1 ...8 9 10 12 13 14 ...17 Zum Essen gibt es Walnüsse, die gerade angefangen haben vom Baum zu fallen. Das erinnerte mich daran, dass fast schon Herbst ist. Wenn wir vor dem Winter noch einen Unterschlupf für alle finden wollen, müssen wir uns beeilen. Wenn erst einmal die Stürme und der Regen anfangen, wird alles so ungemütlich. Wir müssen auch so viele Vorräte wie irgend möglich sammeln. Selbst wenn nur ein Teil der Stadtbewohner herkommen würde, bedeutet dass, eine Menge Esser.
Wir beschließen, noch einen Tag zu bleiben und eine große Höhle als Vorratsraum zu graben. Wenn alle zusammenarbeiten, wird das sicher nur ein paar Stunden dauern. Nach dem Graben drücken wir die Erde rundum fest.
„Der Raum ist schön groß geworden,“ sagt Bene, „Da passen jede Menge Nüsse rein.“
„Wenn die anderen weg sind, Bene, können wir auch noch Nahrung aus der Umgebung sammeln. Ich bin vorhin mal ein Stück am Stamm hinaufgeklettert. Hier wächst Mais und Bohnen, Sonnenblumen, Kräuter und was weiß ich noch alles. Da könnten wir einiges hereinschleppen.“
„Ja, Autax, das ist eine gute Idee.“ Das gefällt mir. „Bei den Walnüssen helfen wir Euch noch ein bisschen, sie sind so groß und schwer. Wir brechen erst morgen auf, denke ich. Natürlich nur wenn es allen recht ist.“
„Von mir aus, ich würde sowieso noch gerne auf dem Walnussbaum herum klettern.“ Berti wieder.
„Ja, das ist eine gute Entscheidung,“ meint Amo, „So ist schon eine größere Menge eingelagert und wir können uns noch ausruhen, bevor es weiter geht.“
Cito nickt dazu. Dann verschwindet er mit Berti um Klettern zu gehen. Na toll, jetzt bleibt es an uns hängen. Ist aber nicht so schlimm, im Gegenteil, es macht richtig Spaß, die Nüsse in den Vorratsraum zu rollen.
„Das hätte Berti und Cito bestimmt auch Spaß gemacht,“ sage ich. „Und es geht viel schneller als ich geglaubt habe. Der Raum ist ja schon halb voll.“
„Dann graben wir eben noch einen, Bene und ich, wenn ihr weg seid. Wir haben dann ja keine Eile mehr. Ich würde mal sagen, wenn dieser Raum voll ist, hören wir auf und essen zusammen.“
„Essen? Juchhu, wir sind auch hungrig.“ Mit einem Satz sprang Berti vom Baum. Dicht gefolgt von Cito. „Wir hatten eine gute Aussicht von da oben. Bis zum Haselnussstrauch ist es gar nicht so weit, das müsstest Ihr wohl in einer Stunde schaffen. Ach ja, es hängen noch sehr viele Nüsse an den Ästen, da könnt ihr noch eine Weile sammeln.“
„Eigentlich, wollen wir auch noch andere Sachen einlagern, Cito. Aber wer weiß, wie lange Ihr braucht, bis Ihr wieder zurück seid. Ich mache mir jedenfalls wegen der Vorräte keine Gedanken. Das ist hier wie im Schlaraffenland. Überall Nüsse und Beeren. In einer Ecke habe ich sogar Kürbisse gesehen. Das ist ein reiches Land.“ Ja, Autax hat recht, Nahrung gibt es genug.
„Habt Ihr von da oben auch Wasser gesehen?“ Frage ich Cito.
„Nur ganz hinten, eingefangen in einem großen runden Gefäß,“ antwortet er. Hoffentlich finden wir irgendwo Wasser, allmählich bekomme ich Durst, und den anderen geht es wahrscheinlich genau so.
Also strömen wir aus, um nach Wasser zu suchen.
Ich wandere zu der großen Tonne, aber man kann nirgends hinaufklettern, die Oberfläche ist zu glatt. Unverrichteter Dinge kehre ich zum Nussbaum zurück. Nach und nach trudeln die anderen ein.
„Na, jemand was gefunden?“ Ich schaue in die Runde.
„Nein, Maxi, ich hatte kein Glück.“ Keiner hat Glück gehabt.
„Ich auch nicht.“ Ich ärgere mich über mich selbst. Niemand hat Wasser gefunden. Das hätten wir am Anfang suchen müssen, bevor wir gegraben und gesammelt haben. Aber keiner hat daran gedacht. Was machen wir nun?
„Äh, Maxi?“
„Ja, Amo.“
„Ich habe mal eine Geschichte gehört, wie man sich Wasser selbst machen kann.“ Das erstaunt mich sehr, wie war das möglich? „Weißt Du wie das geht, Amo?“
„Nun, man gräbt in der feuchten Erde unter einem Baum oder auch in feuchtem Sand ein tiefes Loch, bis man merkt, dass eine kleine Pfütze entsteht. Dann füllt man Kieselsteine hinein und wartet. Nach einer Weile soll dann das Wasser nach oben steigen und durch die Steine gereinigt werden. Dann hätte man sauberes Wasser. Man nennt es Brunnen.“
„Das hört sich toll an, sollen wir es gleich ausprobieren, ich habe schon richtig Durst.“ Sagt Berti. Wir kehren unter den Baum zurück und suchen nach einer sehr feuchten Stelle. In dem größten Hohlraum ziemlich in der Mitte, werden wir fündig. Berti will sofort anfangen zu graben.
„Grabt Ihr mal, Autax und ich holen die Steine.“ Sagt Amo und verschwindet mit Autax nach draußen, um welche zu suchen. Wir graben immer abwechselnd, damit keiner zu entkräftet wird. Viele Mauslängen tief. Nach einer Weile wird es immer schwieriger, die Erde nach oben zu bringen. Dann wird es endlich nass und schlammig. Wir haben das Wasser gefunden. Wir sind inzwischen aber auch so richtig dreckig, überall mit Schlamm bedeckt. Aber das macht nichts, das trocknet bald wieder und fällt beim Schütteln ab.
Die beiden Steinsucher treffen wieder ein, jeder hat einen Kiesel dabei, den er vor sich her rollt.
„Ich glaube, Ihr habt genug gegraben.“ Meint Amo fachmännisch. „Wir rollen jetzt die ersten Steine hinein und holen noch mehr.“ Er dreht sich rasch um und geht mit Autax wieder hinaus. Berti und Cito laufen hinterher. Auf diese Weise wird der Brunnen schnell gefüllt.
Amo steht an dem mit Kieseln gefüllten Brunnen und starrt hinein. „Nun heißt es wohl warten.“
Ich habe mich an den rand plumpsen lassen. „Wie lange denkst Du, Amo?“
„Ich weiß es nicht, in der Geschichte hieß es, eine Weile, aber wie lange genau, weiß ich auch nicht.“ Wir müssen also einfach warten.
Um die Zeit sinnvoll zu nutzen und weil wir sehr erschöpft von der vielen Arbeit sind, legen wir uns nieder, um eine Runde zu schlafen.
Geweckt werde ich von Bertis Rufen. „Es hat funktioniert. Juchhu, wir haben unser eigenes Wasser. Und es schmeckt sehr gut, ich habe es schon probiert.“
Wir haben es tatsächlich geschafft. Ich habe so ein Gefühl, es überwältigt mich fast, MUS hat uns geholfen. Custos hat mir ja ans Herz gelegt, auf meine Gefühle zu hören, es kann immer auch eine Eingebung von MUS sein.
„Hört mal her, bitte, ich glaube ich möchte ein Gebet sprechen.“ Alle sehen mich aufmerksam, fast erwartungsvoll, an.
Das wird mein erstes eigenes Gebet, hoffentlich finde ich die richtigen Worte.
„ Wir danken Dir, MUS,
für die viele Nahrung
und den Platz sie unterzubringen.
Wir danken Dir, MUS,
dass unser Freund Amo
sich an diese Geschichte erinnert hat.
Wir danken Dir, MUS,
für Autax und Bene
die diesen Platz behüten werden.
Wir danken Dir, MUS,
für Berti und Cito
die meine treuen Wegbegleiter sind.
Wir danken Dir, MUS,
dass Du uns beschützt,
und uns immer den rechten Weg zeigst
Wir danken Dir, MUS.“
Wie selbstverständlich sagen alle: „Danke, MUS!“
Eine stille Freude macht sich in mir breit. MUS hat mich die rechten Worte finden lassen, Danke. Alle haben ein Lächeln im Gesicht. Ich habe das Gefühl, dass wir gemeinsam alles schaffen können.
*
Amo lächelte, die junge Maxi war wirklich schon eine richtige Priesterin, was für schöne Worte sie für das Gebet gefunden hat, er war stolz auf sie. Von ihr war bestimmt noch Großes zu erwarten. Berti ist ein kleiner Lausbub, aber das würde sich auswachsen, er war genau so, als er jung war. Seine Mutter hatte sehr oft mit ihm gescholten, wenn er mal wieder einen Streich ausgeheckt hatte. Aber aus ihm war trotzdem etwas geworden. Er war Wächter, darauf konnte er stolz sein, ein sehr ehrenwerter Beruf. Seine Fähigkeiten werden den Kindern hoffentlich helfen, hier etwas aufzubauen. Er war wirklich gern mit ihnen zusammen. Bene war fürsorglich, Berti eher sorglos und vorwitzig, aber seine kleine Maxi, sie war liebevoll, voller Ideen und jetzt außerdem seine Priesterin. Besonders Maxi hatte er in sein Herz geschlossen.
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