Er griff nach den Rippen des Heizkörpers hinter sich. Und sah nur hin. Er schüttelte den Kopf und hielt sich fest.
„Komm!“
Er schüttelte noch einmal den Kopf - und sah unverwandt hin. Und sah, wie schließlich ihre Hand zwischen den Beinen erschien. Flach. Sah, wie sich die Handkante in den Spalt senkte und sich hin und her bewegte.
„Lass die Beine auseinander“, sagte er. „Ich muss das sehen.“
Seine Stimme erstickte fast.
Eine Minute.
Zwei Minuten.
Als ihre Bewegungen heftiger wurden, hielt sie sich mit der rechten Hand an der Kante der Schreibtisch-Platte fest. Sie blickte ihn dabei an, aber das merkte er erst später. Ihre Mundwinkel zuckten.
„Machst du es immer so?“, fragte er.
Sie antwortete nicht. Deshalb sah er ihr Gesicht an. Und da entdeckte er, wie ihr Blick starr auf ihn gerichtet war.
Sie schlief mit ihm! In Gedanken fickte sie mit ihm!
Nun wusste er, dass er sie schon immer hätte haben können. Er stürzte auf den Schreibtisch zu. Aber in diesem Augenblick war es auch schon zu Ende. Sie bäumte sich auf mit zusammengepressten Schenkeln, stieß noch ein paarmal heftig hin und her und lag dann fast ruhig.
Er hatte nicht gedacht, dass eine Frau so schnell sein könnte. Er hatte seine Hose aufgeknöpft. Und sie sagte: „Du brauchst nicht aufzupassen. Ich nehme die Pille.“ Aber es war zu spät.
Gerade als sie die Schenkel wieder öffnete, spritzte er in seiner Aufregung los. In drei Stößen zuckte der Samen aus ihm heraus. Nicht weit. Er hatte es sich viel weiter vorgestellt. Er schämte sich beinahe, als sie wieder mit einem kleinen Triumph in den Augen beobachtete, wie der letzte Ausstoß nur noch tropfte.
Während er sich mit dem Taschentuch abwischte, fragte er ärgerlich: „Hast du dir schon oft vorgestellt, mit mir zu ficken?“
Sie nickte.
„Mit meinem Bild am Bett etwa?“
Sie nickte.
„Schläfst du auch mit anderen so?“
Sie nickte.
„Mit wem?“
Sie schüttelte träge den Kopf. Sie wollte es nicht sagen.
„Mit dem Nachrichtensprecher im Fernsehen“, sagte er böse. „Mit dem Herrn von der Wetteransage. Auf diese Art kannst du dir ja alles aussuchen, was prominent ist.“
Jetzt war er lächerlich eifersüchtig. Er merkte es schließlich und drehte sich um. Er blickte auf die gegenüberliegende Fensterfront der Fabrikationsräume. Dort blitzte etwas auf wie ein Spiegel. Noch einmal.
„Runter vom Schreibtisch“, rief Friedrich. „Schnell in die Ecke!“
Einer von Friedrichs Angestellten schien sie die ganze Zeit mit einem Fernglas beobachtet zu haben.
Gehorsam folgte sie ihm in die Ecke, die vom Fenster her nicht eingesehen werden konnte. Dort fiel sie ihm um den Hals, küsste ihn und flüsterte: „Mein armer Liebling.“
Dann griff sie in seine Hose, umfasste zart den Schwanz und schüttelte ihn ein wenig. „Du kleiner Böser. Pfui, wer wird denn so garstig sein. Einfach losspritzen! Das tun doch ein braver Pimmel nicht.“
„Wir sind beobachtet worden“, sagte er, griff nach ihrer Hand und schob sie weg. „Weißt du, dass wir beobachtet worden sind? Mit einem Fernglas?“
„Ferngläser haben hier alle“, sagte sie. „Du bist Fabrikant für Ferngläser.“
„Verstehst du nicht: Uns hat jemand zugesehen!“
„Sollen die Leute mit deinen Gläsern nicht zusehen?“
„Johanna“, sagte er, „lass uns retten, was zu retten ist. Wenn meine Frau...“
„Ich verstehe.“ Sie tat beleidigt. „Gut. Verschwinde irgendwo durch einen Kellerausgang. Du warst nicht hier. Es war jemand anderes. Sieh zu, dass du heimlich in ein anderes Gebäude kommst. Lass mich hier eine Viertelstunde allein.“
Er tat es. Er trieb sich fünf Minuten in der Warenannahme herum, fünf Minuten am Schalter der Materialausgabe, drei Minuten im Kesselhaus. Dann fuhr er zum zweiten Mal im Fahrstuhl hoch, die Zeichnung mit den gespreizten Beinen vor Augen.
Als er ins Vorzimmer kam, war Johanna nicht da. Er betrat sein Büro - und fuhr zurück!
Johanna lag auf seinem schwarzen Ledersofa. Ein Kerl war über ihr. 20 Jahre alt vielleicht. Er dengelte sie wie der Bauer die Sense. Mit einem schnellen Hammer. Und sie kiekste bei jedem Schlag. Zuletzt verfielen ihre Knie in eine Art Schüttelkrampf.
Das also hatte sie sich als Alibi für ihn ausgedacht!
Oder als Strafe?
Er sollte zusehen, wie sich der junge Bursche in sie hinein entleerte, wie sie seinen nackten Hintern dabei festhielt, wie sie die Finger in das Fleisch grub, wie sie ihn an sich riss. Wie sie den Kopf nach hinten warf und aufjauchzte.
Und drüben, vom anderen Gebäude her, das Blitzen eines Fernglases. Von wem?
Der Junge begann erneut. Aber Johanna stemmte ihn zur Seite. „Jetzt nicht mehr“, sagte sie. Dabei lächelte sie Friedrich Voigtländer zu. So, nun war ja alles in Ordnung.
Der Junge versuchte, halb frech, halb verlegen, die Hose hochzuziehen. Er hatte ein enormes Glied, stellte Friedrich fest. Nur reichlich krumm.
Blitzschnell kam ihm das Bild von einer Reihenuntersuchung in seiner Firma in den Sinn. Man müsste unter einem Vorwand einen Katalog zusammenstellen. Wenn möglich mit einer Abbildung von jedem und jeder.
Der Junge zog den Reißverschluss an der Hose zu. Sicher hatte Johanna ihn über alles informiert. Das wurde Friedrich zur Gewissheit, als der Junge ging und dabei sagte: „Prima, dass jetzt ein bisschen Leben in die Bude kommt. Und dass Sie so mitmachen, Herr Voigtländer!“
Am nächsten Morgen sah die Firma J. F. Voigtländer aus wie immer. Von außen jedenfalls. Zumeist auch noch von innen. Nur an die Wand neben dem Getränke-Automaten in der Kantine hatte jemand geschrieben:
»Eine Cola vor dem Tanz - hebt die Stimmung und den Schwanz«
Und in einem Fahrstuhl war die Linie einer Frauenbrust um einen Bedienungsknopf gezogen. Daneben stand:
»Drückst du auf das Knöpfchen, hebt sich gleich das Köpfchen«
Friedrich wiederum hatte zu Hause im Bad den Lippenstift seiner Frau genommen und an den Spiegel gedankenverloren das Weib mit den gespreizten Beinen gemalt. Als er es merkte, wischte er es mit dem Handtuch schnell wieder weg. Aber seine Frau schimpfte mit ihm wegen des Lippenstiftes am Handtuch.
„Was hast du mit meinem Lippenstift gemacht?“
Er nahm wahr, dass sie ihn argwöhnisch beobachtete. Vielleicht hielt sie ihn für pervers? Es sollte Männer geben, die sich zum Beispiel den Penis mit Lippenstift bemalten.
„Ich habe gerechnet“, fiel ihm endlich ein. „Zahlen an den Spiegel geschrieben. Irgendwas mit Brennpunkt.“
Brennpunkt war gut! Musste er sich nicht bei seinen Ferngläsern um die Brennpunkte kümmern?
Als er endlich in seiner Firma den Fahrstuhl im Direktionsgebäude betrat, fand er neben seiner Zeichnung eine neue.
Eine Frau in Rumpfbeuge nach vorn. Mit einer großen, nach unten hängenden Brust. Hinter ihr ein Mann, der ungelenk ihre Taille hielt und offensichtlich eine Nummer machte. Ein Stück seines Schaftes und sein Sack waren zu sehen.
Hatte das etwa Johanna gezeichnet?
Sollte das eine Aufforderung für ihn sein?
Er versuchte, die Wirkung der primitiven Zeichnung auf eine wissenschaftliche Gedankenbahn abzuschieben. Die Zeichner waren wie die Steinzeit-Menschen, die mit Höhlenzeichnungen ihre zukünftige Jagdbeute verzauberten. Sie beschworen Wünsche, nagelten sie gleichsam an einer Wand fest.
Als er aus dem Fahrstuhl trat, war die Wissenschaft jedoch längst unterlegen. Johanna saß am Schreibtisch vor dem Bildschirm. Mit einem Rock, wie sie ihn so kurz noch nie getragen hatte.
Sie stand auf, bückte sich über die Maschine und drehte den Bogen heraus. Dabei nahm sie genau die Stellung ein, die Friedrich im Fahrstuhl gesehen hatte.
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