Fritz Leverenz - In der Herberge zum Steppenwolf

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In der Herberge zum Steppenwolf: краткое содержание, описание и аннотация

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Der Winter 1983 führt den Autor im Auftrag einer Literaturzeitschrift für mehrere Wochen an eine Baustelle der Erdgastrasse bei Lipezk und Perwomaiskij in Russland, um über die ungewöhnlich komplizierte und bis an die körperlichen Grenzen gehenden schwere Arbeit unter den harten Witterungsbedingungen im Schwarzerdegebiet zu berichten, in denen die Bauleute die kalte Jahreszeit als Partner nutzen, um die Fundamente für die Kraftwerke der Gasverdichterstationen zu begründen.
Er begleitet Kraftfahrer, Zimmerleute, eine Rammbrigade, Brigaden der Entladebahnhöfe bei ihrer Arbeit und besucht, soweit es ihm in der Kürze des Aufenthaltes und der Weite der Landschaft möglich ist, einige der umliegenden Ortschaften.

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Ein Bagger reißt einen schwarzen Streifen in das Weiß.

Dann stehen wir neben der Straße an einem Holzgerüst, das vor einem Gittermast errichtet worden ist. Wolfgang Vierkant, der Brigadier, Faden genannt, groß, kräftig, bärtig, in den Augen ein spöttisches Lächeln; Nils, ein breitschultriger Junge, Sommersprossen, eine heiter geschwungene Nase im Kontrast zu seiner melancholischen Ruhe und Günther, „Opi“ genannt, weil er mit zweiundvierzig der Älteste der Brigade ist, klein, hager, zurückhaltend. Die anderen verschalen eben Fundamente. Faden erklärt die heutige Arbeit: „In zehn Tagen soll das Lager ans Stromnetz angeschlossen werden. Dazu wird oben am Mast ein Verteilerkasten montiert. Wir mussten dazu diese Unterhaltungsbühne zimmern, damit die Anschlüsse sicher und trocken gelegt werden können. Wie die Elektriker nach dem Bau gestern feststellten, ist die Plattform zu schmal. Wir hatten nach ihren Maßangaben gearbeitet. Also, hieß es: Zimmerleute, ran, Plattform abreißen und erweitern!“. Er und Nils klettern an den Gerüststreben in die oberste Etage. Opi holt indessen aus einem Versteck eine aus jungen ungeschälten Kiefern selbstgebaute Leiter. Verstecke sind hier mitunter wichtig. In dieser platten holzarmen Gegend fehlt besonders den Zimmerleuten Material, das sie sich, sowie es nur Augenblicke ungenutzt liegt, ähnlich den Störchen beim Nestbau, gegenseitig stibitzen.

Während die beiden oben die Plattform abmontieren, tragen Opi und ich Bretter heran. Dann klettere ich hoch zur Mastspitze, dem eisigen stillen Wind in die Arme. Die beiden ziehen Nägel aus der Brüstung, rollen das weiße Fließ ein, schlagen die Brustwehr auseinander, reichen mir die Bretter eine Etage tiefer. Unmerklich schneidend treibt der Wind die Kälte ins Gesicht bis die Wangen glühen und die Nase schmerzt. In den Wimpern hängen Eisperlen. Fadens Vollbart verglast unter seinem Atem. „Meine Knie fühlen sich an wie gelähmt“, sagt er. Er kniet mit seiner schwarzen Manchesterhose auf der Plattform, zieht Nägel. „Hab’ nur ‘ne dünne Unterhose drunter“. Unerbittlich streicht der Eiswind die Körperwärme aus der Kleidung.

Die Steppe ringsum ist grauneblige Starre. Darin der Birkenschutzstreifen ein weißer Hauch. Reif bedeckt jedes Material. Der Drahtzaun um das Wohnlager erscheint als Gitter aus weißer Angorawolle. Der Hammer noch lässt sich fassen mit den dicken Handschuhen, nicht so die Nägel in der Hosentasche. Also bleibt die linke Hand nackt. Nils steckt wieder und wieder die Finger in den Mund, lutscht sie warm. Die Arbeit zieht sich in die Länge. Schwer wie in Eichenholz dringen die Nägel in die feuchten und gefrorenen Kiefernbretter. Nägel verbiegen sich, springen surrend fort, das Holz platzt. Die Finger schmerzen. Der Frost degradiert die gewieften Handwerker zu Lehrlingen. Ungeduld vervielfacht die Hilflosigkeit. Faden trifft mit dem Hammer seinen Zeigefinger. Blutspritzer. Flüche. Ansätze zu weit ausholenden Gesprächen gefrieren zu Satzbrocken um die Kälte, um das augenblickliche Befinden von gefrosteten Knien, Nasen, Fingern, um den stetigen Wind, der erst ein wenig nachlässt, als um die Brustwehr das Perlonfließ gespannt ist. Zwischendrin erfahre ich, dass Nils Anfang zwanzig ist, verheiratet und Vater einer Tochter; Opi tatsächlich schon Großvater ist und Faden Mitte dreißig, verheiratet, Vater eines Sohnes; dass seine unruhige Natur nie lange zu Hause auszuharren vermag, sondern Auslauf sucht; dass er seit der Lehre gewohnt sei, auf Großbaustellen zu arbeiten, an der Familie jedoch hänge und für sie sorge. Früher sogar arbeitete er im Elternbeirat, und an Wochenenden, von der Montage zu Hause, reparierte er häufig in der Schule noch Tische, Türen oder Zäune.

Bei Gesprächen auf den Baustellen, im Speisesaal, sowie beim gemeinsamen Anstehen nach „Braustolz-Export“ lerne ich zahlreiche Arbeiter kennen und arbeite auch einige Tage oder Nächte mit ihnen. Dass ich in keinem Lohnbüro geführt werde, erleichtert diese Methode der Arbeitsplatzbeschaffung. Unmerklich und wie selbstverständlich, nur einmal aus Eile etwas aufdringlich, wuchs ich in einige Brigaden hinein. Jetzt, da ich das Zusammenspiel der zahlreichen Gewerke zu begreifen beginne und die Menschen sich aufschließen, ohne hastige Befragung, trage ich meine Arbeitskleidung zurück in den Fundus und packe meine Koffer für die Heimreise.

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