„Also, eigentlich hatte ich an den Grauen da gedacht“, erklärte Cecilia und wies auf die Rolle mit dem hellgrauen und unempfindlich aussehenden Bodenbelag.
„Den können Sie auch gern haben. Den hier hatte ich auch nicht für den Boden gedacht, sondern um die Fliesen abzudecken.“ Er legte mehrere Rollen doppelseitiges Klebeband in den Wagen.
„An die Wände?“, fragte Cecilia verdattert.
„Ist eine perfekte Lösung. Es sei denn, Sie wollen den Raum doch auf Dauer als Wohnraum nutzen. Dann müssten Sie entweder die Fliesen abschlagen oder mit Paneel abdecken.“
„Nein, das möchte ich nicht. Da haben Sie schon recht. Aber wieso hellgrün?“
„Das ist ein Restposten, den ich Ihnen zu einem Sonderpreis überlassen kann. Außerdem ist dieses Grün freundlich und verdunkelt den Raum nicht zu sehr. Ein Kellerfenster ist ja auch nicht gerade sehr groß und lässt nur wenig Licht herein.“
„Und mit dem Klebeband hält das auch?“
„Wenn Sie genug davon nehmen, ja. Lässt sich dann auch wieder entfernen. Wenn Sie ihn ankleben ...“
„Nein, nur das nicht.“
„Dann fahren Sie mit dem Klebeband am besten.“
„Na gut. Wenn Sie mir dann noch von dem Grauen was abschneiden würden ...“
„Natürlich, gerne. Was brauchen Sie sonst noch?“
„Tja, ein Bett. Aber da muss ich wohl in ein Möbelhaus.“
„Ja. Aber ich kenne mich auch etwas aus. Meine Frau hat ihre Mutter bei uns zu Hause gepflegt. Das Bett darf nicht zu niedrig sein. Am besten wäre ein elektronisch verstellbares Pflegebett. Die haben heutzutage auch nicht mehr diesen Krankenhaus-Charakter. Meistens sehen sie sehr heimelig aus. Wenn Sie aber so lange nicht warten können, würde ich Ihnen raten, ein normales Bett auf ein paar robuste Holzblöcke zu stellen. Ihre Großmutter müsste dann nur beim Aufbau dabei sein und die richtige Höhe bestimmen.“
„Ah, das ist eine gute Idee!“
„Sie brauchen bestimmt auch noch eine Lampe.“
„Nein, an der Decke hängt eine.“
„Ja, aber der Schalter ist wahrscheinlich neben der Tür? Und wenn Ihre Oma nachts aufstehen muss, dann tappt sie erst buchstäblich im Dunkeln.“
„Ach so! Ja, das stimmt natürlich!“
„Es gibt jetzt Deckenleuchten mit Fernbedienung.“
„Oh, dann bringen Sie mich da bitte mal hin!“
Florian würde ihr die sicher anschließen!
Cecilia kaufte und kaufte. Der Wagen wurde immer voller, ihre Augen immer größer und ihr Bankkonto immer schmaler. Sogar ein kleiner Kellerraum verschlang Unsummen, wenn man ihn behaglich machen wollte.
Sie kaufte noch einen kleinen Tisch mit einem Stuhl und einen Flachbildfernseher, den sie an die Wand hängen wollte. Zum Glück lief der Versorgungsschacht durch diesen Raum, es war also kein Problem, dort eine Antennenbuchse anzubringen.
Den Fernseher erstand sie im Supermarkt um die Ecke und kaufte dort noch den verlangten Braten für den nächsten Sonntag, Gebissreiniger und Kartoffeln.
Abgehetzt und müde steuerte Cecilia ihren Wagen zurück zu ihrem Haus. Sie hasste es, mit offenem Kofferraum fahren zu müssen. Aber wegen der hohen Benzinpreise hatte sie ihren Jeep nach einer Weile wieder verkauft und sich einen Kleinwagen zugelegt. Dafür ragten die beiden Teppichrollen jetzt weit nach hinten heraus. Den Kofferraumdeckel hatte sie, so gut es ging, festgebunden und zwei rote Fähnchen an die Teppiche gehängt.
Es kostete sie einige Mühe, die Dinger in den Keller zu bugsieren. Die Oma und auch Maja konnten ihr ja nicht helfen, also blieb alles an ihr hängen. Den Teppich an den Wänden anzubringen, war ebenfalls nicht leicht. Auf dem Boden lag er schon. Hier und da war er zwar etwas unregelmäßig geraten, aber es würde schon gehen. Aber an den Wänden Teppich anzukleben, war eine mörderische Strapaze. Die beiden Teppichmesser, die ihr der Verkäufer noch aufgeschwatzt hatte, waren eine große Hilfe, trotzdem schwitzte Cecilia und brauchte mehrere Stunden dafür, die Wände mit dem Teppich zu verkleiden. Am Ende sah es doch recht hübsch aus, auch wenn der Ausschnitt um das Fenster herum alles andere als gerade ausgefallen war. Aber da konnte man mit einer starken Schere noch etwas ausbessern. So, fand Cecilia, ging es schon ganz gut. Das Zimmer sah jetzt nicht mehr wie ein kahler, kalter Kellerraum aus. Auch die Wärme hielt sich durch die Teppiche besser. Ein Heizstrahler würde gar nicht nötig sein.
Ein kleines Bücherregal für Krimskrams hatte sie auch noch gekauft, war aber zum Aufbauen zu müde. Das hatte morgen noch Zeit. Das bestellte Bett würde in den nächsten Tagen kommen, bis dahin musste es das Klappbett tun. Das schleppte Cecilia noch runter und richtete es mit Decke und Kissen her. Den ganzen Tag hatte diese Aktion gedauert. Und Cecilia hatte nicht ein einziges Wort getippt. Nun, dann eben morgen. Sie stellte noch einen Radiowecker mit Leuchtziffern auf den Stuhl, in Sichtweite des Bettes. Dann durfte die Oma schauen kommen.
„Das ist aber wirklich hübsch geworden, für so wenig Zeit“, lobte die. „Der Fernseher ist auch für mich?“ Cecilia nickte.
„Kommt an die Wand, Oma.“
„Schön, sehr schön. Was ist mit Licht?“
„Bis nächsten Samstag musst du dir mit einer Taschenlampe behelfen. Florian wird dir die Deckenlampe mit Fernbedienung anbringen, die ich gekauft habe.“
„Schön, sehr schön. Dann komm mal zum Essen. Ich habe aus den Kartoffeln Bratkartoffeln gemacht, das passt gut zum Rührei.“
„So was Schweres“, seufzte Cecilia entsetzt. Sie aß abends nur wenig.
„Schwer, papperlapapp. Das ist eine richtige Mahlzeit.“ Die Oma wies sie an, den Tisch zu decken. Dann lud sie ihrer Enkelin eine Riesenportion Bratkartoffeln und Eier auf den Teller, gab der dicklichen Maja nach einem kritischen Blick nur die Hälfte, und nahm sich dann selbst.
Cecilia aß, bis sie fast platzte, nahm eine Dusche und baute dann doch noch mit ihrem Akkuschrauber bewaffnet das Bücherregal auf, das sie in die Ecke neben das Bett schob. Dann half sie ihrer Oma, sich bettfertig zu machen.
„Gebissreiniger hättest du nicht kaufen müssen, so einen Mist brauche ich nicht“, erklärte die. Dann musste Cecilia ihr die Stützstrümpfe von den Beinen zerren und helfen, das Korsett abzulegen, das der Oma den Rücken stützte.
In ein langes Nachthemd gehüllt, lag sie endlich im Klappbett und Cecilia konnte Feierabend machen. Sie wünschte der Oma eine gute Nacht und stellte ihr noch die Taschenlampe in das Bücherregal.
Sabines Nacht war ziemlich hart gewesen. Immer wieder war sie wach geworden. Mal hatte sie grübelnd im Bett gelegen wegen der Dinge, die Anders ihr knallhart gesagt hatte, mal war sie vom Grollen ihres verärgerten Magens geweckt worden.
Froh, dass sie ihren ersten Drink zu sich nehmen konnte, wälzte sie sich aus dem Bett und rannte förmlich die Treppen herunter. Wulfi sah neugierig zu, wie sie das Zeug in sich hineinschüttete.
„Du solltest mir in den nächsten Tagen nicht zu nahe kommen, mein Kleiner. Sonst übergieße ich dich mit Ketchup und fresse dich auf“, seufzte Sabine. War wirklich erst der zweite Tag?
„Komm, wir gehen Gassi.“ Wenigstens fühlte sich ihr Kreislauf heute stabiler an als gestern. Es lag wohl doch am Flüssigkeitsmangel, dass er gestern abgestürzt war. Der Körper musste sich erst an die Nahrungsumstellung gewöhnen. Bestimmt ging ihr heute alles leichter von der Hand. Bald würde auch der Magen nicht mehr knurren!
Sabine ging mit Wulfi in das Naturschutzgebiet und nahm danach eine heiße Dusche. Lange fuhrwerkte sie mit einer Bürste und dem Föhn herum und zerrte an ihren Haaren, um sie möglichst vorteilhaft hinzubekommen. Leider war ihr Gesicht noch ebenso dick wie gestern. Sie fand, dass die Kurzhaarfrisur, die sie noch vor einem Jahr getragen hatte, ihr Gesicht noch runder hatte wirken lassen. Damals war es ihr egal gewesen, aber nun war Sascha ja wieder da.
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