Gescheid: 1 Krug Bier
Hemina: 0,27 Liter Wein
Herbarium: Sammlungen von Arzneien in einem Buch
Imßt: eine kleine Brotzeit
Initiation: Löffeltrunk – Aufnahme in die „Löbliche Gesellschaft“
Jenever: Schnaps aus Belgien und Niederlanden
Konventualen: Bewohner des Klosterbereichs (Klostermitglied)
Landwehr/Landgeweher /Letze:Landwehranlagen (Befestigungsschutz der Zentbezirke) mussten
von den Bürgern der Stadt instandgehalten und während der Geleitszeit der Kaufmannszüge oder in
Kriegszeiten besetzt werden.
Matinee: hüftlanges Cape
Malter: Gewichtseinheit wie Kilogramm
Nähen: Fähren (kleines Fährschiff)
Ora et Labora: Lebe und arbeite
PAPAVER SOMNIFERUM: Schlafmohn
Pedagium: Reitgeld – Abgabe, die jeder reisende Kaufmann zu entrichten hatte, war eine
Versicherung von Leib und Leben. Als Ausweis diente ein „Geleitszettel“.
Peinliche Befragung: Folter
Pelerine: Umhang - Mantel
Pfeffersäcke: wohlhabende, reiche Kaufleute
Prior: Stellvertreter des Abts
Rothe Mühle: Klostermühle neben der Fleischschirne – aus roten Sandsteinen erbaut.
Scharne: Fleischbank (heute Freihofplatz) auch Mehlwaage auch Klosteratz genannt
Servitium regis: Das Kloster war verpflichtet die, unter königlichem und kurfürstlichem Auftrag
Reisenden, zu bewirten.
Stadtwag: Festungsweiher
Straußen- oder Häckenwirtschaft: Wein- und Bierausschank nur über die Straße möglich.
Regulär keine Sitzplätze und schon gar keine Übernachtungsmöglichkeiten.
Teloneum: Geleitsgeld während der Geleitszeit für Waren
Torwächter/Torpförtner: An jedem Tor versah ein im Pfortenhaus wohnender Pförtner den Wach-
und Schließdienst. Er schloss in der Frühe beim Angelus-Läuten auf und am Abend wiederum beim
Angelusläuten zu. Die Torschlüssel nahm der Bürgermeister (Fauth) in Verwahrung. Die Pförtner
wurden vom Abt und vom Fauth in ihr Amt eingesetzt. Als Jahreslohn erhielten sie neben Wohnung,
Kleidung, Schuhwerk und Korn einen Geldbetrag.
Ungeld: eine indirekte Steuer, die bei Einfuhr und Verkauf von Lebensmitteln, wie Früchte, Mehl,
Wein erhoben wurde. Seit 1463 eine Einnahme der Stadt.
Wittib: Witwe
Zapfenschlag: Auskehren der Wirtsstuben – Geschäftsschluss
Zaubersche/ Zaunreiterin: Hexe
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Niedertor/Crotzenburger Pforte:Stadttor in Richtung Krotzenburg und Steinheim
Ullengraben: innerer Stadtgraben
Zeitrechnung / Antike: von Sonnenaufgang (6.00 Uhr) bis Sonnenuntergang (18.00 Uhr) gab es
12 gleichlange Stunden, jedoch von den einzelnen Jahreszeiten abhing und regional verschieden.
Abfolge der Gebetszeiten:
Vigil – auch Matutin genannt– beginnt in der 8. Stunde der Nacht – also um ca. 2.00 Uhr (heute)
Laudes– Prim bei Tagesbeginn (6.00 – 8.00 Uhr)
Terz– ca. 9.00 Uhr (3. Stunde)
Sext– ca. 12.00 Uhr (6. Stunde)
Non– ca. 15.00 Uhr (9. Stunde)
Vesper– ca. 18.00 Uhr (12. Stunde)
Komplet– Nachtgebet, damit endet der Tag, danach Stillschweigen bis zum Morgen.
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Impressum
Texte © Copyright by
Rita Renate Schönig
Bildmaterialien © Copyright by
Rita Renate Schönig
Mailadresse: buch@rita-schoenig.de
Webseite: www.rita-schoenig.de
veröffentlicht: 2020
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Anno 828 Januar
Trotz des Geleits, der bis an die Zähne bewaffneten Soldaten, saß Bruder Johannes mit eingezogenen Schultern auf dem Karren. Wälder an sich dunkel in ihrer Art, verursachten ihm Ängste. Nicht die Furcht vor Räubergesindel, das sich gerne in diesen unübersichtlichen Waldungen herumtrieb, ließ ihn erschrecken. Diese hatten sich, bedingt durch Eis und Frost, vermutlich ohnehin in ihren Unterschlupf zurückgezogen. Eher war es das Unsichtbare, das seinen schlichten Typus mit unheimlichen Bildern beherrschte.
Dieses Gehölz, durch das sie fuhren, erschien ihm bedrohlicher als all die Vorherigen, durch die ihr Weg geführt hatte. Bei jedem Rascheln und Knacken im Laub fuhr er zusammen. Auch die heiligen Gebeine der Märtyrer Marcellinus und Petrus, die hinter ihm, in vielen Lagen Leinen eingepackt und zusätzlich mit einer dicken Fettschicht aus Schweinebäuchen ausgepolsterten Holzkiste ruhten, konnten diese Anspannung nicht von ihm nehmen. Fortwährend sandte Johannes stumme Stoßgebete in den Himmel, der sich unter dicken grauen Schneewolken versteckte.
Ihr könnt die Siedlung nicht verfehlen – ein von unserem himmlischen Schöpfer und unserem geliebten Kaiser Ludwig gleichermaßen ausgesuchter und gesegneter Ort , hatte Eginhard seine Glaubensbrüder instruiert. Immer entlang dem Flusslauf zu eurer Rechten , so hieß es in seinem Schreiben. Sobald ihr den Wald verlassen habt, liegt das Kloster in seiner ganzen Pracht vor euch .
Doch war diese Gegend von Bächlein und Flüsschen nur so durchzogen und die Orientierung schnell verloren. Und die finsteren Wälder schienen endlos.
„Schau Johannes, dort“, unterbrach Bruder Lukas die düsteren Gedanken seines Ordensbruders und zeigte auf die Helligkeit, die sich, ähnlich einem Höhlenausgang, vor ihnen auftat.
Nach wenigen holprigen Umdrehungen der Wagenräder erblickten sie inmitten einer weißen Schneelandschaft von einer rechteckigen Mauer umgebene Gebäude.
„Da vorne. Das muss die Abtei sein“, rief Bruder Lukas aufgeregt und schwang die Peitsche über dem Ochsengespann. „Los, das letzte Stück schafft ihr auch noch.“
Ob es Lukas’ aufmunternde Worte waren oder ob die Zugtiere, ähnlich wie Johannes, dem dunklen Wald endlich entkommen wollten, bleibt ein Geheimnis. Die Rindviecher nahmen ihre letzten Kräfte zusammen und zogen ihre geweihte Last zu dem, weithin sichtbar liegenden, Konvent. Ebenso beschleunigten die Rösser der Soldaten ihre augenblickliche Gangart.
„Wahrlich, ein bemerkenswerter Landstrich“, nickte Lukas, je näher sie der Ansiedlung kamen. „Wenn man bedenkt, dass die Gemarkung aus bescheidenen 19 Hofreiten mit gerade mal 13 Familien Leibeigener bestanden hatte …“, sinnierte er weiter. „Kaiser Ludwig tat gut daran diese Feldmark seinem Berater und Freund zum Geschenk zu machen. Wie alles, was Eginhard anfasst, gelingt es ihm sicherlich hier, einen gottgefälligen Garten Eden zu schaffen.“
Bruder Johannes atmete hörbar auf und bestätigte seinem Gefährten: „Das ist wohl wahr, Bruder Lukas.“ Obgleich ihn weltliche ebenso wie Staatsgeschäfte und die damit verbundenen Eigenheiten nicht sonderlich interessierten.
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