Holde-Barbara Ulrich
„Die Biographie eines unbegreiflichen Todes“
DIE BIOGRAPHIE EINES
UNBEGREIFLICHEN TODES
Impressum
Titel: Mein liebes, liebes Kind
Autorin: Holde-Barbara Ulrich
Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.comCopyright: © 2013 Holde-Barbara Ulrich ISBN: 978-3-8442-6047-2 Gedrucktes Buch: „Der Tod der Tochter“ ISBN-13: 978-3-8638-6077-6
Alines Herzenswunsch geht in Erfüllung, sie beginnt eine Ausbildung zur Maskenbildnerin. Kurz darauf Verlobung mit Markus, ihrer ersten Liebe. Im Frühling dann das große Fest zum 18. Geburtstag – zwei Tage lang. Das schönste Geschenk ist Louis, das eigene Auto.
Bis hierhin sieht es so aus, als hätte Aline das Glück gepachtet. Aber das täuscht. Im Herbst wird das Mädchen aus heiterem Himmel krank. Nur wenige Monate später kommt der Tod.
Die Mutter widersetzt sich dem Sterben ihres Kindes noch über den Tod hinaus. Eine Zeit extremer Trauer setzt ein. Sie nennt sie die „Hölle des Schmerzes“. Sechs Jahre braucht sie, ihr totes Kind „loszulassen.“
Das Manuskript ist nicht nur brillant geschrieben, sondern von einem ganz besonderen Einfühlungsvermögen geprägt. Einem solchen Schicksal in dieser Weise Ausdruck zu verleihen, ist wirklich eine hohe Kunst – nicht nur des Schreibens.
(Susanne Myller; Cheflektorin – Gütersloher Verlagsanstalt)
Diese bewegende literarische Biographie erzählt vom Sterben einer 18-Jährigen, der zermürbenden Trauer der Mutter und ihrem Weg zurück ins Leben. Wie immer, geht H.-B. Ulrich beim Schreiben bis an die Grenze des Möglichen. Sie ringt um Wahrhaftigkeit, überzeugt durch die Genauigkeit ihrer Beobachtungen und eine unverbrauchte, bildhafte Sprache.
(Dr. Christina Meinhardt, Art Galerie Rangsdorf)
Die Autorin zieht den Leser spannungsvoll hinein in ein Schreckenszenario, konfrontiert ihn mit detailgenauen, akribisch recherchierten Behandlungsabläufen. Ergreifend die dramatische Sterbeszene, geradezu poetisch die, als sich die Mutter von der Tochter im offenen Sarg verabschiedet.
(Märkische Allgemeine Zeitung)
Dieses Porträt ist ein berührendes Andenken an eine junge Frau, die viel zu früh gestorben ist. Ein Buch für alle, die mehr über das Trauern und Abschiednehmen lernen wollen.
(emotion)
Prolog Prolog An einem Sommertag kam Alines Mutter zu mir, eine sympathische Frau mittleren Alters. Sie bat mich um Hilfe bei der Erfüllung ihres innigsten Wunsches – für ihre tote Tochter mit einem Buch ein Erinnerungs-Denkmal zu schaffen. In jenem Sommer lag Alines Sterbetag schon mehr als fünf Jahre zurück, Maries Trauer aber war noch immer groß und zerstörerisch. „Sie starb mit 18; von Geburt an ist sie die andere Hälfte meines Herzens“, sagte sie, als wäre die Tochter noch da. Ich entschloss mich, über das Leben und Sterben des Mädchens und das Phänomen des unaufhörlichen Trauerns der Mutter zu schreiben. Marie überließ mir ihre minutiösen Aufzeichnungen über den erschreckenden Verlauf der Krankheit und ihr sehr persönliches Tagebuch. Wir trafen uns etwa ein Jahr lang regelmäßig. Ich lernte ihren Mann und ihre jüngere Tochter kennen, sprach mit Freunden von Aline, las einen Stapel Fachliteratur und informierte mich bei einigen der behandelnden Ärzte und bei Psychologen.Von Anfang an gingen unsere Begegnungen über das reine Erkunden hinaus. Marie sprach später von einer Art Therapie. Jetzt, acht Jahre nach dem Tod ihrer Tochter, ist sie noch immer nicht frei von Trauer – wie sollte das auch möglich sein? Aber sie ist ihr nicht mehr so erbarmungslos ausgeliefert. Nun, da das Buch geschrieben ist, widme ich es Aline und ihrer Mutter und allen Menschen, die lernen müssen, mit der Hälfte ihres Herzens zu leben. Holde-Barbara Ulrich Berlin, Mai 2013
1. Alles im Lot
2. Der 18. Geburtstag
3. Glück und Unglück
4. Der Tod tritt herein
5. Maries Flucht
6. Eine Tochter!
7. Der neue Mann
8. Ein guter Vater
9. Ab jetzt nur noch Aline
10. Freundinnen
11. Das Leben geht los
12. Erste Anzeichen
13. Der Verdacht
14. Am Fleesensee
15. Eine Hiobsbotschaft
16. Markus I
17. In die Klinik
18. „Gott sei Dank, sie ist tot!“
19. The show must go on
20. Rotglühende Erinnerung
21. Die Perücke
22. Nicht eine einzige Krebszelle mehr!
23. Neujahr am Meer
24. Die nackte Wahrheit
25. Brief an einen Freund
26. Letzter Versuch
27. Kein Sprechen und kein Sehen mehr
28. Im Koma
29. Schneewittchen im Sarg
30. Multiples Organversagen
31. Ein Schock
32. Die Beerdigung
33. Bilder des Schmerzes
34. Austherapiert
35. Markus II
36. Der Psychologe
37. Abschied
38. Träume, Ängste, Trugbilder
39. Hoffnungsschimmer
40. Vorsichtige Anfänge
41. Marie tanzt wieder
An einem Sommertag kam Alines Mutter zu mir, eine sympathische Frau mittleren Alters. Sie bat mich um Hilfe bei der Erfüllung ihres innigsten Wunsches – für ihre tote Tochter mit einem Buch ein Erinnerungs-Denkmal zu schaffen.
In jenem Sommer lag Alines Sterbetag schon mehr als fünf Jahre zurück, Maries Trauer aber war noch immer groß und zerstörerisch. „Sie starb mit 18; von Geburt an ist sie die andere Hälfte meines Herzens“, sagte sie, als wäre die Tochter noch da.
Ich entschloss mich, über das Leben und Sterben des Mädchens und das Phänomen des unaufhörlichen Trauerns der Mutter zu schreiben. Marie überließ mir ihre minutiösen Aufzeichnungen über den erschreckenden Verlauf der Krankheit und ihr sehr persönliches Tagebuch.
Wir trafen uns etwa ein Jahr lang regelmäßig. Ich lernte ihren Mann und ihre jüngere Tochter kennen, sprach mit Freunden von Aline, las einen Stapel Fachliteratur und informierte mich bei einigen der behandelnden Ärzte und bei Psychologen.Von Anfang an gingen unsere Begegnungen über das reine Erkunden hinaus. Marie sprach später von einer Art Therapie.
Jetzt, acht Jahre nach dem Tod ihrer Tochter, ist sie noch immer nicht frei von Trauer – wie sollte das auch möglich sein? Aber sie ist ihr nicht mehr so erbarmungslos ausgeliefert.
Nun, da das Buch geschrieben ist, widme ich es Aline und ihrer Mutter und allen Menschen, die lernen müssen, mit der Hälfte ihres Herzens zu leben.
Holde-Barbara Ulrich
Berlin, Mai 2013
Im Juli hat Aline Geburtstag. Es ist ihr achtzehnter, sie erwartet ihn mit Ungeduld. Nicht nur, dass sie dann endlich erwachsen ist und Auto fahren darf, er wird auch sonst vieles in ihrem Leben verändern. Als erstes will sie mit ihrem Freund Markus zusammenziehen. Sie möchte in Berlin-Mitte wohnen, weg aus der Vorstadtidylle ihres bisherigen Lebens, fort aus dem Elternhaus am Rande der Hauptstadt.
Aline braucht Raum für sich, Trennraum auch von der aufopfernden Fürsorge ihrer Mutter. Sie meint, es sei an der Zeit, ihr Leben allein auszuprobieren, ihre Selbstständigkeit zu testen, die Bequemlichkeit ihres Elternhauses hinter sich zu lassen, das ihr bisher vieles zu leicht gemacht hat.
In den vergangenen Monaten hat sie oft mit Markus darüber gesprochen. Er wunderte sich über die Dringlichkeit, mit der sie es tat. Als hätte sie mit ihren siebzehn Jahren nicht noch alle Zeit der Welt. Für ihn selbst steht erst einmal im Vordergrund, das journalistische Zusatzstudium in Schottland zu beenden und seinen Master zu machen.
Markus ist neun Jahre älter als Aline und steht schon fester im Leben. Seit kurzem ist er erstaunt über die Unrast, die sie von Zeit zu Zeit anfällt und über ihre melancholischen Verstimmungen, für die es keinen erkennbaren Grund gibt. In beiden Fällen braucht sie stets große Zuwendung. Sie fordert Liebesbeweise ein, die ihm mitunter abwegig erscheinen. Kürzlich fragte sie ihn mit todernster Miene, ob er bereit wäre, sie zu pflegen, wenn sie ernsthaft krank werden würde. Er weiß, dass er solche Fragen ernst nehmen muss, sonst ist sie gekränkt.
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