Wir danken für die Unterstützung durch:
Wolfgang Schönig, Christina Schmidtlein-Mauderer (Hg.)
Gestalten des Schulraums
Neue Kulturen des Lernens und Lebens
ISBN Print: 978-3-03905-922-5
ISBN E-Book: 978-3-03905-967-6
1. Auflage 2013
Alle Rechte vorbehalten
© 2013 hep verlag ag, Bern
www.hep-verlag.com
Vorwort
Einleitung von Wolfgang Schönig und Christina Schmidtlein-Mauderer
Schule als Lernraum
Historische und zeitgenössische Analysen
Michael Göhlich
Die Entwicklung des Schulraums
Eine historische Skizze
Daniel Blömer
Veränderungen des Schulraums in der Bundesrepublik Deutschland
Diskrepanzen zwischen geplanten und tatsächlichen Schulraumnutzungen, dargestellt am Beispiel integrierter Gesamtschulen
Christian Rittelmeyer
Der Lern- und Lebensraum Schule
Ein vernachlässigter Bereich der Schulentwicklung
Ganz Ohr
Raumakustische Gestaltung der Schule
Gerhard Tiesler
Viel Lärm um nichts?
Akustische Bedingungen in Klassenräumen und ihre Wirkungen auf das Lernen und Lehren
Christian Nocke
Akustische Gestaltung von Schulräumen
Ein Leitfaden für die Planungspraxis
Unterrichtsqualität, offener Unterricht und das Klassenzimmer
Einblicke in die Praxis des »flexiblen Klassenzimmers«
Wolfgang Schönig, Christina Schmidtlein-Mauderer
Das »flexible Klassenzimmer«
Dezentrale Raumordnung für die Öffnung des Unterrichts
Michael Kirch, Kai Nitsche
Das »flexible Klassenzimmer« in der Lehre
an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Von der Macht des Schulraums
Laura Kajetzke, Jessica Wilde
Starre Pult-Lehrer, flexible Tisch-Schüler?
Über Dinge, Bewegung und Macht in konventionellen und flexiblen Klassenzimmern
Ina Herrmann
Die Entgrenzung des Pädagogischen
Schulraum zwischen geforderter Öffnung und materialer Schließung
Schulentwicklung braucht Raum
Karin Doberer, Jörg-Michael Brückner
Gebäudearchitektur, die pädagogische Architektur unterstützt!
Der Planungsprozess, erläutert anhand der Beruflichen Schulen Witzenhausen
Jutta Schöler
Eine Schule für alle – auch für Kinder mit besonderen Bedürfnissen
Florence Verspay, Frank Hausmann
Wie sich Schulen verändern müssen
Eine Bestandsaufnahme aus Sicht der Architektur
Josef Watschinger
Südtirol auf dem Weg zu pädagogisch gestalteten Lehr- und Lernräumen
Fazit von Wolfgang Schönig
Bildnachweise
Wer als Schulpädagogin oder Lehrer in Schulen ein und aus geht, dem ist die Tristesse, Unwirtlichkeit und Unfreundlichkeit unserer Schulen geläufig: lange und öde Flure, Verkehrsflächen, die für das Lernen nicht genutzt werden, versiegelte Schulhöfe, die die Kreativität ersticken und den Bewegungsdrang hemmen. Die Klassenzimmer gleichen sich in ihrer Monotonie und eingeschränkten methodischen Nutzbarkeit. Gestaffelte Tisch- und Stuhlreihen legen die Aufmerksamkeit der Lernenden in einer Richtung, nämlich nach vorne, fest. Keine Gesprächsatmosphäre, kein kooperatives Ringen der Schüler und Schülerinnen um Lösungen und kein Blickkontakt mit einem entfernt sitzenden Schüler sind ohne größere Umstände möglich. Um der Prozedur des Umstellens der Tische zu Gruppentischen zu entgehen, heißt es: »Dreht euch mal zu eurem Partner um und besprecht das Arbeitsblatt!« Freilich, wir kennen auch ganz andere Schulen! Erstaunlich aber ist, dass trotz des aufgehäuften Wissens über die Bedeutung des Schulraums für das Lernen und Wohlbefinden der Schulmitglieder nur wenige Schulen das Potenzial des Raums für die Bildungsprozesse zu nutzen wissen. Woran liegt das?
Unsere Aufmerksamkeit wurde besonders angesprochen, als wir vor einigen Jahren in einer unserer Kooperationsschulen mit dem Mobiliar des »flexiblen Klassenzimmers« Bekanntschaft machten. Unterricht kann auch anders ablaufen, wenn eine räumliche und methodische Dynamik im Klassenzimmer entsteht – das war unser erster Eindruck. Die Gespräche, die wir mit Lehrkräften und Lernenden führten, motivierten uns, der Frage der Nutzung des flexiblen Klassenzimmers durch ein Forschungsprojekt nachzuspüren. Wir danken Frau Dr. Astrid Baltruschat für wichtige Impulse in der Anfangsphase des Projekts. Eine Tagung mit dem Thema »Neue Kulturen des Lernens und Lebens im Raum der Schule« am 7. und 8. Oktober 2011 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt schloss sich an. Unser Interesse am Thema des vorliegenden Buches entstammt also nicht in erster Linie dem seit Jahren zu beobachtenden Diskurs zum Zusammenhang von Raum und Bildung, sondern vor allem der Anregung durch die Praxis selbst.
Wir freuen uns, dass dieses Buch, an dem viele mitgewirkt haben, entstehen konnte. Ohne die Öffnung zahlreicher Schultüren und ohne die Gesprächsbereitschaft unserer Kooperationspartner wäre dies nicht geschehen. Wir danken vor allem Frau OStDin Langer, Albrecht-Ernst-Gymnasium Oettingen, und Herrn Rektor Ottmar Misoph, Mittelschule Thalmässing, sowie ihren Kollegien für die unablässige Unterstützung durch Gespräche, Schulbesuche und Bereitstellung zahlreicher Fotos. Weitere Schulen, Architekten und Autoren haben uns wertvolles Bildmaterial zur Verfügung gestellt, das in das Buch Eingang gefunden hat. Auch dafür herzlichen Dank! Unsere Arbeit hat bei Frank Thybo, dem Inhaber der Firma Nordisk Skoletavle Fabrik (NSF) in Kolding (DK), viel Interesse und Wertschätzung gefunden. Er hat unsere Bemühungen nicht nur mit hoher pädagogischer Aufmerksamkeit begleitet, sondern auch das Entstehen des Buches finanziell möglich gemacht. Wir danken ihm für sein hohes Engagement! Auch Christine Geyer, Sekretärin am Lehrstuhl für Schulpädagogik der Universität Eichstätt-Ingolstadt, ist zu danken für ihre tatkräftige Unterstützung bei der Erstellung des Manuskripts. Schließlich gebührt dem hep Verlag ein herzliches Dankeschön für vielfältige Unterstützung, Beratung und ein ausgezeichnetes Lektorat.
Eichstätt im Januar 2013
Wolfgang Schönig, Christina Schmidtlein-Mauderer
Einleitung von Wolfgang Schönig und Christina Schmidtlein-Mauderer
Für den Menschen ist der Raum ein Medium des Lebens. Als Subjekt ist er in räumliche Strukturen und Ordnungen involviert und geht mit ihnen Beziehungen ein. Somit ist er untrennbar mit dem ihn umgebenden Raum verbunden (vgl. Rehle, 1998). Der Tübinger geisteswissenschaftliche Pädagoge Otto Friedrich Bollnow (1903–1991) prägte in diesem Zusammenhang den Begriff des »erlebten Raumes«: »Nicht gemeint ist damit der nur vorgestellte, imaginäre Raum, der eine vom Menschen losgelöste Wirklichkeit bezeichnet, sondern der Raum, wie er für den Menschen da ist, und in eins damit […] das menschliche Verhältnis zu diesem Raum; denn beides ist voneinander gar nicht trennbar« (Bollnow, 2004, 18). Graf Dürckheim (1896–1988) geht einen Schritt weiter und macht auf die Ambivalenz des gelebten Raumes aufmerksam: »Der gelebte Raum ist für das Selbst Medium der leibhaftigen Verwirklichung, Gegenform oder Verbreiterung, Bedroher oder Bewahrer, Durchgang oder Bleibe, Fremde oder Heimat, Material, Erfüllungsort und Entfaltungsmöglichkeit, Widerstand und Grenze, Organ und Gegenspieler dieses Selbstes in seiner augenblicklichen Seins- und Lebenswirklichkeit« (Graf Dürckheim, 1932, 389).
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