Winde den geistlichen Blumenstrauß.
Siebente Betrachtung: Die Hölle.
Vorbereitung: Versetze dich in Gottes Gegenwart. Demütige dich vor ihm. Bitte ihn um seinen Beistand. Stelle dir eine düstere Stadt vor, eingehüllt in Qualm von Pech und Schwefel, voll von Menschen, die sie nicht verlassen können.
Erwägungen. 1. Die Verdammten im Abgrund der Hölle sind wie in einer solchen Stadt des Unglücks. Sie leiden unsagbare Qualen an allen Sinnen und Gliedern. Da sie diese zur Sünde mißbraucht haben, müssen sie an ihnen die Strafe der Sünde erleiden. Die Augen müssen den fürchterlichen Anblick der Teufel und der Hölle ertragen für die falschen und sündhaften Blicke; die Ohren werden nur mehr Weinen, Klagen und Verzweiflungsschreie hören, weil sie einst lasterhaften Reden zuhörten; ähnlich alle anderen Sinne.
2. Außer diesen gibt es noch viel ärgere Qualen. Die Verdammten sind der Herrlichkeit Gottes beraubt, auf ewig von ihrem Anblick ausgeschlossen. Absalom empfand schwerer als die Verbannung das Fernsein vom Anblick des Vaters (2.Sam 14,32); welch ein Schmerz erst, auf ewig der Hoffnung beraubt zu sein, jemals Dein gütiges Antlitz zu schauen, o mein Gott!
3. Erwäge besonders die ewige Dauer dieser Strafen, die allein schon die Hölle unerträglich macht. Können Zahnschmerzen oder die Hitze eines kleinen Fiebers uns eine Nacht lang und qualvoll machen, wie entsetzlich wird erst die ewige Nacht dieser Qualen sein! Verzweiflung ohne Ende, furchtbare Wut, grauenhafte Flüche wird sie gebären.
Affekte und Entschlüsse. 1. Rüttle deine Seele auf mit den Worten des lsaias: ³Meine Seele, könntest du ewig in diesen unauslöschlichen Flammen verzehrenden Feuers leben?" (Jes 33,14). Willst du wirklich deinen Gott auf ewig verlassen?
2. Gestehe: Ich habe es verdient, und wie oft verdient! Aber jetzt will ich den entgegengesetzten Weg einschlagen. Warum sollte ich mich auch in diesen Abgrund stürzen?
3. Ich will dies und jenes unternehmen, um die Sünde zu meiden; sie allein kann mich ja in den ewigen Abgrund stürzen.
Danke, opfere auf, bete.
Achte Betrachtung: Der Himmel.
Vorbereitung: Versetze dich in Gottes Gegenwart. Rufe Gott um seinen Beistand an.
Erwägungen. 1. Denke an eine schöne, helle Nacht. Wie herrlich ist der Himmel mit seinen funkelnden Sternen! Zu dieser Pracht füge die eines strahlenden Tages, aber so, daß der Glanz der Sonne nicht den der Sterne und des Mondes überstrahle. Und dann sage kühn: Alle diese Schönheit zusammengenommen ist nichts gegen die Herrlichkeit des Himmels. Wie begehrenswert, wie liebenswert ist doch dieser Ort, wie kostbar diese Stätte!
2. Erwäge den Adel, die Schönheit, die große Zahl der Bürger dieses glücklichen Reiches: Millionen von Engeln, Cherubim und Seraphim; die Scharen der Apostel, Märtyrer, Bekenner, Jungfrauen und heiligen Frauen. Unermeßliche Schar, selige Gemeinschaft! Der Geringste unter ihnen ist herrlicher anzuschauen, als die ganze Welt, - welche Seligkeit, sie alle zu sehen! Und, o mein Gott, wie glücklich sind sie! Sie singen immerdar das liebliche Lied der ewigen Liebe. Sie erfreuen sich eines nie versiegenden Frohsinns. Sie beglücken einander in unsagbarer Weise. Sie leben in der Freude einer seligen, unzertrennlichen Gemeinschaft.
3. Erwäge, wie glücklich sie sind, Gott zu besitzen. Immer dürfen sie seinen Anblick genießen, der Liebe weckt und in ihre Herzen einen Abgrund von Wonne senkt. Welche Freude, immer mit seinem Schöpfer verbunden zu sein! Gleich unbeschwerten Vögeln, die munter singend sich durch die Lüfte schwingen, schweben sie jubilierend in der Seligkeit Gottes, die sie dem Äther gleich überall umgibt und mit unerhörten Wonnen erfüllt. Ohne Neid wetteifern alle, das Lob des Schöpfers zu singen: ³Sei gepriesen ohne Ende, gütiger, erhabener Schöpfer und Erlöser! Du bist so gütig gegen uns, Du teilst uns so freigebig Deine Herrlichkeit mit!" Und Gott segnet alle seine Heiligen mit ewigem Segen: Seid gesegnet ohne Ende, meine geliebten Geschöpfe! Ihr habt mir voll Liebe und Mut gedient; ihr sollt mir nun mit gleicher Liebe und Hingabe ewig Lob singen."
Affekte und Entschlüsse. 1. Bewundere und preise deine himmlische Heimat: Wie schön bist du und wie glücklich sind deine Bewohner!
2. Tadle dein Herz ob des kläglichen Mutes, den es bisher aufgebracht hat. Tadle es, daß es so weit vom Weg zu dieser unvergleichlichen Wohnung abgewichen ist: Ich Armer, warum habe ich mich so weit von meinem höchsten Glück entfernt? Dieser seichten und oberflächlichen Vergnügungen wegen habe ich tausend- und abertausendmal die ewigen, unendlichen Wonnen auf's Spiel gesetzt. Wie töricht war ich doch, so begehrenswerte Güter zu mißachten und so nichtigen, verächtlichen Begierden nachzulaufen!
3. Erwecke eine innige Sehnsucht nach dieser herrlichen Stätte: Es hat Dir gefallen, allgütiger Herr, meine Schritte auf Deinen Weg zu lenken, darum will ich nie mehr davon abweichen. Geh, meine Seele, geh ein in diese unendliche Ruhe, wandere nach diesem gesegneten Land! Was wollen wir noch hier in der Verbannung?
4. Ich werde also diese oder jene Dinge meiden, die mich von diesem Weg abbringen oder im Vorankommen behindern.
5. Ich will dies und jenes tun, das mir vorankommen hilft.
Neunte Betrachtung: Wahl des Himmels
Vorbereitung: Versetze dich in Gottes Gegenwart. Demütige dich. Bitte, daß er dich erleuchte.
Stelle dir vor, du seist auf weitem Felde, ganz allein mit deinem Schutzengel, wie der junge Tobias, als er nach Rages zog. Er zeigt dir in der Höhe den Himmel offen, mit allen Freuden, die du in der vorausgehenden Betrachtung erwogen hast; dann in der Tiefe die gähnende Hölle, mit allen Qualen, wie sie in der Betrachtung von der Hölle beschrieben sind.
Erwägungen. Nachdem du dich durch diese Vorbereitung zwischen Himmel und Hölle gestellt siehst, knie in Gegenwart deines Schutzengels nieder und erwäge:
1. Es ist wirklich wahr, du stehst zwischen Himmel und Hölle; beide stehen offen, dich aufzunehmen, je nach der Wahl, die du treffen wirst.
2. Die Entscheidung für Himmel oder Hölle, die du in diesem Leben triffst, gilt auf ewig im anderen.
3. Beide stehen offen, dich aufzunehmen, je nach deiner Entscheidung. Gott, der aus Gerechtigkeit mit der Hölle bestraft und aus Barmherzigkeit mit dem Himmel belohnt, wünscht mit sehnlichem Verlangen, daß du den Himmel wählst. Dein Schutzengel drängt dich dazu mächtig; er bietet dir von Gott tausend Gnaden und Hilfen an, um dir beim Aufstieg beizustehen.
4. Jesus Christus blickt dich vom Himmel her gütig an und lädt dich herzlich ein: Komm zur ewigen Ruhe, teure Seele! Komm in die Arme meiner Güte, die dir in ihrer überreichen Liebe endlose Freuden bereitet hat." Schau im Geiste die seligste Jungfrau; sie redet dir mütterlich zu: Mut, mein Kind! Mißachte nicht den Wunsch meines Sohnes und meine innigen Gebete für dich! Mit ihm wünsche ich sehr dein ewiges Heil." Betrachte die Heiligen, die dich ermutigen, die Millionen heiliger Seelen, die dir liebevoll zureden und nur das eine wünschen, eines Tages dein Herz mit den ihren vereint zu sehen im Lobpreis Gottes. Sie versichern dir: Der Weg zum Himmel ist nicht so schwer, wie die Welt vorgibt: Mut", sagen sie dir, wer den Weg der Frömmigkeit, den wir emporgestiegen sind, aufmerksam betrachtet, der sieht, daß wir in diese Seligkeit durch Freuden gelangten, die unvergleichlich tiefer sind als die Freuden der Welt."
Wahl: 1. Hölle, dich verabscheue ich jetzt und auf ewig. Ich verabscheue deine Qualen und Peinen. Ich verabscheue deine unselige, unglückliche Ewigkeit, besonders die unaufhörlichen Flüche, die du ewig gegen meinen Gott ausspeist. - Dann wende Herz und Gemüt dem Himmel zu und sprich: Glücklicher Himmel, ewige Herrlichkeit, Seligkeit ohne Ende, ich wähle unwiderruflich deine schönen und heiligen Gefilde, deine seligen und begehrenswerten Zelte zu meiner Wohnstätte. O Gott, ich preise Deine Barmherzigkeit und nehme dankbar das Geschenk an, das Du in Deiner Güte mir anbietest. Jesus, mein Heiland, ich nehme Deine ewige Liebe an. Ich weiß, daß du mir einen Platz in der himmlischen Seligkeit bereitet hast, damit ich Dich ewig lieben und preisen kann.
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