1 ...7 8 9 11 12 13 ...19 „Wie sieht denn die Realität, sprich Ihr Privatleben, inzwischen aus? Ähnelt es den Ihnen zugedachten Filmrollen?“, sie rutschte nervös auf dem Sofa hin und her. Offenbar schien ihr diese persönliche Frage unangenehm zu sein.
„Sie meinen sicherlich meine fabelhafte Beziehung zu meiner Ex-Frau?“
Obwohl Connor sich bemühte, gelang es ihm nicht, seine Verärgerung über ihre Frage zu unterdrücken. Seine Stimme klang gereizt, als er ihr antwortete. „Dazu gibt es wahrlich nichts mehr zu sagen. Die Presse weiß sehr genau, dass ich dabei keineswegs den Helden gespielt habe. Sie weiß übrigens erheblich mehr als ich selbst, wie ich feststellen musste.“
„Das tut mir leid. Sicher werden Ihnen oft Fragen zu diesem Thema gestellt. Verletzt Sie das?“ Emily blickte ihn verunsichert an.
Er runzelte die Stirn. „Abgesehen davon, dass es mich allmählich langweilt, weil ich dazu definitiv schon alles gesagt habe, was es von meiner Seite aus zu sagen gibt, gebe ich zu, dass es mich verletzt, wie sehr sich fremde Menschen an meinem privaten Unglück ergötzen können. Es sollte wichtigere und interessantere Dinge im Leben geben als den Beziehungsstress anderer Leute. Denken Sie nicht?“
Emily hob entschuldigend die Arme. „Schon, aber es gibt doch noch ein Leben nach Ihrer Scheidung. Es könnte ja sein, dass Sie bereits eine neue Liebe gefunden haben. Oder nicht? Bei Ihren Möglichkeiten dürfte das doch nicht schwierig sein?“ Gespannt schaute sie ihn an, wobei offensichtlich war, dass sie sich in ihrer Haut nicht besonders wohlfühlte.
Sogleich hatte Connor ein schlechtes Gewissen. Schließlich war diese junge Frau nicht schuld an seiner persönlichen Misere. Er reagierte noch immer überempfindlich, wenn die Sprache auf Hannah kam. Es stimmte, es sollte ein normales Leben nach dieser verkorksten Ehe geben. Nur bei ihm schien es noch nicht zu funktionieren. Er blickte in ihre ungewöhnlich grünen Augen, die ihn von Anfang an fasziniert hatten, und beugte sich leicht zu ihr vor. „Glauben Sie mir, sollte ich mich jemals wieder verlieben, werde ich es für mich behalten, solange es eben geht. Die Presse wird es definitiv zuletzt erfahren, das steht fest.“
„Heißt das, es gibt eine neue Frau in Ihrem Leben?“
„Kein Kommentar“, Connor lehnte sich wieder zurück.
Emily konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht verbergen. „Ich kann Sie gut verstehen, aber ein paar interessante Neuigkeiten über Ihre Person wären schon schön.“
„Sie meinen tatsächlich, mich gut zu verstehen?“, zweifelnd blickte er sie an. Er wusste selbst nicht, warum, aber plötzlich war es ihm wichtig, dass sie ihn tatsächlich verstand, dass ihn überhaupt jemand verstand. Vielleicht war es an der Zeit, mit der Vergangenheit aufzuräumen und reinen Tisch zu machen. Er fasste spontan einen Entschluss.
„Na schön, ich weiß, Sie möchten ein außergewöhnliches Interview, schließlich ist es Ihr Job.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich verspreche Ihnen, Sie werden exklusive Statements von mir bekommen, wenn Sie mir im Gegenzug versprechen, meine Äußerungen weder aus dem Kontext zu reißen noch in Ihrem Sinne zu interpretieren. Leider habe ich diese Erfahrung bei Ihren Kollegen mehrfach machen müssen.“
Emily nickte zustimmend. Sie schien sich über seinen Vorschlag zu freuen.
„Dann hoffe ich, mich auf Sie verlassen zu können?“
Sein Blick versuchte zu ergründen, ob er ihr wirklich trauen konnte.
„Auf jeden Fall!“, Emily reichte ihm intuitiv die Hand zur Bekräftigung. „Sie haben mein Wort.“
Er schlug ein, wobei er über ihren festen Händedruck keineswegs verwundert war.
Lächelnd lehnte er sich zurück. „Dann legen Sie mal los. Sagen Sie mir ehrlich, was Sie besonders interessiert. Ich werde mich bemühen, Ihre Wünsche zu erfüllen.“
„Hm“, Emily sah nachdenklich aus. Offenbar suchte sie nach einem unverfänglichen Thema, um ihm nicht wieder unbeabsichtigt auf den Schlips zu treten. „Worüber würden Sie mir denn am liebsten etwas verraten, falls es so etwas überhaupt gibt?“
Connor amüsierte sich über diese diplomatische Antwort. „Am sinnvollsten wäre es wohl, Ihnen ein bisschen mehr von meinem neuen Filmprojekt zu erzählen“, schlug er vor. Dann wäre zumindest mein Manager hellauf begeistert.“
„Gerne, dann legen Sie mal los. Bislang weiß ich nur, dass Sie den sympathischen Helden mimen, obwohl Sie eigentlich lieber ein Bad Guy wären.“
Connor musste lachen. Er wollte es nicht zugeben, aber er freute sich, dass Emily Simon sich auf seinen Vorschlag einließ. Dabei wusste sie bestimmt genau, wovon der nächste Film handelte. Egal, er begann, sich ein wenig zu entspannen.
„Wie bereits gesagt. Der Film spielt im 14. Jahrhundert in Schottland. Vielleicht haben Sie schon einmal von Robert the Bruce gehört?“, fragend blickte er sie an, doch Emily schüttelte den Kopf und zuckte bedauernd mit den Schultern. Scheinbar hatte sie sich nicht intensiver mit dem historischen Hintergrund des Films auseinandergesetzt. Doch Connor störte ihre Unwissenheit nicht. Erklärend fuhr er fort: „Während der schottischen Unabhängigkeitskriege war Robert the Bruce Heerführer der Schotten und besiegte in der historischen Schlacht von Bannockburn das englische Heer, das damals von Eduard II befehligt wurde. Bruce hatte nicht überall den besten Ruf, denn er war durchaus grausam und schreckte auch vor Mord nicht zurück. Aber er war auch ein cleverer Stratege und Motivator. Es heißt, dass Mitglieder aus 21 schottischen Clans ihn damals auf dem Schlachtfeld unterstützt haben, was auch den Titel des Films erklärt. Ich spiele einen dieser Krieger. Einen Mann, der nicht nur bereit ist, sein Leben für Schottland zu opfern, sondern auch, sein Herz an eine schöne Frau zu verlieren.“ Er lachte. „Wie sollte es anders sein, schließlich wird in einem Hollywood-Blockbuster neben Mord und Totschlag auch ein bisschen Romantik erwartet. Historisch ist das Ganze relativ frei nacherzählt und längst nicht korrekt, was die Details betrifft, aber hoffentlich sehr spannend und unterhaltsam.“
Leary war seine Begeisterung anzumerken. „Das Drehbuch ist wirklich gut, auch wenn es jedem Historiker vermutlich Schweißperlen auf die Stirn treibt. Aber ich freue mich darauf, diesen Film zu drehen. Das Team reist für die Außenaufnahmen nach Schottland. Zwar nicht an den Originalschauplatz, aber in die Highlands und an die Küste. Das Ambiente gefällt dem Produzenten besser. Letztendlich ist es auch egal, Hauptsache, die Kulisse wirkt gut auf der Leinwand, der Rest wird dann sowieso im Studio gedreht.“
„Schottland muss aufregend sein“, antwortete Emily entzückt. „Ich war leider noch nicht dort, aber ich stelle es mir wild und ursprünglich vor.
„Vermutlich wird es das sein“, Connor lächelte über die Begeisterungsfähigkeit seiner Besucherin und schenkte ihr Saft nach.
„Darf ich Ihnen noch etwas anderes anbieten?“
„Nein danke“, sie schüttelte abwehrend den Kopf und fuhr fort. „Dann haben Ihre Fans also die Möglichkeit, Sie im Kilt zu bewundern und wir erfahren endlich, ob Mann was drunter trägt.“
Sie lachte ihn fröhlich an.
„Da muss ich Sie enttäuschen“, widersprach er entschieden. „Der Kilt wurde erst deutlich später erfunden und bleibt mir deshalb erspart. Aber wie Sie sehen, kann der Job des Schauspielers gelegentlich seine Tücken haben, also ‚Augen auf‘ bei der Berufswahl.“
„Was für Pläne hatten Sie, als Sie jung waren? Sie wollten doch offensichtlich nicht immer Schauspieler werden, wenn Sie zuvor studiert haben.“
„Stimmt. Ich habe Agrarwissenschaften studiert. Ich bin also im Grunde meines Herzens ein Farmer.“ Er lachte. „Hat das Ihre Vorstellung von mir jetzt erschüttert?“
„Keineswegs“, Emily stimmte in sein Lachen mit ein. „Ich finde, das ist auch ein Traumberuf. Halt ganz anders.“
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