Kapitel 1• Tennis und andere Probleme
Kapitel 2• Planeten ohne Sonne
Kapitel 3• Café "La Cuisine"
Kapitel 4• Wieder im Buchladen
Kapitel 5• Kleinere und größere grüne Punkte
Kapitel 6• Die Komtesse lässt nicht bitten
Kapitel 7• Geisterstunde
Kapitel 8• Wie man einen Poltergeist loswird
Kapitel 9• Mit offenen Augen in die Gefahr
Kapitel 10• Schwarze Engel und unterbrochene Träume
Kapitel 11• Traum und Realität I
Kapitel 12• Der Poltergeist
Kapitel 13• Wut und Erkenntnis
Kapitel 14• Maria
Kapitel 15• Unerwünschte Verwandtschaft
Kapitel 16• Das Wesen
Kapitel 17• Traum und Realität II
Kapitel 18• Plan B
Kapitel 19• Befallen
Kapitel 20• Mut ist, wenn man es trotzdem macht
Kapitel 21• Erstens kommt es anders ...
Kapitel 22• Pyjamaparty eins, die Zweite
Kapitel 23• Erwischt
Kapitel 24• Stimmen im Nebel
Kapitel 25• Getrennte Wege
Kapitel 26• Wieder im Keller
Kapitel 27• Irrwege
Kapitel 28• Von der Liste
Epilog
Impressum
Impressum neobooks
Nicole Fünfstück
Die Aussenseiter
Und die Rache des Poltergeists
"Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus seinem Gefängnis und wird ausziehen, zu verführen die Völker an den vier Enden der Erde, Gog und Magog, und sie zum Kampf zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand am Meer.“
Neues Testament, Johannes Offenbarung 20.7 ff
Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Kapitel 1• Tennis und andere Probleme
Als ich nach Hause kam und in die Wohnung trat, beschlug meine Brille dermaßen, dass ich sie abnehmen musste, damit ich etwas sehen konnte. Ein Grund mehr, den Winter zu hassen. Kälte war überhaupt nicht mein Ding. Ebenso wenig wie heftige Wärme, wenn ich es mir richtig überlegte. Ich war kein Mensch für Extreme, sondern eigentlich eher der mittelmäßige, laue, langweilige Typ. Eigentlich. Ich legte die Brille auf unseren zitronengelben Schuhschrank und wehrte Kleine, meine Katze, ab, die mich überschwänglich begrüßte, was mich vermuten ließ, dass meine Mutter nicht zuhause war. Seit ich wusste, dass es Dinge gab, die sich durch geschlossene Fenster, Türen und Wände nicht aufhalten ließen, war ich zwar nicht gerne alleine in der Wohnung, doch heute war es mir sogar recht. Ich hatte keine Lust, Rede und Antwort zu stehen. Außerdem gewöhnte man sich an alles.
Meine Mutter war vermutlich noch im Museum. In ein paar Tagen sollten die magischen Artefakte ausgestellt werden, die man nach dem Abriss des Thorstensen Hauses, in dessen Kellerräumen gefunden hatte. Gleichwohl meine Mutter es inzwischen so einrichtete, dass sie abends rechtzeitig zu Hause war, um zu kochen, war ich mir da heute nicht so sicher. Je näher die Eröffnung der Ausstellung rückte, desto nervöser wurde sie. Obwohl nur klein, war es doch die erste Ausstellung, die sie organisierte, seit wir hierher gezogen waren. Einige persönliche Besitztümer von Cecile von Kastanienburg, geborene Schönbrunn, die der Altgraf von Kastanienburg kurz vor seinem Tod dem Museum gestiftet hatte, würden ebenfalls ausgestellt werden. Da das Thorstensen Haus früher im Besitz der von Kastanienburgs gewesen war, fand meine Mutter, dass dadurch alles prima zusammenpasste. Was vollkommen richtig war, denn auch die magischen Artefakte hatten Cecile gehört. Das wusste meine Mutter allerdings nicht.
Cecile von Kastanienburg war die erste Wächterin unserer Stadt gewesen, mit einem besonderen Gen geboren, welches es ermöglichte, dunkle Wesen aufzuspüren und zu bekämpfen. Allerdings hatte Cecile es vermasselt. Bei dem Versuch, ihre Fähigkeiten zum eigenen Vorteil zu nutzen, hatte sie ungewollt einen Dämon erschaffen, und obwohl sie ihn am Ende zumindest hatte bannen können, war ihr der Wächterinnenstatus aberkannt worden. Ihr und all ihren Nachkommen. Und hier komme ich ins Spiel. Meine Urgroßmutter Carmen, ebenfalls eine Wächterin, war mit ihrem Mann lange nach Ceciles Degradierung in diese Stadt gezogen. Sie gründeten nicht nur unsere Familie, sondern Uroma Carmen vererbte mir auch das Gen der Wächter.
Ich zog die Handschuhe aus, stopfte sie in meine Jackentasche und bückte mich, um Kleine endlich ausgiebig zu streicheln, was mich heute zwar nicht in bessere Laune versetzen konnte, aber zumindest tauten dabei meine Finger wieder auf. Die Katze lag inzwischen auf dem Rücken und schnurrte laut und wie immer entlockte sie mir damit ein Lächeln. Nach einer Weile erhob ich mich und ging hinüber zum Wandschrank, um die Jacke aufzuhängen. Als ich ihn öffnete, stieg mir ein leichter Weihrauchduft in die Nase. Wahrscheinlich hatte meine Mutter etwas gesucht und dabei die Kiste mit der Weihnachtsdeko geöffnet, die hier, bereits seit Tagen, auf ihren Einsatz wartete, obwohl es bis zum ersten Advent noch eine Woche hin war.
Der Keller des Thorstensen Hauses kam mir in den Sinn. Auch hier hatte es stellenweise nach Weihrauch gerochen. Ich schauderte. Niemand außer meinen Freunden Noah Ahadi, Jo Dräxler und mir wusste, dass sich in dem Gang, der einen der Kellerräume mit dem Anwesen der von Kastanienburgs verband, ein verbotenes Tor befunden hatte, ein Nebenprodukt von Ceciles Experimenten. Nachdem Ceciles Dämon unbeabsichtigt von mir befreit worden war, hatte er Kinder ermordet und im Keller des Thorstensen Hauses zum ersten Mal versucht, auch uns umzubringen. Zum Schluss hatten wir ihn allerdings besiegt. Um ihn zu erledigen, waren Jo, Noah und ich gezwungen gewesen, um Mitternacht auf einem Friedhof zu sein. Leider hatten wir es nicht geschafft, ihn zu vernichten, ohne dabei selbst verletzt zu werden und waren im Krankenhaus gelandet. Das war unseren Eltern natürlich nicht verborgen geblieben und so war herausgekommen, dass wir sie belogen und die Nacht nicht, wie behauptet, als Gäste bei Sylvia von Kastanienburg verbracht hatten. Ich verstand bis heute nicht, wie sie überhaupt hatten glauben können, dass Sylvia uns wie ihresgleichen behandelte, aber das lag wohl daran, dass sie Sylvia nicht kannten. Jedenfalls hatten unsere Eltern, die natürlich nichts von dem wahren Grund unserer „Friedhofsmutprobe“ wussten, uns daraufhin mit einem sehr ausgedehnten Hausarrest bedacht.
Meine Mutter hatte mir vor einiger Zeit angeboten, diesen aufzuheben, wenn ich mich zur Aufnahmeprüfung für die Tennismannschaft unserer Schule anmeldete. Als würde es nicht reichen, dass ich Sylvia von Kastanienburg, die Mannschaftskapitänin, täglich im Unterricht ertragen musste. Ich hatte mich ziemlich lange geweigert, doch gestern hatte meine innere Wächterin, der Teil von mir, den ich erst hören konnte, seit ich herausgefunden hatte, dass ich eine Wächterin war, darauf bestanden. Während unseres Gefechts auf dem Friedhof war nämlich ein heftiges Gewitter niedergegangen und das konnte nur bedeuten, dass ein neues, mächtiges schwarzes Wesen in unsere Dimension eingedrungen war. Ich musste es also finden und vernichten, was aber unmöglich war, wenn ich die Wohnung nicht verlassen durfte. Deshalb hatte ich mich heute Nachmittag zähneknirschend zum Tennisclub begeben. Dem Wesen war ich dadurch natürlich keinen Schritt näher gekommen. Rein theoretisch hatte ich die Fähigkeit, dunkle Wesen zu erkennen, aber die musste ich zuerst trainieren und mein erster Dämon, der von Cecile erschaffene Kindermörder, hatte sich mir von selbst gezeigt. Daher hatte ich bis jetzt keine Möglichkeit, mich im Aufspüren zu üben. Es wurde also Zeit.
>Wohl wahr< , meldete sich die Wächterin zu Wort. >Und hör auf, so ein Drama aus dem Beitritt zum Tennisteam zu machen! Du spielst wesentlich besser als Sylvia. Und das weißt du auch .<
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