Dirk Walter
Bayern und der Erste Weltkrieg
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Inhaltsverzeichnis
Titel Dirk Walter Bayern und der Erste Weltkrieg Dieses eBook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Bayern im Weltkrieg ist als eigenständiges Forschungsthema sehr lange Zeit nicht wahrgenommen worden. Es gab zwar 1923 eine offizielle Darstellung "Die Bayern im Großen Kriege 1914-1918", herausgegeben vom Bayerischen Kriegsarchiv. Dieses rund 600 Seiten dicke Buch erschöpft sich aber in einem Überblick sämtlicher Schlachten, an denen bayerische Truppenteile maßgeblich teilgenommen hatten. Der Zugang der folgenden Darstellung, die auf einer 30-teiligen Serie im "Münchner Merkur"/"Oberbayerischen Volksblatt" basiert, ist dagegen ein quellengestützter: Sie ist geschrieben anhand zahlreicher Zuschriften – man merkt, dass die Erinnerung an den 1. Weltkrieg sorgsam verwahrt wird in den Schubladen oberbayerischer Familien. Diese Quellen – Briefe, Postkarten, Totenkarten, Soldbücher, aber auch Tagebücher, ermöglichen einen sehr dichten Zugang zum Weltkrieg. Viele Aspekte des Krieges, z.B. die neuartige Technisierung der Front mit Panzern und Flugzeugen, lassen sich auch aus bayerischer Perspektive erzählen.
Als Bayern in den Ersten Weltkrieg zog
Jeder siebte bayerische Soldat starb
Götterdämmerung im Königreich
Der brave Soldat Michael Schreiber
Blutiges Kapitel im Luftfahrt-Zeitalter
Geschichten vom Ersten Weltkrieg
Die Hyäne auf der Theresienwiese
Der letzte Besuch des Erzherzogs
Weltkriegs-Recherche leicht gemacht
Das tödliche Quallentier
Frontbericht in Schönschrift
Geschichten vom Ersten Weltkrieg
Kriegs-Tagebuch eines Daheimgebliebenen
Die Kriegsgefangenen
"Modernes Sklaventum"
Front mit Fernblick
"Aus dem Hinterhalt" erschossen
Geschichten vom Ersten Weltkrieg
Bayern in den letzten Tagen vor der Katastrophe
Bayerns katholische Armee
Kontrollbesuch im Lager
Das große Schlachten
Geschichten vom Ersten Weltkrieg
Feldpropst Faulhaber
Das Versagen der Intellektuellen
"Nun werden wir sie dreschen!"
Nachbetrachtung
Impressum
Vorwort
Bayern im Weltkrieg ist als eigenständiges Forschungsthema sehr lange Zeit nicht wahrgenommen worden. Es gab zwar 1923 eine offizielle Darstellung "Die Bayern im Großen Kriege 1914-1918", herausgegeben vom Bayerischen Kriegsarchiv. Dieses rund 600 Seiten dicke Buch erschöpft sich aber in einem Überblick sämtlicher Schlachten, an denen bayerische Truppenteile maßgeblich teilgenommen hatten.
Der Zugang der folgenden Darstellung, die auf einer 30-teiligen Serie im "Münchner Merkur"/"Oberbayerischen Volksblatt" basiert, ist dagegen ein quellengestützter: Sie ist geschrieben anhand zahlreicher Zuschriften – man merkt, dass die Erinnerung an den 1. Weltkrieg sorgsam verwahrt wird in den Schubladen oberbayerischer Familien. Diese Quellen – Briefe, Postkarten, Totenkarten, Soldbücher, aber auch Tagebücher, ermöglichen einen sehr dichten Zugang zum Weltkrieg. Viele Aspekte des Krieges, z.B. die neuartige Technisierung der Front mit Panzern und Flugzeugen, lassen sich auch aus bayerischer Perspektive erzählen.
Als Bayern in den Ersten Weltkrieg zog
Etwa 200 000 bayerische Soldaten starben im Ersten Weltkrieg. Obwohl die Fronten hunderte Kilometer weit weg lagen, veränderte der Krieg das Leben in Bayern schlagartig und brutal. Wir beleuchten in diesem Buch, wie das Land in die "Urkatastrophe der Menschheit" stolperte.
Der 22. Februar 1914 war ein ruhiger Sonntag. Wochenend-Aufmacher in der "Münchener Zeitung", dem Vorgängerblatt des "Münchner Merkur", waren die Planungen für das Walchensee-Kraftwerk, die nunmehr "in beschleunigtem Tempo vorwärtsgehen" sollten. Unter der Rubrik "Aus aller Welt" wurde berichtet, dass die "sozialdemokratische Führerin" Rosa Luxemburg wegen Aufforderung zum Ungehorsam zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden sei. Und im Anzeigenteil annoncierte das Freisinger Hofbrauhaus dunkles und helles Sommerbier – die Flasche zu 30 Pfennig.
Nichts, aber auch gar nichts in den Zeitungsnachrichten deutete darauf hin, dass die Welt nur ein halbes Jahr später in Flammen stehen würde. Völlig aus dem Nichts traf das, was der Historiker George F. Kennan die "Urkatastrophe der Menschheit" nennen sollte, Bayern dennoch nicht. Schon in den Monaten davor liest man in der Zeitung immer wieder über Kriegsangst. Über die englische Aufrüstung zur See, über das erste deutsche Militärluftschiff "Z VII", das nun endlich in Dienst gestellt worden sei. Und im Bayerischen Landtag warnte die SPD (am 8. Januar) vor dem "Rüstungswahnsinn", der dennoch – wie wir heute wissen – nicht aufzuhalten war. Der Erste Weltkrieg forderte geschätzt 17 Millionen tote Soldaten und Zivilisten weltweit. Etwa zwei Millionen Gefallene waren es allein auf deutscher Seite – und knapp 200 000 davon stammten aus Bayern.
Der Ausgangspunkt des großen Schlachtens lag weit im Süden: Am 28. Juni 1914 feuerte Gavrilo Princip, ein junger bosnischer Serbe, der von einem Geheimbund in der serbischen Armee unterstützt worden war, in Sarajevo die tödlichen Schüsse auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin ab. Beide waren noch am 13. und 14. April zu Gast in München gewesen – "der herzliche Willkomm, den ihm Münchens Bevölkerung bereitete, wird dem hohen Gaste unseres Königshauses gezeigt haben, wie außerordentlich groß und stark die Sympathien sind, die das bayerische mit dem österreichischen Volke, die München mit Wien verbinden", schrieb damals die "Münchener Zeitung". In der Tat: Nicht nur zwischen München und Wien, auch zwischen Berlin und Wien waren die Bande damals eng – so eng, dass Kaiser Wilhelm II. schon am 5. Juli den Österreichern bedingungslose Rückendeckung für einen Konflikt mit Serbien zusicherte – der berüchtigte "Blankoscheck". Danach brach der Kaiser zur "Nordlandfahrt" auf.
Während Wilhelm II. sich zur See vor den Küsten Skandinaviens entspannte, spitzte sich die Lage in Zentraleuropa Tag für Tag weiter zu – die viel beschriebene "Julikrise". Die Kriegsschuldfrage ist Gegenstand intensiver Forschungen – bis heute. Fakt ist aber auch: Die Ermordung des Thronfolger-Paares musste nicht zwangsläufig zum Krieg führen. Der US-amerikanische Historiker David Fromkin hat notiert, welche Staatsführer in den 20 Jahren vor 1914 ermordet wurden. Es ist eine lange Liste, die vom spanischen Ministerpräsidenten (1897) über Sissi, die Kaiserin von Österreich (1898), bis hin zum König von Griechenland (1913) reicht. "Durchschnittlich fiel pro Jahr ein Staats- oder Regierungschef einem Attentat zum Opfer" – ohne dass es zum Weltenbrand gekommen wäre.
Diesmal jedoch lief alles auf eine bewaffnete Auseinandersetzung zu. Ein Ultimatum Österreichs an Serbien verstrich ab dem 23. Juli ergebnislos. Nur fünf Tage später, am 28. Juli, erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg – und sogleich feuerten die Kanonen der österreichischen Festung Semlin über die Donau.
Am 31. Juli verhängte Ludwig III. über Bayern den Kriegszustand – so wie es Wilhelm II. für das übrige Reichsgebiet getan hatte.
Erklärung des Kriegszustandes des Deutschen Kaiserreichesam 31 Juli 1914, der Beginn des Ersten Weltkrieges. Unterzeichnet von Kaiser Wilhelm II. im Neuen Palais in Potsdam. Gegengezeichnet vom Reichskanzler Bethmann-Hollweg. (Lizenz: gemeinfrei/pd-US)
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