„Das kann ich mir kaum vorstellen“, gab Dylan zurück.
„Du willst das Rätsel um dieses Buch und den Professor unbedingt lösen, oder?“, meinte Laura mit einem Seufzen.
„Ja schon“, gab er zu. „Du kennst ja meine Neugierde und meinen Faible für Unerklärliches“, lächelte er entschuldigend.
Sie lächelte ihn schwach an und strich ihm die Haare aus der Stirn: „Ja, diese Eigenschaft an dir kann manchmal etwas nervig werden“, grinste sie in an.
Er begann sie zur Strafe zu kitzeln und gemeinsam kullerten sie lachend von der Couch auf den Boden.
Es klopfte an der Tür und beide hielten erschrocken plötzlich inne und rappelten sich hoch.
„Wer ist da?“, fragte Dylan mit fester Stimme.
„Benito Zertanos, der Hotelmanager“, kam von der anderen Seite.
Er ging zur Tür und öffnete sie.
„Ja bitte?“
„Ich wollte sie nur fragen, ob auch alles in Ordnung ist nach letzter Nacht?“
„Wir sind ok, danke“, antwortete Dylan.
„Außerdem wollte ich ihnen auch noch sagen, dass der Sicherheitsdienst wieder die ganze Nacht am Gelände patrouillieren und Ihre Suite nicht aus den Augen lassen wird. Sie können also beruhigt sein.“
Dylan bedankte sich bei dem Hotelmanager für die Vorsichtsmaßnahmen.
„Wir würden Sie für ihre Unannehmlichkeiten gerne zum Abendessen einladen. Möchten Sie unten in unserem hervorragenden Restaurant essen oder lieber hier auf Ihrem Zimmer?“, lud er die beiden ein.
„Laura, was möchtest du?“, gab Dylan die Frage an seine Frau weiter.
„Mir wäre lieber, hier in der Suite zu essen.“
„In Ordnung, Señora. Wann sollen wir das Essen nach oben bringen?“, fragte Benito Zertanos.
„Wie wäre es mit zwanzig Uhr?“, schlug Dylan vor.
Laura nickte zustimmend.
„Lassen Sie sich von uns überraschen. Wir werden Ihnen etwas Hervorragendes zusammenstellen“, versprach der Manager und verabschiedete sich von den beiden.
Auf der Seite, wo der Hotelgarten an die Straße grenzte, stand auf der anderen Straßenseite eine dunkle Limousine und der Fahrer hatte einen guten Blick auf den Balkon der Suite. Er sah, wie die Türe geöffnet wurde und der Mann und die Frau hinaustraten, sich nebeneinander gegen die Brüstung lehnten und miteinander sprachen.
„Ich hätte mir einen Abhörschirm besorgen sollen“, grummelte der Mann vor sich hin. „Wo haben die nur dieses verdammte Buch versteckt? Vielleicht wissen sie wirklich nichts davon und der Professor hat uns belogen“, fragte er sich selber.
Er schüttelte, dreckig grinsend, den Kopf: „So viel Angst, wie der hatte, kann ich mir das aber kaum vorstellen. Der blöde alte Moralapostel. Dabei hätte er nur kooperieren müssen und wir hätten keine Probleme gehabt“, ärgerte er sich erneut. „Wie man nur so stur sein kann“, er schlug mit der Hand zornig gegen das Lenkrad.
Sein Telefon klingelte, er blickte kurz aufs Display und überdrehte die Augen, während er abhob: „Was ist denn schon wieder?“, grantelte er seinen Gesprächspartner an.
„Hocken die immer noch im Hotel?“, wollte der andere wissen.
„Ja, sonst hätte ich mich längst gemeldet“, fauchte er zurück.
„Die sind hier auf Urlaub. Die werden sich doch etwas ansehen wollen“, war der andere genervt.
„Ich würde mir auch nichts mehr ansehen gehen, wenn ich innerhalb von zwei Tagen gleich drei Mal überfallen werde“, zischte der Mann im Auto zurück.
„Wir sollten sie vielleicht ein wenig in Ruhe lassen, dann werden sie unvorsichtig und wir können uns das Buch schnappen“, schlug der Mann am Telefon seinem Gesprächspartner vor.
„Dazu müssen wir aber auch erst einmal wissen, wo sie dieses blöde Buch überhaupt versteckt haben. Es war nicht im Hotelzimmer und auch nicht in ihrer Handtasche und er hatte es heute auch nicht bei sich“, gab er zu bedenken.
„Trotzdem, wir halten ab sofort etwas Abstand, sonst hauen die noch ab nach Hause und nehmen das Buch mit“, fürchtete der Mann am anderen Ende des Telefons.
„Wie du meinst. Sind die anderen auch dafür?“, wollte er wissen.
„Ja, aber wir sollten sie trotzdem weiter beobachten. Nicht, dass sie uns noch entwischen und wir sie nicht wieder finden“, gab sein Partner zu bedenken.
„Gut, aber am Abend kommt mich einer von euch ablösen. Ich habe keine Lust hier die ganze Nacht zu hocken“, brummelte er ins Telefon.
Nachdem der Hotelmanager gegangen war, trat Dylan auf den Balkon hinaus und stellte sich an die Balustrade. Laura gesellte sich zu ihm.
„Eigentlich wäre es ein schöner Tag, um Besichtigungen zu machen, aber ich habe keine Lust, heute noch einmal überfallen zu werden“, seufzte Laura.
„Dann bleiben wir den Rest des Nachmittags hier im Hotel und morgen sehen wir uns trotzdem noch ein wenig mehr von Cusco an“, erwiderte er trotzig. Es ärgerte ihn, dass ihr Urlaub von den Vorkommnissen so stark beeinflusst wurde und wollte nicht zulassen, dass er ihnen ganz verdorben wurde.
„Wir lassen uns von denen doch nicht die schöne Zeit hier vermiesen und wir werden schon noch dahinter kommen, was es mit diesem Buch auf sich hat“, redete er sich in Rage.
Laura setzte sich auf einen der beiden Liegestühle und erwiderte: „Du hast recht, aber zwei Mal an einem Tag ist wirklich genug und dabei ist der gestrige Diebstahl noch gar nicht mitgezählt.“
Dylan setzte sich ebenfalls. Nachdem sie eine Weile stumm nebeneinandergesessen hatten, stand Laura auf, um nach drinnen zu gehen.
„Ich hole mir einen Roman, soll ich dir etwas mitbringen?“, fragte sie ihn.
„Ja, bitte. Bringst du mir meinen Notizblock mit?“
Sie brachte ihm den Block und setzte sich wieder auf ihren Liegestuhl. Bald darauf war sie in das Buch versunken, während Dylan sich Notizen für ein neues Buch machte, in dem er die Geschehnisse, der beiden letzten Tage, mit einfließen lassen wollte. Er schrieb sich alles haarklein auf. An jedes einzelne Detail wollte er sich später erinnern. Als es anfing zu dämmern, ging er nach drinnen, schaltete das Licht am Balkon ein und brachte zwei kalte Getränke, aus der Minibar, mit nach draußen und reichte eines davon seiner Frau.
„Danke. Das ist ein schöner Abend. Wenigsten konnten wir uns ein wenig von dem ganzen Trubel erholen“, lächelte sie ihn an.
„Es ist bald acht Uhr. Auf dieses Essen, das sie uns zusammenstellen wollten, bin ich schon gespannt und ich habe schon ziemlichen Hunger“, gab er zu.
Wie versprochen, pünktlich um zwanzig Uhr, klopfte es an der Tür und ein Kellner stand mit einem Serviertisch davor.
„Kommen sie nur herein, wir sind schon am Verhungern.“
Dylan hielt sich mit einer Hand den Bauch und mit der anderen winkte er den Kellner herein.
„Möchten Sie hier im Zimmer essen oder soll ich es ihnen draußen auf dem Balkon servieren?“, wollte dieser wissen.
„Es ist ein schöner, lauer Abend, ich denke wir essen lieber draußen“, nickte Dylan ihm zu.
Die Räder vom Wagen quietschen leicht, als der Kellner ihn über den Holzboden in Richtung Balkon schob. Er deckte den kleinen Tisch und rückte zwei Sessel zurecht. Dylan setzte sich Laura gegenüber und gemeinsam mit ihr wartete er gespannt, was unter den Abdeckungen, die auf Warmhalteplatten standen, zu Vorschein kommen würde.
„Als ersten Gang möchte ich Ihnen ´Chupe de Camarones´ servieren. Eine Suppe aus Garnelen, Kartoffeln und Gemüse.“
Vorsichtig stellte er die Suppenteller vor den beiden ab.
„Das duftet wirklich herrlich“, schwärmte Laura und kostete.
„Und sie schmeckt auch so gut, wie sie riecht“, setzte sie nach. Dylan tauchte seinen Löffel ebenfalls in die Suppe und war von dem fein abgestimmten Geschmack von Garnelen und Gemüse begeistert.
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