1 ...6 7 8 10 11 12 ...16 Ich ging nach vorne in den Laden und sah mich nach Behältern um, wo ich die Teiglollies, denn nichts anderes waren Cake Pops, hineinstecken konnte, damit diese mit der Glasur und der Verzierung trocknen konnte. Mein Blick fiel auf einige getöpferte – wirklich wunderschöne – Schalen. In die Schalen füllte ich noch restlichen Teig und backte diesen aus.
In der Zeit verzierte ich die Plätzchen und die Cupcakes und war total zufrieden mit meinem Resultat. Während ich schon die erste Fuhre Cake Pops als kleine Rentiergesichter und Weihnachtskugeln fertig hatte, klingelte nach rund zwei Stunden wieder die Eingangstür.
Ich nahm die Schale mit den fertigen Lollies mit nach vorne und stellte sie auf den Verkaufstresen.
„Mein liebes Kind, die sehen ja zauberhaft aus“, rief Frau Schuster verzückt aus. „Ich möchte gerne die Schale mit diesen wunderschön verzierten Kugeln kaufen. Was möchtest du dafür haben?“
„Nichts da Mathilda, ich werde mehr bezahlen. Die gehören mir.“
„Frau Schuster, Frau Hampach, die sind nicht zu verkaufen. Sie dürfen aber gerne welche haben.“
„Auf keinen Fall, ich möchte sie alle mit der Schale kaufen.“
„Nein ich!“
„Moment, ich gehe nach hinten und mache noch eine Schale fertig. Ich war noch nicht ganz fertig, so haben Sie beide dann eine Schale mit Cake Pops.“
Während ich nach hinten ging, klebten mir die zwei Frauen an den Fersen.
„Oh mein Gott, schau dir doch mal diese wundervollen Küchlein an Gertrud.“
Die beiden überschlugen sich mit Komplimenten. Bevor sie mir den letzten Nerv raubten, drückte ich beiden einen Cupcake in die Hand und sie waren für kurze Zeit ruhig.
„Nina, du bist eine wahre Künstlerin. Die sehen nicht nur fantastisch aus, sie schmecken auch so!“
„Vielen Dank.“ Ich lächelte die beiden wirklich dankbar an. Dann nahm ich die zweite Schale mit den gebackenen Lollies, die nun wie kleine Weihnachtsbäume und Schneemanngesichter aussahen, und ging wieder in den Verkaufsraum.
Die Klingel kündigte nun den nächsten Kunden an und wirklich, es rauschten nun noch Frau Seibert und Frau Finke in den kleinen Laden.
„Oh, das Gebäck sieht ja wundervoll aus Liebes. Wieviel soll das Kosten?“
„Magdalena, die kannst du nicht kaufen, weil sie schon mir und Gertrud gehören.“
„Und was bekommen wir ab?“
„Nina hat noch kleine Törtchen und Plätzchen, die könnt ihr ja kaufen.“
„Aber ich möchte auch so tolle Lutscher.“
„Und ich einen Kaffee.“
„Ja, den möchte ich auch und gleich hier etwas zu essen.“
„Da nehme ich auch einen.“
„Ich auch.“
Ich fühlte mich gerade total überfordert. Wo bekam ich denn jetzt Kaffee her?
„Entschuldigen Sie mich bitte. Ich schaue nach, ob ich hinten Kaffee kochen kann.“
„Kindchen, ich helfe dir.“
„Ich auch, ich trage schon das Gebäck nach vorne.“
Die Vier schoben mich ins Hinterzimmer und ich war nun wirklich total überrannt. Nachdem ich meinen Blick hatte schweifen lassen und auch die Frauen ausgeblendet hatte, sah ich sie. Die Kaffeemaschine! Daniel hatte einen hochmodernen Vollautomaten und ich war damit heillos überfordert. Das ließ ich die Vier aber nicht merken, denn die verschwanden mit den ganzen Tellern voll Gebäck, laut schnatternd, wieder nach vorne in den Verkaufsraum.
„Schätzchen, sind hier irgendwo Stehtische?“
„Ja und Teller bräuchten wir auch noch.“
„Ich hätte gerne einen Stuhl, meine alten Beine halten nicht mehr so lange durch.“
Während mir der Dampf der Kaffeemaschine um die Ohren rauschte, hörte die Diskussion im Vorraum nicht auf.
Obwohl es Winter war, lief mir nun der Schweiß zwischen den Schulterblättern hinunter und mir klebte der Bob unangenehm am Kopf fest. Diese blöde Maschine wollte nicht so wie ich, ich wusste nicht, wo Daniel Teller und Tassen hatte, geschweige denn Stühle oder Stehtische. Ich war kurz davor mir den Arm zu verbrühen, als eine Hand meinen Arm umschloss.
„Stopp, du möchtest dir sicher nicht den Arm verbrennen.“
Ich drehte mich glücklich zu Daniel um und fiel ihm um den Hals.
„Was ist hier eigentlich los?“, fragte er an meinem Hals.
„Ich habe gebacken. Frau Schuster und Frau Hampach wollten meine Cake Pops kaufen. Dann kamen noch Frau Seibert und Frau Finke dazu. Nun wollen alle Kaffee und die Cupcakes und Plätzchen essen. Ich brauche Teller, Tassen, Stehtische und für Frau Schuster einen Stuhl“, sprudelte es aus mir heraus.
Daniel schob mich von sich weg. „Teller sind dort drüben im Schrank, genauso wie Tassen. Tische und Stühle besorge ich gleich und den Kaffee mache ich auch sofort. Ganz ruhig Nina, das bekommen wir hin. Lass dich von den Tratsch-Tanten nicht aus der Ruhe bringen.“
Daniels breites Lächeln beruhigte mich sofort und Hand in Hand arbeiteten wir weiter. Wir besorgten für die Damen die Tische, Frau Schuster bekam ihren Stuhl und sie wurden mit Kaffee und Tellern versorgt. Während die Vier nun im Laden saßen und ihren Kaffee und mein Gebäck genossen, stand ich im Hinterzimmer und rührte den nächsten Teig an, da auch Frau Seibert und Frau Finke unbedingt etwas mit nach Hause mitnehmen wollten.
Es war schon nach Mittag, als die Vier sich endlich verabschiedeten und Daniel und ich ein wenig Luft holen konnten. Für eine Stunde würde er nun den kleinen Laden schließen.
„Puh, was bin ich geschafft.“ Ich ließ mich auf den Stuhl plumpsen, den zuvor Frau Schuster in Beschlag genommen hatte.
„Der Tag ist noch nicht vorbei Nina. Warte mal ab, bis sich herumgesprochen hat, was du für tolle Backkreationen zauberst. Ich bin selber total beeindruckt. Sie schmecken fantastisch.“ Daniel schob sich noch einen Cake Pop in den Mund.
„Ich liebe backen. Allerdings haben wir ein kleines Problem. Mir gehen langsam die Zutaten aus. Ich müsste erst einmal einkaufen.“
„Dann los.“ Daniel hielt mir sein Portmonee entgegen.
„Was soll ich damit?“
„Du sollst die Lebensmittel kaufen. Und bring doch bitte noch für mich einen Döner mit und das was du zu Mittag möchtest.“
„Ich kann das aber selber bezahlen, Daniel.“
„Falls du es nicht mitbekommen hast, aber durch dich, habe ich heute viele meiner getöpferten Sachen an die vier Damen verkauft. Und das nur wegen deiner Kreationen. Das Geld dafür, bekommst du nachher auch noch.“
„Das muss wirklich …“
„Nina, fahr jetzt los, wir diskutieren das nachher noch aus. Ich habe Hunger!“ Daniels Magen meldete sich nun auch lautstark zu Wort und unterstützte somit seine Worte.
Ich fuhr in den nächst größeren Ort und kaufte im dortigen Supermarkt alle Zutaten in großen Mengen ein, die ich zum Backen benötigte. An sich hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, denn billig war der ganze Spaß nicht. Danach hielt ich noch beim Griechen und holte dort unser Mittagessen.
Beim Laden zurück, stand Daniel schon bereit, um mir beim Reintragen zu helfen. Ich blieb erst einmal total erstaunt am Eingang stehen. In der Zwischenzeit hatte er einiges im Laden umgestellt. So waren das Wintergemüse neben den Verkaufstresen gewandert – ein Teil anscheinend sogar in das Hinterzimmer – dafür waren nun an der linken Seite einige der Stehtische aufgebaut. Diese hatte Daniel weihnachtlich eingedeckt und auch der restliche Laden war mit Lichterketten und Weihnachtsschmuck verschönt worden. Auf dem Verkaufstresen waren meine Plätzchen und restlichen Gebäcke schön drapiert worden und ein Teil davon hatte Daniel sogar in kleine Tütchen verpackt.
„Wow, das sieht wunderschön aus“, entfuhr es mir.
„Ich muss mich doch deinen winterlichen und weihnachtlichen Kreationen anpassen. Komm aber bitte rein, es wird kalt. Und ich muss gestehen, mein Magen …“
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