Das Abendessen hatte sich Dolores gewünscht. Michael hatte für die gesamte Großfamilie Hackbällchen in Tomaten-Paprikasauce mit Reis und Salat zubereitet. Hätte er die beiden Kinder gefragt gab es keine große Auswahl. Jede Frage nach einem Essen beantworteten sie mit ihren Lieblingsgerichten. Entweder alles mit Pommes, Pizza, Spaghetti Bolognese mit extra Parmesan oder Schnitzel in sämtlichen Variationen. Hackbällchen standen nicht sehr hoch in der Gunst der Kinder, aber sie hatten bereits zum Mittag eine Pizza bekommen.
Emilia und Valeria erlebten eine wundervolle Kindheit. Die beiden waren unter den anderen Kindern in Nassau etwas Besonderes. Beide wuchsen dreisprachig auf und waren die einzigen Kinder die nicht nur eine Mutter, sondern gleich zwei ihr eigenen nennen konnten. Die Amtssprache in Nassau war natürlich Englisch was die beiden als Muttersprache lernten, daneben lernten sie aber auch noch Spanisch von Dolores und eben Deutsch von Michael. Auch die Erwachsenen konnten mittlerweile die drei Sprachen fast tadellos. Auch Liz hatte sich neben Englisch noch an weiteren Sprachen versucht. Die Chefin des Teams konnte neben ihrer Muttersprache nun auch gut genug Spanisch.
2. Kapitel
Vereinigte Staaten, Washington D.C. (WA)
Im 9. Stockwerk des J. Edgar Hoover Building an der Pennsylvania Avenue stand der Special Agent James Lawrence an seinem Bürofenster und blickte hinaus auf die belebte Straße. Hinter ihm lagen mehrere Akten auf seinem Schreibtisch. Bereits seit einigen Wochen landeten fast täglich neue Hinweise dort. Auf jedem der braunen Umschläge stand neben seinem Namen das Kürzel SNB. Irgendeine Gruppierung in den Vereinigten Staaten gab sich als Bundesbehörde aus und schickte einfache Normalbürger wie Zugvögel durch die einzelnen Bundesländer. Sie transportierten Drogen, Waffen und sogar Sprengstoff von einem Ort zum Nächsten. Die Betroffenen hatten davon keine Ahnung.
Lawrence war der Agentenführer der vom Justizministerium der Vereinigten Staaten bestellt worden war, diesen Fall mit allen verfügbaren Mitteln aufzuklären. In seiner langen Karriere konnte er schon einige schwere Verbrechen aufklären, was ihm einen sehr guten Ruf einbrachte. Nun hatte man ihn mit dem Fall der SNB betraut. Die polizeilichen Ermittlungsakten lauteten fast immer genau gleich. Einfache Bundesbürger aus den einzelnen Staaten wurden angeworben, um dem ganzen Land zu helfen. Sie erhielten dafür Bezahlungen von einigen tausend Dollar. Alles was sie dafür tun sollten waren Pakete zu transportieren, Autos zu überführen oder minderwertige Botengänge. Falls man sie anhielt, wurden sie für Verbrechen angeklagt die sie nur im Auftrag durch eine angebliche Behörde begangen hatten. Wer hinter dieser angeblichen Behörde steckte, war nicht festzustellen.
Man musste die einzelnen Bürger über längere Zeit beobachtet haben bevor man sie anwarb. Ausnahmslos alle von ihnen gehörten einer Gruppe von Menschen an die jung waren, gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hatten und in finanziellen Problemen steckten. Diese Menschen waren leichte Beute gewesen. Man konnte sie relativ günstig bekommen und die Ausgaben die man ihnen als Vergütung bot, waren nur ein winziger Teil der Beute. Eine scharfe Waffe auf dem Schwarzmarkt kostete gut und gerne hunderttausende Dollar. Die transportierten Drogen brachten auch ein Vielfaches der bezahlten Vergütungen ein. Es wurde Zeit dem ganzen auf die Spur zu kommen.
James Lawrence ließ zwei seiner Agenten rufen die den Fall untersuchen und aufklären sollten. Sie waren zwei seiner besten. Echte Spürhunde und sehr gut ausgebildet. Lawrence brauchte nicht lange zu warten bis die beiden an seine Bürotür klopften. Nacheinander kamen die Special Agents Cooper Knight und Ashleigh Spears in sein Büro. James Lawrence forderte die beiden auf vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Seine Agenten folgten mit einem kurzen freundlichen Nicken und setzten sich auf die Besucherstühle vor seinem Schreibtisch. Ashleigh warf einen kurzen Blick auf die Akten die vor ihr auf dem Schreibtisch ihres Vorgesetzten lagen. Die junge Agentin erkannte sofort das Kürzel SNB darauf.
Neugierig fragte sie, »Geht es um die angebliche Bundesbehörde?«
James Lawrence nickte nur kurz, »Was wissen sie darüber Spears?«
»Nur das was in unserem System steht. Eine angebliche Bundesbehörde die es gar nicht gibt benutzt Bürger in finanziellen Schwierigkeiten als Kuriere für Waffen und Drogen in den ganzen USA. Wer dahintersteckt ist für die Ermittlungsbehörden ein Rätsel. Man hat sie bisher nicht gefunden und es gibt auch keinen Hinweis auf die Täter.«
»Exakt Spears«, stimmte James Lawrence zu, »Unsere Aufgabe ist es die Täter aufzuspüren und sie vor Gericht zu stellen. Das Justizministerium hat mich mit dieser Aufgabe betraut. Sie sind zwei der besten Agents unter meiner Zuständigkeit, deshalb werden sie diese Aufgabe übernehmen. Der letzte Bürger wurde in Portland mit 18 kg Crystal Meth erwischt. Bei seiner Festnahme durch die örtlichen Polizeikräfte wurde er schwer verletzt. Sie fliegen bereits heute Nachmittag und kümmern sich um den Fall. Die Polizeiführung in Portland habe ich bereits informiert. Man erwartet sie bereits.«
Cooper Knight machte ein mürrisches Gesicht. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken einfach der örtlichen Polizei vor die Nase gesetzt zu werden. Die meisten Strafverfolgungsbehörden in den Vereinigten Staaten hatte keine besonders gute Erfahrungen mit Agenten des FBI gemacht. Wann immer aus Washington einige Agenten auf einen Fall angesetzt wurden hatten sie die dumme Angewohnheit gleich komplett alles zu übernehmen. Andere Meinungen als die der Agents zählten dann nicht mehr und wurden systematisch ignoriert. Das einzige was ihm an der Aufgabe gefiel war die Tatsache, dass er mit Ashleigh Spears zusammen an dem Fall arbeiten durfte. Insgeheim hatte er eine Schwäche für die Agentin an seiner Seite, was aber aufgrund der Strukturen der Ermittlungsbehörde außen vor bleiben musste. Beziehungen unter Kollegen duldete man nicht.
»Gibt es noch Fragen?«, wollte James Lawrence von seinen Agenten wissen.
»Nur eine«, meldete sich Knight zu Wort, »da es sich dabei scheinbar um eine größere Gruppe handelt, ansonsten wäre es kaum im ganzen Land möglich Bürger anzuwerben, gewährt man uns welche Hilfe?«
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