Analyse:
Rückblickend betrachtet war mein Studium – war mein Leben hart. Doch als ich mich in diesem sich immer schneller drehenden Hamsterrad befand, bemerkte ich nicht, wie viel Energie mir dadurch geraubt wurde und wie sehr ich damit eigentlich überfordert war.
Eine Erholungsphase von den Strapazen? Fehlanzeige! Nach der letzten Prüfung fuhr ich auf direktem Wege zu einer Firma, um meine Unterschrift unter den Vertrag zu setzen, um dann am Montag darauf meinen neuen Job anzutreten.
Ich gönnte mir – nichts! Weder Spaß, noch Erholung. Ich lebte damals schon ein Leben am Limit, ohne es gemerkt zu haben.
Die Zahl der Burnoutpatienten in jungen Jahren steigt stetig, da kann die Sonne noch so schön scheinen. Also überfordern Sie sich nicht, egal ob Sie Schüler, Student, Arbeitnehmer oder Arbeitgeber sind!
Wenn Sie noch studieren, bzw. noch im Berufsleben stecken sollten, achten Sie
auf Signale wie: häufige Erkältungen, Kopfschmerzen, Tinnitus oder Schwindel und dergleichen. Das sind die Warnlämpchen Ihres Motors. Er möchte Ihnen etwas mitteilen, also ignorieren Sie es nicht einfach, sondern geben acht auf sich und akzeptieren Sie Ihre ganz persönlichen Leistungsgrenzen. Denn wenn Sie Ihren Motor permanent im roten Bereich fahren, ohne den Service machen zu lassen, werden Sie früher oder später einen Motorschaden erleiden!
Trennungen können Leben verändern
Als meine kubanische Freundin mit all meinem Besitz abgehauen war und mich mit einem leeren Konto zurückgelassen hatte, dauerte es ein paar Wochen, bis ich wieder halbwegs klar denken konnte. Diese Phase überbrückte ich, indem ich mehr Zeit im Büro verbrachte und damit, meine Wohnung wieder komplett neu einzurichten. Das dauerte eine ganze Weile, denn Sie hatte nichts, aber auch wirklich rein gar nichts zurückgelassen.
Dass ich nun 12 Stunden pro Tag arbeitete und jeden Abend Schränke zusammenbaute, Spiegel und Bilder an den Wänden anbrachte, schlauchte mich, ohne dass ich es bemerkte. Dass ich nebenberuflich noch meinen Master im Projektmanagement absolvierte, strengte mich zwar ungemein an, aber auch das zog ich, wie alles in meinem Leben, vehement durch, ohne auf mich zu achten.
Dass ich nun keinen feuerspeienden Drachen mehr zu Hause hatte, der mir mein Leben zur Hölle machte, mich schlecht behandelte und mich manipulierte, war hingegen eine große Erleichterung. Machtlos war ich allerdings gegen die Intrigen, die sie bereits während unserer Beziehung unbemerkt eingefädelt hatte. Fast meinen kompletten Freundeskreis sowie einen Großteil meiner Familie hatte sie gegen mich aufgehetzt und belogen, sodass ich auf allen Kanälen blockiert wurde und keinen mehr erreichen konnte. Weder konnte ich meinen Kummer bei meinen Freunden loswerden, noch meine Familie um Hilfe bitten. Ich stand alleine da – so wie sie es geplant hatte.
Wieso sie mir so etwas unfassbar Böses angetan hatte, konnte ich bei aller Empathie nicht nachvollziehen, wollte aber auch nicht mehr daran denken, denn dann wurde es mir jedes Mal speiübel. Ich lenkte mich einfach durch noch mehr Engagement und Überstunden im Studium bzw. im Büro ab. Monatelang kam ich als Erster und ging als Letzter und arbeite auch Dinge ab, die nicht in mein Aufgabengebiet fielen. Mein Eifer und mein Können blieben meinem Chef nicht verborgen, weshalb er mich für eine bessere Position in unserer Schwesterfirma in Berlin vorschlug.
Meint der das ernst? Das ist ja eine Megachance! Die darf ich mir nicht entgehen lassen.
Die Stelle, die einen Karrieresprung, höheres Gehalt und mehr Einfluss bedeutete, wollte ich nun unbedingt haben und konnte wochenlang an nichts anderes mehr denken. Ich bewarb mich noch am selben Abend per E-Mail. Mein betagter Chef, der mir gegenüber immer wohlwollend war, heiterte mich einmal mehr auf.
„Herr Polder, Sie sind so gut wie eingestellt, machen Sie sich keine Sorgen.“
„Meinen Sie wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Das ist schon ein großer Karrieresprung.“
„Ja sicher. Und die Endstufe Ihres Gehaltes werden Sie dort nie erreichen, denn wenn die dort sehen, wie Sie arbeiten, werden Sie vorher nochmal befördert.“
Das ist mein Katapult! Ein riesen Schritt nach vorne!
Ein paar Tage später, ich saß gerade mit Flo, einem der wenigen verbliebenden Freunde, auf einer Steintreppe unseres Campus‘ und genoss die Sonne, als mein Telefon klingelte.
Es war die Schwesterfirma.
Flo war mindestens genauso gespannt wie ich, was sie wohl sagen würden, wenn ich nur endlich ranginge.
Sollte es wirklich sein?
Sollte ich diesen Mega-Job tatsächlich bekommen? So viel Glück hatte ich bisher noch nie. Ich werde richtig erfolgreich Karriere ma…
„Jetzt geh endlich ran!“, riss mich Flo aus meinen Gedanken.
Ich nahm ab und konnte die Antwort nicht fassen.
Ich hatte es geschafft. Ich hatte meinen Traumjob tatsächlich bekommen.
Der Erfolg steht vor der Tür, also hol´ ihn dir!
Ohne weitere Gedanken an das, was alles auf mich zukommen könnte, zu verschwenden, nahm ich den Job an.
Die Formalitäten dauerten nur wenige Tage und mein Wechsel ins Paradies erfolgte schon ein paar Wochen später.
Also zerlegte ich alle frisch aufgebauten Möbel, hängte die Bilder und Spiegel wieder ab, packte ein paar wenige Kartons, denn viele Sachen hatte ich noch nicht kaufen können und zog schon kurze Zeit später nach Berlin.
Berlin. Auf das Abenteuer bin ich gespannt. Wie werden die Leute wohl sein und meine Aufgaben?
Ohne zu ahnen, was alles auf mich zukommen sollte, zog ich los und ließ mein altes Leben hinter mir.
Analyse:
Durch die Kubanerin und den Umzug nach Berlin, der in dieser Situation ein Strohhalm der Hoffnung war, verlor ich wieder alles, ohne mir dessen bewusst gewesen zu sein. Hatte ich doch noch wenige Wochen vorher alles, was ich mir erträumt hatte, in kürzester Zeit verloren:
Viele Freunde
Einen Großteil meiner Familie
Meine Hobbys und
Meine Partnerin
Zudem gab ich mein gewohntes Umfeld auf und beraubte mich meines Vorteils, was die örtliche Nähe zur Hochschule anging, in der ich noch ein ganzes Jahr studieren sollte. Ich rannte dem neuen Job so sehr hinterher, dass ich gar nicht bemerkte, dass wegen einer Trennung mein ganzes Leben, wie ich es kannte, zerstört war.
Blind vor Liebe zu sein, kann einen Menschen komplett zerstören! Personen wie mein kubanischer Drache ernähren sich vom Leid anderer und ziehen ihre Pläne skrupellos durch. Wenn Sie in eine ähnliche Situation geraten sollten, handeln Sie nicht überstürzt und selbstlos, sondern überlegen Sie in Ruhe:
• Was ist gut für mich?
• Ist der nächste Schritt der beste für mich?
• Unterstützt mich mein soziales Umfeld bei meiner Entscheidung?
• Bleibe ich mir selbst treu, oder verbiege ich mich für den neuen Job?
• Gehe ich positiv in eine neue Richtung, oder flüchte ich vor der Situation und vor mir?
Also achten Sie auf Ihr Hab und Gut und darauf auf wen Sie sich einlassen!
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