgabe und eine sehr hohe Intelligenz auf sich.
Auch Ashleigh fand gefallen an ihrem Kollegen der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Burt Reynolds hatte. Nur der Bart fehlte Cooper Knight dafür aber den konnte man ja wachsen lassen. Trotzdem kamen sich die beiden nicht näher. Die Vorschriften beim FBI waren in der Beziehung ziemlich deutlich formuliert und erlaubten keine romantische Beziehung unter Kollegen. Aufgeben wollte sie ihren Job aber bei der Bundesbehörde auf keinen Fall. Seit sie noch ein kleines Mädchen war träumte sie davon zur Polizei zu gehen und gefährliche Verbrecher zu verhaften. Das hatte sie jetzt endlich erreicht, auch wenn für das Privatleben kaum noch Zeit blieb. Ashleigh war mit ihrem Job verheiratet. Das hatte den unglaublich großen Vorteil, dass der nicht fremdgehen konnte wie ihre damalige Highschool Liebe.
Cooper Knight bekam von seinem Agentenführer noch eine Akte überreicht in der die Hinweise zu der Gruppierung SNB aufgeführt waren und verließ mit seiner Kollegin das Büro ihres Chefs. Draußen auf dem Gang führten die beiden eine ungezwungene Unterhaltung während sie zum Ausgang schlenderten. In wenigen Stunden würde schon ihr Flug nach Portland abheben. Formal war Cooper Knight aufgrund der längeren Dienstzeit ihr Vorgesetzter aber das spielte zwischen ihnen keine Rolle. Spears hatte sich schon auf der Akademie einen Namen gemacht. Ihr Gedächtnis war phänomenal. Die hübsche Special Agentin vergaß kein Gesicht und konnte sich auch noch Jahre später an die Ereignisse mit der Person erinnern. Cooper hatte seine Vorteile eher im schriftlichen Bereich. Die Fakten die er in den Akten las, konnte er fast originalgetreu wiedergeben. Das hatte ihm in der Schule, wenn es um das Gedichte auswendig lernen ging schon oft genug geholfen. Ein oder zweimal kurz vor Unterrichtsbeginn zu lesen hatte ausgereicht um es frei aufsagen zu können. Nur mit den Zahlen funktionierte das nicht. Jahreszahlen vergaß er bereits wieder, nachdem er sie gelesen hatte.
Vor der FBI Zentrale verabschiedeten sie sich voneinander und fuhren zu ihren Wohnungen. Sie mussten noch für den Auftrag in Portland packen bevor am Nachmittag ihr Flieger ging. Erst kurz vor dem Abflug würden sie sich wieder am Flughafen treffen. Ashleigh Spears war sehr gespannt auf das was sie erwarten würde. Nachdem die eigentliche Polizei bisher nur Hinweise gesammelt hatte, kamen sie den Tätern nicht auf die Spur. Es brauchte die Hilfe der Profis vom FBI. Die Hilfe von ihr und ihrem Kollegen. Eigentlich freute sie sich auf diese Aufgabe, ihr war nur nicht wohl bei dem Gedanken keinerlei Kollegen außer Cooper bei sich zu haben. Sie waren nur zu zweit und die Gesellschaft SNB operierte in den gesamten USA. Wie viele Leute daran beteiligt waren, konnte man nicht abschätzen. Natürlich hatten sie die Polizeibeamten der Städte im Rücken, aber die konnten ihnen nur Hinweise liefern.
Auch Cooper wäre es lieber gewesen in einem großen Team auf Verbrecherjagd zu gehen und nicht nur mit seiner Kollegin. Er wusste, dass es gefährlich werden könnte nur zwei Bundesagenten ins Feld zu schicken, um eine ganze Organisation hochzunehmen. Oft hörte man davon, dass Freunde und Kollegen aus dem Leben gerissen wurden, nur weil sie im Kampf gegen skrupellose Verbrecher alleine gegen eine Übermacht angetreten waren. Ihre einzige Aussicht auf Hilfe war Interpol in Lyon, die aber erstens noch nichts von ihrem Glück wussten und zum anderen nur Bürotiger beschäftigten die sich maximal an Briefbögen mal die Finger aufschnitten. Diese Menschen waren nicht im freien Feld zu gebrauchen. Da konnte es schon ziemlich hart zur Sache gehen.
Am frühen Nachmittag, die laue Frühlingssonne stand bereits schon ziemlich tief am Firmament, trafen die beiden Agenten vor dem Flughafen von Washinton D.C. zusammen. Ihre Reisetaschen wurden in die Maschine geladen und die beiden Special Agents folgten in die Aluminiumhülle. Während die Boeing 737 über die Startbahn raste, warf Cooper Knight einen Blick in die Akten die ihnen ihr Agentenführer zusammengestellt hatte. Ashleigh bat ihn laut vorzulesen was sie bisher hatten. Sie wollte sich die Akten nicht auch noch anschauen müssen. Cooper las und fasste es in seinen eigenen Worten für sie zusammen.
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