Julia Beylouny
Das Flüstern der See
Durch die Flut 2
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Inhaltsverzeichnis
Titel Julia Beylouny Das Flüstern der See Durch die Flut 2 Dieses ebook wurde erstellt bei
Durch die Flut 2 Durch die Flut 2 Das Flüstern der See Für Raphael
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Danke
Wusstet ihr schon ...
Impressum neobooks
Das Flüstern der See
Für Raphael
Kriemhild
Die Maschine war längst gelandet. Unzählige Menschen drängten sich um Kriemhild herum. Sie alle waren Teil der vergangenen acht Stunden ihres Lebens, der vermutlich einsamsten Zeit, die sie je durchgemacht hatte. Alles plauderte und kramte hektisch in den Gepäckablagen. Kriemhild saß teilnahmslos auf ihrem Platz und war unfähig sich zu rühren. Die Ziffern auf dem Display ihres Handys zeigten siebzehn Uhr fünfundzwanzig an – noch immer amerikanische Zeit. Für Kriemhild war die Zeit stehengeblieben; bei Sam. Ihr Blick fiel aus dem Bullauge und hinaus in die gelbblinkende Flughafennacht.
Dreiundzwanzig Uhr fünfundzwanzig, Ortszeit Amsterdam. Kriemhild seufzte.
Bist du noch bei mir? , flüsterte sie in Gedanken und wischte sich eine Träne fort. Samuel antwortete nicht mehr, und das schon seit Stunden.
Die Bordbegleiter gingen durch die leeren Reihen und sammelten den Müll der Passagiere ein, Essensreste und Decken.
„Entschuldigen Sie, Ma’am? Geht es Ihnen gut? Darf ich Ihnen mit dem Gepäck behilflich sein?“
Kriemhild blickte auf. Ein nettes Gesicht lächelte sie an und riss sie aus den Gedanken.
„Nein, nein … Alles in Ordnung, ich bin schon weg“, stammelte sie und erhob sich langsam.
Ihre Knie zitterten. Sobald sie das Flugzeug verlassen hätte, hätte sie nicht länger den amerikanischen Boden unter den Füßen, der beim Boarding noch dagewesen war. Tausende von Kilometern trennten sie voneinander – Sam und Kriemhild.
Sie tastete nach dem Rucksack in der Gepäckklappe. Ein kleines weißes Papierstück fiel heraus und segelte direkt vor ihre Füße hinab. Sie hob es auf und erkannte Jasons Visitenkarte mit seinen Daten auf der Rückseite, die ihr ein wehmütiges Lächeln abrangen. Brookes Party am Vorabend, der Spaziergang über den Strand zurück zum Haus der Gilberts, und die letzte Nacht an Samuels Seite. Mit bebenden Fingern ertastete Kriemhild unter dem Shirt die Kette; ihren ganz persönlichen Ehering.
Auf der Gangway wählte sie Sams Nummer. Es schellte zweimal, bevor er abnahm. Seine Stimme klang so rein, so klar, als würde er direkt neben ihr stehen. Sie erinnerte sich an die erste Fahrt in seinem Jeep zurück, als Sam sie neulich – Anfang Juni – vor Jasons kläglicher Anmache gerettet hatte. Da hatte sie seine Stimme zum ersten Mal gehört und ihr Klang hatte sich in ihren Kopf gebrannt.
„Hey“, sagte er sanft. „Ich habe auf deinen Anruf gewartet. Wie geht es dir? War der Flug okay?“
Sie schloss die Augen und lauschte seinen Worten, seinem Atem, der so dicht an ihr Ohr drang, dass sie ihn beinahe auf der Haut spürte.
„Nachdem du fort warst? Der Flug war schrecklich.“ Sie wollte nicht dort sein, nicht ohne ihn. Eine heimliche Träne stahl sich über ihre Wange davon. „Ich vermisse dich jetzt schon wahnsinnig!“
„Ich vermisse dich auch“, sagte er. „Aber, Kopf hoch, es ist ja nicht für lange. Ich weiß, dass du das schaffst. Soll ich deiner Tante Bescheid geben, dass du gut angekommen bist?“
„Ja, bitte, das wäre nett. Ich kann jetzt nicht mit Margret sprechen, sonst heule ich noch mehr. Sie soll auch bei Ma anrufen, damit sie beruhigt ist.“
„Gut, sie werden sicher verstehen, dass du im Moment nicht reden willst.“
„Ja“, flüsterte sie. „Ich muss jetzt weiter, Sam, auch wenn ich am liebsten auf der Stelle umdrehen würde. Die Passkontrolle und Sara erwarten mich. Was tue ich hier überhaupt? Ich wünschte, du wärest hier.“
Sie schaute sich hilflos um und fühlte sich völlig verloren. Seine Tonlage verriet das ermutigende Lächeln. Kriemhild sehnte sich nach seinen Grübchen.
„Hey, Sara und Elisabeth freuen sich auf dich, vergiss das nicht, hörst du? Wir sehen uns schon bald! Du schaffst das.“
Sie nickte und wischte sich durch die Augen.
„Ich weiß. Ich melde mich, Sam.“
Alles geschah wie in Trance; die Passkontrolle, die Gepäckausgabe. Kriemhild war nicht bereit, sich in jenes Land zu begeben; mental, sie war einfach noch nicht angekommen.
Samuels Stimme hallte in ihr nach. Sein Schatten haftete an ihr, seine Berührungen und seine Nähe. Kriemhild war auf Entzug. Alles in ihr schmerzte und die brennende Sehnsucht war wie ein Strudel, der sie unaufhaltsam in die Tiefe hinabzog. Sie fühlte sich wie der Teil eines Ganzen, das in zwei Stücke gerissen worden war.
Dann schwang die Tür auf. Sara kreischte, als sie Kriemhild erblickte und ihr in die Arme rannte. Ihre Freundin roch nach kaltem Rauch.
„Kriemhild! Endlich, ich hab dich so vermisst – und ganz vergessen, wie scharf du aussiehst!“
Sara trug ihre kinnlangen, schwarzen Haare zu einem Minizopf zurückgebunden. Die hohen blassen Wangen, die schmalen Lippen; Endlich ein vertrautes Gesicht , dachte Kriemhild, nach dem schrecklich einsamen Flug . Sie erwiderte die Umarmung. Ihre Freundin bemerkte die Tränen, die Kriemhild vergebens wegwischte.
„Süße, was ist los? Wieso weinst du denn? Ich hoffe, das sind Freudentränen.“
„Sicher. Freudentränen . Hey, Sara!“ Mehr konnte sie nicht sagen. Ein Schluchzen brach ihre Stimme und die zierlichen Arme ihrer Freundin hielten sie.
„Komm, ich helfe dir mit dem Wagen.“ Sara deutete auf das Gepäck. „Mann, was hast du denn in den ganzen Koffern? Unser Hotel ist übrigens gleich dahinten. Ich hab gedacht, wir nehmen eines in Flughafennähe, dann haben wir es nicht so weit. Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich freue, dass du wieder da bist!“
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