Leonie würde unterdessen Emilia die Waffen näherbringen. Natürlich völlig ungefährliche Spielzeuge die mit Zündhütchen einen Knall abgaben, ohne ein Projektil auszuwerfen. Die ehemalige Auftragskillerin nahm sie auch ins Gebet niemals auf Lebewesen anzulegen. Da gab es auch nur eine einzige Ausnahme. Wenn ihr böse Erwachsene etwas antun wollten, durfte sie sich selbstverständlich verteidigen, aber auch nur, wenn sie die Leute nicht kannte und klar erkennbar war, dass sie ihr oder ihren Freunden etwas antun wollten. Zusammen erklärten die drei Agenten den beiden Mädchen was sie vorhatten. Die Mädchen jubelten und wollten sofort anfangen.
Michael erinnerte die beiden kurzen daran, dass dafür erst noch Vorbereitungen nötig waren. Valeria benötigte für ihren Reitunterricht natürlich noch passende Hosen und Schuhe sowie einen passenden Helm. Ohne die Schutzausrüstung durfte sie nicht auf ein Pferd steigen. Emilia brauchte selbstverständlich auch mindestens eine Schutzbrille und natürlich eine Spielzeugwaffe und Reinigungsmaterial. Das spielte für die beiden kleinen allerdings keine Rolle. Sie wollten direkt nach Nassau und die Sachen besorgen.
Es war Samstag und die drei Erwachsenen wollten ihre Kinder natürlich auch nicht enttäuschen. Vor allem Michael konnte seinen beiden kleinen Mädchen nichts abschlagen. Eine halbe Stunde später starteten die Eltern mit den beiden im großen SUV nach Nassau. Leonie nahm Emilia an die Hand und suchte einen Büchsenmacher auf, während Michael und Dolores mit Valeria in einem Sportgeschäft verschwand. Dolores suchte mit der kleinen einen passenden Schutzhelm aus während Michael sich schon um Reitklamotten für seine Tochter kümmerte. Sie brauchten fast eine ganze Stunde bis Valeria mit Reitstiefeln und passenden Hosen mit dem Helm unter dem Arm auf die Straße trat. Die kleine war sichtlich stolz auf ihre neue Ausrüstung für die Dolores fast 400 Dollar bezahlen musste. Als sie zum Auto zurückkamen, wartete Leonie bereits mit brennender Zigarette auf die drei. Emilia saß auf dem Rücksitz und hielt eine täuschend echte Spielzeugwaffe in der Hand.
Natürlich war die Waffe ungeladen und Leonie hatte Emilia verboten zu zielen und abzudrücken. Das interessierte die Kleine allerdings herzlich wenig, denn sie ließ ihre Waffe nicht aus den Händen und drehte sie in der Sonne hin und her. Sie konnte es kaum erwarten im heimischen Garten damit zu schießen. Michael trat an den Kofferraum des Fahrzeugs und wollte die Besorgungen aus dem Sportgeschäft dort verstauen. Sein Blick fiel auf die Verpackung der Handfeuerwaffe die Emilia stolz ihrer Schwester präsentierte und auf einen noch verschlossenen großen Lederkoffer. Irritiert fragte er Leonie was sie denn alles gekauft hatte.
»Die kleine Waffe die unsere Tochter gerade in der Hand hält und noch eine Kleinigkeit für zu Hause. Damit kann sie auf meinem Schießstand ein bisschen zielen üben. In dem Koffer liegt ein kleines Luftgewehr aus der sie zumindest kleine Kugeln verschießen kann. Alles zusammen gab es für gerade mal 300 Dollar.«
Michael stöhnte als er das Zubehör was er für Valeria noch gekauft hatte, in den Kofferraum legte. Ohne weitere Verzögerung dirigierte ihn Dolores zu dem Reiterhof den die beiden Frauen für ihre Tochter gefunden hatten. Valeria konnte es kaum erwarten endlich auf einem ihrer geliebten Tiere Platz zu nehmen und einige Runden auf der Koppel zu drehen. Emilia hingegen war am Maulen. Sie wollte auch endlich ein bisschen mit ihrer glänzend neuen Pistole im Garten liegen und ein paar Zündhütchen platzen lassen. Dolores blieb mit ihrer Tochter auf dem Reiterhof während Michael mit Leonie und Emilia nach Hause fuhr, um die beiden abzusetzen. Dann kehrte er wieder auf den Reiterhof zurück und beobachtete wie seine Tochter in voller Montur auf einem Pony ein paar Runden drehte. Sie konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Dolores scherzte man müsste ihr nach einigen Stunden das Lachen operativ entfernen müssen.
Als die drei nach drei Stunden mit einer total überglücklichen Valeria zurückkamen, lag die kleine Emilia neben ihrer Mutter auf der Terrasse und schoss mit dem Luftgewehr auf eine wenige Meter entfernte Zielscheiben. Auch sie war überglücklich einige Metallkugeln auf die große Papierscheibe abgeben zu dürfen. Leonie half ihr mit ein paar Hinweisen. Valeria stellte sich noch immer in ihrer gesamten Reiterkluft hinter die beiden und schaute ihrer Schwester zu. Michael kümmerte sich inzwischen um das Abendessen und presste einige Orangen für frischen Saft aus. Dolores hatte eine riesige Idee und nahm sich eine von den Früchten. Damit ging sie zu der zielenden Emilia und sprach Leonie an, »Schatz, was meinst du, wenn Emilia zum Abschluss auf die leuchtende Frucht anlegt?«
»Großartige Idee Liebling. Emilia wird sie mit einem hübschen Loch veredeln.«
Leonie stoppte die Bemühungen ihrer Tochter und ließ sie das Luftgewehr ablegen. Erst dann stellte Dolores die reife Frucht ein bisschen versetzt zur dort stehenden Zielscheibe auf den Boden und ging wieder hinter die kleine Schützin. Erst als ihre zweite Mutter wieder hinter ihr stand durfte sie das Chili Camo wieder in die Hand nehmen, um auf die Frucht zu zielen. Emilia legte sich das Luftgewehr gekonnt an ihre Schulter und blickte durch das aufgeschraubte Zielfernrohr. Leonie legte ihr vorsichtig die Hand auf das Gewehr und bat sie sich zu konzentrieren und alles was sie in den vergangenen Stunden gelernt hatte noch einmal durchzugehen. Erst dann sollte sie sich nur noch auf die Orange fokussieren und abdrücken. Die Kleine konzentrierte sich nur noch auf ihren Atem, brachte das Fadenkreuz ihrer Zieloptik in die Mitte der runden Frucht. Dann atmete sie hörbar aus und drückte den Auslöser. Die runde Stahlkugel verließ den Lauf ihres Gewehrs und traf die Orange am linken oberen Rand. Sie legte das Gewehr lächelnd ab und stand auf. Freudestrahlend lief sie zu der angeschossenen Frucht und hielt sie voller Stolz in die Luft.
Die beiden Mütter und ihre gleichaltrige Schwester klatschten ihr Beifall. Sie hatte die Orange sauber getroffen. Michael hatte den Schuss durch das große Terrassenfenster beobachtet und kam nun strahlend auf seine Tochter zu. Er hob sie stolz in die Luft und gab ihr einen dicken Kuss. Die kleine Emilia stand ihrer Mutter in nichts nach und schien ihr großes Talent geerbt zu haben. Mit Emilia auf dem Arm ging er zu Valeria und hob sie auf den anderen Arm. Auch sie bekam einen dicken Kuss und ein Lob für die Reitstunde die sie absolviert hatte. Beide Kinder trug er fest an sich gedrückt zum großen Tisch der bereits für das Abendessen eingedeckt war.
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