Ich schleppte mich schwer verletzt ins Büro und wurde Opfer von Mobbing, denn Peter machte jedem, der ihm gefährlich werden könnte, das Leben zur Hölle, um seine Konkurrenz loszuwerden.
Ich akzeptierte die ewig langen Arbeitszeiten, ertrug Stress und Mobbing unter großen körperlichen Schmerzen und verzichtete auf Genesung. Und das, weil ich Angst hatte meinen Job zu verlieren, wenn ich mich krankschreiben ließ. Und weil ich nach Anerkennung strebte, die zwar ausblieb, ich aber die Hoffnung nicht aufgeben wollte.
Ihre Gesundheit ist eines der wichtigsten Dinge in Ihrem Leben, also tun Sie sich so etwas nicht an!
Handeln Sie entsprechend!
Kein Gehalt und kein Lob von ‚außen‘ sind es wert, seine Gesundheit zu ruinieren.
Fragen Sie sich:
• Was habe ich von 300.000,- € auf dem Konto und dem Jaguar vor der Tür, wenn ich so krank werde, dass mein bisheriges Leben vorbei ist?
• Wie lange noch werde ich dem ausbleibenden Lob meiner Vorgesetzten hinterherrennen?
• Führe ich ein beneidenswertes oder ein bemitleidenswertes Leben?
Unmenschlich viele Überstunden
Es war 21:00 Uhr, als ich total übermüdet in meinem Laptop starrte und nur noch die diese eine E-Mail schreiben wollte. Ich sah mich um und stellte fest, dass ich wieder mal einer der wenigen Verbliebenen im Büro war. Alle anderen fuhren bereits um 17:00 Uhr nach Hause zu ihren Familien. Irgendwie nervt mich das schon langsam. Bei der vorherigen Firma habe ich jede Überstunde bezahlt bekommen und nun sitze ich hier jeden Abend mindestens bis 21:30 Uhr und bekomme keinen Cent mehr bezahlt.
Ich spürte eine eigenartige Leere in mir, die ich mir nicht erklären konnte. Es erfüllte mich plötzlich nicht mehr, so lange zu arbeiten, hatte aber keine Ahnung warum. Ich fing an eine Excel-Tabelle zu erstellen, um meine Überstunden aufzulisten. Das Ergebnis war erschreckend, also rechnete ich es mehrfach nach, da ich es nicht glauben konnte. Aber es stimmte.
Um den Berg an Arbeit, den ich aufs Auge gedrückt bekam, bewältigen zu können, fing ich seit Monaten früher an als sonst, hörte später auf als bisher und reduzierte meine Mittagspause
um 50 %. Ich arbeitete 15 Tage pro Monat mehr als vorher – und das bei gleichem Gehalt. Ab jetzt ging ich nur noch unzufrieden ins Büro und fragte mich, wieso die Kollegen der anderen Abteilungen jeden Abend pünktlich um 17:00 Uhr die Stifte fallen ließen und unsere Abteilung die Sonne nur als Bildschirmschoner zu sehen bekam.
Am Montag nach meinem kurzen Wochenende, ich arbeite mal wieder am Samstag, bat ich meinen Chef um ein Gespräch.
„Herr Müller, beim Vorstellungsgespräch sagten Sie doch, dass wir hier nur 40 Stunden pro Woche arbeiten, wann kommt denn das mal vor?“
„Aaaach Herr Polder, das habe ich doch nur gesagt, weil die Personaltante dabei war, ansonsten hätte ich Ihnen die Wahrheit gesagt, haha, denn 60 Stunden pro Woche sind hier Minimum, haha!“, blökte Herr Müller lauthals. Er hielt sich den Bauch vor Lachen und viel fast rückwärts vom Stuhl, als er meine offenbar unangebrachte Frage beantwortete.
„Ich bin langsam am Ende meiner Kräfte und weiß nicht mehr, wie ich das alles schaffen soll.“
„Aaaach Herr Polder, da gewöhnen Sie sich schon dran, das haben wir alle. Und außerdem sind Sie ein Beförderungskandidat und ich kann mich doch auf Sie verlassen. Das kann ich doch, oder Herr Polder!?“
„Ja Chef!“, erwiderte ich und ging zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen aus seinem Büro.
Beflügelt von den Worten meines Vorgesetzten arbeitete ich wieder voller Überzeugung an meinen Projekten und blieb wie gehabt bis spät in die Nacht an meinem Schreibtisch sitzen, um hervorragende Arbeit zu leisten.
Analyse:
Wie so viele in diesem Büro, war ich relativ frisch getrennt und ein leichtes Opfer von Manipulation durch Vorgesetzte geworden. Die Mitarbeiter aushorchen, einschätzen und die richtigen Knöpfe drücken, um sie zu allen möglichen Dingen zu bewegen, hatten alle Vorgesetzten in dieser Firma drauf.
Der Ruf von Beförderung und der Geruch nach der großen Kohle lockte auch die Verheirateten, die Zoff zu Hause hatten. Und so blieben auch sie bis spät in die Nacht an ihren Schreibtischen sitzen.
In diesem Job verdiente ich zwar im Grunde mehr als in der vorherigen Firma, aber dafür musste ich auch viel mehr Stunden arbeiten. Lob, Anerkennung, Wertschätzung oder Boni für besondere Leistungen blieben aus, was enttäuschend und deprimierend war.
Diese Rechnung machte mich wütend, sodass ich keine einzige Überstunde mehr machen wollte. Aber ein paar Worte meines Vorgesetzten, manipulierten mich so sehr, dass ich wieder alles abarbeitete, was er mir auf den Schreibtisch legte.
7:30 - 21:30Uhr = 13,5h pro Tag (bei ½ h Mittag)
13,5 h - 8 h = 5,5 Überstunden
22 Tage*5,5h = 121Überstunden/Monat
15 Tage pro Monat umsonst
Auszug aus „Die ersten 5 Jahre nach dem Studium“ von Christoph Polder
ISBN: 13 978-3954932900
Vorgesetzte reden immer von Firmeninteresse und Loyalität, wenn sie die Mitarbeiter dazu bewegen wollen, mehr aus sich rauszuholen. Rücksicht auf deren Gesundheit wird dabei nicht genommen.
Achten Sie darauf, dass Sie die vertraglich vereinbarten Stunden einhalten, die Sie zu leisten haben. Wenn in Ihrem Vertrag stehen sollte, dass die Arbeitsleistung dem Arbeitspensum anzupassen ist, heißt das dennoch nicht, dass Sie sich bis in die totale Erschöpfung arbeiten müssen! Ein absolut stressfreier Kollege ließ sich nicht von Vorgesetzten manipulieren, wollte gar nicht befördert werden und sagte einfach ‚Nö‘ zu Überstunden. Ich konnte damals nicht fassen, wie leichtsinnig er offensichtlich seinen Job und seine Karriere aufs Spiel setzte. Aber er ist bis heute in dieser Firma geblieben und hat sich einfach nie stressen lassen. Er lebte deutlich gesünder als ich.
Kaum waren die Rippenbrüche verheilt…
Es war Freitagnachmittag, als ich das Büro endlich mal früher verließ, um mich auf den Heimweg zu machen. Die Sonne schien, es waren 16 Grad und ich freute mich auf das Wochenende, denn ich wollte mal wieder wandern und in die Sauna gehen.
Nicht weit weg von meiner Wohnung in Berlin fuhr ich gerade über eine Kreuzung, bemerkte einen silbernen Polo, der mir entgegenkam und vor mir links abbiegen wollte. Er rollte ganz langsam auf die Kreuzung zu, der Fahrer sah mich an, sodass ich mir sicher war, er würde anhalten – aber das tat er nicht! Er rollte ganz langsam weiter auf die Kreuzung zu und rammte mein Auto an meinem linken hinteren Radkasten. Durch den Aufprall drehte sich mein Auto um 90 Grad, krachte gegen eine S-Bahnhaltestelle, drehte sich weiter, sodass es mit dem Heck nochmals in die Haltestelle krachte. Der Aufprall war so heftig, dass einige Scheiben zerbarsten, Reifen zerplatzten, der Airbag an der Fahrertür ausgelöst wurde und das Auto einen Totalschaden hatte.
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