Bernhard Bucher
Der erste Kuss
Wie die Seele zu lieben lehrt
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Bernhard Bucher Der erste Kuss Wie die Seele zu lieben lehrt Dieses ebook wurde erstellt bei
I I Eine Seele, die mit den Augen sprechen kann, kann auch mit einem Blick küssen. Gustavo Adolfo Bécquer (Gustavo Adolfo Bécquer: Geboren: 17. Febr. 1836, gestorben: 22. Dez. 1870, Bécquer war einer der bekanntesten Autoren der spanischen Romantik)
Das Mädchen am Sandhaufen
Rückblick
Deutsch
Bildende Kunst
Klasse 5 c
Die schulische Entwicklung
Literarische Kunst
Der Aufsatz
Gefühle
Freizeitgestaltung
Zeit der Sehnsucht
Nachtrag als letztes Kapitel
Jana und Anke
II
Ein Wiedersehen mit Anke
Abschied von der Schule
Der Friede sei mit euch
Vorbereitende Überlegungen
Strategien
Der Konjunktiv
Ausblick
III
Tag „X“
Ein ganz normaler Tag
Der Traum
Die Kontaktaufnahme
Das Date am Donnerstag
Am nächsten Tag
Eine Woche später
Die Zeit im Wandel
Herbst
Leben, Liebe und Sehnsucht
Epilog
Nachtrag
Impressum neobooks
Eine Seele,
die mit den Augen sprechen kann,
kann auch mit einem Blick küssen.
Gustavo Adolfo Bécquer
(Gustavo Adolfo Bécquer: Geboren: 17. Febr. 1836, gestorben: 22. Dez. 1870, Bécquer war einer der bekanntesten Autoren der spanischen Romantik)
Das Mädchen am Sandhaufen
Mein Name ist Alexander Braun, für Freunde und Bekannte auch Alex. Aufgewachsen bin ich auf dem Land, irgendwo in Süddeutschland. Ich bin jetzt einundfünfzig. Viele der Erfahrungen, die ich in meinem bisherigen Leben gesammelt habe, konnte ich in den letzten Monaten auswerten und dabei hat sich eine Erkenntnis herauskristallisiert, von der ich bislang weder von der Kirche noch von Wissenschaftlern oder sonstigen Schriftgelehrten je gehört habe. Ich bin auf einen unglaublichen Zusammenhang zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, zwischen Leben und Tod, zwischen Körper und Geist und zwischen Gott und der Welt gestoßen. Und davon möchte ich …, nein, ich muss Ihnen jetzt davon berichten! Zunächst aber von ganz vorne:
In meinen Gedanken existieren Bilder, in denen ich als Kind mit einem etwa gleichalten Mädchen zusammen bin und an einem Sandhaufen spiele. In dieser Erinnerung blickt sie mich an, wie ich das so seither nicht mehr erlebt habe, außer bei meiner Frau. Ihr Blick war lieb, durchdringend und hypnotisierend gleichzeitig, voller Freude und Erwartung und noch viel, viel mehr, was sich nicht oder nur sehr schwer beschreiben lässt. Wer dieses Mädchen war und wann und wo diese Bilder entstanden sind, das kann ich nicht sagen, genauso wenig, wie oft und wie lange wir uns überhaupt gesehen haben, oder ob wir uns gegebenenfalls auch zu anderen Gelegenheiten getroffen haben als nur zum Spielen am Sandhaufen. Ich kann mich nur noch an dieses eine Bild erinnern und natürlich an den Blick dieses Mädchens.
Ich frage mich nun, wer war sie? Möglicherweise bin ich ihr sogar in meinem späteren Leben wieder begegnet, vielleicht unbewusst, das jedenfalls entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht trägt sie sogar in gleicher Weise Bilder in sich, die sie auch an mich erinnern. Sie trug übrigens ein dunkelrotes Kleidchen, das mit bunten Blümchen geschmückt war. Und sie stand einfach nur da, auf dem Sandhaufen, und hat mich angesehen. Dieses Bild existiert einfach, klar und deutlich, in meiner Erinnerung – und das schon seit einer Ewigkeit.
Ob ich sie geküsst habe? Vermutlich war ich im Spielkind-Alter; und als ein im Sand spielendes Kind habe ich wohl eher auf andere Dinge Wert gelegt. Aber, vielleicht habe ich dieses Mädchen ja gemocht, und vielleicht bestand diese Zuneigung sogar gegenseitig. Mit Sicherheit aber gingen keine tieferen Sehnsüchte, Gedanken und Gefühle einher, wenn es tatsächlich eine Zuneigung gegeben haben sollte. Vielleicht entwickelte sich ja später eine intensivere Verbindung, bei der wir uns vielleicht auch geküsst haben. Hierzu fehlt mir aber jegliche Erinnerung und Kenntnis zu möglichen Zusammenhängen.
Übrigens: Wer küsst zeigt dem Anderen seine Zuneigung. Das bekommt man auch in jungen Jahren schon mit. Und wenn man sehr viel Zuneigung zeigt, kann Liebe dahinter stecken. Und Liebe ist etwas Schönes. Das kapieren auch Kinder. Wer liebt, lebt gesünder, ist zufriedener und vielleicht sogar erfolgreicher, also insgesamt besser. Liebe ist also erstrebenswert. Wer küsst, ist demzufolge auf dem richtigen Weg.
Heute – möchte ich behaupten – küsse ich viel bewusster als noch vor einigen Monaten, bevor ich mit dem Schreiben meines Buchs begann. Und wie sieht das bei Ihnen aus, heute? Wie küssen Sie Ihren Partner? Wann und wie oft? Was steckt gegebenenfalls hinter dem Kuss, den Sie mit Ihrem Partner tauschen? Haben Sie darüber schon mal nachgedacht? Ist es Leidenschaft, Gewohnheit, Freundschaft, Liebe, ein Friedenszeichen, Freude oder gar Verrat? Überlegen Sie sich die Art des Kusses, bevor Sie küssen? Wahrscheinlich überlegen Sie nicht, das geht nämlich von alleine und ist immer schön, hoffentlich!
Ich kann mich nicht daran erinnern, dieses vorhin beschriebene Mädchen in den ganzen Jahren noch einmal wiedergesehen zu haben. Vielleicht bin ich ihr inzwischen im erwachsenen Alter ja wieder begegnet, ohne es zu bemerken. Dies entzieht sich jedenfalls gänzlich meiner Erkenntnis! Nur die Bilder von damals sind noch in meinem Gedächtnis vorhanden: Das Mädchen mit diesem unbeschreiblichen Blick im dunkelroten Kleidchen auf dem Sandhaufen.
Ich frage mich nur: Wo war das, wann war das, wer war sie damals, lebt sie noch und falls ja, wer ist sie heute und kenne ich sie sogar?
Das muss ich jetzt aufschreiben. Jetzt bin ich soweit, dass ich die richtigen Formulierungen finde und mich ordentlich ausdrücken kann. Ob es nun ein Buch wird für die breite Öffentlichkeit oder nur ein Werk für meine persönlichen Erinnerungen und als Nachlass für meine Familie, das weiß ich jetzt noch nicht.
Diese Geschichte jedenfalls beschäftigt mich ungemein. Die Gefühle, die ich entwickelte, waren nicht nur in meiner frühen Jugend so intensiv, sondern seltsamerweise neuerdings wieder, obwohl inzwischen etwa vierzig Jahre vergangen sind. Ich frage mich, warum mich nach dieser wirklich langen Zeit nun immer noch oder wieder ein und dieselben Gefühle einnehmen, wie ich sie früher schon hatte. Was ist passiert, das versucht, mich erneut so sehr zu beeinflussen? Vielleicht bekomme ich hierauf ja noch eine Antwort.
Damit man den Umgang mit einem Sachverhalt leichter begreift und lernt, damit umzugehen, so heißt es, soll man ihn sich aufschreiben. Und das werde ich nun tun. Ich setze mich also an meinen Schreibtisch, starte den Computer und das Schreibprogramm und beginne, diese Geschichte niederzuschreiben. Dass es weit mehr als hundert Seiten werden, ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Ich werde jedenfalls mit meiner Erzählung an der Stelle beginnen, als ich vor zwei Wochen zu meinem Elternhaus gefahren bin und nach dem Rechten gesehen habe:
Etwas traurig und mit Wehmut betrachte ich die der Straße zugewandte Seite meines elterlichen Hauses, in dem auch ich früher täglich ein- und ausgegangen bin. Es war immer schon ein ruhiger Fleck in dieser Welt, genauso wie auch heute. Die Morgensonne strahlt auf das Haus und legt es in ein anmutiges Anwesen mit gepflegtem Garten ringsum. Hier hat Mutter früher immer jede Blume beinahe gestreichelt und ihr gut zugeredet. Ihr Blumengarten war ihr ein und alles. Als sie dann selbst aus gesundheitlichen Gründen nichts mehr daran richten konnte, sollte ich das alles machen: Blumenbeete und Sträucher pflegen, Rasen mähen und so weiter. Soweit ich konnte, habe ich mich auch rangehalten. Der große Gemüsegarten wurde allerdings zum Rasen, über den ich in den letzten Jahren nur mit dem Rasenmäher gefahren bin. Wir haben uns für die große Rasenfläche einen Aufsitzmäher angeschafft, weil wir ansonsten nicht mehr mit mähen fertig geworden wären.
Читать дальше