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1621 A Discourse of Trade
um 1630 England’s Treasure By Foreign Trade
DIE WIRTSCHAFT LÄSST SICH BEZIFFERN
DIE MESSUNG DES WOHLSTANDS
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Wirtschaftswissenschaftliche Methoden
VORDENKER
William Petty(1623–1687)
FRÜHER
1620Der Engländer Francis Bacon setzt sich für einen neuen wissenschaftlichen Ansatz ein: Fakten sammeln.
SPÄTER
1696Der englische Statistiker Gregory King verfasst eine statistische Übersicht über die englische Bevölkerung.
1930er-JahreDer Australier Colin Clark erfindet das Bruttonationaleinkommen (BNE).
1934Der Ökonom Simon Kuznets entwickelt eine moderne volkswirtschaftliche Gesamtrechnung.
1950er-JahreDer britische Ökonom Richard Stone entwickelt Systeme zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, z. B. für UN und OECD.
Heute halten wir es für selbstverständlich, dass man die Wirtschaft messen und ihre Expansion und Schrumpfung exakt beziffern kann. Diese Vorstellung geht auf die 1670er-Jahre und den englischen Wissenschaftler William Petty zurück. Er wandte die neuen empirischen Methoden der Naturwissenschaften auf wirtschaftliche Fragestellungen an. Dazu sammelte er Daten aus der realen Welt und beschloss, sich nur »in Form von Zahl, Maß und Gewicht« auszudrücken. Mit diesem Ansatz trug er zur Entstehung der Wirtschaftswissenschaft bei.
In seiner Politischen Arithmetik von 1690 zeigte Petty anhand realer Daten, dass England entgegen der vorherrschenden Ansicht reicher war denn je. Eine seiner bahnbrechenden Entscheidungen bestand darin, den Wert der Arbeit ebenso zu berücksichtigen wie Land- und Kapitalbesitz. Auch wenn Pettys Zahlen nicht unumstritten sind, besteht kein Zweifel an der Effektivität seiner grundsätzlichen Idee. In seine Berechnungen bezog er die Bevölkerungszahl, die persönlichen Ausgaben, den Lohn pro Person, die Mieten und anderes mit ein. Er multiplizierte diese Zahlen, um einen Gesamtwert für den Wohlstand der Nation zu erhalten.
Ähnliche Methoden entwickelten Pierre de Boisguilbert und Sébastien Le Prestre de Vauban (1633–1707) in Frankreich. In England analysierte Gregory King (1648–1712) Wirtschaft und Bevölkerung von England, Holland und Frankreich. Er gelangte zu dem Ergebnis, dass keins dieser Länder die Mittel hatte, den Pfälzischen Erbfolgekrieg über das Jahr 1698 hinaus fortzusetzen. Vielleicht waren seine Zahlen ja richtig. Der Krieg endete 1697.
Die Seeschlacht von La Hoguefand 1692 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs statt. Gregory King berechnete, wie lange sich die beteiligten Länder den Krieg noch leisten konnten.
Kennzahlen für den Fortschritt
Die Statistik ist heute ein Kernstück der Wirtschaftslehre. Ökonomen messen in der Regel das Bruttoinlandsprodukt (BIP), also den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Staates und in einem bestimmten Zeitraum für Geld verkauft werden. Allerdings gibt es immer noch kein festgelegtes Verfahren für eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung.
Ökonomen sind dabei, die Basis für die Messung des Wohlstands zu erweitern. Dazu formulieren sie neue Kennzahlen wie z. B. den Genuine Progress Indicator (GPI), der u. a. Einkommensverteilung, Kriminalität und Umweltverschmutzung berücksichtigt, oder den Happy Planet Index (HPI). 
William Petty
1623 wurde William Petty in Hampshire (England) in bescheidenen Verhältnissen geboren. Er durchlebte den Englischen Bürgerkrieg und stieg in hohe Positionen auf, im Commonwealth ebenso wie in der restaurierten Monarchie. Als junger Mann arbeitete er für den englischen Philosophen Thomas Hobbes in Holland. Nach seiner Rückkehr nach England lehrte er Anatomie in Oxford. Da er sich an der Universität langweilte, reiste er nach Irland, wo er die Aufgabe erhielt, ganz Irland in ein Kataster einzutragen.
In den 1660er-Jahren kehrte er nach England zurück und begann mit seinen ökonomischen Arbeiten, für die er heute bekannt ist. Den Rest seines Lebens verbrachte er teils in England, teils in Irland. Petty gilt als einer der ersten großen politischen Ökonomen. Er starb 1687 im Alter von 64 Jahren.
Hauptwerke
1662 Traktat über die Besteuerung
1690 Politische Arithmetik
1695 Quantulumcunque Concerning Money
HANDEL MIT FIRMEN ANTEILEN
AKTIENGESELLSCHAFTEN
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Märkte und Firmen
VORDENKER
Josiah Child(1630–1699)
FRÜHER
Ab 1500Regierungen gewähren Kaufleuten Handelsmonopole in bestimmten Weltregionen.
1552–1571Die Bourse in Antwerpen und die Royal Exchange in London werden gegründet, damit Anteilseigner ihre Anteile kaufen und verkaufen können.
SPÄTER
1680Londoner »Makler« treffen sich in Jonathan’s Coffee House, um Aktien zu handeln.
1844Der Joint Stock Companies Act vereinfacht Firmengründungen im Vereinigten Königreich.
1855Die beschränkte Haftung schützt die Investoren vor Börsenschwindeln wie der Südseeblase von 1720.
Die Handelsschifffahrt musste von Anfang an Kapital für ihre Reisen aufbringen, indem sie Investoren Gewinnanteile versprach. In der Zeit nach 1500 waren die Erträge zwar oft enorm, aber die riskanten Unternehmungen banden Geld für Jahre. Um das Risiko zu verteilen, wurden Kapitalgesellschaften gegründet: Die Investoren pumpten Geld in ein Unternehmen, wurden gemeinsam Besitzer der Handelsaktien – und erwarben ein Anrecht auf einen Gewinnanteil.
Eine frühe Aktiengesellschaft war die Englische Ostindien-Kompanie. Sie wurde 1599 ins Leben gerufen, um den Handel mit Südostasien zu entwickeln. Ihre Freihandelsrechte wurden vom »Vater des Merkantilismus«, dem Londoner Kaufmann Josiah Child, geschickt verteidigt. Als er starb, hatte die Kompanie ungefähr 3000 Anteilseigner und verfügte über ein Grundkapital von mehr als 3 Mio. Pfund sowie über weitere 6 Mio. Pfund aus Anleihen. Ihre jährlichen Verkäufe brachten bis zu 2 Mio. Pfund ein.
Das Modell der Gesellschaft mit beschränkter Haftung hat sich aus den Aktiengesellschaften entwickelt. Der Verkauf von Anteilen ist eine wichtige Methode zur Kapitalbeschaffung. Manche glauben zwar, die Berechtigung der Anteilseigner zum Verkauf ihrer Aktien führe zu einer kurzfristigen Geschäftsplanung, aber dennoch bleibt die Aktiengesellschaft ein Herzstück des Kapitalismus. 
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