Werner Karl
Dämon der Spiegelkrieger
Spiegelkrieger-Trilogie Band III
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Inhaltsverzeichnis
Titel Werner Karl Dämon der Spiegelkrieger Spiegelkrieger-Trilogie Band III Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Früher oder später wird jedem Autor die Frage gestellt, woher er seine Ideen nimmt und was er bei Schreibblockaden macht. Sicher hat jeder seine eigenen Methoden, um mit Letzterem umzugehen. Ich pflege hier verschiedene Tricks und einer davon ist folgender: Ich bin fasziniert von Nebel. Er hat zugleich etwas Romantisches, Geheimnisvolles, Mystisches, Bedrohliches und noch viel mehr. Nebel ist wahrlich ein flüchtiger Deckmantel für allerlei Geheimnisse, die sich dahinter verbergen und nur darauf zu warten scheinen, dass er sich lüftet … oder sie sich langsam aus ihm herausbewegen. Immer dann, wenn ich im Schreiben innehalten muss – und das kommt gottlob nur sehr selten vor -, stelle ich mir dichten Nebel vor. Ich schließe die Augen und schon wallt er langsam auf. Schemen bilden sich, vage Bewegungen sind mehr zu erahnen als zu sehen. Und dann schälen sich allmählich Wesen hervor. Je nach Stimmung, Tageslicht und realer oder imaginärer Umgebung entsteht daraus eine Szene, die ich nur noch niederschreiben muss. Natürlich gibt es außer Nebel noch andere Methoden, um über leere Blätter zu siegen. Aber die mit Nebel ist für mich die Schönste. Werner Karl, 2015
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
Kapitel XXIV
Kapitel XXV
Kapitel XXVI
Kapitel XXVII
Kapitel XXVIII
Kapitel XXIX
Kapitel XXX
Kapitel XXXI
Kapitel XXXII
Kapitel XXXIII
Kapitel XXXIV
Kapitel XXXV
Kapitel XXXVI
Kapitel XXXVII
Kapitel XXXVIII
Kapitel XXXIX
Personenregister
Glossar (alphabetisch)
Quellennachweis
Nachwort
Impressum neobooks
Früher oder später wird jedem Autor die Frage gestellt, woher er seine Ideen nimmt und was er bei Schreibblockaden macht. Sicher hat jeder seine eigenen Methoden, um mit Letzterem umzugehen. Ich pflege hier verschiedene Tricks und einer davon ist folgender: Ich bin fasziniert von Nebel. Er hat zugleich etwas Romantisches, Geheimnisvolles, Mystisches, Bedrohliches und noch viel mehr. Nebel ist wahrlich ein flüchtiger Deckmantel für allerlei Geheimnisse, die sich dahinter verbergen und nur darauf zu warten scheinen, dass er sich lüftet … oder sie sich langsam aus ihm herausbewegen.
Immer dann, wenn ich im Schreiben innehalten muss – und das kommt gottlob nur sehr selten vor -, stelle ich mir dichten Nebel vor. Ich schließe die Augen und schon wallt er langsam auf. Schemen bilden sich, vage Bewegungen sind mehr zu erahnen als zu sehen. Und dann schälen sich allmählich Wesen hervor. Je nach Stimmung, Tageslicht und realer oder imaginärer Umgebung entsteht daraus eine Szene, die ich nur noch niederschreiben muss.
Natürlich gibt es außer Nebel noch andere Methoden, um über leere Blätter zu siegen. Aber die mit Nebel ist für mich die Schönste.
Werner Karl, 2015
Kapitel I
A. D. 194, Dezember
Der Gefangene
Es war dunkel und jegliches Gefühl für Zeit war Cumail längst verloren gegangen. Zu Beginn seiner Gefangenschaft hatte er noch versucht, die Tage mittels in die Wand geritzter Striche zu zählen. Aber seine Kerkermeister nahmen ihm alles weg, was dazu dienlich sein konnte, kaum dass sie Cumails Markierungen entdeckten. Auch die Abstände, in denen man ihm Wasser und Dinge brachte, die er essen sollte - zu Beginn seines Aufenthaltes aber nicht hinunterbrachte -, halfen ihm nicht, die verstrichene Zeit zu messen. Mit perfidem Vergnügen kamen seine Wächter zu den unterschiedlichsten Zeiten und warfen ihm das Essen vor die Füße. Mittlerweile aß er auch das, was er auf Ynys Môn niemals über die Lippen gebracht hätte. Trotzdem litt er ständig Hunger. Lediglich den Krug mit Wasser stellten sie ab. Widerwillig wie ihm schien. Mehr als einmal stieß einer der Wächter ganz zufällig dagegen und er musste zu dem Krug eilen, um wenigstens den Rest zu retten, der sich noch darin befand.
Cumail verfluchte sich, dass er so dumm gewesen war zu glauben, er könne aus dem Sohn der Königin einen anständigen Picten machen. Ein wenig tröstete ihn der Gedanke, dass er nicht der einzige Druide war, der sich etwas vorgemacht hatte. Jahrelang hatte er mit bewundernswerter Geduld die ständigen Obszönitäten ignoriert, die ihm sein Schüler an den Kopf geworfen hatte. Auf Beleidigungen antwortete er mit Wissen, höhnisches Gelächter erwiderte er mit leiser, betonter Stimme und bösartiges Grinsen vergalt er mit freundlichen Worten. In all den Stunden seiner Lehrtätigkeit war er immer zu der Einsicht gelangt, dass sein Schüler jedes seiner Worte aufsog wie trockener Boden die lang ersehnten Regentropfen. Das Gesicht seines Schülers mochte bei aller äußerlichen Schönheit noch so abstoßend verzerrt gewesen sein, die Augen jedoch ließen eine unendliche Neugier und permanente Wachsamkeit erkennen, die ihn erfreute und erschreckten zugleich.
In Diskussionen mit Yan mac Ruith und Púca wurde lange darüber debattiert, wo sie die Grenze ziehen sollten zwischen dem Wissen, dass sie Brannon mac Ruith, ihrem Schutzbefohlenen, angedeihen lassen wollten und dem Wissen, dass er nie erfahren durfte. In vielen Details waren sie sich uneins gewesen und stets hatte am Ende Yan mac Ruith, der Vaterbruder Brannons, entschieden. Doch in einem Punkt waren sich alle Druiden einig gewesen:
Brannon mac Ruith durfte niemals erfahren, dass sein Vater ein Druide gewesen war und seine Mutter die aktuelle Königin aller Cruithin.
Und kein einziges Wort über die Tafel.
Niemand von ihnen ahnte damals, dass er dieses Wissen längst besaß.
Cumail wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war, als man ihn wieder einmal aus dem Schlaf riss, mit harten Griffen auf die Beine half und ihm die Augen verband. Sie kamen immer zu dritt und er fühlte sich durch diese Zahl tatsächlich geschmeichelt. Zeigte es ihm doch, dass sie es immer noch für nötig befanden, einem alten Druiden wenigstens drei ausgewachsene Krieger gegenüberzustellen. Natürlich war er längst so abgemagert und entkräftet, dass auch ein einziger Krieger vollauf genügt hätte, um ihn zu bändigen.
Er lachte bei diesem Gedanken auf und dachte an die Zeiten zurück, als die zehnfache Menge an Kriegern nicht ausgereicht hätte, um ihn und seine Kräfte auszuschalten. Doch die miserable Ernährung, die ständige Kälte, der Hunger und nicht zuletzt die Folterungen machten aus ihm ein wandelndes Skelett. Der unregelmäßige Schlaf, ständig unterbrochen und die fast permanente Dunkelheit zehrten an seinen inneren Kräften und verweigerten ihm jedweden Zugriff auf druidisches Wissen und die dafür zwingend notwendige Konzentration. Er fühlte sich wie ein leerer Eimer, der sich daran erinnerte, wie es einmal war, mit frischem Wasser bis an den Rand gefüllt zu sein. Im Grunde sehnte er sich längst nach dem Tod. Seine lang gehegte Ahnung wurde von Tag zu Tag stärker, dass es ein Gnadenakt wäre, würde er einfach an Entkräftung sterben und zu Boden stürzen. Doch genauso ahnte er, dass ihm diese Gnade vorenthalten bleiben würde.
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