Harald Höpner
Die Rache des Kryonos
Die Chronik des Zweiten Kryonischen Krieges
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Inhaltsverzeichnis
Titel Harald Höpner Die Rache des Kryonos Die Chronik des Zweiten Kryonischen Krieges Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Ein überirdisches Verlies
2. Auftrag aus dem Jenseits
3. König Wechis´ Wehrrat
4. Ein verzweifelter Plan
5. Durch Niemandsland
6. Schwierige Verhandlungen
7. Von Weißanger zum Valedrim-Wald
8. Der Feenschimmel
9. Ankunft in Elim´dor
10. Eine grauenvolle Begegnung
11. Adhasils Bericht
12. Das lysidische Grenzfort
13. Durch die Wildnis des Seenlandes
14. Überfall in Weiherbruch
15. Die Heilkraft des Elfen
16. Das Traumgesicht
17. Auf dem Trollsteig
18. Unter den Augen von Raben
19. Kleine Elfenkunde
20. Das Ungeheuer in der Lagune
21. Am Runenstein
22. Ein Blick in die Vergangenheit
23. Die Karte des Bor´wen
24. In den Fesseln der Seherin
25. Die Halle des Orakels
26. Der Spiegel der Erinnerung
27. Erste Enthüllungen
28. Weinrichs Schar
29. Der Bergposten
30. Ein gefährlicher Auftrag
31. Eine sonderbare Begegnung
32. Am Hof von König Harismund
33. Der Krieg rückt näher
34. Ein Regiment des Grauens
35. König Harismund zieht ins Feld
36. Tod im Nebel
37. Im Hinterhalt des Feindes
38. Gegner aus Stein
39. Von Wundern und Heilern
40. Aus der Höhe in die Tiefe
41. Dem Untergang nahe
42. Der Mut des Königs
43. Lebans Scharfsinn
44. Das Spiel des Feindes
45. Ydrogors Ende
46. Unerwartete Verbündete
47. Die Heldentat Gran Silberhands
48. Im Bann des Elfenwaldes
49. Festung Elfenstein
50. Gewittersturm
51. Durch die Nebel der Grauen Berge
52. Leidvolle Abschiede
53. Urth
54. Beunruhigende Nachrichten
55. In der Höhle der Schlange
56. Das Geisterheer
57. Unverhoffte Freundschaften
58. Unterhaltung unter Geistern
59. Auf geheimen Pfaden
60. Ein neuer Gefährte
61. Adhasils Entführung
62. Vor der Pforte des Kryonos
63. Ein magisches Geschenk
64. Das Ende des Weges
65. Zeit der Bewährung
66. Überraschender Besuch
67. Frers Entschluss
68. Das Bündnis der vier Könige
69. Ein mörderisches Unwetter
70. Die Schlachten der fünf Heere
71. Der Kreis der Mächtigen
72. Der Streit der Mächte
73. Ein neuer Anfang
74. Epilog
Impressum neobooks
1. Ein überirdisches Verlies
Ein Raum, so grenzenlos und unbeschreiblich, dass er sich jeder Vorstellungskraft eines weltlichen Wesens widersetzte. Lichtspiele von überirdischer Schönheit, so weit das Auge eines Betrachters hätte schauen können, und eine überwältigende Farbenpracht durchfluteten diesen immateriellen Ozean. Sie entstanden, wuchsen ins Unermessliche, schrumpften, verblassten und wurden von neuen Lichterscheinungen durcheinandergewirbelt. Vielfarbige Blitze von ungeheurer Intensität, manche unmittelbar sichtbar, andere verborgen innerhalb der Leuchterscheinungen und doch in ihrer Wirkung erkennbar, wenn sie eine der bunten Leuchtblasen wie eine irdische Gewitterwolke in ihrer ganzen Ausdehnung für wenige Augenblicke aufleuchten ließen, waren die Nervenbahnen zwischen den wabernden Lichtgebilden, ihre Erzeuger und ihr Untergang. Es waren Lichtspiele kosmischen Ausmaßes.
Und doch war dieses gewaltige Lichtermeer gefangen in einer Kugel, deren Hülle von keinem Wesen und keinem irdischen Körper durchdrungen werden konnte und außerhalb der Kugel kaum erahnen ließ, was in ihrem Inneren vor sich ging. Diese Kugel war ein überirdisches Verlies, geschaffen in einer Dimension, die sich jeglicher kosmischen Erscheinung entzog. Da sie sich in keinem sichtbaren und messbaren Teil der irdischen Schöpfung befand, gab es keinen Anhaltspunkt, der Rückschlüsse auf die tatsächliche Ausdehnung dieser Kugel erlaubte. Jeder Versuch einer solchen Abschätzung wäre sinnlos gewesen.
Innerhalb dieser energetischen Kugel fand jedoch kein Entstehen und Vergehen im herkömmlichen irdischen Sinne statt, alle Veränderungen waren lediglich Ausströmungen und Formgebungen des in ihr gefangenen Wesens, und so existierte in ihr auch keine Zeit.
Dieses überirdische Verlies war von Geistwesen geschaffen worden, die sich die Luzengoi nannten, und die gleichzeitig als Wächter dessen dienten, der darin eingesperrt war. Die außergewöhnliche Art dieses Gefängnisses ließ keinen Zweifel daran, dass es ein ebenso außergewöhnlicher Gefangener war, der dort einsaß.
Hinsichtlich dieses Gefangenen erfüllte das Verlies seinen Zweck bereits seit einigen hundert Jahren, genauer gesagt: eintausendfünfundachtzig Jahre erdanischer Zeitrechnung. Und jetzt nahte der Zeitpunkt, an dem er wieder freigelassen werden und auf den Planeten Erdos zurückkehren musste.
Am Beginn dieser Zeitspanne war dieses Wesen auf jener Welt, wo es so viel Unheil angerichtet hatte, von den Luzengoi buchstäblich eingesammelt worden. So mächtig diese Wächter auch waren, auch sie mussten sich kosmischen Gesetzen beugen, und deshalb gab es für sie keine Möglichkeit, ihren Gefangenen, der den Namen Achôn-Tharén führte, länger festzuhalten, obwohl sie wussten, dass seine Freilassung erneut eine finstere Zeit über Erdos bringen würde.
Die Luzengoi gehören zu den wenigen Intelligenzen, die wussten, wann und zu welchem Zweck das Achôn-Tharén geschaffen worden war, und wer sein Schöpfer war. Sie waren es nicht selbst. Das Achôn-Tharén war ein Teil der Schöpfung, von immenser Macht, weder gut noch böse, aber mit dem freien Willen ausgestattet, sich für eine Seite zu entscheiden. Gleichzeitig war es unfähig, selbständig zu handeln. Es war ein Diener und als solcher brauchte es einen Herrn. Diesen Herrn hatte es einst in Kryonos gefunden und war ihm seither untertan. Kryonos war ein Meister schwarzer Künste, und er verkörperte jegliches Gegenteil des Schönen in der Schöpfung. Er hatte sich auf Erdos eingenistet und war im Begriff, wieder einmal, muss man sagen, sich diese Welt zu unterwerfen, nachdem sein letzter Vorstoß vereitelt werden konnte. Wie der ursprüngliche Name des Achôn-Tharéns lautete, ist nicht überliefert, aber seinen jetzigen Namen hatte es von den Einwohnern von Erdos, den Erdanern, erhalten, den sie ihm nach der Art seines ersten Eintreffens auf ihrem Planeten gaben. Achôn-Tharén bedeutet in der Sprache ihrer Weisen Feuer der Götter .
Jetzt noch kurz zurück zu den Luzengoi, deren Unbeschreiblichkeit dem ihrer Schöpfung, des überirdischen Verlieses, in nichts nachsteht, deshalb kann ihre Darstellung nur mit unzulänglichen Begriffen erfolgen.
Von ihnen gibt es in der ganzen Schöpfung nur vier. So unbeschreiblich diese Wesen auch sind, so besitzen sie doch eine Gestalt. Wie so viele Lebensformen in der Schöpfung ist auch ihre menschlich. Die Luzengoi sind Lichtwesen von beeindruckendem, für Menschen geradezu unerträglichem Glanz, und je nachdem, wie derjenige beschaffen ist, dem sie sich zeigen, was nur selten vorkommt, empfindet ihr Gegenüber eine vollkommen liebevolle und gütige Ausstrahlung bis hin zu einer überwältigenden Furcht. Luzengoi sind unbestechliche Richter, die nach kosmischen Gesetzen urteilen.
Eingehüllt in eine gleißende Aura lassen sie keine Einzelheiten ihrer Gestalt erkennen. Sie sind ungeschlechtlich, denn sie befinden sich in einer Seinsebene, in der Geschlechtlichkeit keine Rolle mehr spielt. Die Luzengoi haben Namen: Sie heißen Akzaloi, Alduhim, Adbenazai und Aihudir. Doch diese Namen bezeichnen mehr noch ihre Eigenschaften und Wesenszüge.
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