1 ...6 7 8 10 11 12 ...15 Am nächsten Morgen erwachte Dylan als Erstes und stand leise auf, um Laura nicht zu wecken. Er schnappte sich frische Wäsche, seine Hose und ein Hemd. Vorsichtig schlich er aus dem Zimmer und zog sich im Wohnzimmer an. Die Sonne schien hell durch die Balkontür herein und er besah sich das Chaos, welches der Einbrecher letzte Nacht hinterlassen hatte.
Dylan schüttelte den Kopf und murmelte in sich hinein: „Was hast du hier nur gesucht?“
Er konnte es sich immer noch nicht erklären. Hier und da sammelte er Sachen vom Boden auf und räumte sie an ihren Platz zurück. Als Dylan mit dem Aufräumen fertig war, setzte er sich auf die Couch, nahm das Telefon, das auf dem kleinen Beistelltisch direkt daneben stand, zu sich her und rief die Rezeption an.
„Können Sie mich bitte mit der Polizei von Cusco verbinden?“, fragte er die Dame am anderen Ende.
„Ja natürlich, warten Sie bitte kurz.“
Eine Panflöte spielte eines dieser, für Peru so typischen, melancholischen Lieder, während die Rezeptionistin die Verbindung herstellte.
„Polizeistation 3, Alférez LaLuz. Was kann ich für sie tun?“
„Mein Name ist Dylan Huntley. In unser Hotelzimmer wurde letzte Nacht eingebrochen und ich wollte fragen, ob es irgendwelche Neuigkeiten gibt.“
„Können Sie mir sagen, wie der ermittelnde Beamte hieß?“
„Warten Sie. Er hat mir eine Visitenkarte gegeben. Sie muss hier irgendwo sein.“
Dylan kramte ein wenig am Couchtisch herum und unter einem Blatt Papier, fischte er die Karte hervor.
„Teniente Filipe Mantigo ist sein Name.“
„Ich versuche, Sie in seine Abteilung zu verbinden, damit Sie direkt mit jemanden dort sprechen können.“
Dylan bedankte sich und wartete auf die Verbindung. Dieses Mal gab es keine Musik.
„Teniente Antonio Hilgo. Was kann ich für Sie tun Señor Huntley?“
„Ich wollte nur nachfragen, ob es irgendwelche Neuigkeiten zu dem Einbruch letzte Nacht, in unser Hotelzimmer gibt.“
„Leider noch nicht. Wir haben das Nummernschild, das Sie uns nannten schon überprüft und es handelt sich leider um ein gestohlenes Kennzeichen. Diese Spur führt daher in eine Sackgasse. Haben Sie inzwischen eine Idee, was der Einbrecher zu stehlen versucht hat?“
Dylan seufzte: „Nein, ich kann mir immer noch nicht erklären, was der Mann wollte. Er hat die wertvollen Sachen einfach liegen lassen und alles durchwühlt.“
Der Teniente brummte bedauernd: „Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr sagen kann Señor Huntley, aber solche Einbrüche sind leider an der Tagesordnung in Peru. Dass er die Wertsachen jedoch liegen gelassen hat, ist wirklich sehr ungewöhnlich. Normalerweise schnappen sich diese Leute einfach, was sie in die Finger bekommen können und hauen schnell wieder ab. Aber wir melden uns, sobald wir etwas Neues in Erfahrung bringen konnten.“
„Vielen Dank Teniente. Ich hoffe, Sie kriegen diesen Mann. Viel Erfolg.“
„Danke, ich wünsche Ihnen, trotz allem, noch einen schönen Tag Señor Huntley.“
Dylan beendete das Gespräch und in dem Moment sah er Laura noch verschlafen aus dem Nebenzimmer herüber tappen.
„Guten Morgen Liebling“, murmelte sie und er schenkte ihr ein zärtliches Lächeln und fragte: „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“
„Ja und das wundert mich, nach dieser Nacht.“
Dylan nickte in Richtung Telefon: „Ich habe gerade mit der Polizei telefoniert, aber es gibt noch nichts Neues.“
Laura sah ihn bedauernd an und erwiderte: „Ich glaube nicht, dass sie den Kerl finden, wenn ich ehrlich bin.“
„Frühstück?“, lächelte Dylan sie an, da er inzwischen ziemlichen Hunger verspürte. Sie nickte. Er nahm die Speisekarte vom Couchtisch und blätterte ein wenig darin herum.
„Ich glaube, ich nehme etwas Kräftiges“, sagte er mehr zu sich selber.
„Lass mal sehen.“
Laura setzte sich neben ihn auf die Couch und sie blätterten eine Weile in der Karte. Als sie beide gewählt hatten, rief er den Zimmerservice an und bestellte das Essen.
„Ich geh mich schnell duschen und anziehen bis das Frühstück kommt“, sagte Laura und verschwand wieder nach nebenan.
Bald hörte er die Dusche rauschen. Dylan grübelte immer noch über den Einbrecher von letzter Nacht nach.
„Und dann noch der Diebstahl in Aquas Calientes“, sprach er leise vor sich hin.
„Gleich zwei Mal am Tag ausgeraubt zu werden, ohne dass etwas Wertvolles gestohlen wird, ist wirklich merkwürdig“, schüttelte er den Kopf.
Das Essen wurde, kurz bevor Laura mit ihrer Morgentoilette fertig war, geliefert. Der Hoteldiener deckte den Tisch und richtete die Speisen appetitlich an. Laura gesellte sich wieder zu ihm und sie setzten sich und genossen ausgiebig ihr Frühstück.
Nachdem er sich an Rühreiern, gebratenem Speck und Gemüse satt gefuttert hatte, fragte Dylan: „Willst du den Ausflug, den wir nach Sacsayhuamán für heute geplant hatten, machen oder möchtest du lieber hier im Hotel ein wenig entspannen?“
„Ich würde schon gerne die Ausgrabungsstätten, mit diesen riesigen Zyklopenmauern, besuchen. Wir werden uns von so einem blöden Einbrecher doch nicht unsere Urlaubstage hier vermiesen lassen, oder?“, lächelte Laura ihn herausfordernd an.
„Nein, das werden wir sicher nicht“, freute er sich, dass sie sich nicht von den Zwischenfällen am Vortag hatte entmutigen lassen.
Trotzdem fasste er einen Entschluss, um ihre Sicherheit zu erhöhen, und sagte: „Allerdings würde ich doch gerne einen Mann, zu unserem Schutz, mitnehmen. Da wir keine Ahnung haben, was dieser Einbrecher wollte, habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Außerdem war diese Geschichte in Aquas Calientes auch ziemlich merkwürdig.“
„Wie du meinst. Ist mir recht“, nickte sie zustimmend.
Dylan rief die Rezeption an, fragte nach dem Sicherheitsdienst und wurde sofort verbunden.
„Carlos Mentosa, was kann ich für sie tun“, wurde sein Anruf gleich darauf entgegengenommen.
„Dylan Huntley“, stellte er sich vor. „Wir hatten gestern einen Einbruch bei uns im Zimmer und nachdem wir davor schon am Nachmittag bestohlen worden sind, würde ich gerne heute, für einen Ausflug, einen Sicherheitsmann mitnehmen. Könnten sie so jemanden für mich organisieren?“, brachte er sein Anliegen vor.
„Natürlich, das ist kein Problem. Wann möchten Sie den aufbrechen?“, wollte Señor Mentosa von ihm wissen.
„Zirka in einer halben Stunde, wenn das nicht zu kurzfristig ist?“, zögerte Dylan ein wenig.
„Nein, das ist möglich. Ich schicke Ihnen, in einer halben Stunde, einen meiner Männer vorbei. Am besten gebe ich ihnen Pietro Sanches mit. Der ist auch dafür ausgebildet Menschen zu schützen“, schlug Carlos Mentosa vor.
„Dann bedanke ich mich schon mal bei Ihnen“, verabschiedete sich Dylan von Mentosa.
Pünktlich, zur vereinbarten Zeit, stand Pietro Sanches vor ihrer Tür und holte sie ab. Sie wanderten gemeinsam, mit einem einheimischen Führer, den sie schon zuvor gebucht hatten und dem Sicherheitsmann durch die Stadt, in Richtung Sacsayhuamán. Dylan schaute sich begeistert in den Straßen von Cusco um, an deren Seiten sowohl Häuser im Kolonialstil, als auch einige wenige, moderne Gebäude zu sehen waren.
Der Weg führte sie schließlich aus der Stadt hinaus, entlang von niedrigen, weiß getünchten Häusern, bis zu einem Hügel, mit Mauerresten zu ihrer linken Hand. Als sie eine langgezogene Linkskurve weitergingen, entdeckte Dylan die Kirche San Cristobal. Eine weißgetünchte Kirche mit Rundbogenfenstern, umrahmt mit roten Ziegelsteinen. An die Kirche schmiegte sich ein, aus Ziegeln gebauter, Turm, mit einem niedrigen runden Kuppeldach. Er wendete sich der Kirche zu und bedeutete den anderen, dass er sie gerne besichtigen wollte und so stiegen die Stufen den kleinen Hügel hinauf und betraten die Kirche.
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