Anton A. Bucher
Der
Ethikunterricht
in Österreich
POLITISCH VERSCHLEPPT –
PÄDAGOGISCH ÜBERFÄLLIG!
Mitglied der Verlagsgruppe „engagement“
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
2014
© Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck
Umschlaggestaltung: stadthaus 38, Innsbruck
Layout und digitale Gestaltung: Tyrolia-Verlag
Druck und Bindung: FINIDR, Tschechien
ISBN 978-3-7022-3333-4 ( gedrucktes Buch ) ISBN 978-3-7022-3359-4 ( E-Book ) E-Mail: buchverlag@tyrolia.atInternet: www.tyrolia-verlag.at
Dank Dank Dank gebührt gleich zu Beginn dieser Schrift allen Frauen und Männern, die sich für die ethische Bildung aller jungen ÖsterreicherInnen eingesetzt haben und dies weiterhin tun. Insbesondere den engagierten EthiklehrerInnen, die seit 16 Jahren in einem Provisorium unterrichten, sich dafür aufwändigen Zusatzausbildungen unterzogen und oft im Ungewissen gelassen wurden, ob die Schulversuche überhaupt fortgeführt werden. Spezieller Dank gebührt allen SchülerInnen, die uns bereitwillig und aufrichtig anvertrauten, wie sie dieses Fach erleben – mehrheitlichst positiv – und was sie von ihm zu profitieren glauben: so viel, dass die Überleitung ins Regelschulwesen ein Gebot der Stunde und der Ausbau in die Sekundarstufe 1 mehr als zu empfehlen ist. Frau Mag. Jensy Meindl tippte viele Fragebögen ein, bereinigte die Dateien, assistierte bei den Analysen und gab viele Anregungen für das Manuskript. Mag. Sigrid Hofer, Elisabeth Ehn-Debus und Mag. Martina Vetter tippten tausende Zahlen ein und transkribierten die Antworten auf die offen gestellten Fragen. Anton A. Bucher
Ein demokratiepolitischer Skandal und eine Vorschau auf das Buch
1.Die Vorgeschichte des Ethikunterrichts
Schule vermittelte „Ethik“ schon immer
Das „katholische“ Bayern prescht vor
Die zaghafte Aufnahme der Diskussion in Österreich
Kirche: Ja zu Ethikunterricht, aber nur als Ersatz
Liberale haben es in Österreich schwer, aber trieben Ethik voran
Was die anderen Parteien anstrebten
2.Von der Basis aus: Die ersten Schulversuche Ethikunterricht
Wie (Religions-)LehrerInnen aktiv wurden
Wie die EthiklehrerInnen ausgebildet wurden – und noch immer werden
Wie der Start (miss-)glückte
Inhalte und Ziele des Ethikunterrichts
3.Evaluation des Ethikunterrichts mit positiven Ergebnissen
Erste Empfehlungen: Ethik als gleichberechtigte Alternative – Kritik der Kirche
Ethikunterricht: Gut benotet, beliebt und durchaus effizient
Präsentation der Ergebnisse bei einem offiziellen Pressefrühstück
4.Stillstand in der Politik, Expansion an der (verunsicherten) Basis
Diskutieren, diskutieren – aber nur nichts regeln
Verunsicherung an der Basis – gleichzeitige Initiativen
Wie die Kirche dazu kam, Ethik als Alternativfach zu begrüßen
5.Was eine parlamentarische Enquete bringt
Wie man zwei Millionen Mitbürger übersehen kann
15 Jahre Schulversuch sind genug! Aber die Fronten sind verhärtet
Die dürftige Nachgeburt der Enquete
6.Das Dilemma des Religionsunterrichts
Eine junge Katholikin leidet unter „katholischem“ Religionsunterricht
Lehre der Kirche vermitteln: Für 29 Prozent der ReligionslehrerInnen (sehr) wichtig
7.Ethikunterricht im Frühjahr 2013: Aktuelle Daten und Befunde
Stichprobe: 1832 EthikschülerInnen
Noch bessere Noten
Und was gelernt?
In den Ethikstunden am häufigsten: Diskutieren in guter Befindlichkeit
Durchaus ethisch handlungsbereit: Soziomoralische Einstellungen von EthikschülerInnen
Zukunft von Ethikunterricht: Wofür die Schüler votieren
8.Das Zukunftsmodell „Ethik und Religionen“
Ethik für alle (Claudia Schmied): Ein „Anschlag“?
Ein Fach „Ethik und Religionen“, verpflichtend für alle
„Ethik und Religionen“: In Kooperation von Staat und Kirchen?
Ethische Standards und Kerninhalte von „Ethik und Religionen“
Wer „Ethik und Religionen“ zu unterrichten hätte
Vorteile eines solchen Faches
9.Ethikunterricht: Worum es wirklich ging und geht
Ethische Bildung für alle? Oder Wertemonopol der Kirchen?
Die politische Diskussion um Ethikunterricht: Indiz für dessen Notwendigkeit
10. Jüngste Entwicklungen
Anmerkungen
Dank gebührt gleich zu Beginn dieser Schrift allen Frauen und Männern, die sich für die ethische Bildung aller jungen ÖsterreicherInnen eingesetzt haben und dies weiterhin tun. Insbesondere den engagierten EthiklehrerInnen, die seit 16 Jahren in einem Provisorium unterrichten, sich dafür aufwändigen Zusatzausbildungen unterzogen und oft im Ungewissen gelassen wurden, ob die Schulversuche überhaupt fortgeführt werden. Spezieller Dank gebührt allen SchülerInnen, die uns bereitwillig und aufrichtig anvertrauten, wie sie dieses Fach erleben – mehrheitlichst positiv – und was sie von ihm zu profitieren glauben: so viel, dass die Überleitung ins Regelschulwesen ein Gebot der Stunde und der Ausbau in die Sekundarstufe 1 mehr als zu empfehlen ist.
Frau Mag. Jensy Meindl tippte viele Fragebögen ein, bereinigte die Dateien, assistierte bei den Analysen und gab viele Anregungen für das Manuskript. Mag. Sigrid Hofer, Elisabeth Ehn-Debus und Mag. Martina Vetter tippten tausende Zahlen ein und transkribierten die Antworten auf die offen gestellten Fragen.
Anton A. Bucher
Ein demokratiepolitischer Skandal und eine Vorschau auf das Buch
Der 4. Mai 2011. Ein frühsommerlicher Himmel spannte sich über Wien, auch über das Parlament mit der im Wind flatternden rotweiß-roten Flagge. Um die Mittagszeit schritten zahlreiche Männer und Frauen zu dessen Eingang, dazwischen auch Personen in religiösen Gewändern, besonders auffallend zwei Priester der koptischorthodoxen Kirche in einem knöchellangen schwarzen Zostikon. Auch sie waren unterwegs zu der um 13 Uhr beginnenden parlamentarischen Enquete, nicht etwa über Kirchen oder Religionen, sondern über Werteerziehung an den staatlichen österreichischen Schulen, insbesondere den Ethikunterricht, mit dem 1997 als Schulversuch begonnen wurde und der aktuell (Schuljahr 2012/13) an 234 Standorten geführt wird.
Im Nationalratssaal begannen sich die Reihen zu füllen: 28 Repräsentanten der 14 staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften, Abgeordnete der Parlamentsparteien und der Landesschulräte, zwölf Bundesräte, Vertreter von Gewerkschaft und Kammern, Familienbünden, Schülerorganisationen. Aufmerksam und kopfnickend registriert wurde der Eintritt des Wiener Kardinals Christoph Schönborn an der Seite von Frau Dr. Christine Mann, die verantwortlich ist für die ReligionslehrerInnen in Wien. Auch die Regierungsbank füllte sich: Unterrichtsministerin Claudia Schmied, neben ihr Karlheinz Töchterle, Wissenschaftsminister, die Impuls- und Koreferenten, sechs Männer und eine Frau.
Dieser Enquete vorausgegangen war eine mehrfache Berichterstattung, allerdings weniger über die an Österreichs Schulen faktisch praktizierte oder wünschenswerte Werteerziehung. Am meisten schrieben die Journalisten darüber, was als ein demokratiepolitisch bedenklicher Skandal in der endlosen Geschichte der (Noch-nicht-)Einführung von Ethikunterricht bewertet werden muss. Am 31. März 2011 konstatierte die „Standard“-Journalistin Lisa Nimmervoll unter der Überschrift „In Gottes Namen Ethik“ einen „Affront“. 1Und zwar gegenüber dem österreichischen Zentralrat der Konfessionsfreien, der – eigenen Angaben zufolge – mehr als zwei Millionen MitbürgerInnen repräsentiert. 2Gerade
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