Klappentext:
»Sie ist gut.«
»Sind Sie sicher?« Misstrauisch beäugte der Gast die Anzeige. »Sie wäre jedes Mal gestorben, wenn sie den Korrekturbutton nicht gedrückt hätte.«
Der Ausbilder lächelte den Mann mitleidig an. »Ich kann mich nicht daran erinnern, in meiner Dienstzeit je einen besseren Soldaten gesehen zu haben. Sie ist die Beste.«
»Wie sagten Sie, sei ihr Spitzname in der Truppe?«
»Black Ice.«
»Ich verstehe.« Er nickte und ihm war anzusehen, dass er für die Frau gleichermaßen Respekt wie auch Mitleid empfand.
»Okay, wir nehmen sie.«
Bérénice Savoy ist eine der härtesten Kämpferinnen des Spacetrooper-Korps. Dennoch gerät sie in Kriegsgefangenschaft. Ihr Schicksal scheint besiegelt. Doch unerwartet gelingt ihr die Flucht. Auf ihrer Odyssee durch die Tiefen des Alls lauern zahlreiche Gefahren und Feinde. Und Bérénice ahnt nicht, dass sie Teil eines Planes ist ...
Mein Herz schlägt eindeutig für phantastische Geschichten. Ich will als Leser möglichst spannend unterhalten werden und dabei so manche Überraschung erleben. Als Autor setze ich mir genau das als hohes Ziel. Und es ist nicht leicht, sich selbst zu überraschen. Stellen Sie sich vor, Sie erzählen einen Witz, dessen Pointe Sie natürlich kennen. Lachen Sie da noch mit? Ungefähr so muss man sich das vorstellen. Aber ich kann hier auf tatkräftige Unterstützung bauen. Manche meiner Protagonisten sitzen mir während des Schreibens auf den Schultern und plärren mir Sätze ins Ohr wie: »Ich will nicht sterben!«, »Du Idiot, was machst du denn mit mir?« oder auch: »Das kann doch nicht wahr sein.« Wenn ich das höre, dann weiß ich: Ich kann mich selbst verblüffen.
Natürlich bietet hier die phantastische Literatur massiv mehr Möglichkeiten, als dies andere Genres vermögen. Aus dem unendlichen Pool von fremden Welten, exotischen Lebewesen, anderen Kulturen, Zeiten und Dimensionen, Katastrophen, religiösen, politischen und militärischen Entwicklungen, Mutationen usw. usw. lässt sich so einiges herausholen, was noch nie ein Mensch zuvor … Sie wissen, was ich meine.
Ich muss allerdings über mich selbst staunen. Denn als ausgewiesener Hardcore-Science-Fiction-Fan waren es nicht weniger als vier Romane, die ich im Genre Fantasy – genauer: Dark-/History-Fantasy (siehe am Ende des Buches) – veröffentlicht habe, bis ich mich an diesen Roman, meinen ersten publizierten SciFi-Roman, gesetzt habe. Wenn Sie gerade über das Wort publiziert gestolpert sind, muss ich gestehen, dass seit mehr als 20 Jahren mein SciFi-Erstling noch immer in der Schublade liegt. Samt zur Hälfte geschriebener Fortsetzung. Und noch ein Geständnis: Es wird eine Trilogie werden; offensichtlich habe ich ein Faible für Trilogien. Mich jucken ungefähr vier bis fünf weitere Romane in den Fingern; dann, endlich, endlich, werde ich mich wohl an den Erstling und seine beiden Fortsetzungen machen. Gnadenlos überarbeiten, damit sie den heutigen Ansprüchen gerecht werden und frei sind von all den Fehlern, die ich 1995 beim Schreiben des Romans gemacht habe.
Mir klingen noch immer die Worte meiner Frau in den Ohren, als ich damals zu Schreibblock und Stift griff (einen PC hatte ich zwar schon, aber irgendwie waren mir damals die fast schon urtümlichen Werkzeuge näher als heute) und zu schreiben begann. »Wem schreibst du denn einen Brief?«, fragte sie. Ich: »Ich schreibe keinen Brief. Ich schreibe einen Roman.« Sie: »Du spinnst.« Genau; Autoren im phantastischen Genre müssen leicht verrückt sein, um andere und sich selbst überraschen zu können.
Der Autor
Mit ohrenbetäubendem Krachen schlug ein weiterer Raumtorpedo in die TSS EASTWOOD. Das Schlachtschiff der 15. Terranischen Kampfflotte schüttelte sich heftig – nun schon zum dritten Mal –, unter dem fürchterlichen Einschlag eines feindlichen Projektils. Die enorme Druckwelle der Detonation fegte wie ein heißes Schwert durch die Panzerung und schickte Tausende Trümmer als sirrende und pfeifende Schrapnelle durch die benachbarten Räume und Gänge des Schlachtschiffes. Mehr als ein Dutzend Techniker, fast fünfzig Mann Waffenbedienung und ein ganzes Hundert eines Enterkommandos wurden dabei auf der Stelle getötet. Jeder einzelne Torpedo riss ein Loch in die Panzerung, durch das bequem ein Landeshuttle gepasst hätte. Wolken kostbarer Atemluft zischten in die Schwärze des Alls, durchsetzt von unzähligen Bruchstücken und Dutzenden toten und verletzten Mannschaftsmitgliedern.
Zwar trugen alle den in einer Kampfsituation vorgeschriebenen Raumanzug, doch die meisten der rasch davontreibenden Männer und Frauen waren durch die Explosionswirkung schon tot, bevor sie ins All gerissen wurden. Einige wenige Verletzte – und noch weniger Unverletzte – wurden fast augenblicklich das Opfer der wild durcheinander zuckenden Laserstrahlen der Feindschiffe, die für den Einsatz dieser Waffenart nahe genug waren. Entgegen früheren Vorstellungen waren Laserwaffen im All recht unergiebig. Ihr Wirkungsgrad nahm in umgekehrter Proportion ab, je größer die Entfernung zum Ziel war. Schon auf 50 km Distanz kam auch von den leistungsstärksten Lasern nur noch ein Hitzestrahl am Ziel an, mit dem man gerade noch eine Kanne Kaffee hätte kochen können. Doch dieses unerträglich nahe, wie ein flackerndes Gitternetz dicht gewebte Gespinst feindlicher und eigener Strahlenwaffen, gab jedem, der den Schutz der Schiffspanzerung verließ, kaum eine Chance zu überleben. Nicht bei dieser starken Konzentration so vieler Schiffe auf so eng begrenztem Raum.
Jeder Raumanzug besaß selbstverständlich eine Freund-Feind-Kennung und die eigenen Laser-Abwehrsysteme würden selbstredend kein eigenes Mannschaftsmitglied unter Feuer nehmen. Normalerweise. Doch die Mazzar warteten bei dieser Schlacht mit einem neuen und vor allem völlig unerwarteten Fortschritt auf, welche die FF-Kennung nutzlos machte. Sie stießen dichte Trauben von winzigen Störbojen aus, die verblüffend den terranischen Modellen ähnelten. Mit irrwitzigen Geschwindigkeiten und noch verrückteren Flugrouten jagten sie mitten durch die kämpfenden Schiffe. Sie ignorierten dabei feindliche Projektile oder Laserstrahlen. Denn dazu waren sie schlicht nicht in der Lage. Ihre terranischen Pendants hätten dies gekonnt und wären dem Feindbeschuss ausgewichen. Doch die kleineren Modelle der Mazzar waren für Schnelligkeit und Effektivität konzipiert. Und als billiges Massenprodukt. Konkret hieß dies, dass eine Mazzar-Störboje nicht größer war als ein irdischer Fußball. Die Bojen wurden zu Dutzenden, ja zu Hunderten gerammt, getroffen, kollidierten mit sich selbst oder sogar an eigenen Schiffen. Doch dies machten sie locker durch ihre unglaubliche Stückzahl wett. Die Mazzar hatten es schon immer verstanden, in großen Dimensionen zu denken. Vielleicht lag dies schlicht und ergreifend an ihrer eigenen riesigen Zahl und ebensolchen Verbreitung im All.
Die schreckliche Folge der Bojen war, dass sich die Menschen eine Suche nach Überlebenden sparen konnten. Es gab schlicht keine. Die sich mehrfach überlappenden Störwellen verwirrten die Freund-Feind-Kennung und etwa 10 % der von Lasern zerschnittenen Körper starben durch Friendly Fire. Doch niemand an Bord des Terra-Spaceship EASTWOOD hatte eine Möglichkeit, dies jetzt festzustellen oder die Mann-über-Bord-Displays zu beobachten. Und die Besatzungen der restlichen Schiffe der 15. Terranischen Kampfflotte ebenfalls nicht. Alle noch existierenden Einheiten hatten alle Hände voll damit zu tun, ihr eigenes Überleben zu ermöglichen. Egal ob noch im Kampf befindlich, abdrehend oder die erschreckend steigende Zahl der Rauch, Trümmer und Menschen ausspeienden und brennenden Schiffe. Jedes noch aktive Besatzungsmitglied war darum bemüht, alles zu tun, um sich den anrückenden Feind vom Hals zu halten. Kein Mensch dachte auch nur noch daran anzugreifen.
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