Hans Christian Andersens
Märchen für Kinder
Die Geschichten sind immer noch ansprechend, obwohl sie vor ungefähr 150 Jahren geschrieben wurden, egal wo man lebt.
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Inhaltsverzeichnis
Titel Hans Christian Andersens Märchen für Kinder Die Geschichten sind immer noch ansprechend, obwohl sie vor ungefähr 150 Jahren geschrieben wurden, egal wo man lebt. Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Impressum neobooks
Märchengruß.
Hans Andersen, der Märchendichter,
Nennt man ihn nur, landaus, landein;
Da lachen strahlende Gesichter,
Da jubeln Bub’ und Mägdelein!
Ihm sang und klang, ihm lebt’ und lachte,
Was anderer Ohr und Auge tot,
Das Seelenlose fühlt’ und dachte
Und ward beseelt, — wenn er gebot.
Den er gepflückt im Wunderlande,
Den allerschönsten Märchenstrauß,
Geknüpft mit rot und weißem Bande,
Streut’ einst er in die Welt hinaus.
Und aus dem Strauß die zart’sten Triebe,
Die er bestimmt der Kinderschar,
Sind hier gesammelt euch zuliebe;
Wir bieten sie euch freudig dar.
Längst ist er schon von uns gegangen,
Der Dichter, der den Kindern lieb,
Doch leben noch in Jugendprangen
Die Märchen, die für euch er schrieb. iv
Sie klingen fort und werden klingen
Unsterblich noch in später Zeit,
Und sich wie gold’ne Fäden schlingen
Um Kind und Märchenherrlichkeit.
Des grauen Entleins Abenteuer,
Der Zinnsoldat, auf einem Bein
Standhaft im Wasser und im Feuer,
Die Schwäne und ihr Schwesterlein;
Das Märlein von dem Tannenbaume,
Vom Koffer, der die Luft durchschwirrt,
Vom Sandmann und Klein-Hjalmars Traume,
Vom Tölpelhans, der König wird.
Sie wollen plaudern, wollen scherzen,
Sie wollen bei euch Kindern sein,
Und dringen in die Kinderherzen
Mit ernster Lehre mahnend ein. —
So macht dem luftigen Gelichter
Ein Heim in Herz und Haus bereit,
Und seid gegrüßt vom Märchendichter,
Die ihr ja selber Märchen seid!
Inhalts-Übersicht.
Seite
Däumelieschen 1
Die Störche 8
Der fliegende Koffer 11
Der Schneemann 15
Es ist ein Unterschied 18
Das Feuerzeug 20
Das häßliche Entlein 25
Die Stopfnadel 31
Tölpelhans 33
Fünf in der Schote 36
Das Märchen vom Sandmann 38
Die Theekanne 45
Die Blumen der kleinen Ida 46
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern 50
Die wilden Schwäne 52
Die glückliche Familie 61
Der Engel 63
Der standhafte Zinnsoldat 65
Des Kaisers Nachtigall 68
Die Schneekönigin 74
Erste Geschichte. Der Zauberspiegel. 74
Zweite Geschichte. Die Nachbarskinder. 74
Dritte Geschichte. Der Blumengarten der Zauberin. 78
Vierte Geschichte. Prinz und Prinzessin. 81
Fünfte Geschichte. Das kleine Räubermädchen. 84
Sechste Geschichte. Die Lappin und die Finnin. 86
Siebente Geschichte. Im Schlosse der Schneekönigin. 88
Fliedermütterchen 91
Der Tannenbaum 97
Das alte Haus 103
Der Buchweizen 107
Die roten Schuhe 109
1
Däumelieschen.
Hilfe suchend kam einmal eine Frau zu einer alten Hexe und fragte sie, ob sie ihr nicht ein
kleines Mädchen verschaffen könnte.
„O ja, das soll nicht schwer halten!“ sagte die Hexe. „Da hast du ein Gerstenkorn; das ist nicht
etwa von der Art, wie es auf einem Bauernfelde wächst, oder womit die Hühner gefüttert
werden. Lege es in einen Blumentopf, dann wirst du etwas zu sehen bekommen!“
„Besten Dank!“ sagte die Frau und gab der Hexe ein Geldstück, ging dann heim, pflanzte das
Gerstenkorn, und sogleich wuchs eine große herrliche Blume hervor, die vollkommen einer
Tulpe glich, aber die Blätter schlossen sich fest zusammen, als ob sie noch in der Knospe
wären.
„Das ist eine schöne Blume!“ sagte die Frau und küßte sie auf die herrlichen roten und gelben
Blätter, aber wie sie sie noch küßte, that die Blume einen großen Knall und öffnete sich. Es
war, wie man nun sehen konnte, eine wirkliche Tulpe; aber mitten in der Blüte, auf dem
grünen Blumengriffel, saß ein winzig kleines, blondlockiges Mädchen, fein und lieblich. Sie
war nicht größer als ein Daumen, und deswegen wurde sie Däumelieschen genannt.
Eine prächtige, lackirte Wallnußschale erhielt sie zur Wiege, blaue Veilchenblätter waren ihre
Matratze und ein Rosenblatt ihr Deckbett. Darin schlief sie des Nachts, aber am Tage spielte
sie auf dem Tische. Die Frau hatte einen Teller darauf gestellt, um den sie einen ganzen Kranz
Blumen gelegt hatte, deren Stengel in das Wasser reichten. Hier schwamm ein großes
Tulpenblatt und auf diesem durfte Däumelieschen sitzen und von der einen Seite des Tellers
bis zur andern schwimmen. Zum Rudern hatte sie zwei weiße Pferdehaare. Das sah
unbeschreiblich niedlich aus. Sie konnte auch singen, o so fein und lieblich, wie man nie
zuvor gehört hatte.
2 Eines Nachts, als sie in ihrem hübschen Bettchen lag, kam durch das Fenster, in dem eine
Scheibe zerbrochen war, eine häßliche Kröte hereingehüpft; sie hüpfte gerade auf den Tisch
hernieder, wo Däumelieschen lag und unter dem roten Rosenblatte schlief.
„Das wäre eine schöne Frau für meinen Sohn!“ sagte die Kröte, und dann ergriff sie die
Wallnußschale, in der Däumelieschen schlief, und hüpfte mit ihr durch die Scheibe in den
Garten hinunter.
Da floß ein großer, breiter Bach; aber dicht am Ufer war es sumpfig und morastig; hier
wohnte die Kröte mit ihrem Sohne. Hu, der war eben so garstig und häßlich, das ganze
Ebenbild seiner Mutter. „Koax, Koax, breckekekex,“ war alles, was er sagen konnte, als er
das hübsche, kleine Mädchen sah.
„Schwatz’ nicht so laut, sonst wacht sie auf!“ sagte die alte Kröte, „sie könnte uns sonst noch
entlaufen, denn sie ist so leicht wie ein Eiderflaum! Wir wollen sie in den Bach hinaus auf
eines der breiten Wasserlilienblätter setzen, das ist für sie, die so leicht und klein ist, wie eine
Insel. Da kann sie nicht entlaufen, während wir den Festsaal unten tief unter dem Sumpfe, wo
ihr wohnen und leben sollt, in Stand setzen.“
Die alte Kröte schwamm nun nach einem der großen, grünen Blätter, welche inmitten des
Baches aus dem Wasser ragten, als ob sie darauf schwämmen, und setzte die Nußschale mit
Däumelieschen auf dasselbe nieder.
Das arme kleine Mädchen erwachte beim ersten Morgengrauen, und da es wahrnahm, wo es
war, fing es gar bitterlich an zu weinen, denn Wasser umgab von allen Seiten das große grüne
Blatt.
Die alte Kröte saß unten im Sumpfe und schmückte ihr Zimmer mit Schilf und gelben
Wasserlilien, denn für die neue Schwiegertochter sollte alles auf das Feinste hergerichtet
werden. Darauf schwamm sie mit dem garstigen Sohne zu dem Blatte hinaus, wo
Däumelieschen stand. Die alte Kröte verneigte sich vor ihr bis tief ins Wasser hinein und
sagte: „Hier stell’ ich dir meinen Sohn vor, der dein Mann werden soll. Ihr werdet unten im
Sumpfe ganz prächtig wohnen.“
„Koax, Koax, breckekekex!“ war alles, was der Sohn sagen konnte. Darauf schwamm die alte
Kröte mit ihrem Sohn fort und sie nahmen Däumelieschens Bett für die neue Ausstattung
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