Gunter Preuß - Berührungen

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Mit den hier vorliegenden Geschichten aus dem vollen Menschenleben, die Preuß «Berührungen» titelt, trifft er mitten in eines der Hauptprobleme gegenwärtiger und (wie zu befürchten ist) kommender Generationen: die zunehmende Berührungslosigkeit. Die Prosastücke spielen in deutscher Vergangenheit (1973 – 2006), die uns wie alles Gewesene, ob es uns genehm ist oder nicht, im Gegenwärtigen anhängt und im Kommenden begleiten wird. In dieser Anthologie finden sich bereits veröffentlichte Kurzgeschichten, Erzählungen und Auszüge aus Romanen, die vom Autor für diese Ausgabe noch einmal überarbeitet wurden. (Wobei am Inhalt der Geschichten nichts verändert wurde.)
Lassen Sie sich also berühren vom Erleben des im Nachkrieg heranwachsenden Bernhard und der anderen männlichen und weiblichen Akteure. Sie alle sind mehr oder weniger begabte Lebenskünstler im beengten und doch unendlichen Zirkus Mensch. Wer, wenn nicht das selbst ernannte Ebenbild Gottes, brauchte zu seiner Selbstdarstellung nicht den gesamten Raum und die Zeit und vor allem sein Publikum …?

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»Was denkst du denn, Kleiner«, antwortete Charly eifrig. »Die Journaille muss so lange ohne Charly auskommen, bis der Roman fertig ist. Schluss mit den Aufbaugedichten und Planerfüllungsgeschichtchen, jetzt macht dein Bruder Kunst, verstehst du, jetzt will ich΄s wissen. Ich werde der Welt einen Roman hinlegen und sagen: Seht ihr, so ist das Leben, so und nicht anders, ihr kleinen Idioten, es ist ein Walzer, der getanzt werden will, Wein, den man trinken muss. He, Bruder, warum soll es mir nicht gelingen, mit einem gelungenen Lassowurf den Himmel auf die Erde zu holen, warum nicht, frage ich?«

Henriette Rausch kam mit kleinen schwankenden Schritten auf sie zu. Es sah aus, als würde sie jeden Augenblick stolpern, so aus dem Gleichgewicht erschien die ein Meter und achtzig hohe massige Frau. Sie trug einen Morgenmantel aus buntem Brokat, der ihre plumpen Beine bis zu den Knien und den Ansatz ihrer großen schweißigen Brüste sehen ließ. Über Henriette Rauschs rundem Gesicht türmten sich die nach Art einer Geisha gesteckten blauschwarzen Haare, die sichtlich gefärbt war. Ihr Blick war offen und freundlich, doch um den üppigen kirschrot geschminkten Mund fand sich ein arrogant-abweisender Zug. Trotz ihrer glatten Haut war sie gepudert, und auf Charlys ausdrücklichen Wunsch hatte sie Finger- und Zehennägel hellgrün lackiert. Sie duftete stets, dass Bernhard nie genug davon bekommen konnte, und wenn er für einen Moment die Augen schloss, kam ihm ein betörend schönes Mädchen vor Augen, dem er in Wirklichkeit noch nie begegnet war.

Bernhard wusste nicht viel über Henriette Rausch. Bolz, sein neuer Vater, behauptete, ihren Namen zu kennen, sie hätte in den Vorkriegsjahren die großen Sopranpartien an deutschen Opernhäusern gesungen. Nicht einmal Charly ahnte, wie alt sein Räuscherl war. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie wohl mit An- und Verkauf von Schmuck. Sie war eine Kennerin schöner Dinge und wusste Preise zu machen, die ihre Kunden und auch sie selbst zufriedenstellte. Dazu besaß sie einen winzigen Tabak- und Spirituosenladen, an dessen Tür meistens ein Schild hing: Komme gleich zurück .

Aus den Büchern und durch seine Fantasien bestätigt, wusste Bernhard von den magischen Kräften der Frauen, die Männer hilflos und blöd, zu Schwächlingen und Verrätern, ja, Mördern machen konnten. Aber er verzieh es Charly insgeheim nicht, dass er sich in übergewichtige ältere Frauen verliebte, als sei er blind, als gäbe es diese zarten feenhaften Geschöpfe nicht, denen Bernhard in seinen Träumen so oft begegnete. Charly aber unterwarf diese Mütter-Frauen und ließ von ihnen Gebete und Hilferufe an sich richten. Er machte Puppen, die größer als er selbst waren, aus ihnen; sie reagierten auf seine Handbewegung, und wenn er es verlangte, umarmten, speisten und tränkten sie ihn.

Henriette Rausch kniete vor Charly nieder, streichelte seinen Kopf, den er tief einatmend zwischen ihren Brüsten barg. »Da bist du ja endlich«, sagte Charly zufrieden und erregt. »Meine Schöne, mein Schweinchen, komm, lass dich anfassen, du!« Er griff mit beiden Händen derb an ihre Brüste, an ihre ausladenden Hüften, ihre prallen Schenkel. Henriette Rausch grunzte und quiekte, sie bekam einen Lachanfall, der ihr den Atem nahm.

»Genug!«, rief sie lachend. »Genug, Charly, du Wilder, du, genug!«

Bernhard war aufgesprungen und suchte die Gartentür. Mein Gott!, dachte er, voller Vorwurf gegen sich selbst: Ich ertrage das nicht mehr!

Charly holte ihn ein, riss ihn herum, und Bernhard sah in des Bruders Clownsgesicht, aus dem alle Farbe und Schläue verschwunden war.

»Komm zurück, Kleiner«, bat Charly. »Lauf bloß nicht weg, hörst du, tu das nicht. Ich habe sie ins Haus geschickt, mein Gott, ja, sie ist weg, wir sind allein, wir reden miteinander, über alles reden wir, darum bist du doch gekommen, Kleiner. Es kommt manchmal so über mich, weißt du, es ist die Verdammnis des Fleisches, die uns den Verstand nimmt.«

Bernhard ließ sich von Charly zurück in den Garten ziehen, bereit, zu vergessen und erneut zu glauben. Viel, so viel hatte er den Bruder zu fragen.

Charly setzte sich wieder ins Gras, sah unruhig zum Haus, wo an einem Fenster für einen Augenblick der nackte Oberkörper Henriette Rauschs zu sehen war. Eine mädchenhaft reine Stimme sang das Lied von den beiden Königskindern, die zusammen nicht kommen können.

»Singt sie nicht wunderbar?« Charly nickte, nahm sich die letzten Seiten seines Manuskripts und begann mit Predigerstimme vorzulesen, eines Künders frohe Botschaft. Dabei vergaß er alles um sich herum, er war im Gespräch mit sich selbst, erstaunt und beglückt über die gefundenen Worte.

Wenn Charly ihm vorlas, fühlte Bernhard sich wie von zwei unterschiedlichen Händen berührt. Die eine war grob und rüttelte ihn. Die andere war ohne Schwere und streichelte ihn; ihr gab er nach. Es war die Geschichte ihrer Familie, die der Bruder erzählte, sie hörte sich gut an, lebendig und spannend wie ein Abenteuer. Über manches musste Bernhard lachen, wo er, als er es erlebte, geweint hatte. Charlys Buch erschien ihm wie ein großes Märchen, es wiegte den Zuhörer in Sicherheit, man wusste, das Gute siegte über das Böse, das Schöne über das Hässliche. In Charlys Buch war Rita noch ein langzöpfiges verträumtes Mädchen. Bolz und der tote Vater war dieselbe Person. Die Großeltern waren ein altes gütiges Königspaar. Werner und Charly waren unzertrennliche Zwillingsbrüder. Maria, die Mutter, lebte ohne Angst, immer zu kleinen liebevollen Neckereien aufgelegt und jederzeit zum Verzeihen bereit. Und in Jinnis, der Jüngsten, Augen schaukelte der Schalk.

Charly hatte seine Lesung beendet. Er warf die Blätter ins Gras, saß mit gekreuzten Beinen und auf die knochige Brust geneigtem Kopf. Nach ein paar Sekunden fuhr er hoch, blickte Bernhard böse an und rief: »He, Kleiner, was sitzt du hier herum und kriegst den Mund nicht auf, was soll das heißen, was? Sag schon, was dir nicht gefallen hat, vernichte mich, ja, Himmel, worauf wartest du noch, nun rede schon, sag, dass dir’s nicht passt, was und wie ich’s sage! Hast du überhaupt zugehört, du Blödel, du?«

»Ja – doch«, sagte Bernhard verlegen. »Mir gefällt’s. Es ist gut – schön, ja. Wie du das alles so sagst.«

Charly sprang auf, hampelte durch den Garten, trat gegen Baumstämme und schrie: »Mir gefällt’s! Schön und gut! Verflucht noch mal! Gottverflucht noch mal!«

»Mir gefällt es«, versicherte Bernhard, eingeschüchtert von dem verrückten Gehabe des Bruders. Charly kam zu ihm zurückgesprungen und ließ sich neben ihm aufstöhnend ins Gras fallen. Bernhard sagte: »Wirklich, Charly, ich weiß nur nicht, wie ich es ausdrücken soll. Es gefällt mir. Das kannst du mir glauben.«

Charly zog Bernhard in seine Arme, drückte ihn mit all seiner schwächlichen Kraft. Seine Stimme war dankbar bewegt. »Ich danke dir, Kleiner, Bruder, mein Gott, bin ich froh, ich weiß, dass du nicht lügst, nicht mehrstimmig zwitscherst wie all die verfluchten Vögel um mich herum. Gefällt’s dir also wirklich, ich hab’s geahnt, nein, ich hab’s gewusst, das wird ein großes Buch, aus den Händen werden’s sich die Leute reißen, das werden sie.«

Charly sah welk aus wie eine Blume, in deren Blüte der Regen geraten war. Er blickte nun immer öfter zum Haus, als suche er Hilfe.

Bernhard verabschiedete sich eilig. Charly nahm ihm das Versprechen ab, bald wiederzukommen, damit würden sie über alles reden, über die ganze verdammte Sippschaft, das verspreche er, jetzt müsse er arbeiten, das nächste Mal aber ...

Bernhards Weggehen aus Charlys Paradies glich einer Flucht. Auf der Straße trat er in die Pedale, wagte nicht, sich umzusehen. Er wusste, Henriette Rausch kam sogleich aus dem Haus getrippelt. Charly barg seinen Kopf in ihrem Schoß und weinte wie ein kleines Kind. Bernhard schämte sich, für den Bruder, für sich, für alle. Er bezichtigte sich der Feigheit, des Verrates an der Wahrheit. Aber er brachte es nicht fertig, dem Bruder zu sagen, dass er mit seinem Schreiben log, dass er ihnen nicht nur andere Namen und ein anderes Aussehen gegeben hatte, sondern dass er sie leben ließ, wie sie nie gelebt hatten. Oh, Charlys Zauber war falsch. Seine Blumen waren aus Papier, die Sterne aus Flitter, die Herzen aus Stoff. Bernhard erschien es, als lebte der Bruder auf einem anderen Stern, von seinem Lichtjahre entfernt. Charly spielte nur Theater, und doch hätte Bernhard in seinem Stück liebend gern eine Rolle übernommen, vielleicht dass es ihm gelänge, Tränen und Lachen echt werden zu lassen.

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