Die Cohiba Behike war schon langsam aufgeraucht als endlich sein Telefon klingelte. Es war Emma. Madeleine war von ihrem Besuch bei Barber zurückgekehrt und der Sergeant würde jetzt schlafen, teilte sie ihm mit. Überschwänglich bedankte er sich bei ihr und beendete das angenehme Gespräch mit seiner Gehilfin. Er griff zu seinem speziellen Telefon auf seinem Schreibtisch. Es war standardmäßig so eingerichtet, dass die Anrufe nicht zurückverfolgbar waren. Der Computer leitete das Gespräch über eine ganze Reihe von Gegenstellen um bis es dann den Teilnehmer kontaktierte. Die Polizei verfügte ein spezielles System, um solche Anrufe zurückzuverfolgen. Sein Gerät brachte dieses System so durcheinander, dass jede Abfrage eine andere Stadt in den USA als Standort zurückmeldete. So war sichergestellt, dass sein eigentlicher Aufenthaltsort geheim blieb.
Zufrieden tippte er die Telefonnummer der Polizei Portland in das Eingabefeld und wartete darauf, bis sein Gespräch aufgebaut war. Sofort nach dem ersten Klingelzeichen nahm ein Beamter das Gespräch an und meldete sich als Officer Witmarch.
In ruhigem Ton sagte er, »Ich möchte ein Verbrechen melden, von dem ich Kenntnis erlangt habe. Ein Beamter der Polizei handelt mit Crystal Meth in großem Stil und konsumiert dieses Rauschmittel. Sein Name ist Roger Barber. Der Dienstgrad und seine Position sind mir nicht bekannt, allerdings soll er auf ihrem Revier arbeiten. So weit ich informiert wurde, versteckt er in seinem Schlafzimmer eine große Menge der Droge.« Direkt danach legte er wieder auf und grinste über das ganze Gesicht.
Der Beamte würde sicher schon die richtigen Schritte übernehmen und er würde sofort davon erfahren. Er hatte einen seiner Spitzel schon in Position gebracht, der Anweisung hatte, ihn sofort anzurufen, wenn sich die Polizei dem Haus näherte. Nach wenigen Minuten war es schon so weit und sein normales Telefon klingelte.
»Ja?«, fragte er aufgeregt wie zur Bescherung an Weihnachten.
»Die Polizei fährt soeben vor Sir«
»Wie viele sind es?«, fragte er sensationsgierig.
»Drei Streifenwagen und ein Kastenwagen halten gerade in diesem Moment vor seinem Haus!«
»Das ist ja perfekt. Ich hoffe mal sie nehmen ihn richtig auseinander.«
»Sir, es kommt noch ein Fahrzeug vor seinem Haus an. Sieht nach FBI aus!«
Er schlug mit der Hand auf seinen Schreibtisch. Mit denen hatte er nicht mehr gerechnet, aber sie waren ja schon vor Ort, wie er wusste. Wie gebannt hörte er dem Bericht seines Spitzels am Telefon zu. Es war einfach unglaublich. Niemals hätte er gedacht sich über eine Polizeiaktion freuen zu können. Aber dieses Mal half sie ihm und seiner Unternehmung mehr als alles andere. Falls sie Barber einpackten, und das müssten sie nach dem Fund definitiv, wäre der Weg in Portland endlich frei sein Geschäft richtig aufzuziehen.
10. Kapitel
Vereinigte Staaten, Portland (OR)
Die Polizeibeamten des Reviers hatten bereits die Wohnung von Sergeant Roger Barber gestürmt, als die Bundesbeamten des FBI ankamen. Ashleigh Spears und ihr Kollege Cooper Knight stiegen aus dem Wagen aus, den sie für ihre Ermittlungen in Portland zur Verfügung hatten und standen im lauen Wind, der aus Osten her vom Meer kam. Sie hatten auf dem Revier erfahren, dass ihr Informant angeblich selbst die Droge nahm und auch Vertrieb. Die junge FBI Agentin hatte sofort das Motiv erkannt. Barber konnte in seinem Beruf die anderen Dealer aus dem Weg räumen, um sein eigenes Geschäft voranzutreiben.
Er konnte sich so die Konkurrenz vom Hals schaffen. Ein besseres Motiv konnte man gar nicht finden. Barber steckte also selbst dahinter. Spears wollte aus erster Hand erfahren, was man bei ihm fand und ob er vielleicht sogar den beschlagnahmten Stoff aus der Asservatenkammer nicht vernichten ließ, sondern selbst weiter verteilte. Die Anklage wäre in diesem Fall ein leichtes. Barber als Drogenkommissar hatte beste Verbindungen in das Milieu und konnte den Stoff nicht nur aus dem Verkehr ziehen, sondern auch noch für sich verkaufen. Er war in den letzten Monaten überaus erfolgreich, wenn es darum ging, die Drogen aufzuspüren und die kleineren Dealer ins Gefängnis zu bringen. Durch seine Verbindungen in die Drogenkriminalität von Portland konnte er leicht feststellen, wer seine Konkurrenten waren und woher sie den Stoff bekamen.
Einfacher konnte man nicht an Geld kommen. Sein Verdienst als Sergeant war nicht gerade besonders hoch. Ein kleines Zubrot durch den Stoff, den andere in seine Stadt brachten. Damit konnte er sich eine goldene Nase verdienen. Zusammen folgten sie den Polizisten in die Wohnung von Roger Barber. Das frei stehende Haus in einer Seitenstraße von Portland wurde nur sehr spärlich von den Straßenlaternen erhellt. Trotzdem sah man, dass es erst vor kurzem frisch gestrichen worden war. Für Cooper Knight war das ein weiterer Hinweis auf die Schuld des Sergeants. Ein einfacher Polizeibeamter verdiente im mittleren Dienst nicht besonders, woher sollte er also das Geld nehmen die gesamte Fassade neu anpinseln zu lassen. Es sei denn er hätte es selbst gemacht, was aber bei seinen gesammelten Überstunden in der letzten Zeit kaum möglich war.
In dem Haus war es sauber und ordentlich. Es wirkte fast wie frisch gewischt. Die Möbel, die Barber ausgesucht hatte, passten zu der Wohnung. Insgesamt ergab sich daraus ein gemütliches Ambiente für die Zeit nach der Arbeit, um sich zu entspannen. An den Wänden hingen geschmackvolle Bilder und einige Filmplakate von Filmen, die fast überall auf der Welt erfolgreich waren. Die Luft war angereichert mit einem leichten Duft nach Zedernholz, was irgendwie beruhigend wirkte. Als sie in das Schlafzimmer kamen, sahen sie Barber umringt von drei Beamten auf dem Bett sitzen. Seine Haare waren noch feucht und im angrenzenden Badezimmer sah man noch feuchten Dampf. Sie hatten ihn wohl direkt unter der Dusche erwischt. Er hatte nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen.
Einige Kollegen untersuchten das ganze Haus auf Drogen, hatten bisher aber nichts gefunden. Nur unter dem Schrank hatten die Kollegen ein Päckchen hervorgeholt. Eine Ecke des in Plastik verpackten Pulvers war geöffnet und man sah deutlich, wie ein Teil davon bereits fehlte. Das sah gar nicht gut für Barber aus. Spears irritierte der Gesichtsausdruck des Sergeants. Er schien das völlig gelassen hinzunehmen und war die Ruhe in Person. Wie auf einer Sommerparty wischte, er sich die Feuchtigkeit, die ihm von den Haaren ins Gesicht lief, aus dem Gesicht. Die Beamten vor ihm kannte er sogar und hielt ein bisschen Smalltalk. Die ganze Gruppe schien zu scherzen, denn die Beamten grinsten fröhlich.
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