Wolfram Hirche - SPOTTLICHTER

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Mit leichtem Spott und Ironie, scharf, aber nie verletzend beleuchtet Wolfram Hirche in seinen Glossen die seltsamen Seiten des deutschen Kulturlebens. Ob Goethes WhatsApp-Gruppe oder Seehofers Wildschweinabschuss, Walsers Schwimmprosa, der Nobelpreis-Skat mit Grass und Handke oder das tapfere Tirrilü einer einsamen Sängerin. Die knapp neunzig Texte sind in den letzten zehn Jahren auf Seite eins der »Literaturseiten München« erschienen und spiegeln die pubertären Jugendjahre unseres 21. Jahrhunderts bis zum Beginn der beklemmenden Corona-Pandemie.

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MW: Ich möchte den Günter ja gerade in die Gegenwart holen!

GG: Also, womit soll ich dich 2016 vorschlagen, Martin, »Ehen in Philippsburg«, dieses Spießerpanorama?

PH: Vielleicht seine »Verteidigung der Kindheit«.

GG: Du willst ihn fertigmachen. Du selbst kommst nicht dran, weil sie die Jelinek genommen haben. Und dir fehlt Substanz.

MW: Oh, das sitzt! Schlag seine »Hornissen« vor. Peter Handke mit den »Hornissen« als großem Debüt des 20. Jahrhunderts!

GG: Ich spiele den Grand mit vieren. Wer kommt?

PH: Du hast sie nie gelesen. Schluss, ich muss das nicht länger haben. Mit euch.

MW: Halt! Du kommst raus, Hosen runter! Bis Februar muss der Vorschlag sitzen, alle Nominierungen.

GG: Ich schreibe nichts Großes mehr, es ist genug.

PH: Herz Bube.

MW: Also, wen schlägst du vor, Günter?

GG: Vielleicht den, der es schon ‘99 war.

(Hier bricht die Aufzeichnung wegen tumultartiger Szenen ab.)

Oktober 2015

Kriegs-Beifang

Der Dichter mag dabei noch gar nichts Schlimmes denken, das Schlimme kommt ja dennoch über ihn. Er bummelt durch Bücher, geht eben mal Milch holen oder feilt an einer Ballade – schon wirft der Krieg ihn mit Gewalt aus seinem Leben. Bei Goethe (43, ein Sohn) jedenfalls war das 1792 so, als sein Herzog, Freund und Sponsor ihn an die Front nach Frankreich rief (alles sah nach schnellem Sieg aus und endete im Desaster). Oder bei Alfred Döblin, der (hundertvierundzwanzig Jahre später) als Arzt und Dichter zerfetzte Beine absägen durfte, eiternde Wunden versorgen. Oder bei Heimito von Doderer, der ab 1916 als russischer Gefangener vier Jahre in sibirischen Lagern zubrachte und dort den Entschluss fasste, Schriftsteller zu werden.

Fontane (50, sechs Kinder von mindestens zwei Frauen) hingegen, dessen zweihundertsten Geburtstag wir heuer feiern (am 30.12.), packte der Übermut: Er suchte den Krieg, reiste ihm im September 1870 hinterher und wurde vor der Geburtskirche von Jeanne d’Arc im Hundertseelenort Domrémy verhaftet. Er hatte noch, notiert er später, seinen Revolver »derart in der Reisedecke versteckt, dass ich ihn in Gefechtsstellung bringen konnte« – es nutzte nichts, au contraire! Man schrieb den 5. Oktober. Sedan war zwar längst »gefallen«, wie das so heißt, aber der Krieg noch in vollem Gange. Der Journalist T. F. wurde auf das Château der Insel d’Oléron nahe der Atlantikküste verschleppt und als Spion um ein Haar standrechtlich erschossen. Nur das Eingreifen Bismarcks und sein gutes Französisch (Achtung, Gymnasiasten! Fremdsprache kann Leben retten!) bewahrten Fontane vor der Exekution und bescherten uns Lesern sämtliche Romane von »Vor dem Sturm« bis »Der Stechlin«, die der Dichter bei ungutem Ausgang in seinem, sagen wir mal, Herzen mit sich in französische Erde genommen hätte, ungeschrieben. Stattdessen erschien – ganz ohne Pathos, aber gut bezahlt – schon wenige Tage nach seiner Rückkehr zu Frau und Kindern in der liberalen Berliner Vossischen Zeitung zum ersten Weihnachtstag 1870 die erste Folge seiner Abenteuer-Erzählung: »Kriegsgefangen: Erlebtes 1870« – das Ganze kurz danach auch als Buch. Da die Familie beängstigend groß geworden war, herrschte Finanzbedarf. Fontane reiste bereits Ostern ‘71 wieder auf den (inzwischen befriedeten) Kriegsschauplatz und ließ seinen nächsten Bericht folgen: »Tage der Okkupation«.

Dieser ‘70 | ‘71er-Krieg übrigens, bei dem es vordergründig um die spanische Thronfolge ging, und den Bismarck | Moltke mit der »Emser Depesche« genau kalkuliert und Napoleon III. begonnen hatten, kostete 138.900 Franzosen und 49.380 Deutsche das Leben, brachte den Deutschen kurzfristig Elsass-Lothringen und die »Erbfeindschaft« Frankreichs ein, sowie (auch) in deren Folge den Ersten Weltkrieg. Wer möchte, kann in den Ferien die hübsche Badeinsel d’Oléron besuchen, den feinen Sandstrand und das Château. Der Eintritt ist frei.

Juni 2019

Gefährliche Gedichte

Marx, welchen meinen Sie? Also, wir haben hier Professor Reinhard Marx im Angebot, den Münchner Chefkatholiken, der sich geschickt durch Talkshows schlängelt und Marx Karl, den alten Ökonomen, der für alles eine Lösung hat. Aber Karl Marx, den Lyriker? Und geht es schließlich hier um Lyrik heute! Also bitte, Zitat: »Nimmer kann ich ruhig treiben, | Was die Seele stark erfaßt, | Nimmer still behaglich bleiben, | Und ich stürme ohne Rast.« Romantische Schule, um 1837. Dem Engländer Stedman Jones haben wir's zu danken, dass er in seiner Marx-Biografie soeben diese vergessene Poesie ausgegraben hat. Von wegen »stürme ohne Rast«. Vater Heinrich Marx, ein gestrenger Rechtsanwalt, dem Karl unvorsichtigerweise seine Poesie geschickt hatte, war schwer beunruhigt. Er drang auf eine juristische Staatskarriere und starb, noch ehe »Karl«, wie Jones ihn familiär nennt, beruflich Fuß fasste. Was ihm genau genommen sowieso nie recht gelang. (Übrigens auch bei Reinhard Marx könnte man streng fragen: Ist Kardinal wirklich ein ernsthafter Beruf? Aber lassen wir das.) Eine Journalistenkarriere, ein Staatsamt, auch eine philosophische Professur – Karl scheiterte am strengen Berufsverbot der Karlsbader Beschlüsse (1819). Zensur, Ausweisung und Exil. 1841 wurden noch Karls Gedichte »wilde Lieder« publiziert, danach ging in Deutschland nichts mehr.

Kaum waren Karls politische Ideen einige siebzig Jahre später an die Macht gelangt, wurden in seinem Namen auch Lyriker »gesäubert« und verfolgt, Mandelstam, Brodsky und viele andere. Verteidiger seiner Ideen versuchten, diese gegenüber der Politpraxis abzugrenzen, bis in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts schwere Vorwürfe von Frankreichs jungen Philosophen auf Karl geworfen wurden: Sein ganzer Ansatz sei totalitär und führe direkt ins Verderben des Gulag. Östlich des Rheins hingegen wuchsen wieder Marx-Statuen aus dem Boden. Aber ja, klingt nicht aus Karls Lyrik (und, etwas weiter gedacht, aus jeder Lyrik: schlechthin!) dieses Rigide, Totale!? Wird hier nicht alles Private erfasst und einem Kontrollwunsch unterworfen? Die absolute Liebe fordernd zum Beispiel, keinen Widerspruch duldend? Vor allem, wenn er seine Verlobte Jenny von Westphalen andichtet, ja, da ist Karl echt radikal-totalitär!

Genau hier kommt jetzt der Metternich-Adlatus Markus Söder ins Spiel: Er hat schon lange vor Corona scharf erkannt, dass es höchste Zeit ist für ein neues »Karlsbad«! Psychiatriegesetz, vorbeugende Polizei – Festnahmen, zeitlich unbegrenzt! Das Kruzifixsymbol in jede bayerische Amtsstube, das wird aber nicht genügen! Das wird man doch konsequent weiter spinnen können, man nennt es harmlos »retro«: bei jeder Einschulung, bei jeder Heirat: das Kruzifix, ein tolles Präsent vom Landesvater handsigniert! Und wer's zurückweist, der Undankbare, wird halt ein kleines bisserl registriert: Ein verdächtiger Gefährder! Selber schuld! – Wo bitte bleiben eigentlich Söders Gedichte?

Juni 2018

Stille Wasser

Während draußen Sodom herrscht oder Gomorrha, in der Dichterstube ist Stille. Der Diskurs der Geschlechter mag noch so hohe Wogen werfen, Filmregisseure grapschen und vergewaltigen, Chor- und Ballettleiter bedrohen und verführen Minderjährige, Musikhochschulen kannste sowieso vergessen, die Theater sind Dorados für Tyrannen, in olympischen Trainingscamps werden Sportlerinnen nicht nur gedopt, sondern oft auch sexuell genötigt – nur der Dichter entzieht sich dem zuchtlosen Treiben, huldigt Buch um Buch dem Alterseros, wie Martin Walser, oder wirft sich auf vergangene Schlachtfelder, wie Ralf Rothmann und Arno Geiger. Manch einer betreibt sieben Tage gründlich Nabelschau wie Simon Strauss, der Sohn von Botho, der das ja auch glänzend beherrschte.

Sofern er als Seismograf feinster gesellschaftlicher Schwingungen dienen soll, der Dichter, so kann man, freilich vergeblich, an Michael Crichtons »Enthüllung« aus den Neunzigern denken, der das Nötigungsthema längst aufgespießt hat. In seinem Schmöker dreht er diesen Spieß männlich-auflagenträchtig um, Frau bedrängt Mann – aber dass Chefinnen wirklich ihren untergeordneten Manager oder Buchhalter zum Sex erpressen, ist bisher in all dem Trubel kaum gerichtskundig geworden. Ja, der beidseitig erwünschte und heiß ersehnte Kuss in der Arbeit, vor dem jetzt in Schlagzeilen gewarnt wird, müsste geradezu staatlich prämiert werden – denn wo sonst sollen sich die arbeitsbesessenen Nerds beiderlei Geschlechts denn heute noch einvernehmlich näherkommen und die Menschheit mehren, wenn nicht im Büro, in dem sie den meisten Kaffee ihres Lebens trinken und das Bruttosozialprodukt hochschrauben?

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