Christoph Polder - Bis zur totalen Erschöpfung

Wieder wartete ich eine Dreiviertelstunde im Wartezimmer, bis ich endlich drankam.

Ich zwängte mich in diesen seltsamen Stuhl, der so unbequem war, dass jede Minute eine Qual war. Ich wurde am Kopf fixiert und untersucht. Aber der Arzt fand nichts. Dass ich einen Tinnitus hatte, glaubte er mir und schlug vor, mir Kortison zu spritzen.

„Was, Kortison? Das ist doch voll ungesund.“

„Bin ich hier der Arzt oder Sie?“, brüllte mich der HNO-Arzt an, was mir einen Stich ins Herz versetzte und ich einknickte. Also durfte ich mich auf den überfüllten Flur, zu den anderen Patienten begeben, die ebenfalls alle an einem Tropf hingen. Ich bekam meine Infusion und durfte nach 20 Minuten wieder nach Hause fahren.

Als ich im Auto saß, bekam ich Magenschmerzen und mir wurde so schlecht, dass ich rechts ranfahren musste, um mich zu übergeben. Jeder Berliner, der an mir vorbeifuhr, hupte oder machte ein Foto von mir, was mich mega aufregte.

Was kann ich denn dafür? Soll ich ins Auto kotzen oder was?

Die kompletten zwei Wochen, in denen ich krankgeschrieben war, hing ich entweder am Telefon, verbrachte sie im Stau, oder in einem überfüllten Wartezimmer von irgendwelchen Ärzten, die mich zum nächsten Kollegen überwiesen oder mich ansahen und irgendwas in meine Akte schrieben. Geheilt hat mich keiner dieser Ärzte auch nur ansatzweise.

Analyse:

Die kurze Zeit zu Hause, oder irgendwelche Ärzte, die irgendetwas in irgendeine Akte schrieben, machten mich nicht gesund. Ganz im Gegenteil. Als ich diese zwei Wochen nicht im Büro war, setzte ich mich selbst unter Druck, denn ich glaubte ganz dringend ins Büro zurück und meine Projekte managen zu müssen. Die sinnlose Zeit, die ich bei Ärzten in Wartezimmern oder auf dem Weg dorthin im Stau verbrachte, stresste mich unheimlich. Und schließlich war ich nach den zwei Wochen noch kränker als zuvor.

Jetzt im Nachhinein ist mir klar, dass Stress ein Verstärker für alle Beschwerden ist und dem kann man mit ganz viel innerer und äußerer Ruhe entgegenwirken.

Was ich die zwei Wochen betrieben hatte, diente meiner Heilung kein bisschen.

Wenn Sie schon krankgeschrieben sind, nutzen Sie die Zeit! Nicht, um unerledigte Dinge im Haushalt abzuarbeiten, oder Ihren Steuerausgleich zu machen, sondern für sich. Nur für sich. Investieren Sie ganz bewusst, so viel Zeit wie möglich, in sich selbst und schieben Sie alles andere erst einmal beiseite. Egal welche Krankheiten oder Verletzungen Sie plagen, es gibt einen Grund, warum Ihnen dies widerfährt. Wenn Sie den wahren Grund bereits kennen, fangen Sie nach Ihrer Genesung damit an, die Ursache zu bekämpfen. Wenn Sie, so wie ich damals, keinen blassen Dunst davon haben, warum Ihnen Krankheiten und Verletzungen widerfahren, dann kümmern Sie sich erstmal um Ihr körperliches Wohlbefinden und kommen wieder auf die Beine. Wenn Ihr Körper Sie zu einer Pause aufruft, geben Sie ihm – Ruhe!

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