2. Nimm die Gnadenerweise an, die dir die allerseligste Jungfrau und die Heiligen anbieten. Versprich ihnen, daß du ihren Weg einschlagen willst. Ergreife die Hand deines Schutzengels, damit er dich führe. Mache deiner Seele Mut zu dieser Wahl.
Zehnte Betrachtung: Wahl des frommen Lebens.
Vorbereitung. Versetze dich in Gottes Gegenwart. Demütige dich vor ihm. Bitte ihn um seine Hilfe.
Erwägungen. 1. Stelle dir wieder vor, du seist auf weitem Felde, allein mit deinem Schutzengel. Zur Linken denke dir Satan auf hohem Throne, umgeben von höllischen Geistern und einer großen Schar von Lebemenschen, die ihn entblößten Hauptes als ihren Herrn anerkennen und ihm huldigen, die einen durch diese Sünde, die anderen durch jene. Beachte die Haltung der unseligen Höflinge dieses abscheulichen Fürsten: Die einen wüten in Haß, Neid und Zorn; die anderen morden sich gegenseitig; wieder andere sind bleich in sich verbohrt vor Gier nach Reichtümern; andere der Eitelkeit ergeben, nur auf unsinnige und nichtige Vergnügungen bedacht; andere gemein, verliert und verkommen in ihrer zügellosen Gier. Sieh, wie unruhig sie alle sind, zerfahren, unbeherrscht. Sieh, wie sie einander verachten, und Liebe nur heucheln. Mit einem Wort, du hast vor dir ein unseliges, bedauernswertes Volk, bedrückt von einem verfluchten Fürsten.
2. Sieh, zur Rechten Jesus am Kreuz, wie er mit herzlicher Liebe für diese armen Untertanen Satans betet, damit sie sich von seiner Tyrannei befreien; wie er sie zu sich ruft. Um ihn versammelt siehst du eine große Schar Frommer mit ihren Schutzengeln. Betrachte die Schönheit dieses Reiches der Frömmigkeit: Wie herrlich ist diese Schar jungfräulicher Männer und Frauen anzusehen, weißer als Lilien; diese Witwenschar, geschmückt mit heiliger Selbstüberwindung und Demut. Sieh die Eheleute, die so herzlich miteinander leben und einander mit einer Ehrfurcht begegnen, die nicht denkbar ist ohne eine große Liebe. Sieh, diese Frommen verbinden die Sorge um das Hauswesen mit der Sorge um ihr Innerstes, die Liebe zum Gatten mit der Liebe zum himmlischen Bräutigam. Sieh dich um: Du findest sie alle in heiliger, gütiger, liebevoller Haltung; sie hören auf unseren Herrn und alle möchten ihn in ihrem Herzen tragen. Sie freuen sich, aber ihre Freude ist schön, liebevoll, geordnet. Sie lieben einander, aber ihre Liebe ist heilig und ganz rein. Wer unter diesen Frommen ein Leid trägt, quält sich nicht viel damit und verharrt in beherrschter Haltung. Sieh, wie der Anblick des Heilands sie erfreut, wie alle einmütig zu ihm hinstreben.
3. Satan und seinen traurigen, unseligen Anhang hast du bereits verlassen durch die guten Vorsätze, die du gefaßt hast. Du bist aber noch nicht zu Christus, dem König, gelangt, du hast dich noch nicht der glücklichen und heiligen Schar seiner Frommen beigesellt. Du stehst immer noch zwischen beiden Lagern.
4. Die allerseligste Jungfrau, der hl. Josef, der hl. Ludwig, die hl. Monika und hunderttausend andere, die ebenfalls inmitten der Welt gelebt haben, laden dich ein, sprechen dir Mut zu.
5. Dein gekreuzigter König, ruft dich bei deinem Namen: Komm, geliebte Seele! Komm, ich will dich krönen (Hld 4,8).
Wahl: 1. Abscheuliche Schar, niemals sollst du mich unter deiner Fahne sehen! Auf ewig entsage ich deinen Narreteien und Torheiten. Unseliger Fürst des Hochmuts, höllischer Geist, ich entsage dir und allem eitlen Gepränge, das du entfaltest. Ich verabscheue dich und deine Werke.
2. Mein guter Jesus, seliger König der ewigen Herrlichkeit, Dir wende ich mich zu; ich umfange Dich mit der ganzen Kraft meiner Seele. Ich bete Dich von ganzem Herzen an, ich erwähle Dich heute für immer zu meinem König. Dir will ich unverletzliche Treue bewahren. Ich gebe mich Dir ohne Widerruf hin und verpflichte mich zum Gehorsam gegen Deine heiligen Gesetze und Anordnungen.
3. Seligste Jungfrau, Unsere liebe Frau, ich erwähle Dich zu meiner Führerin, stelle mich unter Deine Fahne und komme in heiliger Ehrfurcht zu Dir. Heiliger Schutzengel, führe mich in diese heilige Gemeinschaft. Verlaß mich nicht, bis ich inmitten dieser heiligen Schar stehe. Mit ihr rufe ich zum Zeugnis meiner Wahl, die ich getroffen habe, jetzt und immer: Es lebe Jesus! Es lebe Jesus!
Wie ist die Generalbeichte abzulegen?
Soweit die für unseren Zweck notwendigen Betrachtungen. Bist du mit ihnen zu Ende, so geh mutig und demütig an deine Generalbeichte. Ich bitte dich: Laß dich in keiner Weise durch Angst verwirren! Der Skorpion ist giftig, wenn er sticht; zu einer breiigen Masse zerquetscht dagegen ergibt er ein Heilmittel gegen seinen eigenen Stich. So ist die Sünde eine Schande, wenn wir sie begehen; in Beichte und Buße umgewandelt aber ist sie ehrenvoll und heilsam. Reue und Beichte sind so wohltuend, daß sie die Häßlichkeit der Sünde tilgen und ihren Gestank vertreiben. Simon der Aussätzige nannte Magdalena eine Sünderin; der Heiland verneinte es und sprach nur mehr vom Salböl, das sie ausgoß, und von der Größe ihrer Liebe (Lk 7,44). Sind wir demütig, so wird uns die Sünde unendlich mißfallen, weil Gott dadurch beleidigt wird; wir nehmen aber das Bekenntnis der Sünden gern auf uns, weil Gott dadurch geehrt wird. Es ist uns eine Erleichterung, dem Arzt das Übel zu nennen, das uns quält.
Kniest du vor deinem geistlichen Vater, dann stelle dir vor, du seist auf dem Kalvarienberg zu Füßen des gekreuzigten Heilands. Sein kostbares Blut fließt aus allen Wunden, um dich von deiner Schlechtigkeit reinzuwaschen. Ist es auch nicht das Blut des Heilands selbst, so sind es doch die Verdienste seines vergossenen Blutes, die sich reichlich über den Beichtenden ergießen.
So schließe denn dein Herz auf, um die Sünden durch das Bekenntnis daraus zu entfernen. ln dem Maß, als sie verschwinden, strömen die kostbaren Verdienste des göttlichen Leidens in dein Herz, um es mit Segen zu erfüllen.
Sag aber bestimmt alles! Sag es einfach und schlicht. Bring damit dein Gewissen ein für allemal in Ordnung. Dann höre die Mahnungen und Weisungen des Dieners Gottes und sprich in deinem Herzen: Rede, Herr, Dein Diener hört" (1.Sam 3,9). Ja, du hörst auf Gott, denn er hat seinen Stellvertretern gesagt: ³Wer euch hört, der hört mich" (Lk 10,16).
Nimm dann die folgende feierliche Erklärung zur Hand. Sie soll die Frucht deiner Reue sein. Betrachte und erwäge sie daher gut. Lies sie so aufmerksam und mit dem Herzen empfindend, als es dir nur möglich ist.
Feierliche Erklärung als Abschluß der verschiedenen Bußübungen.
Sie will der Seele den Entschluß einprägen, Gott zu dienen.1
Ich versetze mich in die Gegenwart Gottes und des ganzen himmlischen Hofes. Ich habe die unendliche Barmherzigkeit seiner göttlichen Güte erwogen, gegen mich, sein unwürdiges und schwaches Geschöpf, das er aus dem Nichts erschaffen, erhalten, aus so vielen Gefahren befreit, mit so vielen Wohltaten überhäuft hat.
Ich habe vor allem die unbegreifliche Güte und Langmut erwogen, mit der Gott mich so väterlich in meinen Sünden ertragen, so oft und liebevoll zur Umkehr eingeladen, so langmütig auf meine reuige Buße gewartet hat, bis zu diesem ... Jahr meines Lebens, trotz all meiner Undankbarkeit, Unredlichkeit und Untreue. Immer wieder habe ich meine Bekehrung hinausgeschoben, seine Gnade mißachtet, Gott schändlich beleidigt.
Ich habe auch erwogen, daß ich am Tag meiner heiligen Taufe ein Kind Gottes geworden bin. Zu meinem Glück und zu meiner Heiligung wurde ich ihm geweiht und dargebracht. Entgegen dem Gelöbnis, das damals in meinem Namen abgelegt wurde, habe ich meinen Geist so oft und so schändlich entweiht und vergewaltigt, da ich ihn gegen Gottes Majestät wandte und mißbrauchte.
Nun komme ich zu Dir und werfe mich im Geist vor dem Throne der göttlichen Gerechtigkeit nieder. Ich erkenne und bekenne mich schuldig des Verbrechens, die Majestät Gottes beleidigt zu haben, schuldig am Leiden und Sterben Jesu durch die Sünden, die ich begangen habe. Für sie ist er gestorben und hat die Kreuzesqualen erduldet; darum habe ich verdient, für ewig verloren und verdammt zu sein.
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