Götterfunken- Sieben Höllen
Roman
Sabine Claudia
Sabine Claudia
Erstausgabe 2019
als Orange Cursor-eBook
Alle Rechte bei Verlag/Verleger
Copyright © 2021
by Verlag/Verleger
PLZ Autorenort
Autorenstraße
www.autorenseite.eu
Für meine liebe Freundin Petra, die mich zu diesem Buch motiviert hat.
Er kreischte, schrie und heulte.
Die Flammen, die der Dolch verursacht hatte, brannten auf ihm und in ihm. Er fiel in bodenlose Tiefen, während sein Körper immer wieder gegen felsiges Gestein prallte, was ihm zusätzliche Schmerzen bereitete. Pechschwarze Finsternis war rund um ihn. Er spürte wie die Energie, die ihn mit der Menschenwelt verband, schwächer wurde, bis die Bande völlig zerrissen.
Endlich schlug er hart auf steinigem Boden auf. Er überschlug sich einige Male, bis er schließlich endgültig zum liegen kam. Er hustete in der staubigen Hitze, die ihn umgab. Er fühlte sich zu elend die Augen zu öffnen. Er wusste auch so, dass er angekommen war, wo er hingehörte.
Er war in der Vorwelt, der Hölle. Er war zu Hause.
Diese Hölle hatte nichts zu tun, mit der christlichen Vorstellung der Hölle, mit dem Teufel oder dem Fegefeuer. Das waren armselige Synonyme für die Vorwelt. Sie war weitaus älter und schrecklicher.
Schritte wurden hörbar. Jemand kam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.
Als er sich weder rührte, noch die Augen öffnete, stieß ihn die Spitze eines Stiefels unsanft in die Seite. Blinzelnd öffnete er einen Spalt breit seine Augen.
Vor ihm stand eine Frau von dämonischer Schönheit. Sie hatte blondes langes Haar, ein feines ebenmäßiges Gesicht und jettschwarze funkelnde Augen. Trotz der schwarzen Kutte, die sie trug, war ihre schlanke, stählerne Figur erkennbar.
Er schloss entmutigt wieder seine Augen, als er sie erkannte. Loredana Xul.
Die Xul waren Dämonenfürsten. Sie herrschten über diesen Teil der Vorwelt. Loredanas Bruder, Corbinian, war der regierende Fürst.
Die Dämonen-Familie der Yaks, zu der auch er gehörte, waren den Xul absoluten Gehorsam schuldig. Er war abtrünnig geworden und hatte von Machthunger getrieben, mit einem rangniedrigeren Angehörigen seiner Familie, einen Weg in die Menschenwelt gefunden.
Er wusste, er würde hart dafür bestraft werden.
»Steh auf!«, fuhr ihn Loredana Xul herrisch an und stieß ihn wieder grob mit ihrem Fuß in die Seite.
Er rollte sich mit einem Klagelaut zusammen. »Töte mich gleich hier, mach mich zu einem machtlosen Geist! Wozu soll ich noch aufstehen!«, keuchte er resigniert.
Loredana schnaubte verächtlich. »Du bist erbärmlich Dheros! Wenn es nach mir ginge, würde ich dich auf der Stelle vernichten. Doch mein Bruder, dein Fürst will dich sehen. Gehorche!«, zischte sie wütend und holte noch einmal mit ihrem Fuß aus.
Er beeilte sich, auf die Beine zu kommen, bevor ihn noch ein Fußtritt traf.
Als er schwankend aufrecht stand, wandte sie sich abrupt um und stapfte mit festen schnellen Schritten los. Er bemühte sich, nicht hinter ihr zurückzubleiben. Er wusste, er würde es bereuen, wenn er ihren Zorn erregte.
Dheros fügte sich in sein Schicksal. Was immer Corbinian für ihn beschlossen hatte, es gab kein Entrinnen. Hier gab es keine Gnade, keine Nachsicht, kein Mitgefühl, nur Macht und Gehorsam. Sie waren in der Hölle …
Corbinian sass auf dem mächtigen schwarzen Thron. Seine Augen glühten wie Kohlen. Er trank ein Gebräu aus einem wuchtigen Becher, das bei jedem Schluck rauchte und zischte. Hinter ihm brannte ein riesiges Feuer, und ein gesichtsloses Geschöpf in einer schwarzen Kutte legte massige Holzscheite nach.
Corbinian hörte die lauten Schritte seiner Schwester, bevor sie mit Schwung den Raum betrat. Ihr folgte der furchtsam hinterherhaspelnde Yak.
Ein Lächeln der Genugtuung und Vorfreude umspielte die Lippen des Dämonenfürsten, als Loredana hinter sich griff, Dheros am Genick packte und zu Boden stieß, sodass er auf den Knien lag vor seinem Herrscher.
»Hier bringe ich dir diesen Abschaum, Bruder, der es gewagt hat sich dir zu widersetzen.«
Dheros atmete ängstlich und wagte nicht seinen Blick zu heben, als Corbinian sich langsam erhob und um den Knienden herum schritt. »So sieht also ein Wurm aus. Ein Wurm, der glaubte, er könnte ein Herrscher sein. Sag dummer Yak, was hast du dir nur dabei gedacht?«
Corbinians Stimme klang fast sanft, doch Dheros ließ sich nicht täuschen. Er wusste, wie gefährlich es war, sich seinem Herrn zu widersetzen und dass auf diesen Verrat der Tod stand.
Dennoch winselte er los. »Gnade, mein Gebieter. Ja, es war grenzenlos dumm von mir, dass ich versucht habe diese Welt zu verlassen, doch ich bereue diesen Fehler zutiefst.«
Corbinian ließ ein schnaubendes kurzes Lachen hören. »Deine Reue kommt etwas spät. Hätten die Menschen dich nicht zurückgejagt, so würdest du jetzt bereits Siegesgeheul hören lassen, wenn du deine Herrschaft errichtet hättest in ihrer Welt.«
»Es waren nicht nur Menschen, die mich vertrieben haben. Sie hatten Unterstützung durch einen Shargaz (Vollstrecker) der goldenen Göttin, der mich zurückschickte.«
Der Dämonenfürst runzelte verwundert seine Stirn. »Die goldene Göttin hat einen Shargaz gesandt, um dich unschädlich zu machen?«
Der Yak nickte eifrig mit gesenktem Kopf. »Ein Shargaz stand den Menschen zur Seite und Vampire haben ihnen geholfen. Besonders ein Vampir. Er war ständig an der Seite des Shargaz.«
Nun war Corbinian wirklich verblüfft. Er wechselte einen fragenden Blick mit Loredana, die zuckte jedoch nur mit den Schultern, als Zeichen ihrer Unwissenheit.
Corbinian kehrte langsam zu seinem Thron zurück, ließ sich nachdenklich darauf nieder und nahm einen Schluck seines zischenden Getränkes. Dheros wagte kaum, zu atmen, und wartete in nervöser Anspannung ab, was nun geschehen würde.
»Berichte mir Alles. Von deiner Flucht angefangen bis zu deiner Rückkehr hierher.«
Der Yak schöpfte ein wenig Hoffnung, schluckte und erzählte alle Einzelheiten. Wie er geflohen war aus der Vorwelt. Wie er sein Unwesen trieb in der Welt der Menschen, in der Zeit eine Rolle spielte, und seine Untaten 4000 Menschenjahre zurücklagen. Von den Magiern, die ihn dort schließlich gefangen hatten und in ein fernes Land brachten, eine öde Wildnis, in der sie ein magisches Grab aus Stein errichteten und ihn mit den Worten der Macht bannten. Den Worten des goldenen Tempels von Uruk.
Er verschwieg, wie langweilig die Gefangenschaft in dem engen Grabmal gewesen war, nur in Gesellschaft dieses Tölpels, des anderen Yak, der weit unter ihm stand im Gefüge ihrer Familie. Er wusste, das würde Corbinian nicht interessieren und nur seinen Zorn erregen.
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