Cristina Fabry - Brauseflocken - totes Kind, liebes Kind

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Auf dem Friedhof eines ostwestfälischen Dorfes werden zwei Kinder tot aufgefunden. Ein langes Wochenende steht bevor, das fünf Frauen nutzen, um ihr 30-jähriges Abitur-Jubiläum zu feiern. In zahlreichen Rückblicken, vor allem in die Siebziger und Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wird ihre gemeinsame Geschichte erzählt. Aber was hat der gemeine Dorfzickenterror
mit den beiden Morden zu tun?
Das Ermittler-Duo Keller und Kerkenbrock machen sich auf die Suche, lüften Geheimnisse, sitzen Irrtümern auf und begegnen ungewöhnlichen Menschen, um am Ende einer verstörenden Wahrheit auf die Spur zu kommen.
Kellers und Kerkenbrocks 2. Fall im Kreis Minden-Lübbecke

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Cristina Fabry

Brauseflocken - totes Kind, liebes Kind

Kriminalroman

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis Titel Cristina Fabry Brauseflocken totes Kind liebes - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Cristina Fabry Brauseflocken - totes Kind, liebes Kind Kriminalroman Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog

Mittwoch 25. Mai 2016

1975

Mittwoch, 25. Mai 2016

1976

Donnerstag, 26. Mai 2016

1977

Donnerstag, 26. Mai 2016

Winter 1977 / 1978

Donnerstag, 26.Mai 2016

1979

Donnerstag, 26. Mai 2016

Mai 1981

Freitag, 27. Mai 2016

1982

Freitag, 27. Mai 2016

Januar 1983

Samstag, 28. Mai 2016

März 1985

28. Mai 2016

April – Juni 1986

28. Mai 2016

1996-2006

Nordhemmern, Nordhemmer Straße 110

Melle, Römerweg 4, 12. Juni 2010

29.05.2016, Bielefeld Gellershagen

Herder-Gymnasium Minden, Juni 2011

Nordhemmern, 29.05.2016

Polizeipräsidium Bielefeld, 29.05.2016

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

„Jetzt lass ich dich da oben verhungern!“, krakeelte der große Junge und sie glaubte ihm, denn er war viel größer und schwerer als sie und sie hatte keine Chance von der riesigen Wippe herunter zu klettern.

„Is' doch langweilig.“, maulte das große Mädchen von unten. „Wieso spielen wir nicht woanders?“

„Au ja, ich weiß was!“, rief der Junge und stieg so schnell von der Wippe, dass sie krachend hinunter sauste. Es fühlte sich so an, als würde alles in ihrem Bauch von unten nach oben bis in den Kopf gedrückt.

„Los, wir klettern auf den Heuboden!“, rief er.

„Wie denn?“, fragte das große Mädchen.

„Über die Schweinewaage. Ich mach Räuberleiter für dich. Vom Dach aus kriechen wir unters Scheunendach und dann sind wir schon oben.“

„Und die Kleine?“

„Na, dann nehmen wir die eben mit.“

„Ich darf aber nicht aufs Dach klettern.“

„Egal. Wir dürfen uns nur nicht erwischen lassen. Müssen wir eben leise sein.“

Die großen Kinder schnappten sie. Ihre Beine zitterten noch vom Wippen-Absturz, sie wollte nicht klettern, hatte Angst, herunter zu fallen. Doch alles ging so schnell: Mit der Räuberleiter half der große Junge dem großen Mädchen aufs Dach, dann hob er das kleine Mädchen hoch und das große Mädchen zog an ihren Händen.

„Los, streng dich mal ‘n bisschen an!“, keuchte der Junge. Das kleine Mädchen gab alles. Sie war es nicht gewohnt, Widerstand zu leisten.

Schließlich krochen die Kinder zwischen dem Bitumen-gedeckten Dach der Schweinewaage und dem Überstand des Scheunendachs auf den Heuboden. Hier war es ein bisschen unheimlich, aber auch gemütlich. Die Heuballen dämpften jedes Geräusch, durch die kleinen Giebelfenster drang nur ein Bruchteil des draußen gleißenden Sonnenlichts ein, die Luft war dämmrig, staubig und duftete nach Sommerhitze. Das kleine Mädchen war aufgeregt, beeindruckt von der eigenen Leistung, an so einen spannenden Ort gelangt zu sein. Sie plapperte mit lauter Stimme drauf los: „Hier können wir klettern und von oben ins Heu springen oder ein Sofa bauen.“ Sie hüpfte begeistert wie ein Gummiball.

„Sei still!“, zischte der große Junge. „Wenn die Großen uns hören, werden wir erwischt und dann verkloppt Mama mich mit dem Teppichklopfer.“

„Unser Papa macht das bei mir immer mit der Zeitung.“, erwiderte das große Mädchen.

„Wenn ich sie von Papa kriege“, sagte der Junge, „nimmt er seinen Gürtel. Oder er haut mich einfach mit der Hand.“

Das kleine Mädchen machte große Augen, die älteren Kinder waren ihr unheimlich. Sie wollte von diesem Ort verschwinden. Ihre Beine begannen wieder zu zittern, aber irgendetwas hinderte sie daran, ihren Wunsch laut auszusprechen. Stattdessen fragte sie: „Was spielen wir denn jetzt?“

„Pssst!“, machte der Junge, dann flüsterte er: „Wir spielen Zirkus. Ich bin der Pferdebändiger und du bist das Pferd. Und da ist der Direktor.“ Er zeigte auf das große Mädchen. Die rückte einen Heuballen auf die freie Fläche und flüsterte: „Meine Damen und Herren, hier kommt die Pferdenummer!“

Der Junge sah sich um und entdeckte zwei Stricke aus Hanf. Den einen band er dem kleinen Mädchen um den Hals, so dass sie praktisch an der Lounge lief, den anderen setzte er als Peitsche ein. „So Pferdchen“, zischte er, „immer schön im Kreis laufen.“ Er stellte sich auf den Heuballen und peitschte mit dem kurzen Strick auf den Boden. Das kleine Mädchen lief im Kreis, als ginge es um sein Leben. Sie sagte sich, dass dies sicher nur ein lustiges Spiel sei und lachte hysterisch. Dann traf sie der peitschende Strick auf dem Rücken. Ihr Lachen erstarb. Das große Mädchen sagte: „Du hast sie getroffen. Mit der Peitsche.“

„Na und?“, erwiderte der Junge. Dann zog er an der Lounge und machte „Brrr.“

Das kleine Mädchen blieb stehen. Sie rang nach Luft, hustete und griff sich an den Hals. Das große Mädchen sprang herbei und lockerte die Schlinge. „Braves Pferdchen.“, beruhigte sie sie.

„Jetzt lassen wir das Pferdchen springen.“, flüsterte der Junge. „Los, nimm Anlauf und dann spring über den Heuballen!“

Das kleine Mädchen nahm Anlauf, sprang ab, blieb aber mit dem linken Fuß am Heuballen hängen und stürzte mit dem Gesicht zuerst ins trockene Heu. Die Schlinge hatte sich wieder zugezogen und die reduzierte Luft, die sie durch die verengte Luftröhre einatmete, war staubig und stickig. Mit letzter Kraft entfuhr ihr ein panischer Aufschrei. Der Junge schwang die Peitsche, einmal auf den Rücken, einmal auf die nackten Beine.

„Du sollst sie nicht hauen!“, rief das große Mädchen.

„Wenn ich sie haue, ist sie still.“, rechtfertigte der Junge sich, eilte zu dem kleinen Mädchen, lockerte die Schlinge um den Hals und fasste sie unter die Achseln, um sie wieder auf die Beine zu stellen. Er baute sich vor dem kleinen Mädchen auf und schlug ihr mit dem Strick von vorn auf die Beine. Sie wimmerte.

„Jetzt springst du nochmal, Pferdchen.“, flüsterte der Junge mit eiskalter Stimme und seine Augen funkelten bedrohlich. Sie waren groß und eisblau und das kleine Mädchen hatte trotz der Sommerhitze das Gefühl, unter diesem Eisesblick zu erfrieren.

„Wenn du es wieder nicht schaffst“, wisperte der Junge, „kriegst du den Strick gleich nochmal vor die Beine. Los!“

Er peitschte auf den Boden und das kleine Mädchen nahm verzweifelt Anlauf. Diesmal schaffte sie den Sprung. „Guckt mal, ich kann's, ich kann's!“, plapperte sie, „Gar nicht so schwer, ich muss bloß üben, dann...“

Diesmal traf der Strick sie mitten im Gesicht. Sie sah etwas aufblitzen und als sie die schmerzende Lippe leckte, schmeckte sie Blut.

„Da kommt einer!“, zischte das große Mädchen.

„Los, weg hier!“, flüsterte der Junge. Er packte das kleine Mädchen und sagte: „Du gehst jetzt ins Rattenloch und machst keinen Mucks. Wenn doch, kommen die Ratten und fressen dich. Wir holen dich nachher.“ Er schob das kleine Mädchen mit dem Kopf zuerst in eine Lücke in der Wand aus Heuballen und deckte die Hüften und Beine, die immer noch heraus sahen, mit losem Heu zu. Dann verschwand er mit dem großen Mädchen über das Dach der Schweinewaage.

Mittwoch 25. Mai 2016

Sigrid Röthemeier zog ein letztes Mal mit der Harke über die krümelige Grab-Erde. Sie war heute Nachmittag schon auf dem Hiller Friedhof beim Grab ihrer Eltern gewesen, jetzt sah auch das Grab der Schwiegereltern für den Feiertag tip top aus. Vor der Hecke, die den Friedhof umgab, heulte ein Motorrad auf.

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