Captain Cosco war sichtlich zufrieden mit sich und der Kitaja .
Achtzehn Minuten dauerte ihr Flug, bis sie Sichtkontakt über die Bordkameras hatten und sogleich feststellen mussten, dass sie sich – leider - nicht geirrt hatten: Zweiundzwanzig Buggys schossen mit Höchstgeschwindigkeit durch die brennend heiße Wüste. Rund einhundert Meter dahinter eine Horde fresslustiger Insektenbestien von rund sechzig Monstern, die mit ihren Krallen den Wüstensand ebenfalls zu einer Staubwolke aufpeitschten.
Die Buggys waren, soweit man das erkennen konnte, vollbesetzt. Einige waren klein und nur für zwei Personen geeignet, andere größer und überdacht und boten Platz für vier oder gar mehr Passagieren.
Somit war allen klar, dass sich auch die Zahl der möglichen Opfer deutlich erhöhen würde, wenn sie nicht helfend eingriffen. Und das ihnen nicht mehr viel Zeit dazu bleiben würde, mussten sie schon eine Sekunde später knallhart erkennen, als plötzlich aus dem Motorraum eines der größeren Buggys eine grelle Stichflamme emporschoss. Die Motorhaube flog in die Höhe, wurde vom Chassis gerissen und rauschte nach hinten weg. Einen Augenblick später war der gesamte Buggy in eine dichte Qualmwolke gehüllt und das Fahrzeug blieb fast abrupt stehen.
Während man die Verzweiflung der Menschen in dem Buggy beinahe körperlich spüren konnte, mussten die vier Männer im Cockpit das Geschehen hilflos mit ansehen. Einige der Insassen blieben stocksteif im Innenraum des Fahrzeugs zurück, drei andere rannten davon.
Aus dem Pulk der flüchtenden Buggys scherte ein kleines Fahrzeug mit zwei Mann Besatzung aus und kehrte um.
Doch es war alles bereits zu spät. Die heranstürmenden Bestien hatten die Distanz innerhalb kürzester Zeit überbrückt und schwappten jetzt wie eine Welle schwarzen Öls auf ihre Opfer zu.
Obwohl jeder wusste, welch furchtbares Szenario gleich ablaufen würde, konnte niemand wegsehen.
„Nein!“ rief Matu plötzlich und sofort danach zuckten zwei Projektile aus den Waffenschächten der Kitaja . Nach vier Sekunden Flugzeit donnerten sie direkt auf den beschädigten Buggy und zerfetzten dort alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Das Fahrzeug, seine verbliebenen Insassen und zwei Insektenbestien gingen in einem Feuerball zugrunde. Die drei flüchtenden Personen aber starben fast zeitgleich einen grausamen Tot unter den hackenden Klauen der blutrünstigen Monstren.
Matu stöhnte auf und schaute zu den anderen. In ihren Blicken sah er keine Zustimmung. „Tut mir leid!“ fühlte er sich deshalb veranlasst zu sagen.
Mavis brummte, während er sah, dass der kleine Buggy, der umgekehrt war, erneut scharf wendete und sich wieder im Höchsttempo davonmachte. „Schon gut! Aber wenn sie hierbleiben wollen, dann reißen sie sich zusammen oder gehen schonender mit unserer Munition um. Eine Rakete hätte vollkommen ausgereicht!“ Er hielt Matus Blick einen Moment fest. „Und jetzt Leute, brauchen wir eine Idee!“
„Die nördliche Hügelkette ist keine vier Meilen mehr entfernt!“ meinte Vilo und deutete auf den Radarschirm. „Wenn sie es bis dorthin schaffen könnten!“
Mavis nickte bedächtig. „Dann müssen wir ihnen Zeit verschaffen!“
„Genau!“ stimmte Vilo zu. „Captain, bringen sie uns zwischen die beiden Lager und versuchen sie den Ansturm der Bestien aufzuhalten!“
Cosco beschleunigte die Kitaja für einen kurzen Moment nochmals, dann hatte er die Bestien erreicht und überflogen. Doch erst, als er mit den Buggys auf gleicher Höhe war, bremste er scharf ab und wendete das Schiff gleichzeitig auf der Stelle. Dabei konnte Mavis erkennen, dass einige Köpfe in den Buggys sich zu ihnen drehten, dann waren sie aus seinem Blickfeld verschwunden.
Während Cosco außerdem die Höhe des Schiffes drastisch verringerte, konnten die Anderen die anstürmenden Bestien schnell näherkommen sehen.
„Geben sie ihnen mal was vor den Bug!“ meinte Vilo zu Cosco. Der Captain nickte und ließ sich das nicht zweimal sagen. Er drückte sofort den Auslöser für die Bordkanone und schwenkte das Schiff dabei sanft von links nach rechts.
Deutlich waren die Flugbahnen der Leuchtspurgeschosse zu sehen, wie sie auf die Welle der Bestien trafen und dort einschlugen. Doch wie nicht anders zu erwarten, verursachten sie längst nicht den gewünschten Schaden. Nur vereinzelt fiel eines der Monstren oder geriet ins Straucheln.
Schon war die Masse so dicht vor dem Schiff, dass die Gefahr bestand, dass sie auf die Außenhülle springen konnten. Cosco reagierte entsprechend und erhöhte die Flughöhe im letzten Moment wieder abrupt. Sofort danach schwenkte er das Schiff um einhundertachtzig Grad und jagte den Bestien hinterher. Er feuerte dabei immer mal wieder, doch er hatte nur wenig Erfolg damit. Matu, der zunächst Mavis und Vilo einen fragenden Blick zuwarf, schickte nach deren zustimmenden Nicken ein halbes Dutzend Raketen auf den Weg, doch auch hier zeigte sich, dass die Bestien extrem schnell und wendig waren. Mehr als eine Handvoll konnten sie dadurch nicht erledigen.
Wenn sie mehr erreichen wollten, mussten sie entweder ihr Waffenarsenal weiter leeren oder eine andere Strategie verfolgen.
„Fliegen sie voraus und landen sie direkt vor den Hügeln!“ rief Mavis und schlug Vilo gegen den linken Arm. „Wir nehmen die Boritas!“
Während Cosco den Befehl des Commanders ausführte, liefen Mavis und Vilo in den Lagerraum der Kitaja . Dort erkannten sie, dass Captain Tibak und die anderen das Geschehen außerhalb des Schiffes über die Bildschirme der Außenkameras mit verfolgt und auch schon entsprechend reagiert hatten.
Einer von Tibaks Männern war gerade dabei, das Schott zum hinteren Bereich zu öffnen und so den Weg zu den Boritas frei zu machen.
Als Vilo die drei stählernen Kugeln in ihrer Schiene an der Decke sah, zuckte ihm kurz eine Gänsehaut über den Rücken und er blieb andächtig stehen. Einen Augenblick später trat seine Frau zu ihm und legte ihm ihre rechte Hand auf die Schulter. Ihr Blick zeigte Sorge.
„Freiwillige?“ rief Mavis.
Keine Sekunde später waren die Hände von Captain Tibak und seinen Männern oben, aber auch die von Vilo.
„Tut mir leid!“ sagte er zu Kaleena. „Aber...!“
„Ich weiß!“ Sie lächelte freudlos, aber verständnisvoll.
Mavis registrierte Vilos Meldung mit einem Brummen. „Vergiss es! Ich mach das!“
Doch Vilo war nicht bereit, dem zuzustimmen. „Damit du noch einen Grund mehr hast, mich zu prügeln?“ Er schüttelte den Kopf. „Das könnte dir so passen!“ Er drehte sich zu Kaleena und küsste sie kurz, aber zärtlich auf den Mund. „Kümmere dich um Jovis!“ sagte er. „Und heb mir was von deinem Essen auf. Kämpfen gegen diese Biester macht mich immer tierisch hungrig!“ Er grinste breit, dann machte er sich auf den Weg zur vordersten Kugel.
Mavis wollte ihm hinterhergehen, doch Kaleena hielt ihn zurück. „Nein, lass ihn. Du magst stinksauer auf ihn sein...!“ Sie schaute ihm direkt in die Augen. „Er selbst aber hasst sich. Deshalb tut er das jetzt nicht für dich, sondern nur für sich selbst!“
Mavis schaute Kaleena einen Moment unsicher an, dann nickte er. „Okay!“ rief er den anderen zu. „Commander Vilo übernimmt die Führung. Ich bin Nummer Zwei. Der letzte im Bunde ist...!“
„Sie sollten hierbleiben!“ erwiderte Captain Tibak und trat zu ihm. „Es macht keinen Sinn, beide Offiziere in Gefahr zu bringen!“ Er warf Kaleena einen entschuldigenden Blick zu, den sie mit einem kurzen Nicken erwiderte. „Ich werde gehen. Und Buras mitnehmen. Es sei denn...!“ fügte er noch mit einem leichten Grinsen hinzu. „...er hat noch mehr Kraftfutter gegessen und passt endgültig nicht mehr rein in das Ding!“
Das Einsteigen in die Boritas geschah in Rekordzeit. Die seitlichen Luken schlossen sich schon eine Sekunde, bevor Cosco ihren Landepunkt erreicht hatte.
Читать дальше