Sonja Reineke
Kurschatten und Gänseblümchen
Die Fortsetzung zu Hungerkur und Gänseblümchen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Sonja Reineke Kurschatten und Gänseblümchen Die Fortsetzung zu Hungerkur und Gänseblümchen Dieses ebook wurde erstellt bei
Kurschatten und Gänseblümchen Kurschatten und Gänseblümchen Sonja ReinekeKurschatten und Gänseblümchen Die Fortsetzung zu "Hungerkur und Gänseblümchen"
Cecilia in Bremen, Sabine hungert, Lorena in Spanien
Cecilias Oma, Hühnerjagd, Kurverordnung
Zombies auf Speed, Rudi ist sauer, Cecilia schenkt ein
Sabines Defizite, Lorena und Gabi, Maja packt die Koffer
Sabine meißelt, Lorena flippt aus, Cecilia wählt den Notruf
Sabine in Madsenby, Lorena und ihr Vater, Cecilia hat die Bude voll
Sabine im Antiquariat, Lorenas Aussprache, die Nacht auf dem Teppich
Sabine bekommt einen Schock, Majas Kurbeginn, Wettrennen mit Rüdiger
Sabines Konfrontation, Cecilias Begegnung, Majas erster Tag
Jacquelines Überraschung, Sabine säuft, Cecilia gesteht
Maja wird verbrannt, Lorena lässt los, Sabine vermisst ihr Auto
Cecilia vernascht Florian, Maja geht in die Disko, Lorenas erster Tag
Cecilia teilt Florian, Maja zappelt ab, Lorena bei ihren Eltern
Sabine schaukelt Eier, Cecilia verschleißt Teppiche, Maja öffnet sich
Lorena flirtet online, Sabine und Svende, Cecilia schnappt über
Maja verliebt sich, Lorena und ihr Chef, Sabine und Mads
Cecilia Schnapsideen, Majas salzige Soße, Lorena schraubt
Cecilia wird arm, Weihnachten
Weihnachten auf Tristø, Weihnachten in Bielefeld
Sabine und Sascha
Majas Weihnachtsüberraschung, Günthers Abreise, Majas Abreise
Lorena zieht um, Maja grillt, Lorena wird Oma
Sabine und Jasper
Nachwort
Impressum
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Kurschatten und Gänseblümchen
Sonja ReinekeKurschatten und GänseblümchenDie Fortsetzung zu "Hungerkur und Gänseblümchen"
Cecilia in Bremen, Sabine hungert, Lorena in Spanien
Samstagmorgen saß Cecilia in ihrem Auto und raste in Richtung Bremen. Damit sie den Tag nutzen konnten, war auch Florian schon um acht losgefahren. Gegen zehn würden sie sich treffen und sich in Bremen ein wenig umsehen, unter anderem wollte Cecilia einen Blick in den Bleikeller werfen.
„Ja, das ist wohl berufsbedingt, was?“, hatte Florian amüsiert zugestimmt. Cecilia war froh, dass er nichts dagegen hatte. Das Thema Tod und seine Manifestation hatte für Cecilia nichts Abschreckendes, weil jeder sich damit früher oder später auseinandersetzen musste. Hagen hatte da immer die Stirn gerunzelt.
„Man muss das Leben feiern, nicht den Tod“, hatte er gesagt. „Das Leben ist zum Genießen da, wie kann man sich so mit dem Tod beschäftigen? Das ist doch schrecklich! Morbide! Regelrecht krank!“ Viele teilten seine Meinung.
Cecilia war froh, dass nicht so viel wie sonst auf der Autobahn los war. Da herrschte ja inzwischen wirklich Krieg, und da sie so oft unterwegs war, um in verschiedenen Städten ihre Lesungen abzuhalten, erlebte sie eine Menge Schreckenszenarien. Wenn es ging, fuhr sie auf der mittleren Spur. Denn links fuhren einem die Raser gnadenlos bis auf die Stoßstange auf, selbst wenn man über hundertfünfzig drauf hatte und gerade nicht rechts rüber konnte, und rechts schossen die Neuankömmlinge von der Beschleunigungsspur - ohne die Vorfahrt zu achten -, einfach in den fließenden Verkehr. Cecilia fragte sich, ob die alle ihren Führerschein bei eBay ersteigert hatten oder meinten, ihre hochtechnischen Vehikel würden von selbst abbremsen oder ausweichen, wenn es brenzlig wurde. Ihr Gehirn stellten diese Autofahrer jedenfalls auf Standby.
Kein Wunder, dass es auf den deutschen Autobahnen so oft krachte.
In Bremen wurde es aber doch recht schön. Das Wetter spielte leider nicht mit, es war kalt und nieselte leicht. Der Marktplatz mit den Stadtmusikanten gefiel Cecilia gut, sie mochte alte Häuser sowieso und bekam die ersten Ideen für eine Gruselgeschichte. Florian machte mehrere Fotos von ihr neben der Statue mit den Stadtmusikanten und spazierte mit ihr zum Dom, wo sie den Bleikeller und die Mumien besichtigten. Cecilia bedachte diese Menschen, die schon so lange tot waren, mit mitfühlenden Blicken. Was für ein Leben hatten sie wohl damals gehabt? Bestimmt ein mühevolles, und meistens auch recht kurz. Nun lagen sie hier und wurden täglich beglotzt. Sie wirkten irgendwie hilflos und rührten Cecilia auf eigentümliche Weise.
„Lässt einen nachdenklich werden, was?“, murmelte Florian hinter ihr. Auch er senkte die Stimme, seit sie hier unten waren.
„Ja. Sehr. Ich würde hier nicht liegen wollen. Dass der menschliche Körper verwest und zu Erde wird, aus der wieder neues Leben wachsen kann, gehört zum Kreislauf des Lebens. Dafür hat man auch die Ruhe unter der Erde. Hier so zu liegen, und sich anstarren lassen zu müssen, ist irgendwie ... na ja ...“
„Respektlos“, nickte Florian.
„Ja, das auch. So wie die Glotzer bei Verkehrsunfällen. Die saugen das Elend anderer in sich auf, die ihnen hilflos ausgeliefert sind. Mit Totenruhe hat das hier nichts zu tun“, wisperte Cecilia zurück. Sie verließen den Keller bald und schlenderten weiter. In einem Bistro aßen sie zu Mittag und verbrachten den Nachmittag größtenteils in einem Café. Der Nieselregen ging ihnen auf die Nerven, und sie wollten ja ohnehin vor allem die Zeit zusammen genießen. Sightseeing war Nebensache.
„Ich kann ja nächstes Wochenende wieder nach Bielefeld kommen. Dann haben wir auch mehr Zeit“, schlug Florian vor, als es auf sechs Uhr zuging. Die beiden wollten noch zusammen essen und gegen halb acht zurück auf die Autobahn. Cecilia war auch schon ganz unruhig. Maja so lange alleine zu lassen ... was, wenn sie gefallen war?
„Ja, das wäre ganz gut. Das Klappbett ist ja wieder frei, du kannst also bis Sonntag bleiben, wenn du magst.“ Cecilias Wangen brannten. Auch Florian errötete. Er hatte sie öfters an sich gezogen und geküsst. Mehr war noch nicht passiert. Aber nächstes Wochenende ... oder war das noch zu früh? Wie lange musste man heutzutage als Frau warten, um nicht als leicht zu haben abgestempelt zu werden? Und wann galt man als eine, die die Knie nicht auseinander bekam? Cecilia kannte sich da überhaupt nicht mehr aus. Das mit Hagen war ja sehr schnell gegangen und sowieso nur sexuell gewesen.
„Ja, das wäre schön. Sonntagnachmittag ist auch die Autobahn frei ohne die Lkw. Da macht das Fahren mehr Spaß“, sagte Florian jetzt und knabberte an dem kleinen Keks, der zu seinem Kaffee gehörte.
„Ja, wochentags ist das ganz schön schlimm auf der Autobahn“, stimmte Cecilia zu. „Was möchtest du denn am Wochenende unternehmen? Viel ist glaube ich nicht los bei uns in Bielefeld, aber wir können ja auch die Umgebung unsicher machen.“
„Ach, das ist sowieso nicht so wichtig. Ich komme ja, um Zeit mit dir zu verbringen und dich näher kennenzulernen. Wir können aucheinfach spazieren gehen. Das tut Majas Rücken doch gut.“
Ach ja, Maja. Wenn Maja noch da war, dann konnte sie nicht mir Florian ... auch wenn sie ein Stockwerk höher schliefen. Irgendwie war der Gedanke, dass da jemand im Haus war, abtörnend.
„Ja. Okay“, stimmte Cecilia zu und nahm sich vor, bis zum nächsten Wochenende dafür zu sorgen, dass sie ihr Haus ganz für sich hatten.
Sie und Florian gingen Hand in Hand noch etwas in den Geschäften stöbern, bis sie auf ein hübsches kleines Restaurant stießen, wo sie Schnitzel aßen, und schon war der schöne Tag wieder vorbei.
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